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Full text of "Die Kieselspongien der oberen Kreide von Nordwestdeutschland. III. und letzter Teil: Mit Beiträgen zur Stammesgeschichte"

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Monographien zur Geologie und Palaeontologie 
-. herausgegeben von Professor Dr. W. Soergel, Tübingen 
Serie I Heft 2 


Die Kieselspongien der oberen Kreide 
von Nordwestdeutschland 


Ill. und letzter Teil 





Mit Beiträgen zur Stammesgeschichte 


von 


Dr. A. Schrammen in Hildesheim 


Mit 2 Textabbildungen u. 17 Tafeln 


Berlin 


Verlag von Gebrüder Bornträeger | 
35 Schöneberger Ufer 12a | 


1924 


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Monographien zur Geologie und Palaeontologie 


herausgegeben von Professor Dr. W. Soergel, Tübingen 


Serie I Heft 2 





Die Kieselspongien der oberen Kreide 
von Nordwestdeutschland 


Ill. und letzter Teil 


Mit Beiträgen zur Stammesgeschichte 


von 


Dr. A. Schrammen in Hildesheim 


Mit 2 Textabbildungen u. 17 Tafeln 


Berlin 


Verlag von Gebrüder Borntraeger 
W356 Schöneberger Ufer 12a 


1924 


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ea) Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 





Alle Rechte, 
insbesondere das Recht der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten 


Copyright 1924, by Gebrüder Borntraeger in Berlin 











Druck von E. Buchbinder (B. Duske) in Neuruppin 
„Made in Germany“ 


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Inhalts-Übersicht 


Seite 

Einleitung . . . . . Dre ir elle Seren ach in Abt ee Bann ill min dan te niert SE SE en DE 5 1 
Klasse Silicea Gas Saar rer he se u A a ee ee ee er A 
Ordnung Triaxonia F. E. Schulze RR FE u ee Eu ER ee ; 
Systematik . . > 2 2 220. u IE Ve u N 


Isoliert vorkommende Megasklere und | Mikrosklere EN eh en a ee, 
Tribus Lychniscaria Schrammen . . . . : 2 nn 5 

»„ Uneinataria F. E. Schulze. . 2: nn .% 
Familien unsicherer Stellung -. - - : : 2m... 80 
Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze . . . : : CL or nn. 02 
Stammesgeschichtliches. . . >: 22mm nee. 
Systematik . . . . Se ang dar ie ie ln ae ee, 3 
Isoliert vorkommende Mesiskleren und | Mikrosklere BE ee Re ee, AO 
Tribus Acanthotriaenophora nov. trib.. - . 2: 2: 2 m rn nenne 44 

»„  Astrophora Lendenfeld . . 2: or ne. 45 

„  Tetracladina Zittel . . oo oe een. 46 

»  Megamorina Zittel . 2. : 2: 2 onen 6l 

»  Dicranocladina Schrammen . . . . : 2 Er nn en. 64 
Ordnung Monaxonia F. E. Schulze . . . 2... 2 ro nme. 67 
Stammesgeschichtliches De ee ee er Te ae a de ee Bee Aare a AO 
Systematik . . . . : i dee la ie Er a ee 08 
Isoliert vorkommende Megsiklere und Mikrosklere . u ee a er ae hr rer 09 
Monaxonia mit regulären Megaskleren . . » » 2 2 2m nn nenn 74 
Tribus Rhizomorina Zittel . » : 2 Co Come nn 16 
Neueinteilung der Rhizomorina . . . . Decke ah a ce Ar San eite Bir a, Are ee SO 
Stammesgeschichtliche Beziehungen der Rhizomorina Se lee le ee nt 280 
Revision der Kreide-Rhizomorinen . -. . : : 2: 22m nn nenne 89 
Ordnung Cryptaxonia nov. 0... . 2. 2: 2 rennen. 180 
Tribus Sphaerocladina Schrammen . . . . » 2: 2 2 nn nn nennen. 180 
Fauna von Glentorf-Boimstorf . . . . 2. Emmen rennen. 188 
Fauna von Höver. . : 2: Coon nenne. 148 
Fauna von Kl.-Biewende. . . . 2 2: 2 mm m nee nn. 148 
Fauna von Adenstedt-Bülten. . . . 2 Com mn. 149 





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Einleitung 


Das vorliegende Werk bringt Arbeiten über die Kieselspongien der oberen Kreide von Nordwest- 
deutschland zum Abschluß. | | | 

Nach Veröffentlichung des größeren Teils der Makrofauna bedurfte es noch planmäßiger Unter- 
suchungen aller Schichten auf isoliert vorkommende Spicula: Megasklere und Mikrosklere. Die Ergebnisse 
dieser Forschungen haben eine Fülle neuer und für die Stammesgeschichte der Kieselspongien bedeutsamer 


Tatsachen erbracht. Der Kontakt zwischen den Faunen der oberen Kreide und der Jetztzeit ist nunmehr 


vollkommen geschlossen. " 

Ferner fehlte eine Revision der bereits von O. Griepenkerl bearbeiteten und durch die Eigenart 
der faZiellen Entwicklung wichtigen Fauna von Glentorf in Braunschweig. Die Neubearbeitung war nötig, 
weil Griepenkerl die reichen Fundpunkte seiner Heimat wenig erschöpfend ausgebeutet hat und weil seine 
Artbestimmungen heute nicht mehr genügen. Früher konnte ich mich hinsichtlich der Glentorfer Vorkommnisse 
fast nur auf die in den Sammlungen der technischen Hochschule zu Braunschweig aufbewahrten Originale 
Griepenkerls stützen. Längere eigene Aufsammlungen an Ort und Stelle haben es jetzt ermöglicht, die 
Angaben des genannten Forschers eingehend nachzuprüfen und wesentlich zu vervollständigen. 

Etwa das gleiche kann ich über die von Wollemann bearbeitete Kreide von Biewende in Braun- 
_ schweig sagen. | 

Aus dem Granulaten-Senon von Adenstedt-Bülten konnte ich früher nur einige wenige Arten beibringen, 
obwohl Spongien in den riesigen Aufschlüssen gar nicht selten sind. Die meisten sind aber unbestimmbar, 
sei es, daß das Skelett nicht erhalten ist, oder weil die Oberflächen zu stark von dem sandigen Sediment 
überkrustet werden. Auch hier ist es schließlich durch intensives Sammeln gelungen, sicher bestimmbare 
Stücke einer verhältnismäßig großen Zahl von Arten aufzufinden, so daß der Charakter dieser untersenonen 
Küstenfauna und ihr Verhältnis zu den älteren und jüngeren Spongien-Faunen der Oberkreide heute gut zu 
übersehen ist. 

Mit bestem Erfolge habe ich im letzten Jahrzehnt auch die ausgedehnten Steinbrüche der Zement- 
fabrik Höver bei Hannover ausgebeutet. Für so manchen inzwischen eingegangenen Fundpunkt der Quadraten- 
Kreide — ich nenne nur Oberg — boten sie einen wertvollen Ersatz. Da die gut erhaltenen Vorkommnisse 
aus den Schichten von Höver in vieler Hinsicht die an anderen Aufschlüssen der Quadraten-Kreide gewonnenen 


Erkenntnisse ergänzen, habe ich auch die Spongien von Höver mitbearbeitet. 
Schrammen, Die Kieselspongien l 


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2 Einleitung 


Die Faunen von Gilentorf, Höver, Biewende und Adenstedt-Bülten behandle ich, jede für sich, im 
Zusammenhange. Dagegen bringe ich die zahlreichen, naturgemäß fast ausnahmslos sehr seltenen neuen 
Formen, die ich nach Veröffentlichung meiner Monographie noch bei Oberg, am Sudmerberge und im 
Mukronaten-Senon von Misburg auffinden konnte, in der durch die Systematik gegebenen Folge. Leider sind 
die ehemals so reichen Fundstellen am Sudmerberge und bei Oberg nicht mehr vorhanden. Die ersteren 
verschwanden durch die vorgeschrittene Aufforstung des Sudmerberges, die letzteren infolge von Einebnung 
und Bewachsung der Mergelgruben. In nicht ferner Zeit werden auch die spongienreichen Bänke der 
Mukronaten-Kreide von Misburg abgebaut oder mit Vegetation bedeckt sein. Da sich meine Aufsammlungen 
an den genannten Lokalitäten aber über einen fast dreißigjährigen Zeitraum erstrecken, ist wohl anzunehmen, 
daß der Inhalt der Schichten so gut wie lückenlos erfaßt worden ist. | 

Alle Abbildungen von Skelettelementen, die ich bringe, wurden nach eigenen mikrophotographischen 
Aufnahmen hergestellt. Natürlicherweise waren Resultate, wie etwa bei Verwendung rezenten Materials, nicht 
immer zu erreichen. Selbst an den besterhaltenen Spicula fossiler Spongien treten Korrosionsmale, mineralische 
Trübungen, Inkrustationen und Verunreinigungen durch Sediment auf, die namentlich bei stärkeren Ver- 
größerungen mehr oder weniger stören können. Retouchen habe ich aber grundsätzlich nur vorgenommen, 
wo etwa eine kleine Unschärfe zu beseitigen und eine Entstellung selbst unwesentlicher Einzelheiten nicht zu 
befürchten war. Die Objektivität des photographischen Verfahrens hat Bilder ermöglicht, die sowohl dem 
Paläontologen wie dem Zoologen viel sicherere Unterlagen bieten dürften, wie die meist mehr oder weniger 
subjektiv beeinflußten Zeichnungen der älteren Literatur. 

Um Typisches besser herauszubringen, habe ich in der Regel ganze Serien gleicher Elementarkörperchen 
zusammengestellt und photographier. Die Aufnahmen der Desme und Megasklere sind fast alle bei auf- 
fallendem Licht gemacht worden. Eine geringe Verminderung der Schärfe wird durch die größere Plastik 
reichlich wettgemacht. | 

Außer Angaben der Vergrößerungsgrade sind den Tafeln Maßstäbe beigegeben, die durch mikro- 
photographische Aufnahmen eines Mikrometers in denselben Vergrößerungen, in denen die Aufnahmen der 
Skelettelemente gemacht wurden, hergestellt worden sind. Dadurch werden vollkommen zuverlässige Messungen 
ermöglicht, die bei Vergleichen brauchbarer sind als Umrechnungen der Mikrometergrade. 

Die bei durchfallendem Licht angefertigten Mikrophotogramme sind meist nach Balsampräparaten, 
einige aber auch nach Wasserpräparaten gemacht. Beim Wassereinschlusse sind die Kontraste stärker. Der 
Einschluß in Wasser hat den weiteren Vorteil, daß das Objekt durch Hin- und Herbewegen des Deckglases in jede 
gewünschte Lage gebracht werden kann. (Man verwende ein recht großes Deckglas [es kann die Dicke des Objekt- 
trägers haben], weil sonst schnelles Eintrocknen Bewegungen des Objekts und dadurch Unschärfe verursacht.) 

Einige Oberflächen-Aufnahmen von Hexaktinelliden habe ich durch viermalige, direkte photographische 
Vergrößerung mit einem Anastigmat von 12 cm Brennweite, bei sehr schräger Beleuchtung und stärkster Ab- 
blendung hergestellt. Die scharfen Negative wurden nachträglich vergrößert. 

In meinem früheren Werk hatte ich mich aus naheliegenden Gründen hauptsächlich mit den mehr 
oder weniger im Zusammenhange erhaltenen Spongien-Skeletten, oder mit Anhäufungen ursprünglich zusammen- 


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Einleitung 3 


gehöriger Megasklere befaßt. Das Faunenbild wird aber erst vollständig durch Mitberücksichtigung der isoliert 
vorkommenden Spicula, seien es Megasklere oder Mikrosklere. Die erste Bedingung, von welcher die 
Möglichkeit des Nachweises dieser z. T. überaus winzigen Gebilde abhängt, ist selbstverständlich ihre tat- 
sächliche Erhaltung. Die zweite und nicht minder wichtige ist eine zweckmäßige Untersuchungstechnik. Ich 
gebe darum eine ausführliche Schilderung der in Frage kommenden Methoden und betone von vornherein 
nachdrücklich, daß der Erfolg, auch wo die Erhaltungsbedingungen genügen, von peinlicher Sorgfalt bei der 
Präparation, viel Geduld und etwas Glück abhängt. 


Bei der Untersuchung aller kalkigen und mergeligen Ablagerungen, die getrennte Skelettbestandteile 
von Kieselspongien, isolierte Spicula u. dgl. in ursprünglichem Erhaltungszustande oder wenigstens verkieselt 
und morphologisch einigermaßen unverändert enthalten und darum nach Auflösung des Sediments hergeben, 
kommen namentlich zwei Verfahren in Betracht: die Methode der unterbrochenen Sedimentation und die 
Schlammprüfung nach Ortmann. Die Methode der unterbrochenen Sedimentation liefert, nach der Größe 
getrennt, sämtliche größeren isolierten Spicula; von den kleineren die größeren Sterraster, Sphaeraster, Metaster 
usw. der tetraxonen, die größeren Sigme und Chele der monaxonen, und die größeren Amphidiske, Clavulae 
und Scopulae der triaxonen Silicea. Bei der Schlammprüfung nach Ortmann gewinnt man außerdem noch 
die allerkleinsten Gebilde, die überhaupt erhaltungsfähig sind, wie Hexaster, kleine Pinule, Scopulae und 
winzigste Amphidiske (nebenbei auch Radiolarien usw.). 


Welches Verfahren jeweils vorzuziehen ist, hängt vom Charakter des Untersuchungsmaterials und seinem 
Verhalten in Säurelösung ab. Darum bringt man, bevor man sich für die Anwendung der einen oder anderen 
Methode entscheidet, die Gesteinsproben, in denen Reste von Kieselspongien enthalten sind oder vermutet 
werden, zuerst einige Minuten in Salzsäurelösung (1 Teil Säure + 8—10 Teile Wasser), spült nach dem An- 
ätzen oberflächlich mit Wasser und läßt das Material trocknen. Alle Stücke, die zwar (unter der Lupe) erkenn- 
bare Spicula in mehr oder weniger großen Mengen enthalten, aber grobkörnig oder durch tonige Streifen 
verunreinigt sind und mit rauher schmutziger Oberfläche lösen, sind für das Ortmannsche Verfahren in der 
Regel ungeeignet und besser nach der Methode der unterbrochenen Sedimentation weiter zu behandeln. Aus 
feinstem Sediment gebildete, an der Oberfläche porzellanartig glatte, gleichmäßig gefärbte oder nur durch fein 
verteilte Ringe und Streifen von Eisenhydrat geflammte Gesteinsbrocken sind dagegen mit Aussicht auf Erfolg 
nach Ortmanns Methode zu untersuchen. 


Die vorbereitenden Maßnahmen bei der Weiterbehandlung der zunächst nur oberflächlich angeätzten 
Stücke sind in beiden Fällen dieselben und bestehen darin, daß man mit Hilfe der oben angegebenen Säure- 
lösung das Gestein weiter auflöst. Es ist zweckmäßig, bei Anwendung der Sedimentationsmethode von vorn- 
herein mit mehr Material (einigen faustdicken Stücken) zu arbeiten, da ja auch etwaige größere Fragmente 
von Skeletten und die größten Megasklere gewonnen werden sollen. Dagegen sind bei den Ortmannschen 
Verfahren, das mit außerordentlich winzigen Gebilden rechnet, kleinere Gesteinsstücke zu wählen, oder größere 
nur teilweise aufzulösen. Man unterbricht dann den Ätzprozeß und stellt durch einige Probepräparate fest, 
ob Ergebnisse wahrscheinlich sind, 

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4 Einleitung 


Der Ätzrückstand bildet eine schlammige Flüssigkeit, an deren Grunde größere Fragmente von 
Spongien, große Megasklere und mineralische Beimengungen liegen, während die kleineren und kleinsten & 
Kieselkörperchen (auch Radiolarien usw.) zunächst noch suspendiert bleiben. | 

Die weitere Behandlung dieses Produkts nach der Methode der unterbrochenen Sedimentation bezweckt 
die Entfernung des Schlammes unter Zurückbehaltung und Größensortierung der Spicula. Von diesen sedi- 
mentieren in reinem Wasser selbst die kleineren verhältnismäßig schnell (in wenigen Minuten), im dicklichen 
Ätzschlamm aber gar nicht oder nur langsam. Darum ist der Schlamm zunächst recht ausgiebig mit Wasser 
zu verdünnen. Hierauf läßt man in einem flachen Behälter (am besten einer größeren Entwicklungsschale) 
mindestens 15 Minuten sedimentieren. Das trübe Wasser wird sodann vorsichtig abgegossen, neues hinzu- 
gefügt, wiederum, aber weniger lange, sedimentiert und dieser Prozeß so oft wiederholt, bis das Wasser sich 
schnell klärt und am Boden der Schale der graue oder gelbliche Niederschlag von Kieselnadeln sichtbar wird. 

Hier setzt die unterbrochene Sedimentation ein. Der Hilfsapparat besteht in einigen Wassergläsern. 
Man spült das Nadelsediment aus der Ätzschale in ein Wasserglas (ev. schon unter Zurücklassung größerer 
Stücke) und läßt sedimentieren, bis das Wasser klar ist. Das klare Wasser wird ab-, neues zugegossen. Da- 
durch wird das Nadelsediment aufgewühlt. Nach einigen Sekunden werden sich die allerschwersten Teilchen 
wieder abgesetzt haben. Sofort wird die Flüssigkeit mit den noch suspendierten Nadeln in ein zweites Glas 
gegossen. Dort beginnt eine neue Sedimentation, die aber erst nach längerer Dauer, etwa nach 30 Sekunden 
durch Abgießen in ein drittes Glas unterbrochen wird. Nötigenfalls können noch weitere Sedimentationen 
folgen. Die letzte, welche die leichtesten Teilchen enthält, muß natürlich so lange fortgesetzt werden, bis das 
Wasser wieder ganz klar ist. Nun spült man die verschiedenen Sedimente in kleine Schälchen und kann 
sofort, indem man mit der Pipette einige Tropfen des durch leichtes Schütteln oder mit der Pipette auf- 
gelockerten Sediments auf einen Objektträger bringt, bei durchfallendem Licht untersuchen oder photo- 
graphieren. . 

Die Methode bietet den Vorteil gleichmäßiger und sauberer Nadelgemische und liefert im feinsten 
Sediment alle größeren Mikrosklere (und Radiolarien). Die allerwinzigsten Formen dürften aber doch meist 
verloren gehen. Jene erhält man nur durch die Schlammuntersuchung nach Ortmanın. | 

Ortmanns Methode ist auf die Erfahrung gegründet, daß die Sedimentationskoeffizienten der Schlamm- 
flöckchen und der winzigsten Mikrosklere ungefähr übereinstimmen. Bei der vollständigen Beseitigung des 
Schlammes müssen also auch jene verschwinden. Nun würde aber eine unmittelbare Untersuchung des 
Schlammes auch nicht zum Ziel führen, weil undurchsichtiger Schmutz und überschüssige Säure (durch 
Kristallisationsbildungen) die Untersuchung der Präparate sehr erschweren oder ganz vereiteln könnten. Darum 
muß der Ätzschlamm zuerst entsäuert und zugleich gereinigt werden. Beides geschieht mit Hilfe von sehr 
‘ viel Wasser und durch häufig wiederholte: Sedimentation. Spült man hierbei zu wenig, so bleiben die Prä- 
parate undurchsichtig. Spült man zu stark, so verliert man die feinsten Spicula. Man läßt also, nach Ablauf 
der in einer größeren Schale vorgenommenen Ätzung, zunächst reichlich Wasser zufließen und den Schlamm 
vollkommen sedimentieren (einige Stunden). Darauf wird die klare Flüssigkeit abgegossen (aber nicht die 
wolkige Trübung über dem Boden der Schale) und dieser Prozeß mehrfach wiederholt. Nach dem letzten 


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Einleitung 5 


Abgießen des klaren und nunmehr fast entsäuerten Wassers verteilt man die wolkige Trübung und das feinste 
Sediment auf kleine Schälchen, und wiederholt in diesen im kleinen den vorigen Prozeß, bis Probepräparate 
befriedigend ausfallen. Zuweilen geht die Gewinnung brauchbarer Präparate schnell. Meist sucht man sich 
müde. Beim Oberger Gestein bieten die häufigen und schön erhaltenen Radiolarien einen guten Anhalt für 
die gelungene Durchführung des Ortmannschen Verfahrens. Erscheinen in den Präparaten selbst die kleinsten 
Radiolarien aber keine Mikrosklere, so kann man annehmen, daß diese in dem Untersuchungsobjekt kaum 
vorhanden sind. 


Den ganzen Untersuchungsgang fasse ich nochmals kurz zusammen: 


1. Material oberflächlich anätzen, abspülen und trocknen. 

2. Homogene Stücke mit glatter Oberfläche und gleichmäßiger Färbung weiterverarbeiten; verschmutzte, 
grobkörnige, stark verrostete oder von, tonigem Sediment durchsetzte Stücke ausscheiden. 

3. Untersuchungsobjekt in größerer Schale teilweise oder gänzlich auflösen, Wasser hinzufügen und 
bis zur Scheidung von Schlamm und klarer Flüssigkeit sedimentieren lassen. 

4. Klare Flüssigkeit abgießen und Prozeß 1—4 mehrfach wiederholen. 

5. Wolkige Trübung und feinstes Sediment auf kleine Schälchen verteilen und unter Zu- und wieder 
Abgießen von Wasser mehrfach sedimentieren lassen. Hierbei größte Vorsicht! 

6. Gereinigtes Sediment tropfenweise (mit der Pipette) auf fettfreien Objektträger bringen, ausbreiten 

_ und unmittelbar oder (nach vorsichtiger Trocknung) in Harzen untersuchen. 


Von den Kreidebildungen Hannovers führt das Quadraten-Senon von Oberg die meisten Mikrosklere. 
Verhältnismäßig am häufigsten sind Amphidiske, Sterraster, Pinakide und dornige Körperchen von monaxonen 
und tetraxonen Silicea; seltener Clavulae, Scopulae, Sigme, Chele und Pinule; am seltensten Hexaster. In 
den Äquivalenten der Oberger Kreide, bei Höver, Biewende und Schwiechelt, wo auch die Erhaltung der Stütz- 
skelette zuweilen zu wünschen übrig läßt, habe ich keine Mikrosklere auffinden können. Auch in den zahl- 
reichen Gerüsten von Coeloptychien und anderen Spongien aus dem Mukronaten-Senon von Misburg, die ich 
auf isolierte Spicula untersucht habe, konnte ich nur manchmal geringe Spuren entdecken. Dagegen kommen 
bei Misburg als große Seltenheiten die in dieser Arbeit beschriebenen Ortmannia-Knollen vor, welche 
fast nur aus Megaskleren monaxoner und tetraxoner Kieselspongien, Dermalia von Silicea mit Desmen, 
Hexaktinen, Pentaktinen usw. bestehen und fast immer auch Amphidiske, Hexaster, Clavulae, Scopulae, Sigme, 
Chele, Sterraster, Sphaeraster usw. enthalten. In den untersenonen Sandmergeln des Sudmerberges, bei 
Adenstedt-Bülten und in den glaukonitischen Mergeln von Boimstorf-Glentorf wird man ganz vergeblich nach 
Mikroskleren suchen, weil die grobkörnige Struktur dieser küstennahen Sedimente jene zarten Gebilde zer- 
stören mußte. Auch aus den älteren Etagen der Oberkreide, dem Cuvieri- und Scaphiten-Pläner dürften sie 
schwerlich nachzuweisen sein, da die Schichten dieser Komplexe durch gewaltige tektonische Vorgänge eine 
weitgehende Umbildung der elementarsten Gesteinsstrukturen erlitten haben. | 

Es ist noch nicht gelungen und wird nach meinen Erfahrungen auch schwerlich gelingen können, in 
der Kreide Mikrosklere in Vereinigung mit größeren Teilen des Stützskeletts ihrer ursprünglichen Träger auf- 


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6 Einleitung 


zufinden. Wie die Ergebnisse meiner Untersuchungen zeigen werden, bedeutet aber auch schon der Nachweis 
isolierter Mikrosklere einen recht erheblichen Fortschritt. 

Den gesamten Stoff dieser Arbeit gliedere ich in der Weise, daß ich mit den Kategorien des Systems, 
von den Ordnungen bis zu den Arten, beginne. Dann behandle ich die Faunen von Glentorf, Höver, 
Biewende und Adenstedt. Am Schlusse gebe ich im Rahmen der Systematik eine tabellarische Übersicht aller 
sicheren, aus der oberen Kreide von Nordwestdeutschland bekannten Arten usw., unter Angabe der Etagen, 
der Fundpunkte und eines Häufigkeitsvermerks. 


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Tierstamm Porifera 


Klasse Silicea Gray 


In der Klasse der Kieselspongien unterschied man bisher drei Ordnungen: die Monaxonia, Tetraxonia 
und Triaxonia (Hexaktinelliden). Als vierte habe ich die Cryptaxonia, welche weder monaxone noch tetraxone 
oder triaxone Elementarkörperchen enthalten, hinzugefügt. 

Mit der vorliegenden Arbeit gelingt es der Paläontologie zum erstenmal, den vom Mesozoicum bis 
in die Jetztzeit reichenden Abschnitt der Entwicklung einer ganzen Tierklasse mit vielen, reich gegliederten 
Verbänden so gut wie lückenlos zu erforschen. Da alle Tatsachen und ihre Deutung und Wertung in den 
Sonderabschnitten enthalten sind, welche die Ordnungen und die unteren Stufen der Kategorienleiter des 
Systems behandeln, kann ich mich hier auf die Zusammenfassung der Ergebnisse beschränken. 

Während man immer geneigt war eine Vervollkommnung der Organismen mit der fortschreitenden 
Annäherung an die Jetztzeit anzunehmen, muß es in bezug auf die Kieselspongien nunmehr als feststehend 
gelten, daß sämtliche heute noch lebenden Siliceagruppen, und ihre Zahl ist nicht gering, in gleicher Organi- 
sation und Organisationshöhe auch schon in den Meeren der Kreidezeit florierten. Aber nicht nur das. Als 
Tatsache von ungleich größerer Bedeutung kommt noch hinzu, daß seit der Kreidezeit nicht allein Umfang 
und Inhalt der ganzen Klasse, sondern auch jeder Ordnung, jeder Unterordnung und aller im Range noch 
niedrigeren systematischen Einheiten gemindert wurden. Sei es, daß größere Verbände oder kleinere Gruppen 
jetzt vollkommen erloschen sind, sei es, daß sie im Verhältnis zu ihrer früheren Stärke nur noch mehr oder 
weniger schwache Rudimente darstellen. Von einem Fortschritt kann demnach nicht die Rede sein. Alles 
beweist vielmehr, daß die heutigen. Silicea ihre Blüte längst hinter sich haben. Die Jetztzeit ist in diesem 
Falle, und wohl nicht nur in diesem, nur noch Zeugin des Verfalls. 

Eine so allgemeine Erscheinung wie der Rückgang sämtlicher, und das Erlöschen vieler Kieselspongien- 
gruppen muß auch allgemeine Ursachen haben. Als solche könnten etwa Veränderungen der Meerestemperatur 
infolge von Verminderung der Erdwärme, oder Einschränkung der ozeanischen Wohnbezirke durch Vergrößerung 
der abyssalen Räume in Frage kommen. Die Ergebnisse der Tiefseeforschung zeigen ja, daß niedrigere 
Temperaturen. und größere Meerestiefe die Verbreitung der Kieselspongien ungünstig beeinflussen. Damit 
wäre aber nur jene Phase des Phänomens notdürftig erklärt, die in den Abschnitt der Erdgeschichte vom 
Schlusse der Kreidezeit bis in die Jetztzeit fällt. Ich glaube weitergehende und weniger hypothetische Gründe 
für das Erlöschen ganzer Komplexe oder einzelner Stämmchen aus noch lebenskräftigen Gruppen gefunden 


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8 Klasse Silicea Gray 


zu haben. Da es sich um Gesetzmäßigkeiten handelt, welche nicht nur für die Kieselschwämme, sondern 
mehr oder weniger für alle Tierstämme, die anorganische, also erhaltungsfähige Substanz beim Aufbau des 
Körpers mitverwenden, gelten dürften, halte ich die folgenden Ausführungen zunächst allgemein. Beispiele 
entnehme ich bekannten Tatsachen der Paläontologie. 

Der Nachweis fossiler Tierarten ist in der Regel bekanntlich an erhaltungsfähige Hartgebilde geknüpft. 
Tierische Organismen, welche solche besaßen, waren also, kurz gesagt, mineralisiet. Je nachdem nun der 
Mineralisierungsgrad in den Grenzen des physiologischen Gleichgewichts der Organe bleibt, oder im Verhältnis 
zu den Weichteilen schwach oder stark ist, kann man von einer Mineralisierungsnorm, von Unter- und von 
Übermineralisierung sprechen. Der Zustand der Norm bleibt hier außer Betracht. Von größerer Bedeutung 
sind die höheren und die niederen Grade. | 

Untermineralisierung dürfte in der Regel das scheinbare Fehlen vieler im Laufe der Erdgeschichte 
unvermittelt auftretender Tiergruppen zwanglos erklären. Selbstverständlich hat man sich den Übergang zu 
höheren Graden, die erst erhaltungsfähige Gebilde schufen, nicht so vorzustellen, als ob die Weichteile plötzlich 
die Fähigkeit erworben hätten überlieferbare innere oder äußere Skelette, Schalen usw. auszuscheiden. Es 
müssen vielmehr lange anhaltende Übergangsstadien vorangegangen sein, in denen die Weichteile nur erst 
Hartgebilde formieren konnten, deren lockere Struktur oder schwache Konsistenz eine Erhaltung in den Erd- 
schichten ausschloß. ‚(Noch heute gibt es ja in jedem Tierstamme Gruppen, die einen niederen Mineralisations- 
grad zeigen. Ihre Zahl muß früher unvergleichlich viel größer gewesen sein. Z.B. kann m.E. nicht bezweifelt 
werden, daß alle Gruppen der Hexakorallen schon im älteren Paläozoicum vorhanden waren. Nur waren sie 
noch nicht stark mineralisiert, darum nicht überlieferbar. Einige Gruppen gaben den Zustand der Unter- 
mineralisierung bereits in der Trias auf (Astraeidae), andere im Jura (Fungidae, Oculinidae usw.), manche 
sogar erst im Tertiär. Analoge Erscheinungen zeigen Ammoniten usw.) Leider dürfte die Erkenntnis, daß 
der paläontologischen Forschung die primitiveren Entwicklungsstufen der tierischen Hartgebilde niemals zu- 
gänglich sein werden, aus naheliegenden Gründen den unbedingten Verzicht auf jeden tatsächlichen Nachweis 
von Übergangsformen und Bindegliedern zwischen allen phytetischen Komplexen bedeuten, die nur wenig 
über die elementarsten Kategorien der Systematik hinausgehen. 

Wie ein niederer Mineralisierungsgrad die plausible Erklärung für das scheinbare Nochnichtvorhanden- 
sein vorweltlicher Tiergruppen abgibt, bezeichnen und verursachen Zustände der Übermineralisierung ihr 
wirkliches Erlöschen (womit nicht gesagt sein soll, daß nicht auch Tiergruppen erloschen sein können, die 
überhaupt nicht mineralisiert waren). Aus der Überfülle der Gruppen, welche hauptsächlich infolge von Über- 
mineralisierung ausgestorben sein dürften, greife ich als Beispiele, bei denen die Erscheinungsformen der 
Übermineralisierung besonders augenfällig sind, nur folgende heraus: Helioliten, Favositiden und Stromato- 
poren, Palechiniden, die meisten Crinoidea, Schnecken, Zweischaler (Pachyodonta), die Nautiloidea, Ammonoidea 
und Belemnoidea, Plakodermen und Glyptodonten. 

Wie hat man sich den ursächlichen Zusammenhang zwischen Übermineralisierung und Erlöschen zu 
erklären? Doch wohl als eine zu starke Gleichgewichtsstörung der animalischen und vegetativen Organ- 
komplexe durch übertriebene Zunahme einer einzigen Körperfunktion, unter Zurückdrängung und auf Kosten 


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Klasse Silicea Gray 9 


aller anderen. War ein solcher Zustand erst erreicht und stabilisiert, so mußten schon geringe Veränderungen 
der Lebensbedingungen zum Ruin führen. 9 | | \ 

Die Entstehung der Übermineralisierung dürfte auf progressive Funktionssteigerung der Hartteile 
bildenden Organe zurückzuführen sein. Das Milieu spielte hierbei sicher keine kleine Rolle. Das ergibt sich 
daraus, daß landbewohnende Tiere einen höheren Mineralisierungsgrad viel langsamer erreichen als Wasser- 
bewohner. Das Tempo der Mineralisierung kann übrigens auch bei Gruppen von Verbänden, die unter 
gleichen Lebensbedingungen stehen, verschieden sein. Es bedarf noch der Aufklärung, warum in derselben 
Familie stark mineralisierte Endformen und persistente, lange im Zustande der Mineralisierungsnorm verharrende 
Typen nebeneinander gehen. Übrigens sind viele Erscheinungsformen der Übermineralisierung von Bedeutung 
für die Systematik. Man denke z.B. an Skulpturen aller Art. Hier werden Übermineralisierungsphänomene 
häufig die Möglichkeit einer kausalen Erklärung geben, wo man sich mit teleologischen Deutungen beholfen hat. 

Ich komme zur Erörterung der Mineralisationserscheinungen bei den Kieselspongien. In dieser Tier- 
klasse entsprechen den beiden Extremen der Mineralisation geradezu die Hauptcharaktere der großen Komplexe, 
welche die frühere Systematik unterschied. Die Lithistiden und Diktyoninen Zittels, deren Skelettelemente 
zu starren Gerüsten verschmelzen oder verbunden werden, sind im allgemeinen als übermineralisiert, die 
Choristiden und Lyssacinen, deren Skelettelemente isoliert bleiben oder nur schwach verlötet werden, sind als 
untermineralisiert zu bezeichnen. : 

Es liegt auf der Hand, daß auch bei den Kieselspongien den stärkeren Mineralisierungsgraden 
schwächere vorangegangen sein müssen. Das bedeutet aber, daß die primitiveren Skelettzustände von Gruppen, 
deren Mineralisierung auch heute noch verhältnismäßig schwach ist (Monaxonia, Tetraxonia und Triaxonia mit 
unverbundenen „regulären“ Skelettformen), niemals zur Beobachtung gelangen können, sie müßten ‘denn in 
altpaläozoischen Ablagerungen entdeckt werden, welche etwa die günstigen Erhaltungsbedingungen mancher 
Kreidemergel bieten. Das ist freilich ganz und gar unwahrscheinlich. Eher wäre es schon möglich, daß Vor- 
stufen der stark mineralisierten Gruppen (den monaxonen und tetraxonen Silicea mit Desmen, den Triaxonia 
mit Diktyonalgerüsten) aufgefunden würden. Einschlägige Beobachtungen, die ich an langen Reihen machen 
konnte, zeigen allerdings, daß sich die Mineralisierungsgrade im allgemeinen ungemein langsam ändern. 

In allen Gruppen der fossilen Silicea, seien sie unter- oder übermineralisiert, gibt es Sonderfälle von 
beschleunigter Mineralisierung. Sie treten bei den untermineralisierten Verbänden dadurch in Erscheinung, 
daß aus Gruppen, die sonst scheinbar fehlen, einzelne Arten plötzlich vorhanden sind. Als Beispiele nenne: 
ich aus der Ordnung Triaxonia die Regadrellen (Fam. Euplectellidae ljima); aus der Ordnung Tetraxonia die 
Propachastrellen; von monaxonen Silicea mit unverbundenen Megaskleren die in dieser Arbeit beschriebene 
Axinella. | 

Die Erscheinungsformen der Übermineralisierung sind bei den Kieselspongien sehr mannigfaltig. Sucht 
man zu ergründen, was etwa unter jene Begriffe fallen könnte, so geht man am besten von gewissen Tat- 
sachen aus, welche bei einzelnen übermineralisierten Endformen sonst untermineralisierter persistenter Gruppen 
zu finden sind. Derartige Endformen sind u. a. Propachastrella primaeva Zitt. sp., Acanthastrella panniculosa 
Schrm. und die Spongien, von denen die Taf. IX, Fig. 12—14 abgebildeten Cricotriaene und Cricostyle 


Schrammen. Die Kieselspongien 2 


Kaas Mn Original from 
ae Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


10 Klasse Sillcea Gray 


stammen. Bei Propachastrella sind die Skelettelemente so dicht gelagert, daß für die Weichteile nur noch 
verschwindend wenig Raum gewesen sein kann. Diese fabelhafte Produktion von mineralischer Substanz fasse 
ich als Erscheinung von Übermineralisierung auf. Denselben Charakter lege ich auch den stark dornigen 
Skulpturen bei Acanthastrella, den Ringelskulpturen der Cricotriaene usw. und schließlich den endständigen 
Pseudozygomen der Vierstrahler von Propachastrella bei. Analogien zu Erscheinungen, die in den unterminerali- 
sierten Gruppen nur bei einzelnen Reihen auftreten, sind in allen übermineralisierten Gruppen in Fülle vor- 
handen. Analogien einer Überproduktion von mineralischer Substanz bieten die meisten erloschenen Monaxonia, 
Tetraxonia und Triaxonia mit zu starren Gerüsten vereinigten Skelettkörperchen. Gegenbeispiele von starken 
Skulpturen mannigfachster Art sind zu finden bei den mit Knötchen und Ringwülsten besetzten Desmen der 
Tetracladina und Dicranocladina, den dornigen Desmen der Rhizomorina und den stark bedornten Basalia der 
Iyssacinen Hexaktinelliden. Die bei Propachastrella noch funktionslosen Verästelungen der Skelettelemente 
wiederholen sich in allen Gruppen der Monaxonia und Tetraxonia mit Desmen, hier aber als Träger 
besonderer, der Verbindung benachbarter Skelettelemente dienender Funktionen. Bei übermineralisierten 
Gruppen der Hexaktinelliden (den meisten Diktyoninen im Sinne Zittels) verkörpern sich stärkere Grade 
von Mineralisierung u.a. in Wurzelbildungen, die im Verhältnis zu der aufzunehmenden Last übertrieben 
stark entwickelt sind, und namentlich auch in den soliden Deckschichten, Deckgespinsten und deren 
Derivaten, die bei vielen mesozoischen, heute erloschenen Formenkreisen auftreten (Lepidospongia, Ventri- 
culites u. a.). 

Namentlich die eben genannten Skelettmodifikationen (aber auch die Zygosenbildung) zeigen, daß der 
Organismus sozusagen die Not zur Tugend macht und, solange es angeht, aus der. Überproduktion mine- 
ralischer Substanz Nutzen zieht. Hier begegnen sich Phänomene der Übermineralisierung und solche, die 
man unter einen anderen Begriff, nämlich den der funktionellen Anpassung bringt. Es liegt nicht im Zweck 
meiner Arbeit, diese Gedankengänge weiter zu verfolgen. Ich möchte aber annehmen, daß sie auch bei der 
Erforschung anderer fossiler Tierklassen, ersetzt man den Mineralisierungsbegriff durch den Verholzungsbegriff, 
auch der fossilen Pflanzen, in mancher Hinsicht anregend wirken können. 

Was nun die einzelnen Etappen der stammesgeschichtlichen Entwicklung anbelangt, so sind Mutations- 
erscheinungen bei den Kieselspongien der Kreide nicht selten. Das anschaulichste Beispiel einer Artenreihe, 
die mit morphologisch einfachen Formen im Quadraten-Senon einsetzt, und bereits im Mukronaten-Senon so 
stark gewandelt ist, daß bei einer engen Fassung des Gattungsbegriffs die jüngere Mutation wohl schon als 
Typus einer besonderen Gattung gelten könnte, zeigt Textfigur 2. 

Bei der Untersuchung dieser und zahlreicher anderer Reihen aus allen Ordnungen der Silicea hat sich 
die für die Stammesgeschichte hochbedeutsame Tatsache ergeben, daß die Abänderungen, selbst in den sehr 
ausgedehnten Reihen, die ich von der oberen Kreide bis in die Jetztzeit, also über die Dauer mehrerer For- 
mationen, verfolgen konnte, jene ursprünglichen Grundlagen der Organisation, welche etwa den Gattungs- 
charakteren entsprechen, noch nicht berühren. Am stärksten sind die Veränderungen der absoluten Dimen- 
sionen (die jüngeren Glieder der Reihen sind im allgemeinen größer). Viel schwächer jene der äußeren 
Erscheinung und der relativen Dimensionen. (Das der Textfigur unterlegte Beispiel zeigt ausnahms- 


Original from 


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Klasse: Silicea Gray 11 


weise starke. Veränderungen der Körperform.) Ganz unberührt bleibt das allgemeine Bauschema des Kanal- 
systems. Auch das Skelett ändert sich nur insofern, als am Anfange langer Reihen, die etwa vom Jura bis 
in die Kreide, oder von der Kreide bis in die Jetztzeit reichen, Zustände auftreten, welche als Anzeichen 
größerer Primitivität zu deuten sind. Nirgendwo finden sich dagegen in den Skeletten Erscheinungen, aus 
denen man die Möglichkeit von Zusammenhängen prinzipiell verschiedener phyletischer Komplexe, die etwa 
den Rang einer eng gefaßten Familie übersteigen, herzuleiten berechtigt wäre. Diese Feststellung betrifft 
sämtliche in Jura und Kreide vorhandenen, z.T. bis in die Jetztzeit reichenden Gruppen der Kieselspongien, 
also einen recht beträchtlichen Entwicklungsabschnitt der ganzen Klasse. Unter diesen Umständen will mir 
für alle Zukunft jedes Suchen nach sogenannten Zwischen- oder Übergangsformen vollkommen aussichtslos 
erscheinen. Jene ÖOrganisationsstufen, welche durch die Einfachheit ihres Baus noch die Möglichkeit von 
Sonderungen boten, liegen eben wegen dieser Primitivität jenseits aller objektiven Wahrnehmung'!). Rein 
subjektiv nehme ich an, daß in allen Gruppen der Kieselspongien, deren Skelettelemente zu starren Gerüsten 
verbunden sind, eine Organisationsstufe vorausging, in welcher die Elementarkörperchen des Skeletts noch 
nicht zusammenhingen. Hier traten zu verschiedenen Zeiten Sonderungen ein, die in zahlreichen getrennten 
und nur entfernt verwandten Verbänden einerseits zur Bildung von Desmen (in den Ordnungen Monaxonia, 
Tetraxonia und Cryptaxonia) oder Diktyonalgerüsten (in der Ordnung Triaxonia) führten, andererseits den 
ursprünglichen Zustand im wesentlichen beibehielten (als Monaxonia, Tetraxonia und Triaxonia mit unver- 
bundenen regulären Elementarkörperchen). Die untersten Stufen in allen Ordnungen fallen mit Zuständen 
vollkommener Skelettlosigkeit zusammen. In die Anfänge dieses frühen Entwicklungsabschnitts, der aber schon 
in zahlreiche Gruppen geteilte Ur-Monaxonia, Ur-Tetraxonia usw. umfaßte, würde man die Verschmelzung der 
vielstämmigen Masse oder ihre breitflächige Verbindung mit noch geheimnisvolleren Schemen an der Schwelle 
des organischen Seins zu verlegen haben. | | 

Es ist noch zu prüfen, ob die Stammesgeschichte der Kieselspongien Tatsachen enthält, welche für 
oder gegen die Hypothese E. Haeckels, daß die Entwicklungsgeschichte eines Tieres die kurze Wiederholung 
seiner Stammesgeschichte sei, sprechen. Vergleiche im einzelnen erübrigen sich, weil über die Ontogenese 
der Silicea zu wenig bekannt ist. Die phylogenetischen Erscheinungen für sich allein stimmen jedenfalls nicht 
zu einer Auffassung, welche die verschiedenen Tierstämme aus einer gemeinsamen Wurzel entstehen läßt. 
Haeckels „biogenetisches Grundgesetz“ dient aber z.T. derartigen Gedankengängen. Die Stammesgeschichte 
der Spongien kennt keine Formen, welche etwa als primitivere Sammeltypen später divergierender, besonderer 
und höherer Zustände zu deuten wären. Sämtliche erloschenen Silicea, die man kennt, sind vielmehr un- 
bedingte Endformen. Haeckel und andere Forscher stellen ältere und „niedriger“ entwickelte Tiergruppen 
jüngeren, von Höher- und Höchstentwicklung gegenüber. Es scheint mir aber nicht gerechtfertigt zu sein, 
daß man etwa Gruppen aus der Jetztzeit anderen, die bereits im Paläozoicum oder Mesozoicum erloschen 
sind, schlechthin als „höher“ entwickelt überordnet. Einen höchsten Organisationsgrad haben z.B. die er- 
loschenen Hindiaden des Silurs, die ebenfalls erloschenen Cylindrophymen der Juraformation und die Coelo- 


’) Sollte das nicht auch für viele andere Tierklassen gelten ? 
2° 


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ONE Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


Klasse Silicea Orav 


12 


Stammtafel der Ordnung Monaxonia F.E. Schulze von der Kreide bis zur Jetztzeit 


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UNIVERSITY OF MICHIGAN 


Digitized by Goögle 


13 


Klasse Silicea Gray 


Stammtafel der Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze von der Kreide bis zur Jetztzeit 


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von der oberen Kreide bis zur Jetztzeit 


oberen Kreide bis in die Jetztzeit gehen 


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14 Klasse Silicea Gray 


ptychiden der Kreide zu irgend einer Zeit genau so gut erreicht oder überschritten, wie die Euplectellidae 
oder Hyalonematidae der Jetztzeit. Dieser Gipfel wurde aber nicht dadurch gewonnen, daß sich von niederen 
Gruppen andere abzweigten und höher entwickelten (und so fort). Jeder phyletisch einheitliche Komplex 
erreichte vielmehr nur einmal seinen absolut höchsten Organisationsgrad. Dann ging es abwärts. Wohl kann 
man von irgend einer Organisationstatsache ausgehen und dann unter diesem Gesichtspunkte, und nur unter 
diesem, in einem besonderen Komplex höhere und niedere Grade der Entwicklung unterscheiden. Man sollte 
aber nicht phyletisch verschiedene Verbände, selbst wenn sie nahe verwandt sind, in ein Wertungsverhältnis 
setzen. Vorstellungen von höheren und niederen Gruppen waren natürliche Folgen des Entwicklungsgedankens. 
Die einzige Konsequenz sind sie nicht, denn die Stammesgeschichte der Kieselspongien vom Paläozoicum bis 
zur Jetztzeit ist nicht einem reich verästelten Baume vergleichbar, der immer neue und vollkommenere Schösse 
treibt, sondern einem herbstlichen Garten mit vielen Feldern in Vollreife stehender, aber auch absterbender 
oder verdorrter Gewächse aller Art. 

Den tatsächlichen Inhalt der Stammesgeschichte der Ordnungen Monaxonia, Tetraxonia und Triaxonia 
in der Periode, welche von der oberen Kreide bis zur Jetztzeit reicht, habe ich S. 12 u. 13 dargestellt (bis zu 
den Familien einschl.). 

Am Schlusse dieser Ausführungen scheint mir der Hinweis angebracht; daß von allen Klassen des 
Tierreichs, welche überhaupt fossile Reste hinterlassen können, die Klasse der Kieselspongien mit die sicherste 
Grundlage für stammesgeschichtliche Forschungen abgibt. Das versteht sich eigentlich von selbst, wenn man 
bedenkt, daß kaum irgendwo soviel Organisationsbesonderheiten verschiedener Art, die als Bestimmungs- 
koordinaten dienen können, nebeneinander gehen, wie in gut erhaltenen Schwammkörpern. Aus anderen Tier- 
stämmen kennt man gewöhnlich nur Reste der animalischen Organe; nur selten das ganze Tier. Diese 
Lückenhaftigkeit ist sicherlich die Quelle zahlreicher Irrtümer der Systematik, nicht zum wenigsten, weil Kon- 
vergenzerscheinungen nur schwer als solche erkannt werden können. In fossilen Spongien kommen dagegen 
nicht allein verschiedene Charaktere der animalischen, sondern auch der vegetativen Organe deutlich zum 
Ausdruck, von der genauen Überlieferung der Körperform ganz zu schweigen. 


Original from 


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Ordnung Triaxonia F. E. Schulze 15 


Ordnung Triaxonia F, E. Schulze 


Stammesgeschichtliches. Die Entwicklung der Triaxonia verläuft in jenem Abschnitte der Erd- 
geschichte, welcher von der Kreide bis in die Jetztzeit reicht, in vollkommener Analogie zu der Evolution der 
monaxonen und tetraxonen Silicea. Wie für diese beiden Ordnungen, kann ich jetzt auch bei den Hexaktinelliden 
den Nachweis erbringen, daß die größeren Komplexe, alle Unterabteilungen und selbst die kleineren Grüppchen, 
die heute leben, auch schon zur Kreidezeit nicht nur existierten, sondern eine Bläte erreicht hatten, gegen 
weiche die rezente Hexaktinelliden-Fauna verblassen muß. Durch meine frühere Arbeit .und die Einzelheiten 
der Bearbeitung im vorliegenden Werk bin ich hier der Aufgabe enthoben, die Zusammenfassung der phylo- 
genetischen Tatsachen auch auf die niederen Elemente des Systems auszudehnen. Ich möchte aber hervor- 
heben, daß jene wenigen rezenten Kreise der Hexaktinelliden, welche auch jetzt noch nicht aus der: Kreide 
nachgewiesen werden konnten, besonders schlechte Objekte für die Erhaltung darstellen. Auch kann man wohl 
kaum erwarten, die fossilen Glieder einer Tiergruppe, welche die zoologische Forschung aus allen Meeren, die 
den Erdball umspülen, zusammengeholt hat, lückenlos auf dem vergleichsweise winzigen Kreideareal der 
weiteren Umgebung Hildesheims wiederzufinden. Im übrigen beschränke ich mich auf die Feststellung, daß 
die Amphidiscophora (anscheinend im Gegensatze zur Jetztzeit, wo ihr Vorhandensein nach F.E. Schulze ein 
stärkeres Auftreten von Hexasterophora auszuschließen scheint) zusammen mit zahllosen Hexasterophora im 
nordwestdeutschen Kreidemeere in reichster Gliederung und großer Individuenzahl vorhanden waren, und daß 
vor Beginn der Jetztzeit die Amphidiscophora durch Erlöschen der Hemidiscaria, die Hexasterophora durch 
Erlöschen fast aller Familien der Lychniscaria und zahlreicher Gruppen mit Diktyonalhexaktinen, die z. T. den 
Uncinataria, z. T. den Inermia nahestanden, eine sehr beträchtliche Abnahme erleiden. 

Wie Monaxonia und Tetraxonia zeigen auch die kretazischen Triaxonia, daß beim Suchen nach 
Zwischen- oder Übergangsformen in der Kreide noch nicht einmal Gabelungsstellen von genera erreicht 
werden können. Eine besonders deutliche Sprache reden in dieser Beziehung die im zweiten Teile meiner 
vorigen Arbeit nachgewiesenen Reihen der Regadrellen, Periphragellen, Chonelasma-, Farrea-, Eurete- und 
Hexactinella-Arten, die z. T. fast unverändert aus der oberen Kreide bis in die Jetztzeit führen (S. 13). 

Systematik. Bereits in meinem früheren Werk habe ich Zitte]s Einteilung der Hexaktinelliden in 
Lyssacina und Dictyonina aufgegeben und F.E. Schulzes Unterordnungen Amphidiscophora und Hexastero- 
phora als Grundpfeiler der Systematik angenommen. Dabei bleibe ich. Ferner hatte ich damals sämtliche 
Hexaktinelliden aus der oberen Kreide von Nordwestdeutschland, von denen vollständige Schwammkörper oder 
Fragmente zusammenhängender Gerüste bekannt waren, den Hexasterophora unterstellt. Auch hieran halte 
ich aus früher dargelegten Gründen (Kieselsp. II, S. 187) fest, wenn es auch immer noch nicht gelungen ist, 
Hexaster in einem fossilen Schwammkörper tatsächlich nachzuweisen (die hier abgebildeten Hexaster sind 
isolierte Vorkommnisse). Die Existenz kretazischer Amphidiscophora ließ sich früher nur durch die beiden, 
von Zittel abgebildeten Fragmente von Amphidisken (über Coeloptychium, Taf. V, Fig. 56 und 57) unmittelbar 
erweisen. Erst jetzt haben die Anwendung der Ortmannschen Methode bei der Untersuchung des Oberger 


Kaas Mn Original from 
ae Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


16 Klasse Silicea Gray 


Mergels und die glücklichen Funde der Ortmannia-Knollen den Schleier gelüftet, der die reiche Entwicklung 
dieser Unterordnung am Ausgange der Kreidezeit verhüllte. 

Den Amphidiscophora unterstelle ich als Tribus einerseits die Amphidiscaria mit den Familien Hyalone- 
matidae F.E.S. und Semperellidae F.E. S., andererseits die Hemidiscaria. 

Bei der systematischen Gruppierung der Hexasterophora (der rezenten und fossilen) war zunächst zu 
erwägen, ob nicht die Komplexe mit Diktyonalgerüsten jenen mit freien oder nur teilweise verbundenen Nadeln 
— etwa als Iyssacine und dictyonine Hexasterophora — gegenüberzustellen seien. Zu verantworten wäre 
aber ein solcher Schnitt wohl nur, wenn Tatsachen beständen, die es wahrscheinlich machen würden, daß sich 
sämtliche Gruppen der beiden getrennten Abteilungen im eigenen Gruppenverbande verwandtschaftlich näher 
stehen, wie den Gruppen der anderen Abteilung. Solche Tatsachen sind aber nicht bekannt. Auch wäre 
gegen das Einteilungsprinzip einzuwenden gewesen, daß die Fähigkeit, durch Verschmelzung der Dictyonalia 
zusammenhängende Gerüste zu bilden, eine nachträglich erworbene Eigenschaft darstelle, — Analogien zu der 
unnatürlichen früheren Einteilung der Tetraxonia in Lithistida und Choristida lägen auf der Hand. Eime 
Systematik, welche die „Iyssacinen“* Familien dem ganzen Verbande der „dictyoninen“ Hexasterophora gegen- 
überstellt, war also zu vermeiden. 

Der Hauptgliederung der Hexasterophora lege ich besser die (provisorische) Tribus-Einteilung der 
rezenten Gruppen zugrunde, welche Isao Ijima (1903, Contribution Ill, S. 25) angegeben hat. Ijimas Tribus A 
umfaßt mit den Familien Euplectellidae, Leucopsacidae, Caulophacidae und Rossellidae sämtliche Iyssacinen 
Hexasterophora. Tribus B enthält F.E.Schulzes Inermia (die Familie Dactylocalycidae, aber auch die 
rezenten Lychnisken-Träger). Tribus C ist ident mit F.E. Schulzes Uncinataria. Die Tribus A und C über- 
nehme ich unverändert, Tribus B nur mit den Dactylocalycidae, jedoch ohne die Hexasterophora mit Lychnisken. 
Diese unterstelle ich mit zahlreichen Familien aus der Kreide einer besonderen Tribus Lychniscaria, welche 
ljima übrigens, wie er mir brieflich mitteilte, als berechtigt in sein definitives System der rezenten Hexakti- 
nelliden aufzunehmen gewillt ist. 

Der größere Teil aller kretazischen Hexasterophora ist in diesen Tribus unterzubringen. Freilich bleibt 
immer noch ein stattlicher Rest von Außenseitern. Sie gehören z. T. wohl zu erloschenen Verbänden. Ein 
anderer Teil dürfte zwar in Bezjehungen zu den Uncinataria oder Inermia stehen, ermangelt aber gesicherter 
Korrelationen. Soweit es sich um Formenkreise handelt, die in der Kreide erlöschen, wird volle Sicherheit 
über ihr Verhältnis zu den Gruppen bekannter Stellung vielleicht niemals zu erreichen sein, schon weil man 
nicht wissen kann, ob und welche Mikrosklere vorhanden waren. Hierher gehören wohl die isolierten und 
z. T. stark divergierenden Arten der in meiner früheren Arbeit aufgestellten Familien Callibrochidae, Poly- 
stigmatiidae, Hapalopegmidae, Botryosellidae und Polythyrisidae, ferner das merkwürdige in diesem Werke 
beschriebene Pachypegma. Aber auch längst bekannte und weit verbreitete Familien, z. B. die Craticulariidae, 
haben im System noch keinen gesicherten Platz. Befremden kann das nicht, denn von keiner einzigen dieser 
Spongien sind die parenchymalen Nadeln (Mikrosklere) bekannt. Da bei der Ermittlung der Zusammenhänge 
die Form des Schwammkörpers in den meisten Fällen zunächst so gut wie völlig belanglos ist, kommen als 
systematisch verwertbare Koordinaten nur Stützskelett und Kanalsystem in Betracht. Die Eigentümlichkeiten 


Original from 


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Ordnung Triaxonia F. E. Schulze 17 


der gröberen Skelettstrukturen können aber in weit getrennten Gruppen wiederkehren. Auch in bezug auf 
die Bewertung von Übereinstimmungen des Kanalsystems ist größte Vorsicht angebracht. Man wird sich in 
jedem Zweifelsfalle fragen müssen, ob nur Analogien oder wirkliche Homologien vorliegen. Wo nicht außer 
übereinstimmenden Durchspülungsorganisationen auch noch Ähnlichkeiten des Skelettbaues vorhanden sind 
(Größe und Skulptur der Dictyonalia, Anordnung der Dictyonalia, Maschenweite, Deckschichten), ist in der 
Regel richtiger auf versteckte Konvergenzerscheinungen zu schließen. Ich glaube, daß man die Ergebnisse 
meiner Untersuchungen der Gattungen Verruculina Zitt. und Amphithelion Zitt. mutatis mutandis auch auf die 
Hexaktinelliden ausdehnen kann. Aus diesen Erwägungen heraus habe ich z. B. früher auch der nahe- 
liegenden Versuchung widerstanden, etwa die Craticularien, die Leptophragma-Arten und die Polystigmatium- 
Art einundderselben Familie zu unterstellen. Übrigens dürfte der gar nicht zu verkennenden Vielstämmigkeit 
der Hexasterophora vorläufig eher eine in Einzelheiten vielleicht etwas zuweitgehende Zerlegung des ganzen 
Verbandes entsprechen, wie die unter dem Einflusse bestimmter deszendenztheoretischer Vorstellungen stehende 


Konstruktion von unbewiesenen und unbeweisbaren Zusammenhängen. 


Die problematische Stellung einiger in meiner vorigen Arbeit beschriebenen Hexaktinelliden konnte 
inzwischen auf dem Umwege über rezente Formen aufgeklärt werden. Herr Professor Ijima in Tokyo hatte 
nämlich die Freundlichkeit mir mitzuteilen, daß jenes Fragment einer rezenten Hexaktinellide, welches ich von 
ihm als Hexactinella sp. erhalten hatte und Kieselsp. Il, S. 253 in nahe Beziehungen zu meiner Ptychodesia 
papillata von Oberg gesetzt habe, von einer Art herrühre, die im Challenger-Report unter dem Namen Chon- 
elasma Doederleini geht. Professor Ijima hält es für angebracht, Chonelasma Doederleini als Ptychodesia 
Doederleini von den eigentlichen Chonelasma-Arten (Ch. calyx usw.) generisch zu trennen und Ptychodesia 
Schrm. mit Chonelasma F.E.S. und Periphragella Marshall in einer neuen, von den Euretidae F. E. Schulze 
verschiedenen Familie unterzubringen. Nach Ijima käme hier meine Familie Chonelasmatidae in Frage. Ich 
unterstelle demnach Ptychodesia jener Familie und hebe die Familie Ptychodesidae auf. 


In Tokyo liegt von den Philippinen eine rezente Euretide mit Skopulen, Diskohexastern und pen- 
taktinen Dermalia, welche nach Ijima in der Gestalt dem Kieselsp. II, Taf. XXVII, Fig. 5 abgebildeten Exemplar 
von Pleurochorium Schulzei Schrm. (dem Stück, an dem die dütenförmigen Flügel abgebrochen sind) nahe- 
kommt. Die Gattung Pleurochorium Schrm. gehört also möglicherweise zur Familie Euretidae F.E. S. 


Unter rezentem Material hat ljiima eine Form entdeckt, welche er meinem genus Stereochlamis 
(mit Arten von Oberg) nahebringt. Stereochlamis hatte ich mit Auloplax F.E.S. als Familie Auloplacidae 
den Inermia F. E. S. unterstellt. Nach Ijima gehört aber Auloplax F.E.S. nicht zu den Dactylocalycidae, 
wie F. E. Schulze annahm, und damit zu den Inermia, sondern zu den Tretodictyidae F.E.S. Zu 
dieser Familie gehört dagegen die rezente Spongie, welche sich Stereochlamis nähern soll, nicht. Die 
von ljima zu erwartende Bearbeitung des rezenten Materials dürfte auch die Stellung von Stereochlamis 
festlegen. 


Ich schließe diesen Abschnitt mit einer systematischen Zusammenstellung aller Hexaktinelliden-Familien 


aus der Kreide und aus der Jetztzeit. 
Sohrammen, Die Kieselspongien 3 


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18 Klasse Silicea Gray 


Ordnung Triaxonia F. E. Schulze 
(Hexactinellida) 
I. Unterordnung Amphidiscophora F. E. Schulze 
Mit Amphidisken oder Amphidisk-Derivaten 


l. Tribus Amphidiscaria nov. trib. 
Amphidiscophora mit Amphidisken (Kreide und Jetztzeit) 
l. Fam. Hyalonematidae F. E. Schulze 
2. Fam. Semperellidae F. E. Schulze 


2. Tribus Hemidiscaria nov. trib. 
Amphidiscophora mit Hemidisken (Kreide) 


ll. Unterordnung Hexasterophora F. E. Schulze 
Mit Hexastern aber ohne Amphidiske 


l. Tribus Lyssacinaria Zittel emend. 
Hexasterophora mit freien oder nachträglich in unregelmäßiger Weise verbundenen Megaskleren 
l. Fam. Euplectellidae Ijima (Kreide und Jetztzeit) 
2. Fam. Caulophacidae Iljima (Kreide und Jetztzeit) 
3. Fam. Leucopsacidae Ijima (Jetztzeit) 
4. Fam. Rossellidae F. E. Schulze (Kreide und Jetztzeit) 


2. Tribus Lychniscaria Schrammen 
Hexasterophora, deren Diktyonalgerüst aus Lychnisken besteht 








Einzige lebende Familie: ‘1. Aulocystidae F. E. Schulze. Familien aus der Kreide: 1. Ventriculitidae 


Zittel, 2. Polyblastididae Schrammen, 3. Actinocyclidae Schrammen, 4. Microblastididae Schrammen, 5. Spo- 


radoscinidae Schrammen, 6. Callodictyonidae Zittel, 7. Coscinoporidae Schrammen, 8. Becksidae Schrammen, 


9. Calyptrellidae Schrammen, 10. Plectascidae Schrammen, 11. Oncotoechidae Schrammen, 12. Camerospongidae 


Schrammen, 13. Coeloptychidae Zittel, 14. Cinclidellidae Schrammen, 15. Bolitesidae Schrammen. 


3. Tribus Uncinataria F.E. Schulze 


Hexasterophora mit Diktyonalhexaktinen und Unzinaten. Daneben können Clavulae, Scopulae oder beide 


zusammen vorhanden sein 
l. Fam. Euretidae F.E. Schulze (Kreide und Jetztzeit) 
2. Fam. Chonelasmatidae Schrammen (Kreide und Jetztzeit) 
3. Fam. Tretodictyidae F. E. Schulze (Kreide und Jetztzeit) 
4. Fam. Aphrocallistidae F. E. Schulze (Kreide und Jetztzeit) 


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Ordnung Triaxonia F. E. Schulze 19 


4. Tribus Inermia F.E. Schulze 
Hexasterophora mit Diktyonalhexaktinen aber ohne Unzinate, Scopulae und Clavulae 


l. Fam. Dactylocalycidae Ijima (Kreide und Jetztzeit) 


9. Familien (mit Diktyonalhexaktinen) aus der Kreide, die meist erloschene Gruppen ent- 
halten aber auch wohl Reihen, welche zu Inermia oder Uncinataria führen. Über ihre paren- 
chymalen Nadeln ist nichts bekannt. 


1. Fam. Craticularidae Rauff; 2. Fam. Leptophragmidae Schrammen; 3. Fam. Callibrochidae Schrammen; 
4. Fam. Pleurothyrisidae Schrammen; 5. Fam” Polystigmatiidae Schrammen; 6. Fam. Stichmaptycidae Schrammen;; 
7. Fam. Syringidae Schrammen; 8. Fam. Hapalopegmidae Schrammen; 9. Fam. Botryosellidae Schrammen; 
10. Fam. Balantionellidae Schrammen; 11. Fam. Polythyrisidae Schrammen; 12. Fam. Pachypegmidae Schrammen. 


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Isoliert vorkommende Bestandteile (Mikrosklere und Megasklere) von Hexaktinelliden 


. Nachdem eine Methode gefunden war, die es ermöglichte, wo die Erhaltungsbedingungen genügen, 
selbst sehr winzige, isoliert vorkommende Mikrosklere nachzuweisen, waren bei dem großen Reichtum unserer 
Oberkreide an Hexaktinelliden eigentlich Kumulationen von Entdeckungen zu erwarten. Denn daß bei den 
kretazischen Hexasterophora, Scopularia, Clavularia usw. Hexaster, Clavulae und Scopulae ebenso sicher vor- 
handen waren wie etwa Federn bei den kretazischen Vögeln oder Haare bei den Säugern der Kreide ist wohl 
selbstverständlich. Leider entsprechen die Tatsachen nur wenig den großen Erwartungen. Nachdem mir 
Dr. Ortmann sein ganzes, einige Jahrzehnte lang mit bewunderungswürdiger Geduld und Ausdauer her- 
gestelltes Präparatenmaterial zugänglich gemacht hat, auch auf Grund meiner eigenen Arbeiten und Erfahrungen 
kann ich wohl sagen, daß die Vorkommnisse an Mikroskleren, welche die obere Kreide von Nordwestdeutsch- 
land enthält, heute so gut wie vollständig zu übersehen sind. An dem gemessen, was bekannt war, ist es 
nicht wenig. Im Verhältnis zu dem, was vorhanden gewesen sein muß, ist es aber auch nicht viel. Immerhin 
ist es erstaunlich und ein Triumph der Ortmannschen Methode, daß sich z. B. die fragilen Hexaster erhalten 
haben und daß sie trotz ihrer Fragilität und Winzigkeit in toto nachgewiesen werden konnten. 

Mit den Megaskleren verhält es sich ähnlich. Die übergroße Mehrzahl der mannigfaltigen Monaktine, 
Diaktine, Triaktine und Tetraktine, welche von rezenten Amphidiscophora und Lyssacinaria bekannt sind, fehlen 
fast ganz. Ortmann dürfte aber im Recht sein, wenn er (a.a.O. S. 144) die Seltenheit dieser Skelett- 
bestandteile mit Lösungsprozessen im frischen oder verfestigten Sediment begründet. Auch den Ausführungen, 
welche jener Forscher über die Erhaltung bezw. Nichterhaltung der Nadelskulpturen macht, kann man nur 
beipflichten. 

Bei der Deutung der isoliert vorkommenden Mikrosklere und Megasklere ist stets zu bedenken, daß 


diese Gebilde leicht Träger von Konvergenzerscheinungen sein können. Zur Vorsicht mahnen hier u. a. die Über- 
3*+ 


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20  : Klasse Silicea Gray 


einstimmungen zwischen den Amphidisken bei rezenten Hyalonematidae und Semperellidae oder zwischen den 
Basalnadeln rezenter Amphidiscaria und Lyssacinaria. 

Zittel hat bereits im Jahre 1876 in seiner klassischen Coeloptychium-Monographie' einige Fragmente 
von Hexaktinelliden-Mikroskleren aus der nordwestdeutschen Oberkreide beschrieben und abgebildet. Im Jahre 
dieser Veröffentlichung kehrte der „Challenger“ von seiner so erfolggekrönten vierjährigen Fahrt zur Erforschung 
der Weltmeere zurück. Erst durch die Bearbeitung des auf der Challenger-Expedition gesammelten Hexakti- 
nellidenmaterials wurde von F. E. Schulze die Grundlage zur neueren Systematik der Triaxonia gelegt und 
der Paläontologie die Möglichkeit gegeben, an der Hand erschöpfender Beschreibungen und unübertrefflicher 
Abbildungen der lebenden Arten auch die fossilen Vorkommnisse genauer zu deuten. Zittels scharfsinnige 
Erörterungen über die Natur der Megasklere und Mikrosklere, die ®r in Coeloptychien von Vordorf und Haldem 
auffand, beanspruchen darum heute nur noch historisches Interesse. Das dürfte auch gelten von der im 
Jahre 1871 erschienenen Arbeit Carters!) über die im Grünsand von Haldon gefundenen Spicula, von dem 
Aufsatze von W. J. Sollas über die Feuersteinknollen aus der Kreide von Trimmingham (Ann. u. Mag. Nat. 
Hist. ser. 5, vol. 6, 1880), ferner von den beiden bekannten Arbeiten Hindes und einigen kleineren Schriften 
verschiedener Autoren. Jedenfalls muß ich es mir im Hinblick auf die durch die Verhältnisse so überaus 
dringend gebotene Raumbeschränkung' versagen, die Ergebnisse jener Untersuchungen hier kompilatorisch zu 
verarbeiten. Prioritätsverletzungen oder Verwirrungen der Synonymie können daraus nicht entstehen, weil ich 
grundsätzlich alle isoliert vorkommenden Objekte nur terminologisch bezeichne und nicht, wie Carter, Sollas 
und z.T. auch Hinde, nominiere. 

Ich gehe zur Erörterung der Vorkommnisse über. 

‘ Verhältnismäßig häufig sind Amphidiske. Fast möchte ich behaupten, daß jedes Gesteinsstück mit 
Spongienresten, das noch in der jetzt leider gänzlich mit Vegetation bedeckten Mergelgrube bei Oberg zu 
finden ist oder ausgegraben wird, auch einige Amphidiske enthält. Ihr Nachweis gelingt allerdings nur, wenn 
der Ätzrückstand des mit Säure aufgelösten Gesteins sorgsam nach den in der Einleitung zu dieser Arbeit 
angegebenen Methoden untersucht wird. Auch die Ortmannia-Knollen aus dem Mukronaten-Senon schließen 
stets Amphidiske ein. Hier sind aber nicht, wie im Mergel von Oberg, allerlei Formen durch Zufall vermischt. 
Vielmehr enthält jede Ortmannia, die ich aufgefunden habe, neben anderen eine Anzahl gleicher Formen, 
die offenbar von Amphidiskenträgern stammen, welche in der Nähe des Standorts der Ortmannien vergingen. 

Die Abbildungen Taf. XI, Fig. 1—28, deren nicht geringe Zahl ich unschwer noch erheblich hätte 
vergrößern können, geben eine Vorstellung von der Mannigfaltigkeit der Formen. Meist sind es wohl 
Makramphidiske, denn selbst die kleinsten fossilen Mikrosklere dieser Art übertreffen die Mesamphidiske der 
rezenten Hyalonematidae und Semperellidae mehrfach an Größe. Die Fig. 1 und 2 dargestellten Riesenformen 
finden übrigens hinsichtlich der Dimensionen in der Jetztzeit kein Beispiel. Eine bildliche Wiedergabe in 
dem Maßstabe, den F. E. Schulze in seinem Werke über die Hexaktinelliden der deutschen Tiefsee-Expedition 
bei der Abbildung der Amphidisken gewählt hat, würde fast das ganze Format der großen Tafeln jenes Werks 
überschreiten. Es scheint, daß das Mukronaten-Senon den Kulminationspunkt des Größenwachstums bezeichnet. 


ı) Ann. u. Mag. Nat. Hist. ser. 4, vol. V]J, 


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Ordnung Triaxonia F. E. Schulze 71 


In der Quadraten-Kreide habe ich jedenfalls keine Formen beobachtet, die den größten Amphidisken der 
Mukronaten-Kreide gleichkommen. M | u. ne | 

Der Anschluß der fossilen an die rezenten Amphidiscophora wäre zu suchen bei den Arten von neun 
genera-(Hyalonema F.E.S., Compsocalyx F.E.S., Platylistrum F.E.S., Sericolophus ljima, Lophophysema F.E.S., 
Pheronema Leidy, Polyopogon Wyv. Thoms, Semperella Gray und Monoraphis F. E.S.), die zwei Familien 
(Hyalonematidae F. E.S. und Semperellidae F. E. 5.) zusammensetzen. Ich glaube aber nicht, daß mar die 
fossilen Vorkommnisse mit einiger Sicherheit auf bestimmte rezente Gruppen beziehen darf, weil Makram- 
phidiske wegen ihrer regionalen Lage den gleichmachenden Wirkungen der Anpassung besonders stark unter- 
liegen. So wiederholen sich bei den rezenten Makramphidisken Skulptur der Schäfte, Schirmform und Umriß 
der Schirmzähne in ganz verschiedenen genera. Übrigens kommen auch bei ein und derselben rezenten Art 
(z. B. bei Hyalonema globifera F. E. S.) Schaft-Skulpturen vor, die so verschieden sind, wie der im Zentrum 
mit Stacheln versehene, sonst glatte Achsenteil von Fig. 1 und der mit Knötchen besetzte Achsenteil von Fig. 2 
(beide Taf. X). Die Unsicherheit wird noch vermehrt durch Unwägbarkeiten der Dimensionen und des 
Wachstums. Fig. 9 zeigt beispielsweise die Anlage eines Amphidisks, dessen Schirmzähnchen noch in der 
Entwicklung sind. Ähnliche Stadien bildet F. E. Schulze in seinem letzten großen Werke von verschiedenen 
lebenden Arten ab (Valdivia-Hexakt., Taf. XVII, Fig. 16 und: 17; Taf. XXIII, Fig. 19). Die Unmöglichkeit, 
isolierte Amphidiske aus der Kreide zu rezenten Amphidiscophora anders wie durchaus hypothetisch in Be- 
ziehung zu setzen, hebt aber die große Bedeutung der fossilen Funde für die Stammesgeschichte nicht auf. 
Wenn man erwägt, daß meist wohl nur Makramphidiske gefunden wurden, denen ursprünglich sicherlich eine 
noch größere Anzahl nicht erhaltungsfähiger Mesamphidiske und Mikramphidiske zugeselit war, wenn man 
ferner die Mannigfaltigkeit der auf verhältnismäßig kleinem Raume gefundenen Formen übersieht, wird man 
die Überzeugung gewinnen, daß die Amphidiscaria der Kreidezeit den Amphidiscaria der Jetztzeit an Umfang 
zum mindesten nichts nachgaben. M 

Die Hemidiske (Taf. Xl, Fig. 29—34) sind nur aus der Kreide bekannte, aber gar nicht formenarme Derivate 
der Amphidisken, die zuerst in Ortmanns wichtiger Arbeit charakterisiert wurden. Sie stellen Relikte einer 
erloschenen Abteilung der Amphidiscophora dar und zeigen durch ihr Nichtmehrvorhandensein in der Jetztzeit 
eine Abnahme der Vitalität der Amphidiscophora seit der Kreideperiode an. Es wäre gar nicht undenkbar, 
daß die Hemidiske von einer erloschenen dictyoninen Gruppe der Amphidiscophora kommen. Im Mukronaten- 
Senon sind sie seltener als bei Oberg. Aber auch dort ist ihr Nachweis von großer Sorgfalt bei der Unter- 
suchung des Gesteins abhängig. | | 

Bei der großen Zahl von Hexasterophora, die unser Senon enthält, müßten Hexaster eigentlich in der 
Quadraten-Kreide von Oberg und in den Ortmannia-Knollen häufige Mikrosklere sein. Das Gegenteil trifft 
leider zu. Selbst ein so unermüdlicher und geschickter Forscher wie Ortmann hat aus dem Oberger Mergel 
nur zwei Discohexaster-Formen (Taf. XI, Fig. 35 und 38) und ein Exemplar eines Sphaerohexasters gewinnen 
können. Auch ich habe in den Ortmannien des Mukronaten-Senons nur eine einzige Hexasterform gefunden, 
die durch eine im Verhältnis zur Größe des Mikrosklers sehr stark entwickelte kugelige Verdickung des Zentral- 
teils von rezenten Hexastertypen erheblich abweicht, Taf. XI, Fig. 36 zeigt vier verschiedene Individuen. Es 


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02 Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


22 | Klasse Silicea Gray 


ist wohl kein Zufall, daß die aufgefundenen Formen verhältnismäßig groß sind. Wie bei den Amphidisken 
dürfte auch bei den Hexastern die Möglichkeit der Erhaltung in erster Linie an eine nicht zu geringe Größe 
des Objekts gebunden sein. Möglicherweise spielt aber auch die Konstitution der Kieselverbindungen eine 
Rolle. Die Hexaster aus den Ortmannien verschwanden nämlich in Kanadabalsam und Styrax, so daß ich sie 
in Wasser photographieren mußte. Leidlich gesicherte Schlüsse auf Zusammenhänge mit rezenten Hexa- 
sterophora sind m. E. aus dem vorliegenden Material nicht zu ziehen, weil gewisse Ähnlichkeiten mit rezenten 
Hexastern auch auf Formanalogien beruhen können. | 

Recht seltene Vorkommnisse sind Discohexaktine. Das Taf. XI, Fig. 39 abgebildete Mikroskler dieser 
Art dürfte mit den Discohexaktinen übereinstimmen, die Ortmann (a.a.O. S. 141) erwähnt. Unmittelbare 
Beziehungen zu gleichartigen Organisationsbestandteilen rezenter Hexaktinelliden möchte ich nicht konstruieren. 

Pinule sind nicht gerade häufig, kommen aber als Hexaktin-Pinule (Taf. X, Fig. 30 und 31) und als 
Pentaktin-Pinule (Taf. X, Fig. 32—35) in verschiedenen Formen und Größen vor. Wie in anderen Bestand- 
teilen der dermalen Regionen ‚manifestieren sich auch in den zierlichen „Tannenbäumchen* Konvergenz- 
erscheinungen. So kommt z.B. eine Pinulform, die etwa mit Fig. 33 übereinstimmt, bei Hyalonema, Phero- 
nema, Semperella und der merkwürdigen, von der deutschen Tiefsee-Expedition geborgenen Monoraphis vor. 
Das Fig. 31 abgebildete Hexaktin-Pinul mit ovoidem Distal-Strabl stimmt dagegen in Form und Größe nur 
mit der autodermalen Pinulform des rezenten Caulophacus latus F. E. S. (Challenger-Report, Taf. XXIV, Fig. 10) 
überein. Da auch die Fig. 32, 34 und 35 abgebildeten, auffällig großen und schlanken Pentaktin -Pinule 
Analogien in den autogastralen Pinulen von Caulophacus finden, dürfte nunmehr von den rezenten Familien 
der Iyssacinen Hexasterophora auch die Familie Caulophacidae ljima mit einiger Sicherheit aus der Kreide 
nachgewiesen sein. 

Von Unzinaten habe ich häufiger Fragmente beobachtet. Ebensowenig wie Ortmann ist es aber 
mir geglückt, ein vollständiges Unzin aufzufinden. 

Taf. XI, Fig. 40—52 habe ich aus Quadraten- und Mukronaten-Senon eine Anzahl verhältnismäßig 
häufiger Mikrosklere abgebildet, die morphologisch den Clavulae der genera Farrea Bwbk. und Claviscopulia 
F.E.S. mehr oder weniger nahekommen, wenn auch volle Übereinstimmung mit Clavulen rezenter Arten in 
keinem Falle vorhanden ist. Bereits die kleinsten (Fig. 50—52) erreichen die Länge der Clavulae von Farrea; 
die größeren gehen z. T. weit darüber hinaus. In bezug auf die Form der Hakenkränze erinnern Fig. 40, 41, 
42, 45 und 46 mehr an die ankerartigen Terminalbildungen gastraler, Fig. 44, 50, 51, 52 mehr an die diskus- 
artigen Hakenkränze dermaler Clavulae. Geknöpfte und gezähnelte Schaftenden, wie die „Clavuloide“ Fig. 43, 
47—52 zeigen, kommen bei rezenten Clavulae nicht vor. Die früheren Träger dieser Mikrosklere sind wohl 
erloschen. 

Als letztes, bei lebenden Hexaktinelliden vorkommendes, fossil übrigens recht seltenes Mikroskler 
nenne ich die Scopula. Wie Taf. X, Fig. 25, 26, 28 und 29 zeigen, liegen bei Oberg und in den Ortmannia- 
Knollen von Misburg Scopulae verschiedener Form, Größe und Zinkenzahl, die aber mit Skopulen lebender 
Arten nicht in näheren Vergleich gestellt werden können; in einigen Fällen vielleicht nur, weil die feinen Dornen 
der Zinken nicht erhalten sind. Wie reich die Scopularia in der Tat auch schon in der oberen Kreide ent- 


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Ordnung Triaxonia F. E. Schulze 23 


wickelt waren, konnte ich bereits in meiner früheren 'Arbeit durch den Nachweis vollständiger Diktyonal- 
gerüste zeigen. | 

Ein eigentümliches Mikroskler, welches ich wegen seiner an eine geschlossene Blume erinnernden 
Form Florul nenne und Taf. X, Fig. 27 abbilde, habe ich in einem Ortmannia-Knollen aufgefunden. Es be- 
steht aus einem kurzen, distal zugespitzten Schaft, welcher eine nicht genauer unterscheidbare Anzahl ab- 
geplatteter, wie die Arme einer geschlossenen Krinoiden-Krone zusammengefalteter Fortsätze trägt. Die Florulae 
dürften Mikrosklere einer erloschenen, den Hexaktinelliden mit Skopulen nahestehenden Gruppe sein. 

Leichter nachzuweisen als Mikrosklere sind, wo sie erhalten sind, isoliert vorkommende Megasklere 
von Amphidiscophora und Iyssacinen Hexasterophora. Taf. X enthält eine Anzahl hierher gehöriger Formen 
z. T. von Oberg, z. T. aus Ortmannien von Misburg, nämlich prinzipale Hexaktine verschiedener Ausbildung, 
dermale und prostale Pentaktine, glatte und bedornte Diaktine, Tetraktine, dornige Schäfte und Unterteile von 
großen basalen Ankernadeln und kleine Ankernadeln. | 

In einigen wenigen Fällen ermöglichen die Funde leidlich gesicherte Schlüsse bis zum rezenten genus. 
Vorsichtige Bewertung wird aber so weit nicht gehen dürfen. Von den Taf. X, Fig. 16 und 17 bei auffallendem 
Licht und in schwacher Vergrößerung, Fig. 15 und 18 bei durchfallendem Licht und in stärkerer Vergrößerung 
abgebildeten prinzipalen Hexaktinen kann ein Teil, nämlich die regelmäßigen Formen mit schlanken, allmählich 
zugespitzten Strahlen (Fig. 17) auf Euplectelliden-artige Hexasterophora bezogen werden. Sphaeraster-ähnliche 
Hexaktine (Fig. 18) mit kurz-kegelförmigen Strahlen kommen dagegen bei rezenten Hexaktinelliden-Gruppen 
nicht mehr vor. Ob sie zu primitiveren Zuständen überleiten oder von erloschenen Gruppen stammen, muß 
einstweilen dahingestellt bleiben. Übrigens finden sich bei Oberg und Misburg (namentlich auch im Jura) 
Megasklere dieser Art, welche an Gedrungenheit die Fig. 18 abgebildeten Formen noch weit übertreffen. 
Dünnstrahlige reguläre Hexaktine wie in Fig. 16 und 17 treten sowohl bei rezenten Hexasterophora (Euplec- 
tellidae, Leucopsacidae) wie Amphidiscophora auf. | 

Außer Hexaktinen der verschiedensten Größen und Formen enthalten meine Präparate in Menge 
reguläre Pentaktine, die in Grazilität oder Plumpheit, und in den Dimensionen bald mehr dem einen, bald 
dem anderen Typus der hexaktinen Prinzipalia nahekommen, aber ebensowenig wie die Hexaktine speziellere 
Ableitungen zulassen. 

Eine Ausnahme machen die Taf. X, Fig. 13 dargestellten Pentaktine, die z. T. mit pentaktinen Hypo- 
dermalia rezenter Rossellidae vollkommen übereinstimmen. Fast immer zeigen diese in der oberen Kreide nicht 
seltenen „Schirmnadeln“ (Zittel) glatte Strahlen (Taf. X, Fig. 13). Solche skulpturlose Formen bildet auch 
F.E. Schulze, Taf. IX, Fig. 10 des Valdivia-Werks vom lebenden Rhabdocalyptus baculifer ab. Ich kann aber 
eine Beobachtung Ortmanns (a.a.O. S. 145) bestätigen, der wiederholt im Mergel von Oberg Schirmnadeln 
gefunden hat, deren Strahlen nicht glatt, sondern wie die furchtbare Waffe von Pristis sägenartig gezähnelt 
sind. Taf. X, Fig. 4 habe ich aus dem Mukronaten-Senon von Misburg ein Strahlfragment mit Zähnen, Fig. 6 
ein Stück der abgelösten dornigen Hülle dargestellt. Es ist wahrscheinlich, daß die Pentaktine mit glatten 
und jene mit gezähnelten Strahlen die gleiche Herkunft haben. Dagegen ist im Einzelfalle nicht zu ent- 
scheiden, ob die Skulpturlosigkeit ursprünglich war oder erst durch Zerstörung oder Ablösung der gezähnelten 


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Palzeanl Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


24 2 Klasse Silicea Gray 


Lamelle eintrat. Daß sie auch bereits in der Anlage vorhanden gewesen sein kann, zeigt Rhabdocalyptus 
baculifer, wo glattstrahlige und dornige Pentaktine nebeneinander auftreten. Pristissägen-Skulptur ist von 
Pentaktinen rezenter Rosselliden nicht bekannt. Die fossilen Vorkommnisse dieser Art dürften demnach 
Überreste eines erloschenen Rosselliden-Kreises sein. Ich glaube aber auch Spuren gefunden zu haben, 
welche zu jetzt noch lebenden Reihen führen. So besitzt das Taf. X, Fig. 14 abgebildete Bruchstück eine 
gleichmäßig verbreitete kleindornige Skulptur, welche. in ähnlicher Weise auch bei manchen rezenten 
Rosselliden auftritt. | 

- Fig. 19 und 20 der Taf. X zeigen andere Pentaktinformen mit bedornten Strahlen. In der Kreide sind 
diese Gebilde, die, wenn auch nicht so häufig wie glattstrahlige Pentaktine, bei einer Anzahl rezenter Hexa- 
sterophora vorkommen (z.B. bei Placoplegma), ziemlich selten. Ihre Herkunft ist unsicher. 

Viel seltener als Hexaktine und Pentaktine sind Tetraktine, Triaktine und Diaktine.e Von den Te- 
traktinen, die ich beobachtet habe, dürfte das Taf. X, Fig. 21 abgebildete Megaskler von Hyalonematiden 
stammen. In Skulptur und Dimensionen kommt es den Tetraktinen von Hyalonema depressa F. E. Schulze 
(Chall. Rep. S. 217, Taf. XXXV, Fig. 8) und Hyalonema sp. aff. Hyalomena conus F. E. Schulze (Chall. Rep. 
Taf. XXXIX, Fig. 17) nahe. Triaktine habe ich auch aufgefunden aber nicht abgebildet. Die glattstrahligen, 
mit zentralen Verdickungen versehenen Diaktine Taf. X, Fig. 22 und 23 haben Analogien in verschiedenen 
Gruppen der Amphidiscophora und Hexasterophora. Bei dem Taf. X, Fig. 24 dargestellten Gebilde könnte 
man auch an die Szepterchen von Latrunculia (Sceptrella ©. Sehm.), also an Mikrosklere monaxoner Kiesel- 
spongien denken. Ich möchte aber annehmen, daß das sehr seltene Vorkommnis als stacheliges Diaktin einer 
erloschenen Hyalonematide zu deuten sei. (Man vergleiche die Diaktine von Hyalonema lusitanica F.E. Schulze 
[Chall. Rep. Taf. XXXIX, Fig. 18].) 

Taf. X enthält von Misburg und Oberg auch Basalia von Hexaktinelliden, mit Widerhäkchen besetzte 
Schaftstücke von Ankernadeln und Anker verschiedener Form und Größe. Einige davon stimmen mit den 
entsprechenden Bestandteilen rezenter Arten überein. Aber gerade bei der Deutung fossiler Basalia ist be- 
sondere Vorsicht geboten, weil in grundverschiedenen Gruppen die Gleichheit der Funktion zu weitgehenden 
Übereinstimmungen der Form führen mußte. So gleichen Fig. 1, 2 und 3 Schaftstücken von lyssacinen 
Hexasterophora (Holascus, Euplectella), aber auch Schaftstücken von Amphidiscophora (Platylistrum, Hyalonema, 
Semperella). Auch Fig. 5 könnte man mit demselben Anschein des Rechts Holascus (Fam. Euplectellidae) 
wie Hyalonema zuschreiben. Ebenso stark konvergieren die Ankerbildungen. Über die Taf. X abgebildeten 
Formen wäre darum wohl nur zu sagen, daß vierzinkige Anker wie Fig. 10 und 12 bei rezenten Polylophus- 
Arten, zweizinkige wie Fig. 7 und 11 bei rezenten Semperellen auftreten. Die Typen der Fig. 8 und 9 
scheinen den rezenten Gruppen zu fehlen. | 

Überblickt man zusammenfassend das in langer Arbeit gewonnene Material, welches die Amphidisco- 
phora und die Iyssacinen Hexasterophora in Gestalt von isoliert vorkommenden Mikroskleren und Megaskleren 
in den Sedimenten der oberen Kreide von Nordwestdeutschland hinterlassen haben, und bedenkt man dabei, 
daß der unvergleichlich größere Teil aller ursprünglich vorhanden gewesenen Skelettbestandteile wegen der 
Winzigkeit und Fragilität der Objekte nicht erhalten bleiben konnte oder sich aus den verschiedensten Gründen 


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Ordnung Triaxonla F. E. Schulze 25 


dem Nachweis entzieht, so gelangt man zu dem gesicherten Ergebnis, daß zur Kreidezeit die Entwicklung der 
Iyssacinen Hexaktinelliden-Gruppen der Entwicklung dieser Gruppen in der Jetztzeit nicht nur nichts nachgab, 
sondern daß auch hier, wie bei den Hexaktinelliden mit Diktyonalgerüsten heute ein Rückgang festzustellen ist. 


Beschreibung neuer Hexaktinelliden 
Tribus Lychniscarla Schrammen | 
Familie Ventriculitidae Zittel emend. Schrammen 1912 
Gattung Ventriculites Mantell. 1822 


Ventriculites successor nov. Sp. 
Taf. XIV, Fig. 1 


Bei der Besprechung von Ventriculites radiatus Mant. (Kieselsp. Il, S. 265) hatte ich die Abände- 
rungen, welche diese Art vom Turon bis in die oberen Horizonte der Senon-Kreide in bezug auf Größe und 
Gestalt des Schwammkörpers, Dicke der Wandung, Ausbildung der Ostien und Postiken, und Skelettstruktur 
betreffen, kurz zusammengestellt und den Schluß gezogen, daß die Umbildungen in ihrer Gesamtheit schließlich 
zur Entstehung von Formen führen müßten, die von der Stammform spezifisch verschieden sind. Als eine 
dieser späteren Mutationen fasse ich Ventriculites successor auf. Die augenfälligste Abweichung vom Typus 
liegt in der ausgesprochen spaltförmigen (bei V. radiatus kreisförmigen) Entwicklung der Postiken, welche zur 
Folge hat, daß Ober- und Unterseite des Schwammes fast gleich erscheinen. Weniger deutlich sind die Ab- 
änderungen an der Unterseite ausgeprägt. Immerhin ergeben sich aber auch hier in einer streifigen Anordnung 
der Ostien und in der Verschmälerung ihrer Lumina Verschiedenheiten von der Stammform. In bezug auf 
die Körperform und in den Dimensionen wiederholt Ventriculites successor dagegen die scheiben-, regenschirm- 
und trichterförmigen Varianten von V. radiatus. 

Die Richtung der Mutation geht bei der radiatus-successor-Reihe auf Reduktion des Kanalsystems 
durch Vermehrung der Skelettmasse. Als letzte Ursache dieses Vorganges möchte ich die im Laufe des Arten- 
lebens immer mehr sich steigernde Fähigkeit der Skelett bildenden Organe, die im Nährwasser vorhandene 
Kieselsäure zu absorbieren und in Form von Skelettsubstanz wieder auszuscheiden, annehmen. Es liegt auf 
der Hand, daß diese Entwicklung schließlich zum Erlöschen der Art führen muß, weil das Verhältnis der 
stützenden und tragenden Bestandteile des Schwammkörpers zu den Organen, welche Ernährung und Fort- 
pflanzung vermitteln, für die letzteren schließlich zu ungünstig wird. 

Kalkmergel der Mukronaten-Kreide von Misburg (s.). 


Gattung Orthodiscus nov. gen. 

Gestielte scheibenförmige Schwammkörper, deren dünne Wandung an der Unterseite wellblechartige 
Radialfalten entwickelt, während die glatte Oberseite von sehr großen rundlichen, unregelmäßig angeordneten 
oder alternierenden Öffnungen durchbrochen wird. Die winzigen Ostien liegen an den Seiten und Rücken der 
Radialfalten. Als Dictyonalia glatte oder dornige Lychniske. Beide Oberflächen mit feinporösen oder geflecht- 
artigen Deckschichten. 

Obere Kreide. 


Schrammen, Die Kieselspongien j 4 


ER Mn : Original from 
a Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


26 | Klasse Silicea Gray 


Orthodiscus fragilis nov. sp. 
Taf. XII, Fig. 4; Taf. XVI, Fig. 1 und 2 


Unter den so häufig durch Fragilität des Gerüsts charakterisierten Kreide-Hexaktinelliden ist wohl 
O. fragilis mit am gebrechlichsten. Die Spezies bildet nämlich eine, im Verhältnis zu dem 70 cm und darüber 
messenden Umfange, sehr dünne, nämlich kaum 5 mm dicke kreisrunde Scheibe. Der in der Mitte der Unter- 
seite ansetzende Stiel ist ebenfalls verhältnismäßig dünn und war wohl ziemlich lang. An den beiden vor- 
liegenden Stücken ist nur der Ansatz erhalten. Die Oberseite besteht aus einer papierdünnen, an der äußeren 
Oberfläche glatten, an der inneren mit Radialfalten der Unterseite verwachsenen und von ihnen gestützten 
Platte, die von auffällig großen, nämlich 0,3—0,5 cm weiten rundlichen Öffnungen durchbrochen wird. Diese 
sind 'undeutlich alternierend oder in unregelmäßiger Anordnung über die Oberfläche verteilt und durch 3—5 mm 
breite feinporöse Skelettbänder getrennt. (An den auffällig großen Öffnungen der Oberseite, die an analoge 
Bildungen der jurassischen Staurodermen erinnern, ist Orthodiscus fragilis leicht von den Ventriculites-Arten zu 
unterscheiden; die in denselben Schichten wie Orthodiscus vorkommen.) Die Unterseite zeigt vom Stielansatze 
nach dem Scheibenrande strahlende, ca. 2 mm breite, mit gleichbreiten aber etwas tieferen Furchen ab- 
wechselnde stellenweise vergabelte und anastomosierende Skelettfalten von U-förmigem Querschnitt. Rücken 
und Seiten dieser Radialfalten werden von winzigen Ostien durchbohrt. Das Diktyonalgerüst ist mehr oder 
weniger unregelmäßig gebaut und besteht aus Lychnisken mit glatten oder dornigen Strahlen. Beide Seiten 
sind mit feinporösen Deckschichten überzogen, die namentlich an der Oberseite den Charakter dichter Geflechte 
annehmen. 

Die Radialfaltung der Unterseite von Orthodiscus fragilis ist ein schönes Beispiel für die „Wellblech- 
Skulptur“, wenn ich so sagen darf, welche als Folge funktioneller Anpassung des Diktyonalgerüsts sehr dünn- 
wandiger Formen bei manchen Hexaktinelliden die Widerstandsfähigkeit der Wandung erheblich verstärkt. 
(Eine analoge Erscheinung dürfte die Spiralfaltung der Wandung von Marshallia tortuosa Roem. sp. sein.) 

Kalkmergel der Mukronaten-Kreide von Misburg (s. s.). 


Gattung Lepidospongia Roemer 1864 
Lepidospongia fragilis Schrm., var. tenuistriata nov. var. 


Diese Varietät wäre vielleicht besser als spätere Mutation zu bezeichnen, wenn sie nämlich tatsächlich, 
wie es scheint, auf Schichten der Mukronaten-Kreide beschränkt ist, in denen der Typus der Art nicht mehr 
vorkommt. Die Abweichungen von der Stammform sind augenfällig. Im Gegensatze zu der, durch die großen, 
noch mit unbewaffnetem Auge erkennbaren Kieselplättchen des Deckgespinstes wie mit einem gleichmäßig 
glatten Pflaster überzogenen Oberseite von Lepidospongia fragilis besitzt die Oberseite der var. tenuistriata 
eine feine Radialstreifung, welcher auch die Anordnung der nur unter der Lupe erkennbaren Kieselplättchen 
folgt. Die Streifung wird bedingt durch strahlenförmig von der Mitte nach dem Rande der Spongie verlaufende 
Skelettleisten, zwischen denen (nur sichtbar nach Abhebung des Plättchenbelags) in Reihen und mit gleichen 
Abständen die rundlichen Mündungen der Postiken liegen. Auch die Unterseite zeigt Radialstreifung. Diese 


Original from 


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Ordnung Triaxonia F. E. Schulze 97 


entsteht dadurch, daß sich die Skelettbrücken zwischen den Ostien verhältnismäßig stark verbreitern und band- 
artig abflachen, während die in feinen Furchen zwischen den Skelettbrücken liegenden Lumina der Ostien auf 
schmale Spalten reduziert und zu strahligen Reihen gruppiert werden. Das Diktyonalgerüst ist im allgemeinen 
nach dem Schema der Stammform gebaut. Erhebliche Abweichungen zeigen aber die Kieselplättchen des 
Deckgespinstes, die beim Typus weitmaschig und netzartig sind, bei der Mutation durch starke Reduktion der 
Lumina dagegen siebartigen Charakter annehmen. 

Maße: Querdurchmesser 15 cm und mehr; Dicke der Wandung ca. 3 mm; Breite der Skelettbrücken 
zwischen den Ostien 1,5 mm, zwischen den Postiken 0,5 mm. 

Kalkmergel der Mukronaten-Kreide von Misburg (s.). 


Familie Coeloptychidae Zittel 1878') 
Gattung Loboptychium nov. gen. 

Schwammkörper kelchförmig, gestielt. Unterseite mit engen und tiefen Radialfalten; Oberseite. trichter- 
förmig vertieft; Außenseite mit von Deckschicht überzogenen, abgeflachten, durch tiefe Einkerbungen getrennten 
und gekröseartig gewundenen Wülsten, welche die distalen Abschlüsse der Radialfalten bilden. Diktyonal- 
gerüst wie bei Coeloptychium. 


Obere Kreide. 
Loboptychium concavum nov. sp. 


Taf. XVII, Fig. 8 
Nachdem den Coeloptychien, die Zittel noch als einen allseitig abgegrenzten und isoliert stehenden 
Formenkreis bezeichnen konnte, ihre strenge Abgeschlossenheit bereits durch Cameroptychium Leonh., welches 


. ‘) Im Jahre 1912 hatte ich für Coeloptychiden, die auf den Rücken der Radialfalten der Unterseite warzenförmige, von 
rundlichen Wandlücken durchbrochene Fortsätze bilden, die Gattung Myrmecioptychium aufgestellt. Neuerdings hat nun H.Fritzsche 
(Über Coeloptychium Goldf. und Myrmecioptychium Schrammen. Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. Bd. 72, S. 102) bei der Untersuchung 
der von Schlüter gesammelten Coeloptychien aus dem westfälischen Senon bei sämtlichen Arten ähnliche, wenn auch, wie Fritzsches 
Abbildungen zeigen, bei weitem weniger stark ausgeprägte Kraterbildungen gefunden. Dadurch ist die Frage nach dem systematischen 
und stammesgeschichtlichen Wert der warzigen Fortsätze aufgeworfen worden. Fritzsche nimmt an, daß die Gebilde, da sie bei 
ein und derselben Art auftreten oder fehlen können, keinen spezifischen Charakter tragen, und sieht in ihnen ein bei den älteren 
Arten vorhandenes, bei den jüngeren Arten nach und nach verschwindendes primitives Merkmal von Coeloptychium Goldf. Darin 
kann ich ihm aber nur sehr bedingt folgen. Soweit Fritzsches Schlüsse die geringe Bedeutung schwacher Warzenbildungen für die 
Morphologie der westfälischen Coeloptychium-Arten betreffen, muß man zustimmen. Einen genetischen Zusammenhang zwischen den 
von Fritzsche beobachteten Warzen der eigentlichen Coeloptychien und den warzigen Fortsätzen von Myrmecioptychium halte ich 
aber für recht unwahrscheinlich. Die zuweilen auftretenden warzigen Erhöhungen des westfälischen Materials sind m. E. rein 
individuelle Wachstumserscheinungen, die in Form mehr oder weniger stark gewulsteter Ränder gelegentlich bei allen Hexaktinelliden 
mit rundlichen Wandlücken (Guettardia, Pleurope u. a.) als Verdichtung des Skelettgewebes in der Umgebung der Wandlücken vor- 
kommen. (Da ich sie bei den Hunderten von Coeloptychien aus den Quadraten- und Mukronaten-Mergeln von Hannover, die ich im 
Laufe der Zeit gefunden habe, niemals beobachten konnte, hängt das verhältnismäßig häufige Auftreten bei den westfälischen 
Coeloptychien vielleicht mit der Eigenart der Fazies zusammen.) Die konstanten warzigen Fortsätze der Myrmecioptychien dürften 
dagegen morphologische Differenzierungen eines besonderen Coeloptychien-Zweiges darstellen, der (wegen Überspezialisierung?) schon 
im Unter-Senon erlosch. 

Nach Fritzsche soll Myrmecioptychium Bodei Schrm. eine „Mittelstellung“ zwischen Coeloptychium deciminum Roem. 
und Coeloptychium sulciferum Roem. einnehmen. Wenn damit nähere verwandtschaftliche Beziehungen angedeutet werden sollen, 
wäre der Nachweis wohl noch zu erbringen. 





4* 


Original from 


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28 - Klasse‘ Silicea Gray 


Beziehungen zur lebenden Aulocystis anbahnt, genommen wurde, bringt dieser neue Typus eine abermalige 
Erweiterung der Gruppengrenzen. Das ungemein zierliche Schwämmchen (das Original ist ein sehr seltenes 
Unicum) verkörpert im allgemeinen die Baugesetze der Coeloptychidae. Demnach bildet die dünne Wandung 
des auf einem kaum Il cm dicken Stiele ruhenden, wie ein Römerglas geformten und etwa kinderfaustgroßen 
Schwammkörpers schmale und tiefe Radialfalten (10), die an der Unterseite spitzwinklig vom Stiele ausgehen, 
an der Oberseite durch das, einen sehr steilwandigen und gegen den Rand scharf abgesetzten Trichter bildende 
Scheiteldiaphragma verdeckt und abgeschlossen werden. An der breiten, leicht gewölbten Peripherie sind die 
äußeren (distalen) Faltenenden aber nicht, wie bei den meisten Coeloptychium-Arten, durch eine bandartig 
die ganze Außenseite umgürtende und den Zusammenhang unter den Faltenenden herstellende Deckschicht 
geschlossen und verborgen oder, wie bei .Coeloptychium incisum und Coeloptychium lobatum, durch Ein- 
kerbungen, die aus der Dichotomie der Falten hervor- 
gehen, getrennt, sondern sie bilden 6—10 mm breite, 
abgeflachte und unregelmäßig eingebuchtete oder darm- 
artig gewundene Wülste.e Eine ähnliche‘ Ausbildung 
wie die Abschlüsse der Radialfalten an der Außenseite 
von Loboptychium zeigen die Falten an der Unter- 
seite (nicht Außenseite) der Cameroptychium-Arlen, 
wie denn überhaupt Loboptychium eine Mischung von 
Cameroptychium- und Coeloptychium-Charakteren dar- 
stellt. Das Diktyonalgerüst besitzt die strukturellen 
Differenzierungen des Coeloptychien-Skeletts. 
Kalkmergel der Mukronaten-Kreide von Mis- 





burg (s. s.). 


Familie Camerospongidae Schrammen 


" Fi ee Gattung Cameroptychium Leonhard 1897 
1: Cameroptychium serotinum nov. sp. 
Textfigur 1 
Textfigur 1 Der etwa faustgroße Schwammkörper ist kreisel- 


Cameroptychium serotinum Schrm. (halbschematisch). Nat. Gr. , j , . 
förmig und hat eine ca. 3 cm dicke, aus dünnwandigen 


Blättern und Röhren bestehende Wandung. In der Mitte des Scheitels liegt die ovale, 2,5 cm breite, 4 cm 
lange Öffnung des tief eingesenkten Paragasters. Der breite, mit leichter Abschrägung abfallende Scheitelrand 
ist mit glatter und scheinbar dichter (unter der Lupe feinporöser) Deckschicht überzogen. An der Außenseite 
bildet das einzige Exemplar, welches ich aufgefunden habe, gekröseartig aneinander gedrängte, unregelmäßig 
dichotomierende und durch schmale Fortsätze verbundene Falten, deren Rücken aus einer dicken, von zahl- 
reichen nadelstichartigen Ostien durchbrochenen Deckschicht gebildet werden. Da das Original in der Vertikale 
leicht verdrückt ist, wodurch die Falten stellenweise verschoben und geknickt wurden, war die Deutung des 


Original from 


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Ordnung Triaxonia F. E. Schulze 29 


Baues nicht ganz leicht. Nachdem sie gelungen war, wurde es klar, daß diese obersenone Art in die nächste 
Verwandtschaft der turonen Cameroptychien gehöre (C. patella Leonh. aus dem Scaphiten-Turon von Oppeln; 
C. planum Schrm. aus dem Cuvieri-Turon von Heere). C. serotinum dürfte die älteren Formen ziemlich gerad- 
ling, wenn auch mit stark veränderter Gestalt fortsetzen. — Auch die Entdeckung dieser Reihe zeigt 
wieder, was ich bereits früher von zahlreichen senonen Hexaktinelliden im Verhältnis zu ihren rezenten Nach- 
kommen erweisen konnte, daß das allgemeine Bauschema ungemein lange konstant bleibt. — Das Diktyonal- 
gerüst besteht, wie bei den turonen Arten, aus bedomten Lychnisken, die an der äußeren Oberfläche durch 
Verdickung und Verbreiterung der tangentialen Strahlen die bereits erwähnte Deckschicht aufbauen. In der 
marginalen Kieselhaut liegen zahlreiche Achsenkreuze von großen dermalen Stauraktinen. 
Quadraten-Senon von Höver (s. s.).. 


Tribus Uncinatarla F. E. Schulze 
Familie Euretidae F.E. Schulze 1904 
Gattung Farreopsis nov. gen. 


Sehr große dünnwandige Schwammkörper, die aus weiten, unregelmäßig anastomosierenden Röhren 
bestehen. Kanalsystem wenig entwickelt. Das Diktyonalgerüst besteht aus kleinen Hexaktinen mit glatten 
oder dornigen Strahlen, die zu einem ziemlich regelmäßigen Gerüste mit kubischen Maschen verschmelzen. 
Die äußeren Radialstrahlen der dermalen und gastralen Hexaktine endigen frei als lange konische Zapfen. 

Obere Kreide. 


Farreopsis diffusa nov. sp. 
Taf. XII, Fig. 3 


Im Mukronaten-Senon von Misburg habe ich zusammengehörige faustdicke und größere Mergel- 
brocken gefunden, die an den Bruchflächen in Form ca. 1 mm dicker Adern Fragmente der Wandung eines 
sehr großen, anscheinend aus weiten röhrigen Anastomosen bestehenden Schwammes erkennen lassen. 
Korrosions-Präparate ergaben ein stellenweise sehr gut erhaltenes Hexaktinelliden-Skelett. Ostien und Postiken 
sind kaum entwickelt. Auch im Innern der Wandung scheint das Wasser ohne Vermittlung wahrnehmbarer 
Epi- und Aporhysen zirkuliert zu haben. Die Diktyonalia sind kleine Hexaktine mit dornigen oder glatten 
Strahlen, die ein ziemlich regelmäßiges Gerüst mit kubischen Maschen aufbauen. Die äußeren Radialstrahlen 
der dermalen und gastralen Hexaktine endigen frei als konische Zapfen. — Einen ziemlich großen, aus ver- 
schmolzenen und anastomosierenden Lappen und Röhren aufgebauten Schwammkörper besitzen die Arten der 
Gattung Plocoscyphia Reuss. Gegen die Vereinigung mit diesem Genus spricht aber der Bau des Skeletts, 
welches bei der neuen Form nicht aus Lychnisken (wie bei Plocoscyphia), sondern aus Hexaktinen zusammen- 
gesetzt ist. Von den Triaxonia mit Hexaktinen dürften die Farrea-Arten dem Schwamm-Funde in bezug auf 
Körperform und Entwicklung des Kanalsystems recht nahe kommen. Da auch die beiderseitigen Skelett- 
Strukturen keine wesentlichen Verschiedenheiten aufzuweisen scheinen, trage ich kein Bedenken, das Pro- 


Original from 


Ben Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


30 Klasse Silicea Gray 


blematicum, denn das bleibt der Schwamm in mancher Hinsicht, zur Familie Euretidae F. E. Schulze zu stellen. 
Der unmittelbaren Vereinigung mit Farrea würde, da von Farrea nur verhältnismäßig kleine Arten bekannt 
sind, schon die sehr erhebliche Größe der Vorkommnisse widersprechen, die auf einen etwa kopfgroßen 
Schwammkörper schließen lassen. 

Kalkmergel der Mukronaten-Kreide von Misburg (s. s.). 


Famillen unsicherer Stellung 
Familie Callibrochidae Schrammen 1912 
Gattung Pycnogaster nov. gen. 

Schwammkörper subzylindrisch oder birnförmig, mit tiefem Paragaster, dickwandig. Außenseite mit 
winzigen, unregelmäßig verbreiteten Ostien. Paragaster-Oberfläche mit ziemlich großen, zu Längsreihen 
gruppierten Postiken. Die kurzen Epirhysen kommunizieren mit weiten Aporhysen, welche horizontal (oder 
vertikal) orientiert sind. Die großen Hexaktine haben glatte Strahlen und verschmelzen zu einem engmaschigen, 
unregelmäßig gebauten oder aus mehr oder weniger deutlich longitudinalen, radialen und zirkulären Balken- 
zügen bestehenden Gerüste, welches an der äußeren Oberfläche den Charakter eines engmaschigen Geflechts 
annimmt. | 

Pycnogaster texturatus nov. sp. 
Taf. XM, Fig. 1 und 2 

Als ich die äußerst seltene Spongie — das Original ist Unicum geblieben — auffand, glaubte ich 
beim ersten Hinsehen irgend eine dickwandige Tetrakladine oder Rhizomorine in Händen zu haben. So sehr 
weicht die Art von dem bei Kreide-Hexaktinelliden gewohnten Bilde ab. Als aber nach Beseitigung des 
Gesteins das Gerüst in vollem Zusammenhange und ausgezeichneter Erhaltung zum Vorschein gekommen war, 
wurde es klar, daß ein neuer Hexaktinelliden-Typus vorlag. Der ca. 8cm lange, an der Basis 3,5 cm, am 
Scheitel ca. 5 cm dicke, von einem ca. 1,3 cm weiten Paragaster durchzogene Schwammkörper ist birnförmig 
und hat eine im Verhältnis zur Gesamtgröße ungewöhnlich massige Wandung. Die äußere Oberfläche, die 
dem unbewaffneten Auge am ungeätzten Stück glatt und strukturlos erschien, erwies sich nach Säurebehandlung 
von noch eben erkennbaren, wie feine Nadelstiche aussehenden Ostien durchbrochen, welche unregelmäßig 
angeordnet sind, aber ziemlich dicht nebeneinander liegen. Auf der Paragasterwandung sieht man Längsreihen 
ovaler, ca. 1 mm weiter Postiken. Die zugehörigen Aporhysen durchdringen strahlig die ganze Wandung und 
kommunizieren unter der Oberfläche der Außenseite mit kurzen Epirhysen. Als weitere Bestandteile des Kanal- 
systems sind eine Anzahl vertikal orientierter Kanäle zu erwähnen. An dem durch eine Bruchfläche dar- 
gestellten Querschnitt des Vorderteils ist eine gewisse Ineinander-Schachtelung erkennbar. Sie macht den 
Eindruck, wie wenn ein regelmäßig zylindrisches älteres Individuum von einem an der Außenseite durch flache 
Wülste mehr unregelmäßigen jüngeren konzentrisch überwuchert wäre. Daß nicht etwa zwei verschiedene 
Spongien vorliegen, ergibt die Übereinstimmung des Skelettbaues. Innen wie außen besteht nämlich das 
Skelett aus großen Hexaktinen mit glatten Strahlen, die zu einem engmaschigen, unregelmäßig gebauten, oder 
aus mehr oder weniger deutlich longitudinal, radial und zirkulär verlaufenden Balkenzügen bestehenden Gerüst 


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Ordnung Triaxonia F. E. Schulze 31 


verschmelzen. An der Oberfläche der Außenseite nimmt das Diktyonalgerüst mehr geflechtartigen Charakter 
an. Mikrosklere waren nicht erhalten. Darum ist auch der unmittelbare Nachweis nicht zu erbringen, daß 
die durch Pycnogaster texturatus vertretene Gruppe, wie ich annehme,: zu den Hexasterophora gehöre. Die 
vorhandenen Korrelationen sprechen aber zum mindesten nicht gegen die Annahme eines Zusammenhanges 
mit dieser Unterordnung. Rezente Spongien gleicher oder ähnlicher Organisation scheinen nicht bekannt zu 
sein. Dagegen enthält die Kreide in den Callibrochidae eine Gruppe, zu welcher Pycnogaster wohl in Be- 
ziehungen zu setzen wäre. Namentlich in bezug auf den Skelettaufbau glaube ich bei Callibrochis senonensis 
Schrm. und bei der neuen Form Eigenschaften wahrzunehmen, die nicht nur auf Analogien beruhen. Darum 
unterstelle ich Pycnogaster mit einigem, schon durch die Unkenntnis. der Mikrosklerführung bedingten Vor- 
behalt, den Callibrochidae Schrammen. 
Vorkommen: Quadraten-Senon von Oberg. 


Familie Pachypegmidae nov. fam. 


Plattige Hexaktinelliden mit dicker Wandung, die an der Oberfläche von ziemlich gleichmäßig ver- 
breiteten, rundlichen Öffnungen von verschiedener Größe durchbrochen wird. Kanalsystem wenig regelmäßig. 
Die Diktyonal-Hexaktine sind auffallend groß und im Innern der Wandung zu einem weitmaschigen, unregel- 
mäßig gebauten Gerüst, in den Dermal-Regionen, unter Verdickung der Strahlen, zu starken Geflechten ver- 
schmolzen. | 

Kreide. 


Gattung Pachypegma nov. gen. 

Plattige Schwammkörper mit dicker Wandung, die an der Oberfläche von gleichmäßig verbreiteten 
rundlichen Öffnungen verschiedener Größe durchbrochen wird, im Innern beliebig orientierte Kanäle besitzt. 
Die riesigen Hexaktine haben glatte Strahlen und verschmelzen zu einem unregelmäßig gebauten Gerüste, 
welches in den Dermal-Regionen, unter Verdickung der Strahlen, geflechtartigen Charakter annimmt. 

Obere Kreide. | 


Pachypegma macrostoma nov. sp. 
Taf. XIII, Fig. 5 und 6 


Das vortrefflich erhaltene Fragment dieser sehr seltenen und nur in dem einen Exemplar vorliegenden 
Spongie deutet auf einen plattigen Schwammkörper. Die Wandung ist ca. 1 cm dick. Der Hauptcharakter, 
welcher P. macrostoma auf den ersten Blick von allen anderen mesozoischen und rezenten Hexaktinelliden 
mit Diktyonalgerüsten unterscheidet, verkörpert sich in den vergleichsweise riesigen Dimensionen der Dictyonalia, 
und besonders deutlich in den starken Geflechten der Dermal-Regionen, wo die Strahlen der Hexaktine 
ca. 0,3 mm dick sind. In den Skelettmaschen hängen nicht selten kleinere Hexaktine von verschiedener Größe, 
die durch einen oder mehrere Strahlen mit den Dictyonalia verschmolzen sind. Orientierung und Verbindung 
der Diktyonal-Hexaktine ist durchaus unregelmäßig. Vom Kanalsystem zeigt die Oberfläche ziemlich gleich- 


Keine & Mn Original from 
Palzeanl Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


32 Klasse Silicea Gray 


mäßig verbreitete rundliche Öffnungen von verschiedener Weite (1—2,5 mm). Die innere Wandung ist von 
beliebig orientierten Kanälen durchzogen. Es ist nicht festzustellen, welche Kanäle dem Epirhysal- und welche 
dem Aporhysal-System angehören. Mikrosklere habe ich nicht beobachtet. 

Bei der Einordnung in das System wird man sich, auch ohne unmittelbaren Nachweis von Hexastern, 
für die Hexasterophora entscheiden können, weil ähnlich organisierte Skelette nur von Hexasterophora bekannt 
sind. Mehr wäre über die Beziehungen der Spongie zu lebenden Gruppen wohl kaum zu sagen. Ich kenne 
auch keinen fossilen Typus, dem P. macrostoma mit einiger Berechtigung anzuschließen ist. Darum errichte 
ich für die Art ein neues Genus, dessen Definition sich natürlich mit dem abgeleiteten Familienbegriff deckt. 


Vorkommen: Quadraten-Senon von Oberg. 


Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze 


Stammesgeschichtliches. In der stammesgeschichtlichen Periode der Tetraxonia, die von der 
Kreide bis zur Jetztzeit reicht, wiederholen sich alle Tatsachen und Erscheinungen, welche auch die phyletische 
Entwicklung der anderen Ordnungen begleiten. Mutations-Phänomene sind in Fülle vorhanden (ein besonders 
schönes Beispiel zeigt Textfig. 2). - Die Abänderungen betreffen aber wiederum (vgl. Triaxonia und Monaxonia) 
immer nur das äußere Bild — Körperform und Dimensionen —, dagegen nicht oder nur unerheblich Stütz- 
skelett und Kanalsystem mutierender Arten. Während sich unter Umständen erhebliche Veränderungen der 
Artcharaktere schon von einer Etage der Kreide zur anderen herausbilden können, bleiben jene Eigenschaften 
der Organisation, welche etwa den Gattungscharakteren entsprechen, von der Kreide bis zur Jetztzeit in allen 
übersehbaren Reihen im wesentlichen unverändert. Übergangsformen zwischen Gattungen oder gar Familien 
der Tetraxonia können darum in der oberen Kreide nicht mehr vorhanden sein. 

Heute darf ich ohne jeden Vorbehalt sagen, daß sämtliche Gruppen der Tetraxonia, welche in der 
Jetztzeit leben, in gleicher oder ganz ähnlicher Organisation und Organisationshöhe, und in demselben oder 
noch stärkerem Umfange auch in den Kreidemeeren florierten. 

Prüft man das Stärkeverhältnis der überlebenden zu den erloschenen Gruppen, so ergibt sich die 
bedeutsame Tatsache, daß in der Jetztzeit auch die Tetraxonia — man vergleiche die Analogien bei Monaxonia 
und Triaxonia — nur den schwachen Rest einer noch im oberen Mesozoicum in kräftigster Entwicklung 
stehenden Fauna darstellen. Nicht mehr vorhanden sind heute u. a. aus der Zahl der Gruppen mit unver- 
bundenen Megaskleren die Tribus Helotriaenophora Schrm., Ophirhabdophora Schrm., Acanthotriaenophora und 
andere, deren Existenz zwar durch isoliert vorkommende Megasklere und Mikrosklere verschiedener Art erwiesen 
ist, deren Zusammenhänge mit anderen Abteilungen der Tetraxonia aber nicht zu übersehen sind, weil nur 
einige wenige Elemente der Gesamtorganisation aufgedeckt werden konnten. In dem Komplex der „lithistiden® 
Tetraxonia sind ausgefallen die Tetrakladinen-Familien Phymatellidae, Astrocladiidae, Chenendoporidae, Dacty- 
lotidae und Acrochordoniidae, ferner die Helomorina, die übergroße Mehrzahl aller Megamorina und ein nicht 
geringer Teil der Dicranocladina. Was hiervon bereits in der Kreide erlischt, was noch bis in das Tertiär 


riginal from 


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Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze 33 


hinaufgeht, ist nur in wenigen Fällen zu vermuten, weil die Tetraxonia-Fauna der Tertiärformation immer noch 
in tiefem Dämmer liegt. 

Systematik. Die in den zoologischen und paläontologischen Quellenwerken und Kompilatorien 
immer noch geltende Systematik der Tetraxonia beruht auf der Zweiteilung der ganzen Ordnung. Nach dem 
Vorgange von Sollas haben Rauff, v.Lendenfeld u.a. als „Choristina“ (Sollas, Rauff) oder „Tetractinellida*“ 
(Lendenfeld) die Tetraxonia mit regulären Megaskleren zusammengefaßt und diese den „Lithistida“ mit Skeletten, 
an deren Aufbau zu festen Gerüsten verbundene Desme teilnehmen, gegenübergestell. Gegen eine solche 
Einteilung erhob ich bereits vor über 20 Jahren den Einwand, daß in den Lithistida auch Gruppen mit mono- 
krepiden oder akrepiden Desmen und ohne tetraxone Skelettbestandteile (die Rhizomorina, Sphaerocladina usw.) 
enthalten seien, die keinesfalls den Tetraxonia zugewiesen werden könnten!). Aber auch nachdem nach Aus- 
merzung jener monaxonen und kryptaxonen Gruppen nur noch Abteilungen übrig blieben, die, weil sie tetraxone 
Elemente, sei es als Desme oder als Dermalia, enthalten, unter sich näher verwandt sein müssen als mit den 
Gruppen der monaxonen oder triaxonen Silicea, schien mir die Beibehaltung einer geschlossenen Unterordnung, 
welche nur lithistide Tetraxonia enthält, immer noch nicht mit den natürlichen Verwandtschaftsverhältnissen in 
Einklang zu stehen. Ausgehend von der Tatsache, daß gewisse Tetraxonia-Gruppen mit regulären Skelett- 
elementen in bezug auf Entwicklung der Achsenanlage und Kombination der stützenden und dermalen Skelett- 
bestandteile gewissen lithistiden Tetraxonia näher stehen als die letzteren anderen lithistiden Tetraxonia- 
Gruppen, gab ich darum im ersten Teile meiner Monographie (S. 32) auch die tetraxonen Lithistiden als 
geschlossene systematische Einheit auf und vereinigte in jedem der zwei Tribus Rhabdina und Caltropina 
sowohl Tetraxonia mit Megaskleren wie mit Desmen. Wenn ich auch jetzt an die Stelle jener Einteilung eine 
andere setze, welche die Problematik des Systems und zugleich die große Polyphylie der Tetraxonia besser 
zum Ausdruck bringt, den allgemeinen Gedankengang, dem ich folgte, halte ich immer noch für richtig. Ich 
lehne also unbedingt jede Systematik ab, welche alle tetraxonen Silicea mit Desmen geschlossen zusammen- 
faßt. Eine solche Gruppierung könnte m. E. nur in Frage kommen, wenn sie durch stammesgeschichtliche 
oder Organisationstatsachen gestützt würde. Davon kann aber nicht die Rede sein. Hingegen möchte ich 
eine Zusammenstellung von Gruppen mit regulären Skelettelementen und mit Desmen in der gleichen syste- 
matischen Kategorie nicht mehr propagieren, weil die in dieser Arbeit niedergelegten Ergebnisse der stammes- 
geschichtlichen Untersuchung zeigen, daß solche Synthesen nur auf Spekulationen beruhen können. Ich 
gliedere die Tetraxonia der Kreide und der Jetztzeit nunmehr lediglich horizontal in eine Anzahl Tribus. 
Deren Familien waren schon zur Kreidezeit streng gegeneinander abgeschlossen und dürften größtenteils auf 
wesensgleiche aber primitivere Stammformen zurückgehen, deren Organisation und deren Zusammenhänge 
niemals tatsächlich nachzuweisen sein werden. Die Familienbegriffe dürften im großen ganzen den natürlichen 
Zusammenhängen der einzelnen Kategorien niederer Ordnung entsprechen und nur noch phyletisch Zusammen- 


1) R.v. Lendenfeld schreibt hierzu in den „Tetraxonia* (S. 14): „Schrammen rechnet die Lithistida ohne reguläre tetraxone 
Nadeln, deren Desme mono- oder akrepid sind, nicht zu den Tetraxonia. Dieser gut begründeten Auffassung ist hier deshalb 
nicht Rechnung getragen worden, weil die Ansicht, daß die Lithistida mit Einschluß dieser Formen als geschlossene Gruppe den 
Tetraxonia angehören, noch immer die herrschende ist.* Das war 1903. Und heute? — 
Schrammen, Die Kieselspongien 9 


Belah nn Original from 
ala Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


34 Klasse Silicea Gray 


gehöriges enthalten. In den Tribus erhebt sich aber vor allem das — in seinem ganzen Umfange wohl nie 
zu lösende — Problem, wie das stammesgeschichtliche Verhältnis der verschiedenen Gruppen mit Desmen 
(den lithistiden Gruppen) zu den verschiedenen Gruppen mit regulären Megaskleren zu denken sei. Um 
Wiederholungen zu vermeiden, gehe ich hier auf diese Frage nicht weiter ein. Näheres findet man bei den 
einzelnen Tribus der Tetraxonia mit Desmen. Ich bemerke aber noch, daß ein einheitliches Einteilungsprinzip, 
wie bei den rezenten Tetraxonia mit regulären Megaskleren, bei einer Einteilung, welche alle Tetraxonia, und 
nicht nur die lebenden, sondern auch die fossilen umfaßt, schon deshalb nicht anzuwenden war, weil die 
Mikrosklere der zahlreichen erloschenen Gruppen nicht bekannt sind. 

Bei der Einteilung der Tetraxonia mit unverbundenen regulären Megaskleren, die immer eine Domäne 
der Zoologie bleiben werden, weil von fossilen Repräsentanten dieser Spongien meist nur isolierte Skelett- 
elemente oder als große Seltenheiten höchstens formlose Aggregate von zusammengehörigen Megaskleren vor- 
kommen, habe ich mich auf formale Abänderungen der Kategorienbezeichnung beschränkt, die systematischen 
Definitionen aber dem Sinne nach unverändert übernommen. 

Von den seitens der Zoologen für die Tetraxonia mit Desmen aufgestellten Familien Theonellidae 
| Lendenfeld, Coscinospongiidae Lendenfeld und Pleromidae Sollas, habe ich die Theonellidae nicht angenommen, 
weil diese Familie offensichtlich die heterogensten Dinge zusammenstellt. Nicht viel anders dürfte es bei den 
Coscinospongiidae sein. Trotzdem führe ich die Coscinospongiidae, wenn auch unter Abänderung der Definition, 
in der Tribus-Einteilung mit auf, weil ich in der Kreide Skelettreste gefunden habe, die zu rezenten Coscino- 
spongia- und Macandrewia-Arten gehören dürften. Die Pleromidae enthalten mit einer einzigen lebenden Art 
das unscheinbare Relikt des in der Kreide noch so formenreichen Megamorinen-Komplexes. Von der Wieder- 
gabe des von Sollas aufgestellten und durch Lendenfeld übernommenen Familienbegriffs sehe ich auch bei 
den Pleromidae ab, weil er sich ungefähr mit dem Tribus-Begriff deckt. 


Tribus-Einteilung der Tetraxonia aus der Kreide und aus der Jetztzeit 
Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze 

Kieselschwämme mit kugeligen, ei- oder birnförmigen Geißelkammern und einem Skelett, an dessen 
Zusammensetzung tetraxone Nadeln Anteil nehmen. Außer den tetraxonen sind meist auch monaxone Nadeln 
vorhanden. Kryptaxone und triaxone (Hexaktine und Hexaktinderivate) fehlen stets. | 

Il. Tribus Sigmatophora Sollas, emend. Lendenteld 
(1907 Subordo Sigmatophora, Lendenfeld in: Valdivia-Tetraxonia, S. 67) . 

Tetraxonia, welche stets tetraxone, meist auch monaxone und ausnahmsweise sphäre Megasklere 
besitzen. Mikrosklere sind meistens vorhanden. Diese sind stets Sigme oder Bogen, niemals Aster. Die 
Megasklere sind meistens, wenn Mikrosklere fehlen immer, groß und langgestreckt. 

1. Fam. Tethydae Lendenfeld 
(1907 Familia Tethydae, Lendenfeld in: Valdivia-Tetraxonia, S. 67) 
Sigmatophora mit Rhabden und einfachen Triaenen. 
Kreide und Jetztzeit. 


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Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze 35 


2. Fam. Samidae Sollas 
(1903 Fam. Samidae, Sollas bei Lendenfeld in: Tetraxonia, S. 28) 
Sigmatophora mit ausschließlich amphitriaenen Megaskleren. 
Fossil nicht nachweisbar; Jetztzeit. 


2. Tribus Astrophora Lendenteld 
(1907 Subordo Astrophora, Lendenfeld in: Valdivia-Tetraxonia S. 175) 
Tetraxonia, welche stets tetraxone, meist auch monaxone und ausnahmsweise auch sphäre Megasklere 
besitzen. Mikrosklere sind stets . vorhanden. Diese sind euaktine oder metaktine Aster (Asterderivate), 
niemals Sigme. | 


I. Subtribus Metastrosa Lendenfeld 
(1907 Demus Metastrosa, Lendenfeld in: Valdivia-Tetraxonia, S. 177) . 

Astrophora mit regulären Megaskleren und Metastern oder Metaster-Derivaten. Ohne Euaster und 

ohne Sterraster. 
l. Fam. Theneidae Lendenfeld 
(1907 Fam. Theneidae, Lendenfeld in: Valdivia-Tetraxonia, S. 178) 

Die tetraxonen Megasklere sind oberflächlich gelegene, radial orientierte, meistens langschäftige Triaene 
mit distalem Kladom (Dicho-, Ana-, Protriaene). Im Innern finden sich keine unregelmäßig angeordneten 
Kaltrope oder kurzschäftigen Triaene. | 

Kreide und Jetztzeit. 


2. Fam. Pachastrellidae Sollas emend. Lendenfeld 
(1907 Fam. Pachastrellidae, Lendenfeld in: Valdivia-Tetraxonia, S. 229) 
Im Innern mit unregelmäßig angeordneten Kaltropen oder kurzschäftigen Triaenen. Im oberflächlichen 
Schwammteil können radial orientierte Triaene vorkommen. Diese sind meistens kurz-, selten langschäftig. 
Kreide (?) und Jetztzeit. | 


2. Subtribus Euastrosa Lendenteld 
(1907 Demus Euastrosa, Lendenfeld in: Valdivia-Tetraxonia, S. 177) 

Astrophora mit regulären Megaskleren und euastrosen Mikroskleren. Ohne sigme Mikrosklere und 

ohne Sterraster. 
1. Fam. Stellettidae Sollas 
(1888 Fam. Stellettidae, Sollas in: Rep. Voy. Challenger, Bd. 25,, S. 59) 

Die tetraxonen Megasklere sind oberflächlich gelegene, radial orientierte, meistens langschäftige Triaene 
(Ortho-, Pro-, Ana-, Dichotriaene) mit distalem Kladom. Im Innern kommen nur ausnahmsweise tetraxone 
Megasklere vor. 


Kreide und Jetztzeit, 
5* 


here nn Original from 
ala Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


36 0° Klasse 'Silicea Gray 


| 2. Fam. Calthropellidae Lendenfeld 
(1907 Fam. Calthropellidae, Lendenfeld in: Valdivia-Tetraxonia, S. 301) 

Mit unregelmäßig angeordneten Kaltropen oder kurzschäftigen Triaenen im Innern. Im oberflächlich 
gelegenen Schwammteile können radial orientierte Triaene (Dichotriaene) vorkommen. Diese sind : meistens 
kurz-, selten langschäftig. 

Kreide (?) und Jetztzeit. 


3. Subtribus Sterrastrosa Lendenfeld 
.(1907 Demus Sterrastrosa, Lendenfeld in: Valdivia-Tetraxonia, S. 177) 
Astrophora mit regulären Megaskleren und sterrastrosen Mikroskleren. . Außer den Sterrastern können 
noch andere Euaster-Formen oder Mikrorhabde vorkommen. 


l. Fam. Geodiidae Sollas 
(1888 Fam. Geodiidae, Sollas in: Rep. Voy. Challenger, Bd. 25, S. 209) 
| Die Megasklere sind Rhabde (große und kleine Amphioxe usw.) und Triaene (Ortho-, Pro-, Ana-, 
Dicho-, Mesotriaene). . | | | | | 
‚Kreide und Jetztzeit. 


3. Tribus Megasclerophora Lendenfeld | 
(1907 U. Ord. Megasclerophora, Lendenfeld in: Valdivia-Tetraxonia, S. 336) 
Tetraxonia mit regulären Megaskleren aber ohne Mikrosklere. E 


l. Fam. Plakinidae F.E. Schulze 
(1903 Fam. Plakinidae, Lendenfeld in: Tetraxonia, S. 118) 

Megasclerophora mit einem Skelett, das aus: kurzschäftigen Triaenen, Chelotropen oder Triaktinen, 
sowie häufig auch beiderseits zugespitzten Diaktinen besteht. Die Tetraktine sind häufig lophoklad. Lang- 
schäftige Triaene fehlen stets. 

Kreide und Jetztzeit. 

2. Fam. Oscarellidae Lendenfeld 
(1903 Fam. Oscarellidae, Lendenfeld in: Tetraxonia, S. 123) 
Megasclerophora ohne Skelett. 
Fossil nicht nachweisbar. Jetztzeit. 


- 4. Tribus Helotriaenophora nov. trib. 
Tetraxonia, deren Skelett aus verfilzten Helotriaenen besteht. Mikrosklere unbekannt. 


l. Fam. Helobrachiidae Schrammen 
(1910 Fam. Helobrachiidae, Schrammen in: Kieselsp. I, S. 127) | 
Die Megasklere sind verfilzte tetraxone Triaktine mit langen gekrümmten Strahlen. Der vierte Strahl 
bildet ein halbkugeliges Rudiment. 
Kreide. 


Original from 


BOZEN Goögle - 5 - — UNIVERSITY OF MICHIGAN ii 


Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze 37 


| 5. Tribus Ophirhabdophora nov. trib. 
 Tetraxonia, deren Skelett aus verfilzten Ophirhabden besteht. Außerdem können Amphioxe, Amphityle, 
Amphistrongyle und Style vorkommen. Als Dermalia einfache Triaene oder ohne tetraxone Dermalia. 
Mikrosklere unbekannt. 
l. Fam. Ophiraphididae Schrammen 
(1910 Fam. Ophiraphididae, Schrammen in: Kieselsp. I, S. 119) 
Ophirhabdophora mit triaenen Dermalia. 


Kreide. 
2. Fam. Alloioraphiidae nov. fam. 


Ophirhabdophora ohne tetraxone Megasklere.. 
Kreide. Te 


6. Tribus Acanthotriaenophora nov. trib. 
Tetraxonia, deren Skelett aus bedornten Kaltropen und kurzschäftigen Triaenen besteht. Mikrosklere 


unbekannt. 


l. Fam. Acanthastrellidae nov. fam. | 
Die Megasklere sind mit Dornen besetzte Kaltrope oder kurzschäftige Triaene. Mikrosklere unbekannt. 
Kreide. | | 


7. Tribus Tetracladina Zittel 
Tetraxonia, deren Stützskelett aus durch Zygose verbundenen Tetraklonen besteht. Die Dermalia sind 
Triaene (Dicho-, Phyllo-, Disco- usw. Triaene) oder anaxile Kieselplättchen. Die Mikrosklere der fossilen 
Gruppen sind nicht bekannt. (Bei den rezenten kommen Spiraster und Mikroxe vor.) | 


1. Fam. Phymatellidae Schrammen 
(1910 subfam. Phymatellinae, Schrammen in: Kieselsp. I, S. 72) 

Tetracladina mit großen, regelmäßig ausgebildeten Tetraklonen. Klone gewöhnlich glatt. Als Dermalia 
Dichotriaene. Eine aus kleinen, unregelmäßig geformten und innig verfilzten Kieselkörperchen bestehende 
Deckschicht kann vorhanden sein oder fehlen. 

Kreide. 

| 2. Fam. Discodermiidae Schrammen 
(1910 subfam. Discoderminae, Schrammen in: Kieselsp. I, S. 97) 

Tetracladina mit großen, meist warzigen Klonen. Als Dermalia Phyllo-, Disco- usw. Triaene, die 
gewöhnlich mit einem aus winzigen, unregelmäßig geformten Kieselkörperchen bestehenden Filz eine dichte 
Deckschicht bilden. 

Kreide und Jetztzeit. 


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38 Klasse Silicea Gray 


3. Fam. Phymaraphiniidae Schrammen 
(1910 subfam. Phymaraphininae, Schrammen in: Kieselsp. I, S. 104) 
Tetracladina mit Tetraklonen, deren Klone ringwulst- oder kragenförmige Anschwellungen haben. Als 
Dermalia Phyllo- oder Discotriaene. 
Kreide und Jetztzeit. 
4. Fam. Astrocladiidae Schrammen 
(1910 subfam. Astrocladinae, Schrammen in: Kieselsp. I, S. 111) 
Tetracladina mit sehr kleinen glattarmigen Tetraklonen. Als Dermalia Phylilotriaene. 
Kreide. 


5. Fam. Chenendoporidae Schrammen | 
(1910 subfam. Chenendoporinae, Schrammen in: Kieselsp. I, S. 113) 
Tetracladina mit sehr kleinen warzigen Tetraklonen. Ohne tetraxone Dermalia. 
Kreide. 


6. Fam. Plinthosellidae Schrammen 
(1910 subfam. Plinthosellinae, Schrammen in: Kieselsp. I, S. 114) 
Tetracladina mit großen warzigen Trideren, deren Brachyome zapfenförmig und mit Warzen besetzt 
sind. Die Dermalia sind anaxile Kieselplättchen. | 
Kreide und Jetztzeit. 


7. Fam. Dactylotidae nov. fam. 
Tetracladina mit kleinen warzigen Trideren, deren Brachyome stark mit Warzen besetzt sind. Als 
Dermalia Phyllotriaene. | 


Kreide. 
8. Fam. Acrochordoniidae nov. fam. 


Tetracladina mit unregelmäßigen, stark mit Warzen besetzten Tetraklonen. Als Dermalia Dichotriaene. 
Kreide. 


8. Tribus Helomorina Schrammen 


Tetraxonia, deren Stützskelett aus durch Zygose verbundenen (monaxonen) Heloklonen besteht. Mit 
tetraxonen Dermalia. Mikrosklere unbekannt. 


1. Fam. Isoraphiniidae nov. fam. 
Trichter-, ohrförmige, plattige oder zylindrische Helomorina. Als Dermalia Dichotriaene. 
Kreide und Jura. 


9. Tribus Megamorina Zittel 


Tetraxonia, deren Stützskelett aus durch Zygose verbundenen (monaxonen) Megaklonen besteht. Als 
Dermalia Dichotriaene, als Megasklere Amphioxe. Die Mikrosklere der rezenten Art sind Spiraster und Mikroxe. 


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Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze 39 


l. Fam. Dorydermidae nov. fam. 

Einfache (zylindrische, birnförmige usw.) oder verästelte Megamorina mit röhrenförmigem Paragaster 
oder zentralen Aporhysal-Bündeln. Ostien unregelmäßig verbreitet. Megaklone mäßig groß und mehr oder 
weniger stark verästelt. Als Dermalia Dichotriaene. 

Kreide. 


2. Fam. Heterostiniidae nov. fam. 
Plattige, trichterförmige, ohrförmige usw. Megamorina mit wenig entwickeltem Kanalsystem und großen, 
mäßig verzweigten Megaklonen. Als Dermalia Dichotriaene. 
Kreide. 


. 3. Fam. Pleromidae Sollas 
(1888 Fam. Pleromidae, Sollas in: Rep. Voy. Chall., Bd. 25, S. 312) 
Jetztzeit (eine Art). 


10. Tribus Dicranocladina Schrammen 
Tetraxonia, deren Stützskelett aus durch Zygose verbundenen (monaxonen) Dikranoklonen besteht. 
Als Dermalia Dichotriaene oder monaxone, Phyllotriaen-ähnliche Kieselscheibchen. Die Mikrosklere der lebenden 
Arten sind Amphiaster, Spiraster, Microrhabde usw. 


1. Fam. Pachinionidae nov. fam. 
Dicranocladina mit klammerartigen Desmen und Megarhizokloniden. Als Dermalia Dichotriaene. Mit 
oder ohne Deckschichten. 
Kreide. 
2. Fam. Coscinospongiidae Lendenfeld emend. 

(1903 Fam. Coscinospongiidae, Lendenfeld in: Tetraxonia, S. 135) 
Dicranocladina mit Dichotriaenen. Ohne Megarhizoklonide und Deckschichten. 
Kreide und Jetztzeit. 


3. Fam. Macandrewiidae nov. fam. 
Dicranocladina mit monaxonen (Phyllotriaen-ähnlichen) Dermalia. 
Kreide und Jetztzeit. | 


Isoliert vorkommende Bestandteile (Megasklere, Mikrosklere usw.) von tetraxonen Silicea. 


In der heutigen Welt herrschen Tetraxonia mit unverbundenen Megaskleren vor. In bezug auf die 
regulären Tetraxonia der Kreide mußte man sich mit der Annahme behelfen, als ob diese Gruppen im Ver- 
hältnis zu den Tetraxonia mit Desmen (den „lithistiden* Tetraxonia) nur schwach entwickelt gewesen seien. 
Wohl konnte ich in früheren Arbeiten über einige Stellettiden, Geodiden und Theneiden berichten. Das waren 


RR Mn Original from 
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40 Klasse Silicea Gray 


aber ausnahmslos sehr seltene Vorkommnisse. Die Untersuchung des Oberger Mergels und des Inhalts der 
Ortmannia-Knollen hat jetzt die Gewißheit gebracht, daß auch schon im oberen Mesozoicum der ganze Formen- 
komplex in größter Mannigfaltigkeit und Fülle vorhanden war. Die Minderheit der Funde stammt von 
erloschenen Gruppen. Der größere Teil läßt sich dagegen auf entsprechende Skelettbestandteile rezenter 
Gruppen beziehen. Bei der Beurteilung mancher Megasklere sind allerdings Vorbehalte zu machen, die durch 
die Möglichkeit von Konvergenzerscheinungen bedingt werden. Bei dem fragmentären Charakter der Unter- 
lagen müssen sich naturgemäß alle Kombinationen, welche die Herkunft der isolierten Skelettreste betreffen, 
in weiten Grenzen halten. Ich beschränke mich darum im allgemeinen auf die Sicherung des Familien- 
nachweises. | | | 


Zu den Vorkommnissen, deren Deutung nicht zweifelhaft sein kann, gehören die dünn- und lang- 
schäftigen Protriaene Taf. IX, Fig. 1, und Taf. VII, Fig. 12. Gleiche und ähnliche Formen kommen nur bei 
rezenten Tethydae (früher Tetillidae) vor (u. a. bei Tethya-, Fangophilina und Cinachyra-Arten).. Auch die 
Taf. VII, Fig. 11 abgebildeten Protriaene dürften Tethyden zuzuschreiben sein. Die außerordentlich winzigen 
Mikrosklere jener Familie habe ich nicht auffinden können. 


Taf. IX, Fig. 2 zeigt schlanke, z. T. dem Orthotriaen genäherte Protriaene, welche sich von den Tethyden- 
Protriaenen der danebenstehenden Fig. 1 durch kürzere Schäfte und verhältnismäßig größere Zinken unter- 
scheiden. Morphologisch und dimensional ähnliche Triaene kommen bei rezenten Stelletta-Arten vor (z.B. bei 
Stelletta boglicii O. Schm.). Sie finden sich aber auch bei manchen Geodiden (Synops, Isops). Die Stellung 
dieser Funde ist demnach unsicher. 


Die um Anthastra Sollas und Astrella Sollas') gruppierten Euastrosa dürften in unserer Oberkreide 
das größte Formenkontingent gestellt haben. Von den typischen Charakteren der langschäftigen Dichotriaene 
und von ihrer Mannigfaltigkeit geben Fig. 1—9 der Taf. VIII eine gute Vorstellung. Ein Teil der Dichotriaene 
"stammt zweifellos von Stolleya-Arten. So zeigen Fig. 3 und 4 Dichotriaene von Stolleya ornatissima Schrm., 
Fig. 5 Dichotriaene von St. florida Schrm. und Fig. 6 Dichotriaene von St. microtulipa Schrm. Von einer 
Benennung der neuen Formen (Fig. 1, Fig. 4, Fig. 7) sehe ich ab. (In meiner vorigen Arbeit habe ich 
schon zum Ausdruck gebracht, daß ich „Stolleya“ nur noch als Sammelnamen aufgefaßt wissen möchte.) 

Die langschäftigen Protriaene Taf. VIII, Fig. 8 und 9 erinnern an die Protriaene und Plagiotriaene von 
Stelletta agulhana Lendenfeld, Stelletta hispida Buccich (Mittelmeer) und Stelletta brunnea Thiele (Molukken- 
see). Die Deutung aller dieser Formen als Überreste kretazischer Stellettiden dürfte in der Mehrzahl der Fälle 
als gesichert gelten können. Ich möchte aber die Tatsache nicht unterdrücken, daß ähnliche, wenn auch 
kleinere Dichotriaene wie in Fig. 2 und 3 auch bei. rezenten Geodiden vorkommen (bei Geodia stellata Lenden- 
feld, Geodia robusta Lendenfeld). Nur ganz bedingt ist die Frage zu beantworten, ob etwa von den stellaren 
Mikroskleren, Taf. VII, Fig. 30—38, der eine oder andere Sphaeraster oder Oxyaster Stellettiden zugeschrieben 
werden könnte, denn diese Mikroskler-Formen treten auch noch bei den Caltropellidae und Geodiidae auf. 


nn — 


!) Lendenfeld hat in den „Tetraxonia* die rezenten Anthastra- und Astrella-Arten mit anderen zu Stelletta ©. Schm. 
gezogen und ist dabei auf 52 Stelletta-Arten gekommen. Einen Fortschritt kann ich hierin beim besten Willen nicht sehen. 


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er Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze 41 


Einen kleinen Anhalt geben die Dimensionen der fossilen Mikrosklere, welche alle von ähnlichen Euaster- 
Formen rezenter Stellettiden bekannten Größenverhältnisse weit übersteigen. Immerhin könnten Formen mit 
so riesigen, die Dichotriaene rezenter Arten sehr erheblich überragenden Dichotriaenen, wie etwa Fig. I, auch 
besonders große Sphaeraster gehabt haben. Wahrscheinlicher ist es, daß die Mehrzahl der Sphaeraster von 
Geodiden stammt. Jedenfalls aber zeigen die Funde, mögen sie ursprünglich Stellettiden, Caltropelliden oder 
Geodiden angehört haben, daß wesentliche Organisations-Verschiedenheiten zwischen den kretazischen stellaren 
Mikroskleren dieser Art und den rezenten kaum bestehen. 

In der zoologischen Systematik werden die Stellettidae von den Caltropellidae Lendenfeld begleitet. 
Isoliert vorkommende Megasklere dieser Familie sind allerdings nicht sicher zu klassifizieren, weil sie mit 
Megaskleren von metastrosen Tetraxonia übereinstimmen können. Spuren der verhältnismäßig kleinen Aster, 
welche bei den Caltropellidae vorkommen (Sphaeraster, Strongylaster, Oxyaster), habe ich nicht entdecken können. 

Von den beiden Familien mit Metastern aber ohne Euaster und Sterraster, den Theneidae und 
Pachastrellidae sind die Theneiden durch Theneopsis Steinmanni Zitt. sp. schon länger aus dem Obersenon 
bekannt. Die Taf. IX, Fig. 3 und 4 abgebildeten Megasklere habe ich einem vollständig erhaltenen Schwamm- 
körper dieser Spezies entnommen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß auch die kurzschäftigen Protriaene 
Taf. VIII, Fig. 12 von Theneiden herrühren. Ähnliche Kladome besitzt z. B. Thenea megaspina Lendenfeld. 
Langschäftige Orthodichotriaene wie Taf. IX, Fig. 6a und b kommen bei Thenea valdiviae Lendenfeld vor. 

“ Von den Pachastrellidae gilt, was ich über die Caltropellidae gesagt habe; isolierte Megasklere sind, 
weil im Kaltrop und im kurzschäftigen Triaen Konvergenzerscheinungen kumulieren, nicht sicher zu deuten. 
So könnten die dünnstrahligen Triaene Taf. VIII, Fig. 13 recht wohl von Pachastrelliden herrühren. Wahr- 
scheinlicher ist es jedoch, daß sie aus den Dermalregionen von Ophiraphididae stammen. 

Metastrose Mikrosklere von Theneiden und Pachastrelliden, z. T. von erheblicher Größe, sind bei Oberg 
und Misburg nicht ganz selten (Taf. VII, Fig. 27—29). Bestimmteres ist über ihre Herkunft nicht auszusagen. - 
Der in der Tafelerklärtung von Taf. VIl als Metaster bezeichnete 5strahlige Stern (Fig. 27) könnte übrigens 
auch ein Megaoxygaster sein und käme dann wohl von Stellettiden. In die Kategorie der Metaster gehört 
dagegen möglicherweise der Taf. VII, Fig. 39 abgebildete „Anomalaster*. (Man vergleiche die großen Metaster 
von Thenea megaspina Lendenfeld, Valdivia-Tetraxonia Taf. XXI, Fig. 17.) 

Die Sterrastrosa mit der einzigen Familie Geodiidae Sollas sind durch verschiedenartige Megasklere 
und Mikrosklere vertreten. Von den Megaskleren, die ich Taf. IX abbilde, kommen die plumpen Protriaene 
der Fig. 5 (Geodiopsis cretacea Schrm.) ganz unzweifelhaft von einer Geodide; sehr wahrscheinlich auch die 
Ortho- und Protriaene der Fig. 8. In bezug auf die Fig. 7 und 10 abgebildeten Protriaene möchte ich mit 
einem unbedingten Urteile zurückhalten. Solche Formen könnten wohl auch fossile Stellettiden kennzeichnen. 
Von den abgebildeten Mikroskleren der Geodiden gleichen die Sterraster Taf. VII, Fig. 22—24 den Sterrastern 
der rezenten Cydonium-Arten. Die Fig. 25 derselben Tafel abgebildete Sterraster-Form ermangelt jetztzeitlicher 
Analogien. Von den Sphaerastern dürften zum mindesten die großen morgensternähnlichen Formen mit kurzen 
kegelförmigen Strahlen, die in ähnlicher Ausbildung bei rezenten Geodia-Arten vorkommen, als Geodiden- 


Mikrosklere anzusprechen sein. 
Schrammen, Die Kieselspongien 6 


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42 Klasse Sillcea Gray 


Fossile Plakiniden waren noch gar nicht bekannt. Tatsächlich sind aber isolierte Megasklere dieser 
Gruppe bei Oberg und in den Ortmannia-Knollen von Misburg nicht allzuselten, wenn auch ihr Nachweis 
einige Sorgfalt bei der Anfertigung der Präparate voraussetzt. Fig. 13—15 der Taf. VII zeigen Triaktine, 
Fig. 16 und 17 beiderseits zugespitzte, schwach zentrotyle Diaktine. Beide Formen besitzen die gleiche kon- 
zentrisch-runzelige Skulptur und dürften zum Skelett der gleichen Art gehört haben. Die Plakiniden-Triaktine 
aus dem Mukronaten-Senon sind etwas größer wie die der Quadraten-Kreide. Hier kommt eine gesetzmäßige 
Erscheinung zum Ausdruck, die auch in der Größenzunahme vieler anderen Megasklere und Mikrosklere 
gleicher Herkunft aber jüngeren erdgeschichtlichen Alters zu beobachten ist. Aus der Verwandtschaft von 
Thrombus Sollas kommen möglicherweise sehr winzige Trichotriaene, die sich in manchen, aus dem feinsten 
Ätzschlamm des Mergels von Oberg angefertigten Präparaten finden. Kandelaber von Corticium O. Schm. 
habe ich nicht beobachtet. 

Die Tafeln enthalten noch einige, bisher nicht erwähnte triaene Megasklere, deren Stellung unbestimmt 
ist, weil ähnliche Formen in ganz verschiedenen rezenten Gruppen wiederkehren. So können Anatriaene wie 
Taf. VII, Fig. 7—9 bei Tethyden, Theneiden, Geodiden und Stellettiden vorkommen. Auch das Promesotriaen 
Taf .VII, Fig. 10 würde mehrere Deutungen zulassen. 

Nicht nachgewiesen sind von sämtlichen rezenten Tetraxonia-Familien mit regulären Megaskleren nur 
die Samidae und die Pachastrellidae. Samiden, deren einzige lebende Art in Skeletten von Millepora alci- 
cornis, Stylaster sanguineus usw. als kleiner Bohrschwamm lebt, würden sich dem Nachweis, selbst wenn sie 
in der oberen Kreide gar nicht selten gewesen sein sollten, schon wegen der äußerst minimalen Menge der 
überlieferbaren Skelettsubstanz entziehen. Für das — scheinbare — Fehlen der Pachastrellidae und Calthro- 
pellidae habe ich oben bereits eine Erklärung gegeben. 

Schon durch Hinde sind unter dem Namen Geodia? coronata und Geodia? Wrightii aus der eng- 
‚lischen Oberkreide zwei eigenartige Formen von triaenen Megaskleren bekannt geworden, die bei rezenten 
Tetraxonia nicht mehr auftreten. Diese z. T. äußerst zierlichen Gebilde (Taf. IX, Fig. 12—15) kommen auch 
im Oberger Mergel und in Ortmannia-Knollen vor. Die „Cricotriaene“* Fig. 14 entsprechen den von Hinde 
abgebildeten Cricotriaenen der Geodia Wrightii, die „Trachelotriaene“ von Fig. 12 und Fig. 15 (wohl auch das 
Trachelo-Anatriaen Fig. 9) stimmen im allgemeinen mit den Megaskleren überein, die Hinde als Geodia (?) 
coronata bezeichnet hat. Die von Hinde hinter den Gattungsnamen gesetzten Fragezeichen deuten schon 
an, daß die Gruppenzugehörigkeit zweifelhaft sei. Das wird sich bei den Trachelotriaenen auch in Zukunft 
wohl kaum abändern lassen. Die Stellung der wie aus der Hand eines geschickten Drechslers hervor- 
gegangenen Megasklere dürfte dagegen etwas genauer festgelegt werden können. Die Cricotriaene (Mukron.- 
Senon) und Crico-Dichotriaene (Quadr.-Senon) werden nämlich von Cricostylen begleitet, die der Aufmerksamkeit 
Hindes entgangen zu sein scheinen. Bei der vollkommenen Übereinstimmung der Skulpturen darf man wohl 
annehmen, daß sämtliche geringelten Formen gleicher Herkunft sind. Damit wäre aber nur die Organisation 
der früheren Träger etwas mehr aufgeklärt, für die Beurteilung der Verwandtschaft jedoch nichts gewonnen. 
In dieser Beziehung kann uns nur die Kenntnis der Mikrosklere weiter bringen. Nun sind freilich Mikrosklere 
im Zusammenhange mit Cricotriaenen oder Cricostylen noch niemals beobachtet worden. Unlösbar scheint 


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Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze 43 


mir aber das Problem trotzdem nicht. Ich halte es nämlich für wahrscheinlich, daß das Taf. VII, Fig. 43 dar- 
gestellte scheibenförmige Gebilde (Rauff nennt es Pinakid), welches auch von Zittel und Hinde abgebildet 
worden ist, das Mikroskler der aus Cricostylen und cricotriaenen Megaskleren bestehenden Spongien gewesen 
sei. Meine Annahme gründe ich darauf, daß sich überall, wo die geringelten Megasklere vorkömmen, auch 
Pinakide finden, daß beide Kategorien gleich häufig sind und erloschene, stark spezialisierte Gruppen von 
Megaskleren und Mikroskleren vertreten; endlich noch darauf, daß der allgemeine Habitus der Megasklere, 
wenn man von der Skulptur absieht, triaenen Megaskleren von Geodiden am nächsten kommt, während die 
Pinakide als stark modifizierte Sterraster gedeutet werden könnten. Treffen diese Vermutungen zu, so wäre 
eine neue Gruppe von Tetraxonia mit regulären Megaskleren gegeben, deren Platz in der Nähe der Sterrastrosa 
läge. Fig. 14 enthält außer Cricoprotriaenen auch ungeringelte Protriaene, die aus demselben Ortmannia- 
Knollen stammen, in den Dimensionen und in der Gestalt auffallend mit den Cricoprotriaenen übereinstimmen, 
und sehr wahrscheinlich ebenfalls von geodidenartigen Tetraxonia herrühren. 


Rätselhafte, heute nicht mehr vorhandene Megasklere sind auch die dornigen stumpfendigen Triaktine 
und das dornige stumpfendige Diaktin Taf. VII, Fig. 18, 19, 20. Ihre Träger können zur Kreidezeit nicht 
selten gewesen sein, denn ich habe die Gebilde wiederholt in Präparaten verschiedener Ätzung beobachtet. 
Ob das Diaktin tatsächlich mit den Triaktinen einer Herkunft ist, ist natürlich nicht mit Bestimmtheit zu sagen, 
weil es sich ja um isoliert vorkommende Skeletteile handelt. Eine analoge Kombination ist aber vorhanden 
in den gerunzelten Plakiniden-Triaktinen und Diaktinen Taf. VII, Fig. 14—17. Da sich bei rezenten Plakiniden 
auch ähnliche Skulpturen finden (bei Thrombus challengeri Sollas), würde die Vermutung, daß in den 
bedornten Megaskleren Reste einer erloschenen Plakiniden-Reihe vorliegen, etwas für sich haben. 


Schließlich sind noch walzenförmige, mit Stacheln besetzte Mikrosklere zu nennen, die ebenfalls ohne 
Gegenbeispiel in der Jetztzeit dastehen (Taf. VII, Fig. 40, 41, 42). Da sie wohl Modifikationen von Aster- 
formen darstellen, bezeichne ich sie als Phalangaster; die mit Einschnürungen versehenen als Cricophalangaster. 
Ihre Herkunft ist vollkommen dunkel. 


Neben zahllosen Megaskleren, die von tetraxonen Silicea mit unverbundenen Elementarkörperchen 
herrühren, enthalten die Ortmannia-Knollen des Mukronaten-Senons und die Quadraten-Mergel von Oberg 
namentlich auch eine Fülle isolierter Dermalia aller Tetraxonia-Gruppen mit Desmen. Um eine Vorstellung 
von der Mannigfaltigkeit, und von der Schönheit der Erhaltung und der Formen zu geben, bilde ich Taf. V, 
Fig. 15—20 Dichotriaene, Phyllotriaene usw. verschiedenster Art ab, die alle einem Ortmannia-Knollen ent- 
nommen wurden. 


Nebenbei habe ich in der Zusammenstellung von Taf. V einige Formkonvergenzen illustrieren wollen, 
welche die dermalen Skelettbestandteile der Silicea mit Desmen betreffen und in der Systematik so viel Ver- 
wirrung angerichtet haben. Man halte sich vor Augen, daß die randlich zerschlitzten Kieselplättchen der Fig. 3, 
7 und 8 von drei Gruppen herrühren, deren jede zu einer anderen Ordnung (!) der Silicea gehört, und stelle 
sich demgegenüber vor, daß nach der „geltenden“ Systematik alle drei als Beispiele gewählten Gruppen den 


Hoplophora Sollas (Lendenfeld u. a.) — Lithistiden mit besonderen Dermalnadeln -—- unterzuordnen wären. 
6* 


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A4 Klasse Silicea Gray 


Beschreibung neuer Tetraxonia 
Tribus Acanthotrlaenophora nov. trib. 
Tetraxonia, deren Skelett aus bedornten Kaltropen und bedornten, kurzschäftigen ungegabelten Triaenen besteht. 


Familie Acanthastrellidae nov. fam. 
Lappige oder krustenförmige Acanthotriaenophora. Mikrosklere unbekannt. — Kreide 
Ob die zur Abgrenzung der systematischen Kategorien höheren Grades so wichtigen Mikrosklere durch 
den Versteinerungsvorgang zerstört worden sind, oder ob Mikrosklere überhaupt nicht vorhanden waren, ist 
naturgemäß nicht zu sagen. Da sie aber unbekannt sind, kann die Stellung der Familie im System der 
Tetraxonia nur nach den Megaskleren beurteilt werden. Lebende Formen mit dornigen ungegabelten Triaenen 
und Kaltropen habe ich in der zoologischen Literatur nicht gefunden. Auch die fossilen Gruppen bieten keine 
Anhaltspunkte. Das Verhältnis der Familie Acanthastrellidae zu den anderen Tetraxonia bleibt also in dieser 


Beziehung unsicher. 


Gattung Acanthastrella nov. gen. 

Unregelmäßig lappige Schwammkörper ohne wahrnehmbares Kanalsystem, deren Skelett aus Kaltropen 
und einfachen kurzschäftigen Triaenen mit dornigen Strahlen besteht. 

Obere Kreide. 

Acanthastrella panniculosa nov. sp. 
Taf. VI, Fig. 2; Taf: VII, Fig. 1 | 

Das Original zu dieser, eine neue Gruppe der tetraxonen Silicea mit regulären unverbundenen Mega- 
skleren einführenden Art verdanke ich der Gewohnheit, in spongienführenden Ablagerungen die durch bläuliche 
oder gelbliche Färbung vom Gestein abweichenden Einschlüsse zu untersuchen, auch wenn sie nicht schon 
durch augenfällige Formeigentümlichkeiten unmittelbar als Fossilien gekennzeichnet sind. Der Fund doku- 
mentierte sich als ein z. T. mit blaugrauem Eisenhydroxyd durchsetzter kinderfaustgroßer Mergelknollen. Nach 
Säuberung mit Schaber und Bürste zeigte sich zunächst nur eine morphologisch ziemlich charakterlose 
Schwammbildung, die aus ca. I cm dicken, unregelmäßig lappigen Krusten, mit glatter Oberfläche und ohne 
Andeutung eines Kanalsystems besteht. Nach Behandlung mit Säure kamen dann aber winzige Kaltrope und 
ungegabelte Triaene mit kurzem Schaft zum Vorschein. Eigenartig ist die Skulptur dieser Elementarkörperchen. 
Die Vierstrahler sind nämlich nicht glatt, wie fast alle anderen Tetraxonia-Megasklere, sondern ringsherum 
stark mit Dornen besetzt. Sie entwickeln auch nicht selten an den Enden kleine Verästelungen, nach Art 
primitiver Zygome. Wie bei Propachastrella primaeva Zitt., bilden die Megasklere, die sehr verschieden groß 
sind, in scheinbar regellosem Gewirr einen dichten Filz. Eine Sonderung der Triaene und Kaltrope, etwa in 
der Art, daß die Triaene auf die Oberfläche beschränkt wären, konnte ich nicht feststellen. Auch habe ich 
weder Dichotriaene noch andere Nadelformen beobachtet. 

Die dornige Skulptur der Megasklere von Acanthastrella findet sich auch bei den Skelettelementen 
von Thrombus Challengeri Sollas (Chall. Rep. Bd. 25, S. 275, Taf. VII, Fig. 25—30). Die Strahlen der sehr 
viel kleineren Triaene dieser lebenden Spezies sind aber nicht, wie bei A. panniculosa, zugespitzt oder mit 


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Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze 45 


kurzen, zygomähnlichen Bildungen versehen, sondern walzenförmig und distal abgerundet. Ferner hat Thrombus 
Challengeri Dichotriaene. Die Übereinstimmung der Bedornung dürfte demnach lediglich auf Skulptur- 
konvergenzen beruhen. 

Wie Propachastrella primaeva verkörpert Acanthastrella panniculosa einen Skelett-Typus, der dem 
hypothetischen Phantom einer primitiven Urform nahekommt, von der — bei fortschreitender Zygosenbildung 
— auch eine Entwicklung zum lithistiden. Skeletthabitus denkbar wäre. 

Kalkmergel der Mukronaten-Kreide von Misburg ‘(s. s.). 


Tribus Astrophora Lendenteld 


Familie Pachastrellidae Sollas emend. Lendenfeld 
oder 
Familie Caltropellidae Lendenfeld? 


Gattung Propachastrella Schrammen 
Propachastrella primaeva Zitt. sp. 
Taf. VI, Fig. 3; Taf. VIII, Fig. 10 und 11 

(1912 Propachastrella primaeva, Schrammen in: Kieselsp. I, S. 71) 

Neuere Funde von besonders guter Erhaltung gaberi mir Veranlassung zu einer Nachprüfung der 
Skelettbestandteile von Propachastrella primaeva Zitt. sp. Dabei hat sich gezeigt, daß die überwiegende Masse 
der Megasklere nicht aus Kaltropen (Chelotropen oder regulären Vierstrahlern), sondern aus Triaenen besteht. 
Allerdings sind auch Kaltrope vorhanden. In der Regel sind sie aber viel kleiner, wie die fast noch mit 
unbewaffnetem Auge erkennbaren Triaene. Bei normaler Ausbildung sind die geraden, häufiger aber mehr oder 
weniger stark nach innen gekrümmten Strahlen der Triaene, die sich vom Schafte nur durch die Richtung, 
nicht auch durch die Länge unterscheiden, in stumpfem Winkel zum Schaft nach vorn gerichtet (Taf. VII, 
Fig. 11). Gewöhnlich endigen sie zugespitzt und ohne Teilung oder Verästelung. Nicht selten kommen 
jedoch Triaene vor, bei denen einzelne oder alle Strahlen am Ende gegabelt oder schwach verästelt sind 
(Taf. VI, Fig. 3). Die im Vergleich zu den Triaenen sehr kleinen, darum leicht zu übersehenden dermalen 
Dichotriaene haben einen langen Schaft und kurze, in einer Ebene ausgebreitete Zinken. Sie scheinen keine 
zusammenhängende Deckschicht gebildet zu haben, sondern liegen mehr vereinzelt. Außer den tetraxonen 
Nadelformen sind noch schlanke Amphioxe vorhanden. Mikrosklere habe ich nicht beobachtet. 

In der Kreide steht die Art isoliert, aber wohl nur, weil mangelnde Verbindung oder weniger massige 
Entwicklung der Skelettelemente die Erhaltung von Schwammkörpern verwandter Spongien ausschloß. In der 
Jetztzeit leben dagegen zwei Familien, deren Skelett, wie bei Propachastrella, aus unregelmäßig gelagerten 
Kaltropen und kurzschäftigen Triaenen besteht, nämlich die Pachastrellidae Sollas emend. Lendenfeld und 
Caltropellidae Lendenfeld. Die ersteren haben als Mikrosklere Metaster oder Metaster-Derivate, die letzteren 
Euasterformen. Da nun über die Natur der Mikrosklere von .Propachastrella nichts bekannt ist, könnten 
etwaige Zusammenhänge nur noch mit Hilfe jener Megasklere ermittelt werden, die außer Kaltropen und 
einfachen Triaenen bei Propachastrella sonst noch vorkommen. Das sind Amphioxe und Dichotriaene. Aber 


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46 © Klasse ‘Silicea Gray 


auch diese Megaskler-Formen sind sowohl bei den rezenten Pachastrelliden (beim Genus Chelotropaena Lenden- 
feld) wie bei den rezenten Caltropelliden (Chelotropella Lendenfeld) entwickelt. Andere Organisations- 
eigentümlichkeiten, die als Wegweiser dienen könnten, sind nicht vorhanden. Welcher rezenten Gruppe 
Propachastrella primaeva mit größerem Recht anzunähern sei, bleibt darum unentschieden. Übrigens dürfte 
die im Verhältnis zur Größe der Spongie geradezu üngeheuerliche Produktion von Kieselsäure, die ihren 
Ausdruck in einer Anhäufung von Skelettelementen findet, welche für organische Substanz kaum noch Raum 
gelassen haben kann, anzeigen, daß P. primaeva Endform eines schon in der oberen Kreide im Erlöschen 
begriffenen Zweiges der regulären Tetraxonia ist. | 

Zur Beurteilung der Frage, ob die Tetracladina Zitt. einen geschlossenen genetischen Verband bilden, 
der auf Gruppen zurückgeht, die zwar im Skelettbau primitiver aber sonst. wesensgleich und nahe verwandt 
waren, oder ob sie nicht vielmehr vielstämmig sind, ist das Vorhandensein mehrerer nur entfernt verwandter 
Tetraxonia-Gruppen, die aber alle vierstrahlige reguläre Megasklere als Skelettelemente haben (hierzu gehört 
auch Acanthastrella), von wesentlicher Bedeutung. Die großen phyletischen Differenzen dieser Gruppen, welche 
bei den rezenten Formen (Pachastrellidae und Caltropellidae) in der Verschiedenartigkeit der Mikroskler-Führung, 
bei den fossilen (Propachastrella und Acanthastrella) in Größen- und Skulpturverschiedenheiten der Megasklere 
zum Ausdrucke gelangen, lassen schließen, daß auch zwischen den zahlreichen und in bezug auf die Skelett- 
organisation so verschiedenen tetraxonen Gruppen mit tetrakrepiden Desmen (den Familien der Tetracladina) 
ähnlich starke stammesgeschichtliche Divergenzen vorhanden sind. 


Tribus Tetracladina Zittel 


Die neuen Tetrakladinen-Arten lassen sich z. T. zwanglos bekannten Gattungen einordnen. Einige 
Spezies führen aber auch neue genera ein, die wohl eine Erweiterung mancher Familien bringen, eine Um- 
gruppierung aber nirgendwo bedingen. 

Für einen einheitlichen genetischen Verband halte ich die Tetracladina Zitt. nicht. Ich nehme vielmehr 
an, daß die natürlichen Familien dieser Tribus auf wesensverschiedene Stammformen mit primitiveren tetraxonen 
Skelettfiormen zurückgehen, bei denen, hier im engeren Kreise, wie bei der Gesamtheit der „lithistiden“ Silicea 
im großen, als Folge konvergierender funktioneller Anpassung der Skelettelemente frühzeitig Zygosenbildung 
eintrat. Als Beispiele ursprünglicher Formen, von denen eine Umbildung zum Skelett-Typus der Tetra- 
kladinen ausgegangen sein könnte, benenne ich Propachastrella primaeva Zitt. sp. und die neu entdeckte, 
in dieser Arbeit beschriebene Acanthastrella panniculosa Schrm. Bei diesen Spongien kommen nicht selten 
reguläre Vierstrahler und einfache Triaene vor, die beginnende Zygosen-Bildung zeigen (Taf. VI, Fig. 3). Bei 
ungehemmter Entwicklung könnten hier als Endformen der Elementarkörperchen auch wirkliche tetraxone 
Desme, also die Skelettelemente der Tetracladina entstehen. Die Vorfahren der meisten Tetrakladinen dürften 
übrigens so locker verbundene Skelettelemente gehabt haben, daß schon aus diesem Grunde ein tatsächlicher 
Nachweis der hierher gehörigen Spongien außerhalb jeder Möglichkeit liegt. 

Meine Auffassung von der Mehrstämmigkeit der Tetrakladinen geht nicht so weit, daß ich jede der 
Gruppen, die ich nach dem Skelettbau als natürliche Familien ansehe, auf eigene und besondere Stammformen 


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Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze | 47 


zurückführen möchte. Man könnte sich vielmehr recht wohl denken, daß z.B. die Discodermiidae und 
Phymaraphiniidae eine gemeinsame Wurzel haben, oder daß die zweite Gruppe einen Zweig der ersten dar- 
stellt, dessen Sonderung durch Ausbildung ringförmiger Wülste an der Basis der Klone eintrat. Das letzte 
Wort über diese verwickelten Verhältnisse wird vielleicht niemals gesprochen werden. 

Unter keinen Umständen möchte ich aber genetische Zusammenhänge, die Poöta und Kolb für 
möglich halten, zwischen irgend einer Tetrakladinen-Gruppe und den Rhizomorina zugeben. In Tetrakladinen- 
Skeletten findet man allerdings nicht selten unregelmäßige Desme, die Rhizoklonen gleichen, in Rhizomorinen- 
Skeletten tetraklonähnliche Körperchen. Das sind nur äußerliche Ähnlichkeiten, die durch die gleiche Funktion 
der Desme hervorgerufen werden. Es wird aber niemals gelingen, bei Desmen von Rhizomorinen das vier- 
achsige Krepidom der Tetrakladinen nachzuweisen. | | | | 

Ein phyletisch und systematisch sehr wichtiges Problem wird durch die Frage nach der Herkunft der 
Dermalia aufgestellt. Das dermale Dichotriaen der Tetrakladinen (Zittels Gabelanker) dürfte ohne wesentliche 
Gestaltsveränderungen von den Stammformen übernommen worden sein. Anders die Phyllotriaene mit ihren 
mehr oder weniger stark zerschlitzten, unregelmäßig gezackten, gelappten oder ganzrandigen Abarten. 
Morphologisch betrachtet könnte das Phyllotriaen allenfalls noch als unregelmäßige Modifikation des Dicho- 
triaens gelten, genetisch aber wohl nur ausnahmsweise. Ich deute die Phyllotriaene usw. als Derivate von 
Tetraklonen, die infolge ihrer Lage an der Oberfläche des Schwammkörpers, und unter der Wirkung der 
physikalischen Kräfte, welche die Oberfläche gestalten, im Laufe der Stammesentwicklung, in besonderer Art 
umgebildet wurden. Drei Strahlen legten sich paratangential und wurden plattig verbreitert (Analogie: Pflaster- 
Epithel). Der nach innen gerichtete vierte Strahl, welcher ja als konischer Zapfen frei endigt, verlor die 
Zygome, die das Kieselplättchen in starre Verbindung mit dem Stützskelett gebracht und bei fortschreitendem 
Wachstum der Spongie seiner Funktion als Bestandteil einer deckenden Hülle entzogen hätten. Ich stütze 
diese Deutung der Herkunft des Phyllotriaens auf zwei Tatsachen. Einmal auf die Größen- und Massen- 
übereinstimmung zwischen den Tetraklonen und Phyllotriaenen der Arten (man vergleiche z.B. die Kieselsp. I, 
Texttafel VI, Fig. 1, 2, 3, 5 und 6 dargestellten Tetraklone und Dermalia). Zweitens auf die (wie beim Tetraklon) 
blind endigenden und nicht (wie beim Dichotriaen) durchgehenden Achsenkanäle der meisten Phyllotriaene. 

Sind meine Annahmen von der Entstehung der Phylio-(Disco- usw.)Triaene zutreffend, so könnte 
man bei den Tetracladina nach der Verschiedenheit der Dermalia zunächst zwei große Komplexe unterscheiden: 
Tetracladina mit Dichotriaenen und Tetracladina mit Phyllotriaenen; oder auch Tetracladina mit tetraxonen, 
und Tetracladina mit tetrakrepiden Dermalia. Als dritter, wenig umfangreicher aber äquivalenter Verband 
blieben dann noch die Tetracladina, deren Dermalia anaxile Kieselplättchen sind (die Familie Plinthosellidae 
Schrm.). Bei der weiteren Zerlegung der drei Verbände wäre das Einteilungsprinzip den morphologischen 
und dimensionalen Besonderheiten der Desme zu entnehmen. Die Gruppen, welche sich hierbei ergeben 
würden, entsprechen vollkommen den Gruppen der Tetracladina, die ich schon früher unterschieden habe. 
Demnach würden die Tetracladina mit Dichotriaenen die Familien Phymatellidae, Chenendoporidae und Acro- 
chordoniidae enthalten, die Tetracladina mit Phyllotriaenen die Familien Discodermiidae, Phymaraphiniidae, 
Dactylotidae und Astrocladiidae. So gut begründet eine solche Systematik auch scheinen könnte, ich glaube 


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48 Klasse Silicea Gray 


nicht, daß sie zu verantworten ist, solange nicht auch die Mikrosklerführung mitberäcksichtigt werden kann. 
Darum habe ich keine Veranlassung von der rein horizontalen Anordnung der Familien (früher Unterfamilien) 


abzugehen, die ich in meiner früheren Arbeit angewendet habe. 


Familie Discodermiidae Schrm. 

Im ersten Teile meines frühern Werks hatte ich einige Tetrakladinen aus der Kreide der für rezente Arten 
errichteten Gattung Discodermia Bocage unterstellt. Inzwischen bin ich aber zu der Überzeugung gekommen, 
daß die Discodermia der zoologischen Autoren vorläufig nur ein Sammelname für eine größere Zahl heterogener 
Tetrakladinen der Jetztzeit ist (Lendenfeld vereinigt zehn „sichere“ Spezies). Ich schöpfe die Ansicht 
namentlich aus den z. T. recht erheblichen Form- und Größenverschiedenheiten zwischen den Desmen der 
rezenten Discodermien (man vergleiche z. B. die Desme von D. vermicularis Doederlein und D. panoplia Sollas), 
und aus den nicht weniger stark ausgeprägten Differenzen der Durchspülungs-Organisationen (vgl. D. calyx 
Doederlein und D. ramifera Topsent),. Von einer Einbeziehung kretazischer Discodermiden in das Genus 
Discodermia Bocage nehme ich darum Abstand, wenn ich es auch für wahrscheinlich halte, daß spätere 
Forschungen mehr oder weniger enge Zusammenhänge zwischen manchen lebenden und mesozoischen Formen- 
kreisen des horizontal und vertikal reich gegliederten Discodermiden-Komplexes aufdecken werden. 

Auch möchte ich nicht mehr an der Vereinigung der fossilen, früher als Discodermien bezeichneten 
Arten im gleichen Gattungsverbande festhalten, nachdem die hierunter beschriebenen neuen Funde gezeigt 
haben, daß zwei jener Arten zu scharf getrennten Reihen gehören. Ich fasse nunmehr Discodermia antiqua 
Schrm. als genotypische Art einer neuen Gattung Phyllodermia, Discodermia colossea Schrm. als genotypische 
Art einer neuen Gattung Cladodermia auf. Da von den Skelettbestandteilen der dritten seinerzeit beschriebenen 
Spezies (Discodermia gleba Schrm.) nur die Dermalia bekannt sind, wird D. gleba am besten den Formen 


zugeteilt, deren Stellung noch aufzuklären ist. 


Gattung Phyllodermia nov. gen. 


Regelmäßig oder unregelmäßig bim- oder kreiselförmige Discodermiidae mit engem kurzem Paragaster 
und skulpturloser oder durch stumpfe Höcker bezw. spitz-kegelförmige Stacheln mehr oder weniger stark 
skulpturierter Außenseite. Oberfläche mit Deckschicht überzogen. An den deckschichtfreien Stellen kleine, 
unregelmäßig verbreitete Ostien und netzartige Aporhysalfurchen. Paragasterwandung mit zu unregelmäßigen 
Reihen geordneten, dicht nebeneinander liegenden Postiken von Aporhysen, welche strahlenförmig die Wandung 
durchziehen und unter der äußeren Oberfläche mit den Epirhysen kommunizieren. Das Stützskelett besteht 
aus großen Tetraklonen mit warzigen oder glatten Klonen und ziemlich stark verzweigten Zygomen. Die 
Dermalia sind große Phyliotriaene mit breiten abgerundeten Lappen. Megasklere und Mikrosklere nicht bekannt. 

Obere Kreide. 

Von besonderem Interesse sind die Formveränderungen, welche von genetisch zusammenhängenden 
Arten dieser Gattung, vom älteren bis zum jüngeren Obersenon hervorgebracht werden. Die Unähnlichkeit 
zwischen den Extremen ist so groß, daß man zunächst gar nicht auf den Gedanken einer nahen Verwandtschaft 


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Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze 49 


zwischen der birnförmigen Phylilodermia incrassata Griepenkerl sp. von Glentorf und der, an der Unterseite 
mit langen Stacheln versehenen Phyllodermia spinosa des Mukronaten-Senons kommt, zumal die Eigenart der 
Gilentorfer Erhaltungsart der Erkenntnis der Zusammenhänge mancherlei Schwierigkeiten in den Weg stellt. 
Die Beziehungen der beiden Arten wären auch wohl verborgen geblieben, wenn nicht bei Glentorf eine Varietät 
von Phylliodermia incrassata vorkäme (Phyllodermia coronata Griepenkerl sp.), deren Skulptur m. E. die Grund- 


lage zu der in Phyllodermia spinosa zum Abschlusse gelangten Mutationsrichtung legt. Den schönen Beitrag 


zur Artenumbildung, welchen die Phyliodermien liefern, habe ich durch die (nach den Originalen angefertigten) 
Umrißzeichnungen der Textfigur 2 zu veranschaulichen gesucht. 


Fig. To Fig. 2a 





Textfigur 2 
Mutierende Arten der Gattung Phyllodermia Schrm. ('/, nat. Gr.). 


Fig. 1. Phyllodermia incrassata Griepenkerl sp. aus der Quadraten-Kreide von Gientorf. (Stammform.) 
Fig. 2. Phylliodermia incrassata Griepenkerl sp., var. coronata Schrm. (= Phyllodermia coronata Griepenkerl sp.) 
aus der Quadraten-Kreide von Gientorf. (Übergangsform.) 
Fig. 3. Phyliodermia spinosa Schrm. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg. (Endform.) 
Fig. 1a, 2a, 3a. Ansicht von oben. Fig. 1b, 2b, 3b. Querschnitt. 


Daß die drei Arten tatsächlich nächste Verwandte sind, wird durch die vollkommene Übereinstimmung 
im Skelettbau und in den Durchspülungs-Organisationen erwiesen. Auf den möglichen Einwand, daß spinosa- 
Formen auch schon in der Quadraten-Kreide vorhanden gewesen sein könnten, ist zu erwidern, daß mir in 
30 jähriger Sarmmelpraxis nichts derartiges vor Augen gekommen ist: Will man sich nicht noch hinter die 


Annahme einer — wenig wahrscheinlichen — Einwanderung der spinosa-Formen verschanzen, so wird man 


den Nachweis der Mutierung als erbracht ansehen dfrfen. 
Schrammen, Die Kieselspongien | 7 


Kuaiaktar Mn E Original from 
ae Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


50 Klasse Silicea Gray 


Phyllodermia spinosa nov. sp. 
Taf. V, Fig. 14; Taf. XVII, Fig. 3 

Der (ohne Stiel) 3—5 cm hohe, etwa handtellergroße Schwammkörper ist flach kreiselförmig, mit 
ebener oder muldiger Oberseite, in deren Mitte die rundliche, 0,5—0,8 cm weite Öffnung des mäßig tief ein- 
 gesenkten Paragasters liegt. Als augenfälliges Kennzeichen, woran die Art auch in Bruchstücken leicht von 
anderen fossilen Discodermiden, überhaupt von allen Kreide-Spongien mit Desmen zu unterscheiden ist, ent- 
wickeln Rand und Unterseite mehr oder weniger zahlreiche, bis 2 cm lange, an der Basis I—2 cm dicke, 
kegel- oder stachelförmige Fortsätze. Durch diese dornigen Gebilde, die übrigens an ausgewitterten Exem- 
plaren in der Regel abgebrochen sein dürften, wird die Unterseite des Schwammes sehr fest im Gestein ver- 
ankert, und es bedarf längerer manueller Präparation, wenn man sie sichtbar machen will. An nur mechanisch, 
mit Schaber und Bürste, gesäuberten Exemplaren zeigt die Oberfläche des Schwammes, wo die glatte Deck- 
schicht fehlt, etwa die rauhe Skulptur grobnarbigen Leders. Ostien und andere Bestandteile des Kanalsystems, 
vielleicht mit Ausnahme einiger stärker entwickelten, von der Paragaster-Mündung ausstrahlenden Aporhysal- 
furchen, sind nicht zu erkennen. Nach Säurebehandlung kommen aber an deckschichtfreien Stellen nadelstich- 
weite Ostien und: kurze anastomosierende Furchen zum Vorschein, die an der Unterseite ganz unregelmäßig 
verlaufen, an der Oberseite zu, von der Paragaster-Mündung ausstrahlenden Aporhysen gruppiert sind. Das 
Stützskelett besteht aus ziemlich großen Tetraklonen mit mehr oder weniger warzigen Klonen und stark ver- 
zweigter Zygomen. Die Dermalia sind große Phyllotriaene mit kurzem kegelförmigem Schaft und ge- 
rundeten Lappen. 

Ältere Verwandte von Phyliodermia spinosa aus der Kalkmergel-Fazies (Quadraten-Kreide von Oberg 
und Misburg) sind Phyliodermia antiqua Schrm. und Phyliodermia secata Schrm.; aus der Litoral-Fazies 
(Grünsand der Quadraten-Kreide von Glentorf) Phyllodermia incrassata Griepenkerl sp. und Phyllodermia coro- 
nata Griepenkerl sp. Die stumpfen rundlichen Höcker am Scheitelrande der letztgenannten Art fasse ich als 
Beginn einer Spezialisierung auf, deren Abschluß die offensichtlich überspezialisierte Phyliodermia spinosa 
darstellt. Daß die stacheligen Fortsätze dieser Spezies nicht etwa als wurzelartige Gebilde zu deuten sind, 
wenn sie auch im Uhnterstützungspunkte die Funktionen von Wurzeln mit übernehmen werden, zeigt schon 
ihre im Verhältnis zur Masse des Schwammkörpers recht beträchtliche Entwicklung. 

Kalkmergel der Mukronaten-Kreide (s. s.). 


Phyllodermia secata nov. sp. 
Taf. XVI, Fig. 5 
Die nur in einem einzigen, übrigens sehr gut erhaltenen Exemplar aufgefundene, etwa‘ kinderfaust- 
große Spongie ruht auf kurzem dickem Stiel, welcher am Ende mehrere, der Anheftung dienende, napfförmige 
Verbreiterungen bildet und nach oben allmählich in den undeutlich birnförmigen Schwammkörper übergeht. 
Den morphologischen Charakter erhält die Art durch einige, vom Scheitel nach der Basis verlaufende, stark 
vorspringende und durch tiefe Einbuchtungen getrennte, an den Kanten abgerundete Rippen. Die Oberfläche 
der oberen Hälfte entwickelt zahlreiche kräftige Aporliysalfurchen, die von der im Scheitel liegenden rundlichen, 


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Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze 51 


nur ca. 5 mm weiten Paragaster-Mündung ausstrahlen und an der deckschichtfreien Außenseite der Rippen 

unregelmäßige Anastomosen bilden. Die untere Hälfte ist mit der dicken und glatten Deckschicht überzogen. 

Wie bei. den anderen Arten besteht das Stützskelett aus großen Tetraklonen mit warzigen Klonen und ziemlich 

stark verzweigten Zygomen. Die Dermalia sind große Phyllotriaene mit tief eingebuchteten, gerundeten Lappen. 
Kalkmergel der Quadraten-Kreide von Misburg (s. s.). 


Gattung Cladodermia nov. gen. 


Große, stumpfkegel-, birn- oder melonenförmige Discodermiidae mit verbreiterter, stark mit Würzelchen 
besetzter Basis, tief eingesenktem röhrenförmigem Paragaster und longitudinalen Wülsten an der Außenseite. 
Oberfläche durch ziemlich große, unregelmäßig verbreitete Skelettmaschen netzähnlich. Paragasterwandung 
mit großen Postiken von radialen Aporhysen. Das Stützskelett besteht aus großen warzigen Tetraklonen. 
Als Dermalia verästelte und schmallappige Phyllotriaene, die sich mit kleinen, noch stärker verästelten und 
mit Knötchen besetzten Plättchen zu einem dichten Filz verbinden. 

Obere Kreide. 

Die Cladodermien unterscheiden sich u. a. von den Phyliodermien durch ein tief eingesenktes Paragaster, 
durch eine verbreiterte, mit vielen kleinen Wurzeln versehene Basalfläche und namentlich auch durch die ver- 
zweigten und schmalen Lappen der Phyllotriaene. 


Genotypische Art: 
Cladodermia colossea Schrm. 
Taf. V, Fig. 11 und 12; Taf. XIV, Fig. 2 
(1912 Discodermia colossea, Schrammen in: Kieselsp. I, S. 98) 

Unter dem Namen Discodermia colossea hatte ich Kieselsp. I, S. 98 eine Discodermide aus dem 
Mukronaten-Senon von Misburg kurz gekennzeichnet. Eine brauchbare Abbildung konnte ich wegen der 
wenig guten Erhaltung des früheren Materials nicht geben. Inzwischen habe ich aber ausgezeichnet erhaltene 
Exemplare aufgefunden, welche eine Vervollständigung der ersten Angaben ermöglichten und zur Aufstellung 
der Gattung Cladodermia Veranlassung gaben. * 

Typische Stücke, die etwa handgroß und über faustdick sind, erheben sich als stumpfe Kegel oder 
birnförmige Knollen auf einer breiten, mit zahlreichen ganz kurzen Wurzeln versehenen und durch eine mehr 
oder weniger deutliche Einschnürung vom eigentlichen Schwammkörper getrennten Basis. Sie zeigen im 
Scheitel die 1,5—2,5 cm weite, rundliche Mündung des tief eingesenkten, röhrenförmigen Paragasters. Die 
Außenseite ist an deckschichtfreien Stellen mit dicht nebeneinander liegenden, unregelmäßig maschigen, 
1—2 mm weiten Ostien bedeckt, welche zu kurzen Epirhysen gehören. Das Epirhysalsystem korrespondiert 
mit weiten, mehrfach gegabelten Aporhysen, die schräg von unten nach oben die Wandung durchdringen und 
mit großen Postiken an der Paragasteroberfläche münden. Erwähnenswert ist eine bei manchen Individuen 
zu beobachtende Neigung, die kleinen Wurzeln, welche die Anheftungsfläche kennzeichnen, nicht im Uhnter- 


stützungspunkte am unteren Ende, sondern exzentrisch, an einer Seite des Schwammkörpers auszubilden. 
7* 


Belah nn Original from 
ala Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


52 Klasse Silicea Gray 


Wahrscheinlich benutzte Cladodermia colossea als Träger andere Spongien, da sonstige Fremdkörper in dem 
feinen Schlamm des Kreidemeeres wohl selten waren. Wenigstens fand ich in einem Falle zwischen den 
. Würzelchen Haufen von großen Amphioxen, die auf eine Anheftung der Cladodermia an eine Spongie mit 
Skelettelementen des regulären Typus hinweisen. — Das Skelett besteht aus großen Tetraklonen mit warzigen, 
seltener glatten Klonen und ziemlich stark verzweigten Zygomen. In der Deckschicht große, kurz gestielte 
Phyliotriaene mit stark zerschlitzten aber schmalen Lappen. Unter dem Phyliotriaen-Belag kleine anaxile 
Kieselplättchen, die unregelmäßig verästelt, mehr oder weniger stark mit Knötchen besetzt und untereinander 
innig verfilzt sind. 
“ Kalkmergel der Mukronaten-Kreide von Misburg (s.). 


Cladodermia gigas nov.sp. 
Taf. XIV, Fig. 4 

Der im Vergleich zu den meisten fossilen und allen lebenden Kieselschwämmen mit Desmen gewaltige 
Schwammkörper — er erreicht die halbe Länge eines ausgestreckten Männerarms und übertrifft ihn durch die 
doppelte Dicke —, hat etwa die Form einer durch Pressung abgeflachten und in die Länge gezerrten Melone. 
Im abgestutzten Scheitel liegt die rundliche Mündung des engen Paragasters, welches bis in die Nähe der 
Basis reicht. Im unteren Drittel besitzt die Spongie zahlreiche, meist mit Deckschicht überzogene, warzige 
und zitzenförmige Würzelchen. Die Wandung entwickelt an den breiten Seiten wellige Wülste, die im all- 
gemeinen der Längsachse folgen. An den Schmalseiten werden die Wülste zu ca. 1 cm und darüber dicken, 
bis 5cm breiten, durch enge und tiefe Furchen getrennten Lappen. Die 1—2 mm weiten, unregelmäßig 
geformten Ostien liegen dicht nebeneinander und überziehen die deckschichtfreien Teile der Oberfläche mit 
einem engmaschigen Netz. Von den Ostien dringen kräftig entwickelte Epirhysen schräg oder in horizontaler 
Richtung in das Innere der Wandung ein. Sie kommunizieren mit einem System sehr weiter, spaltförmiger 
Aporhysen, die mit großen, unregelmäßig geformten Postiken an der Paragaster-Oberfläche münden. Tetra- 
klone und Dermalia wie bei Cl. colossea Schrm. 

Das Original ist Unicum und stammt aus dem Mukronaten-Senon von Misburg. 


Gattung Leiophyllum nov. gen. 

Lappige Discodermiidae, die allseitig mit Deckschicht überzogen sind. Unter der Deckschicht netz- 
artige Anastomosen von Kanalfurchen und unregelmäßig verbreitete rundliche Öffnungen. Die Tetraklone 
sind stark mit Knötchen besetzt. Als Dermalia lappige Phyllotriaene. 

Obere Kreide. 


Genotypische Art: 
Leiophyllum panniculosum nov. sp. 
Taf. XV, Fig. 8 
Die recht seltene, nur in zwei Exemplaren vorliegende Spongie bildet bis handgroße, 1,2—1,5 cm 
dicke, ungestielte lappige Ausbreitungen mit gerundeten Rändern. Die ganze Oberfläche beider Seiten ist mit 


TE nn Original from 
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Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze 53 


einer glatten und dichten Deckschicht überzogen, welche große, wenig zerschlitzte Phyllotriaene mit mäßig 
' breiten, abgerundeten Lappen enthält. Das Stützskelett ist sehr engmaschig und besteht aus warzigen Tetra- 
klonen. Unter der Deckschicht, aber nur an Korrosionspräparaten nachweisbar, liegen feine, mehrere Milli- 
meter lange, netzartig gruppierte Kanalfurchen und unregelmäßig verbreitete, einzeln oder in Gruppen stehende, 
rundliche Öffnungen von verschiedener Weite. Die Kanälchen im Innern der Wandung bilden unregelmäßige 
Anastomosen. — Wenn die Phyliotriaene der Deckschicht erhalten sind, ist Leiophyllum panniculosum mit 
anderen Spongienarten aus der Kreide wohl kaum zu verwechseln. 

Die Spezies ist sowohl zu einer lebenden wie einer fossilen Art in nähere Beziehungen zu bringen. 
Die rezente ist Discodermia discifurca Sollas (Chall. Rep., Bd. XXV, S. 292, Taf. XXXII, Fig. 1—11) von Port 
Jackson (Ost-Australien), die fossile ist Rhagadinia rimosa Roem. sp. aus dem Obersenon. Discodermia disci- 
furca hat ähnliche Körperform, fast die gleiche Oberflächen-Skulptur, ähnliche Desme und zeigt weitgehende 
Annäherung in der Gestalt der dermalen Phyllotriaene.e Ob auch die Durchspülungs-Organisationen über- 
einstimmen, ist ohne unmittelbare Prüfung des mir nicht zugänglichen rezenten Materials nicht zu entscheiden. 
(Die Abbildung bei Sollas ist nach einem mit den Weichteilen konservierten Exemplar angefertigt worden.) 
In bezug auf Rhagadinia rimosa bezeugen Stützskelett, Dermalia und Bau des Kanalsystems übereinstimmend 
einen engeren Verwandtschaftsgrad. Trotzdem habe ich es vermieden, die Spezies dem Genus Rhagadinia 
Zitt. zu unterstellen. Mich dünkt, es handle sich hier um Glieder von zwei Reihen, die einer nur auf die 
Klassifikation der Kreide-Discodermiden gerichteten Systematik wohl als Arten der gleichen Gattung erscheinen 
könnten. Da aber Endformen jeder Reihe wahrscheinlich auch noch in der Jetztzeit leben, schien es mir 
besser, die Gattungsbegriffe eng zu halten. 

Quadraten-Kreide von Höver (s. s.). 


Gattung Rhagadinia Zittel 
Rhagadinia rimosa Roem. sp., var. elongata nov. var. 
Taf. V, Fig. 13 


Neben den gewöhnlichen, trichter-, napf- und ohrförmigen Gestaltungen der Rhagadinia rimosa treten 
in der Quadraten-Kreide als Seltenheiten, etwas häufiger in der Mukronaten-Kreide Formen auf, die vom Typus 
so erheblich abweichen, daß sie mindestens einer besonderen Varietät zuzuweisen sind. Man findet gewöhnlich 
nur Fragmente, die in bezug auf die bei Rhagadinia Zitt. so charakteristischen Oberflächen-Skulpturen keine 
nennenswerten Abweichungen von der Stammform zeigen, dagegen eine ausgesprochene Neigung zum Längen- 
wachstum auf Kosten der Breite erkennen lassen. Dadurch entstehen stabförmige Gebilde, die aber nicht etwa, 
wie man nach den Fragmenten annehmen möchte, einen verästelten Schwammkörper aufbauen, sondern, wie 
vollständige Exemplare zeigen, aus einer weitgehenden Zerlegung der Wandung in schmale und stark ver- 
längerte Fortsätze hervorgehen. Die plattigen Stäbchen sind bis 10 cm lang, 1—1,5 cm breit und 6—8 mm 
dick. Kanalsystem und Skelett wie bei Rhagadinia rimosa. 

Möglicherweise gehört diese Form zu den Vorläufern mancher verästelten Discodermien der Jetztzeit, 
von denen ja einige (z. B. Discodermia dissoluta O. Schm.) ebenfalls abgeplattete Zweige haben. 

Kalkmergel der Quadraten- und Mukronaten-Kreide von Höver und: Misburg. 


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54 Klasse Silicea Gray 


Gattung Mastophorus nov. gen. 


Große traubige Schwammkörper, deren Wandung vorspringende Rippen und zitzenförmige Fortsätze 
entwickelt. Wasserzufuhr durch die weiten Skelettmaschen. Wasserableitung durch Aporhysal-Bündel, die mit 
rundlichen Postiken am Scheitel der Vorstülpungen münden. Die Desme sind große Tetraklone mit glatten 
Klonen und stark entwickelten Zygomen. Dermalia unbekannt (wahrscheinlich Phyllotriaene). 

Obere Kreide. 


Mastophorus arboreus nov. sp. 
Taf. XIV, Fig. 3 

Der stockartige, von einem daumendicken zylindrischen Stiele, von dem am Original aber nur der 
Ansatz erhalten ist, ausgehende, nach oben schnell an Umfang zunehmende, am Scheitel fast 15 cm dicke 
und hohe Schwammkörper hat, von der Seite gesehen, Ähnlichkeit mit einer riesigen Traube. Dieser Eindruck 
entsteht dadurch, daß allseitig kräftige Wülste und zitzenförmige Fortsätze entwickelt sind, welche an ihrer 
Basis verschmelzen und abgestutzt kegelförmig endigen. Der flache Scheitel ist nach einer Seite leicht ab- 
geschrägt und mit mehreren grubigen Vertiefungen versehen, die wohl mit Kavaedien im Innern der Wandung 
zusammenhängen. Als Ostien fungieren die unregelmäßig geformten und ziemlich weiten Skelettmaschen der 
äußeren Oberfläche. Die Wasserableitung vermitteln ca. 2 mm weite, zu Bündeln vereinigte röhrenförmige 
Aporhysen, die mit runden Postiken an den Scheiteln der Auswüchse münden. Das Skelett besteht aus 
ungewöhnlich großen und kräftigen Tetraklonen mit glatten Klonen und sehr stark entwickelten, zu dicken 
Polstern ineinander gefügten Zygomen. Die Dermalia sind am Original nicht erhalten. Da aber das sonstige 
Skelett Übereinstimmung mit dem Skelett von Colossolacis plicata zeigt, deren Dermalia Phyllotriaene sind, 
stelle ich Mastophorus arboreus in die Nachbarschaft dieser Art und damit zur Familie Discodermiidae. 

Kalkmergel der Mukronaten-Kreide (s. s.). 


Familie Phymaraphiniidae Schrammen 
Gattung Polyrhipidium nov. gen. 


Stockartige Schwammkörper, die aus fächerförmigen Gruppen seitlich verwachsener, zylindrischer 
Individuen zusammengesetzt sind. Scheitel der Gruppen mit zahlreichen runden Postiken. Ostien spärlich 
und klein. Das Stützskelett besteht aus kleinen Tetraklonen, deren Klone in der Nähe des Gabelungszentrums 
kragenförmige Wülste haben. Die Dermalia (wahrscheinlich Phyllotriaene) sind unbekannt. 

Obere Kreide. | 

Eine ähnliche Skelettstruktur wie Polyrhipidium besitzt das Genus Procaliapsis Schrm. Dächte man 
sich eine Anzahl Individuen der Procaliapsis clavata Hinde sp. durch seitliche Verwachsung auf gemeinsamer 
Basis. zu einem polyzoischen Stöckchen vereinigt, so entstünde ein Schwammkörper, der etwa die Besonder- 
heiten von Polyrhipidium haben würde. Die Gattung gehört demnach in die unmittelbare Nachbarschaft von 
Procaliapsis und damit zur Familie Phymaraphiniidae Schrm. 


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—|— | (u et 


Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze 55 


Polyrhipidium crista-galli nov. sp. 
Taf. XVI, Fig. 6 
Bevor ich das Skelett dieser Spezies kannte, glaubte ich eine zweite Polyjerea-Art gefunden zu haben, 


denn ähnlich Polyjerea pyriformis Griepenkerl bildet der etwa faustgroße Schwammkörper einen Stock, der 
aus einer Anzahl von einer gemeinsamen Basis ausgehender und seitlich verwachsener, am Scheitel von 
zahlreichen runden, kaum 1 mm weiten Postiken durchbrochener Individuen besteht. Ihre durch schwache 
Einkerbungen getrennten, abgerundeten oder abgestutzten Köpfchen sind 1—1,5 cm dick, und fächerförmig 
gruppiert. Indem mehrere der Köpfchengruppen sich in verschiedener Richtung durchwachsen, entsteht ein 
Gebilde, welches große Ähnlichkeit mit einem riesigen Hahnenkamme hat. Ostien spärlich und klein. Das 
Stützskelett besteht aus kleinen Tetraklonen, deren Klone in der Nähe des Gabelungszentrums kragenförmige 
Wülste tragen. Zygome stark entwickelt. Die Dermalia sind an dem Belegstück nicht erhalten. 
Untersenone Sandmergel des Sudmerberges (s. s.). 


Gattung Stelidium nov. gen. 

Kleine Stöckchen, die aus walzenförmigen oder wurmartig gekrümmten, an den Enden verjüngten 
Zweigen bestehen und mehr oder weniger stark mit Deckschicht überzogen sind. Oberfläche mit sehr kleinen 
Ostien und Aporhysalfurchen. An den Zweigenden kleine Postiken von Aporhysen, welche die Zweige, zu 
Bündeln vereinigt, durchziehen. Das Stützskelett ist sehr engmaschig und besteht aus kleinen Tetraklonen 
mit kragenförmigen Anschwellungen. Als Dermalia kurzgestielte und stark verästelte Phyliotriaene. 

Obere Kreide. 

Stelidium vermiculare nov. sp. 
Taf. V, Fig. 9; Taf. VI, Fig. 4; Taf. XII, Fig. 4 

Die kaum fingerlangen und -dicken, wegen ihrer großen Ähnlichkeit mit Wurzelfragmenten anderer 
Spongien leicht übersehbaren Körperchen von Stelidium vermiculare bilden mäßig verästelte Stöckchen mit 
walzenförmigen oder wurmartig gekrümmten Zweigen, die am Ende zugespitzt sind. Die Oberfläche ist voll- 
ständig oder stellenweise mit einer glatten Deckschicht überzogen. An den deckschichtfreien Stellen (und 
unter der Deckschicht) liegen unregelmäßig verteilte und wegen ihrer geringen Größe mit unbewaffnetem Auge 
kaum erkennbare Ostien; außerdem feine, in der Längsrichtung der Zweige oder unregelmäßig streichende 
Aporhysal-Furchen. Die Wasserableitung im Innern übernehmen mehr oder weniger zahlreiche, ca. 1 mm weite 
Aporhysen, welche die Zweige der Länge nach durchziehen und in der Nähe der Zweigenden münden. Das 
massive und sehr engmaschige Stützskelett besteht aus kleinen Tetraklonen, deren Klone in der Nähe des 
Zentrums gewöhnlich eine kugelige oder kragenförmige Anschwellung besitzen, aber auch glatt sein können. 
Wie bei Procaliapsis Schrm. (und der rezenten Caliapsis) ist der eine oder andere Klon nicht selten auf die 
kugelige, und mit einer kegelförmigen Spitze frei endigende Anschwellung in der Nähe der Vereinigungsstelle 
der vier Klone reduziert. Als Dermalia kleine Phyllotriaene mit kurzem Schaft und geweihartig (aber in 
einer Ebene) verzweigten Lappen. 

Der Skeletthabitus verweist die Art in die Nähe von Procaliapsis und zur Familie Phymaraphiniidae Schrm. 

Kalkmergel der Mukronaten-Kreide von Misburg (S.). 


al, Mn Original from 
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86 Klasse Silicea Gray 


Familie Astrocladiidae Schrammen 
Gattung Astrocladia Zittel 
Astrocladia nitida nov. sp. 
Taf. VI, Fig. 5; Taf. XII, Fig. 5 
Wie Astrocladia subramosa Roem. sp., die schon lange bekannte Spezies, bildet diese äußerst seltene 
neue Art verästelte Stöckchen mit drehrunden Zweigen und zugespitzten Enden. Auch die Größenabmessungen 
beider Arten scheinen übereinzustimmen, denn die geringere Dicke meines Belegstücks (Unicum) kann durch 
eine mehr endständige Stellung der zufällig gerade aufgefundenen Teile bedingt sein. Anordnung und Größe 
der unregelmäßig über die Oberfläche verteilten porenförmigen Ostien stimmen ebenfalls überein. Dagegen 
zeigen Ausbildung und Anordnung der Postiken eine ganz besondere Eigenart. Während nämlich die kleinen 
Postiken von Astrocladia subramosa sternförmige Gruppen bilden, die unregelmäßig über die Oberfläche ver- 
teilt und teilweise in diese eingesenkt sind, liegt bei Astrocladia nitida nur je ein großes (ca. 1 mm weites) 
Postikum auf dem Gipfel eines warzenförmigen Höckers. Dazu kommt als besonders bemerkenswerte Eigen- 
tümlichkeit eine deutliche Symmetrie in der Anordnung der Postiken. Sie bilden nämlich vier Reihen, so 
zwar, daß etwa auf jeden !/, Umfang des zylindrischen Stämmchens eine Reihe kommt, die aus übereinander- 
liegenden, ca. 1 cm voneinander entfernten Postiken besteht. Mir ist keine andere Spongie mit Desmen 
bekannt, die durch eine ähnliche Gesetzmäßigkeit ausgezeichnet wäre. Das Stützskelett ist engmaschig und 
besteht aus sehr kleinen, gewöhnlich unregelmäßig verästelten Tetraklonen mit glatten oder mit Knötchen und 
Stacheln besetzten Klonen und ziemlich stark verzweigten Zygomen. Als (sehr schwer nachweisbare) Dermalia 
winzige Phyllotriaene mit kurzem Schaft und stark zerschlitzten, ausgezackten Lappen. 
Kalkmergel der Mukronaten-Kreide von Misburg (Ss. s.). 


Gattung Microdendron Schrm. 
Microdendron confluens nov. sp. 
Taf. VI, Fig: 6 

Verglichen mit Microdendron ramulosum, der früher beschriebenen Art, welche zu den kleinsten Kiesel- 
spongien gehört, erreicht das einzige von mir aufgefundene Exemplar dieser neuen Spezies mit fast 10 cm 
Länge und 2,5 cm Dicke eine recht ansehnliche Größe. Der Schwammkörper bildet einen plumpen Stock mit 
walzig-knolligem Stamm und kurzen, in Form stumpf-kegelförmiger Fortsätze, namentlich an den beiden Enden 
entwickelten Zweigen (etwa 10, wenn ich die Bruchflächen der abgebrochenen mitzähle). Welcher Teil der 
Spongie als Basis anzusprechen sei, läßt sich mit Sicherheit nicht entscheiden. Die Oberfläche ist stellenweise 
mit Deckschicht überzogen. Die deckschichtfreien Teile sind übersät mit unregelmäßig angeordneten, mit 
unbewaffnetem Auge noch eben erkennbaren ÖOstien, und zeigen außerdem eine Anzahl von 8&—12 mm aus- 
einanderliegenden, durch Hinzutreten von Aporhysalfurchen langstrahlige Sterne bildenden Postiken-Gruppen. 
Das Stützskelett besteht aus kleinen Tetraklonen mit glatten oder mit Dornen besetzten Klonen und mäßig 
verzweigten Zygomen. Normal ausgebildete Tetraklone findet man ziemlich selten. Meist treffen sich die 
Klone unter den verschiedensten Winkeln oder es entstehen, aber immer auf vierachsiger Grundlage, Dikrano- 


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Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze 57 


klonide, indem zwei oder drei Klone vorwiegend nach der einen Richtung entwickelt sind, während der vierte 
in entgegengesetzter Richtung geht und auf einen mehr oder weniger langen und stark mit Knötchen und 
Stacheln besetzten Zapfen reduziert ist. Als Dermalia winzige Phyllotriaene mit kurzem Schaft und stark 
zerschlitzten Lappen. | 

Kalkmergel der Mukronaten-Kreide von Misburg (s. s.). 


Familie Plinthosellidae Schrammen 
Gattung Plinthosella Zittel 
Plinthosella gleba nov. sp. 
Taf. V, Fig. 1; Taf. XII, Fig. 7 
Während die kaum haselnußgroßen Kügelchen und Knöllchen der anderen Spezies aus der nordwest- 
deutschen Kreide (Pl. squamosa Zitt.) wohl die kleinsten fossilen Kieselschwämme darstellen, bildet die keines- 
wegs ganz seltene, wegen ihrer wenig auffälligen Form aber leicht übersehbare neue Art bis kinderfaustgroße 
Schwammkörper. Es sind formlose, ungestielte oder einige warzenförmige Würzelchen zeigende Klumpen mit 
halbkugeliger oder abgeflachter Unterseite. Die Oberseite ist mehr oder weniger gewölbt und mit zentralen 
oder marginalen Postiken-Gruppen versehen, zu denen stark entwickelte Aporhysalfurchen führen. Diese bilden 
untereinander Anastomosen und geben der Oberseite des Schwammes, im Gegensatze zur glatten Unterseite, 
eine rissige und rauhe Skulptur. Besondere Ostien sind nicht entwickelt. Die Tetraklone sind sehr groß; 
Klone und Zygome allenthalben mit dicken Knötchen besetzt. Ein Klon ist gewöhnlich auf einen von 
Knötchen umgebenen Zapfen (Brachyom) reduziert. Die, bei guter Erhaltung auch schon mit unbewaffnetem 
Auge erkennbaren Dermalia sind anaxile Kieselkörperchen von verschiedener Form. Bei auffallendem Licht 
und sehr schräger Beleuchtung (vgl. Abb. Taf. V, Fig. 1) erkennt man, daß sie keine gleichmäßig dicken 
Plättchen darstellen, sondern durch Leisten und Buckel eigentümlich skulpturiert sind. Nach Analogie der 
Zygose legten sich Fortsätze benachbarter Dermalia um und zwischen die Leisten, wodurch die Geschlossenheit 
des Dermal-Apparats erheblich erhöht wurde. 
Kalkmergel der Quadraten- und Mukronaten-Kreide (z. h.). 


Familie Chenendoporidae Schrammen 
Da Chenendopora Zitt., das einzige Genus dieser Familie, wahrscheinlich als Dermalia kleine Dicho- 
triaene hat, bedarf die frühere Fassung des Familienbegriffs entsprechender Erweiterung. Wenn sich dadurch 
auch die Chenendoporidae anderen Tetrakladinen-Gruppen etwas mehr nähern, so möchte ich doch an einer 
besonderen Familie für Chenendopora festhalten, um die durch den sonstigen Skelettbau bedingte isolierte 
Stellung der Gattung nicht zu verwischen. 


Gattung Chenendopora Zittel 


Chenendopora fungiformis Lamx. sp., var. angustata nov. var. 
Taf. XVI, Fig. 10 | 


In paläontologischen Lehrbüchern findet man immer wieder die aus der älteren Literatur übernommene 


Angabe, nichts sei unbeständiger als die vom Standorte usw. beeinflußte äußere Gestalt der Spongien. Mag 
Schrammen, Die Kieselspongien | 8 


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58 Klasse Silicea Gray 


dieser Satz auch auf die mehr plastischen Formen mit unverbundenen Skelettelementen manchmal passen, 
für die übergroße Mehrzahl der fossilen Silicea mit Desmen hat er keine oder nur ganz bedingte Geltung. 
Hier halten sich die morphologischen Schwankungen in den ererbten Grenzen. Größere Formveränderungen 
fallen darum auch in systematischer Hinsicht schwerer ins Gewicht. — Bei der Varietät von Chenendopora 
fungiformis liegt die Abweichung vom weit-trichter- oder ohrförmigem Typus hauptsächlich in der schlank- 
keulenförmigen Gestalt des etwa 13 cm langen, am abgestutzten Scheitel 3,5 cm, über der wenig entwickelten 
Wurzel 1,5 cm dicken Schwammkörpers. In der Mitte des Scheitels entspringt am Original ein seitlich ge- 
richteter, 3 cm langer, ca. 1,2 cm dicker Fortsatz, der wohl als Knospe eines jüngeren Individuums zu deuten 
ist. Die Oberfläche ist größtenteils mit Deckschicht überzogen und besitzt auch an den deckschichtfreien 
Stellen keine mit unbewaffnetem Auge erkennbare Ostien oder Postiken. Das Stützskelett ist engmaschig und. 
besteht aus sehr kleinen Tetraklonen mit glatten oder mäßig mit Knötchen besetzten Klonen und stark ver- 
zweigten Zygomen. Die Deckschicht besteht fast ausschließlich aus winzigen, stark verästelten und zu einem 
dichten Filz vereinigten anaxilen Kieselkörperchen, die wegen ihrer innigen Verbindung nur schwer zu isolieren 
sind. In der Deckschicht scheinen sehr winzige Dichotriaene vorzukommen (Orthodichotriaene). Da ich. aber 
reguläre Dermalia bei früheren Untersuchungen, trotz größter Aufmerksamkeit, nicht beobachtet habe, besteht. 
die Möglichkeit, daß die jetzt aufgefundenen Dichotriaene angeschwemmt sind. 
Kalkmergel der Mukronaten-Kreide von Misburg (s. s.). 


Familie Dactylotidae nov. fam. 

Tetracladina mit kleinen bewarzten Tetraklonen, bei denen ein Klon zu einem halbkugeligen, stark 
‘“ mit Warzen besetzten Brachyom umgebildet ist. Die Dermalia sind in einen Filz von winzigen, stark ver- 
ästelten Kieselplättchen eingebettete Phyllotriaene. — Kreide. 

| Das einzige Genus dieser Familie hatte ich früher auf Grund von Ähnlichkeiten der beiderseitigen 
Tetraklone mit Plinthosella Zitt. zur Gruppe Plinthosellinae vereinigt. An der Hand besser erhaltenen Materials. 
bin ich zu der Überzeugung gekommen, daß bei der fundamentalen Verschiedenheit des Dermal-Apparats der 
beiden Gattungen die Ähnlichkeit der Tetraklone nur auf Konvergenzen beruhen kann. Da sich Dactylotus 
in bezug auf die Skelettorganisation auch nicht an genera anderer Familien anlehnt, habe ich der Isolierung, 
_ durch Errichtung einer besonderen Familie Rechnung getragen. 


Gattung Dactylotus Schrm. 
Dactylotus auricularis n. sp. 

Taf. V, Fig. 10; Taf. XII, Fig. 6 
Wie die Stammform aus der Quadraten-Kreide gehört auch diese jüngere Mutation zu den Spongien, 
die wegen Kleinheit und wenig auffälliger Gestalt beim Sammeln leicht zu übersehen sind. Der kaum 5—10 cm 
hohe und breite, ca. 7 mm dicke, an den Rändern abgerundete Schwammkörper bildet aus ohr- oder finger- 
förmigen Lappen verschiedener Größe zusammengesetzte Stöckchen. Außenseite mit winzigen, unregelmäßig 
über die Oberfläche zerstreuten und ziemlich weit auseinanderliegenden Ostien. Innenseite mit sternförmig 


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Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze 59 


gruppierten Aporhysal-Furchen, in denen kleine rundliche Postiken liegen. Wie bei der Stammform besteht 
das sehr dichte Skelett aus verhältnismäßig kleinen Tetraklonen mit kurzen dicken Klonen. Ein Klon ist 
gewöhnlich auf ein stark mit Warzen besetztes halbkugeliges Brachyom reduziert. Die Dermalia, über die 
ich mir früher nicht vollkommen klar war, weil die Erhaltung des Materials nicht genügte, sind Phyllotriaene 
mit kurzem Schaft und auffällig breiten, abgerundeten Lappen. Zwischen und unter den großen Phyllotriaenen 
liegt ein Filz winziger anaxiler und unregelmäßig verästelter Kieselkörperchen. — Vom Typus unterscheidet 
sich die Mutation u. a. durch den größeren Schwammkörper, eine dickere Wandung und die hierdurch be- 
dingte sanftere Rundung des Randes. 
Kalkmergel der Mukronaten-Kreide von Misburg (s.). 


Familie Phymatellidae Schrammen 
Gattung Phymatella Zittel 
Phymatella bullata nov. sp. 

Die Phymatellen lassen sich nach der Entwicklung der Basalwülste in zwei Gruppen zerlegen. Der 
eine Verband umfaßt die tuberosa- und sphaeroides-Formen, bei denen Basalwülste nur schwach oder gar nicht 
entwickelt sind. Zum anderen gehören Phymatella intumescens Roem. sp., Ph. bulbosa Zitt., beide mit stark 
ausgeprägten Wulstbildungen, und auch Ph. bullata. Diese neue Art wiederum steht in bezug auf die Gestaltung 
des von einem langen Stiel getragenen Schwammkörpers der turonen Ph. intumescens morphologisch näher als 
der mit ihr zusammen vorkommenden, ungestielten und schon an der Basis stark in die Breite gehenden Phymatella 
bulbosa. Die spezifische Besonderheit. liegt bei Ph. bullata in der Umbildung der bei Ph. bulbosa und Ph. 
intumescens rundlichen und buckelartigen Wülste in mehr oder weniger stark komprimierte Lappen. Aus 
diesen Bildungen erwächst das, von einem weiten und tiefen Paragaster durchzogene zylindrische Vorderteil. 
Skelett und Kanalsystem wie bei den anderen Arten. — Von den beiden vorliegenden Exemplaren ist das 
kleinere ca. 10 cm lang (ohne Stiel) und in der Gegend der stärksten Entwicklung der Basal-Lappen 4—6 cm 
dick. Das größere, dem das vordere Ende der Röhre und einige Wülste fehlen, dürfte mit Stiel über 25 cm 
lang und entsprechend dick gewesen sein. 

Kalkmergel der Quadraten-Kreide von Oberg und Höver (s. s.). 


Gattung Astrolemma!) nov. gen. 

Schalige Schwammkörper mit konzentrisch-runzeliger und von Deckschicht überzogener Unterseite und 
halbkugelig gewölbter Oberseite. Letztere mit großen runden, weit auseinander liegenden Postiken, zwischen 
denen, ziemlich dicht nebeneinander, nadelstichartige Ostien liegen. Das Stützskelett besteht aus großen 
Tetraklonen mit glatten Klonen. Als Dermalia Dichotriaene, die von winzigen, unregelmäßig verästelten Kiesel- 


körperchen begleitet werden. — Obere Kreide. 





1) 6 Ykuna, die Schale. 
8* 


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60 Klasse Silicea Gray 


Genotypische Art: 
Astrolemma semiglobosa nov. sp. 
Taf. XVII, Fig. 7 

Das Original (Unicum) dieser äußerst seltenen Art lieferte einen sprechenden Beweis für die Un- 
möglichkeit, neue Spongien nach der Gestalt des Schwammkörpers und der Ausbildung des Kanalsystems 
aber ohne Kenntnis des Skelettbaus auch nur annähernd richtig einzuschätzen. Als ich das Stück in einer 
alten Sammlung vom Sudmerberge auffand, glaubte ich ein neues Cryptodesma zu sehen, denn halbkugelig- 
schalige Schwammkörper in Kombination mit ziemlich großen, in weiten Abständen über die Oberseite ver- 
breiteten Postiken, und kleinen, zwischen den Postiken dicht nebeneinander liegenden Ostien sind nur noch 
von Cryptodesma bekannt. Die Skelettuntersuchung erbrachte dann überraschenderweise als Desme große 
Tetraklone mit glatten Klonen, und als Dermalia Dichotriaene. Die Untersuchung des Kanalsystems ergab 
weiter, daß die Gattung Myrmeciophytum Schrm., welche zylindrische Stämmchen bildet, in bezug auf die 
Anordnung der Ostien und Postiken ähnlich organisiert ist. (Da auch die Skelettstrukturen übereinstimmen, 
ist Myrmeciophytum als nächstverwandter Typus anzusehen.) Der stattliche Schwammkörper hat, von oben 
gesehen, etwa Form und Größe der knöchernen Schädelkapsel eines Erwachsenen. Die Unterseite ist mäßig 
konkav und konzentrisch gerunzelt; die Wandung am Rande 1,5—3,5 cm, in der Mitte ca. 5cm dick. An 
der Oberseite liegen, über die ganze Oberfläche zerstreut und 1—2 cm voneinander entfernt, eine Anzahl 
ziemlich großer, nämlich ca. 2 mm weiter, runder Postiken; zwischen diesen, und ziemlich dicht nebeneinander, 
zahllose nadelstichartige Ostien. | 

Untersenone Sandmergel des Sudmerberges (s. s.). 


Gattung Paraspelaeum nov. gen. 

Knollige Schwammkörper mit röhrenförmigem Paragaster und großen Kavaedial-Gruben. Ostien und 
Postiken sehr klein. Das Stützskelett besteht aus ziemlich großen Tetraklonen mit glatten Klonen und mäßig 
verzweigten Zygomen; die dicke Deckschicht, welche den größten Teil der Oberfläche überzieht, aus einem 
Filz winziger, unregelmäßig verästelter Kieselkörperchen und Dichotriaenen mit in einer Ebene liegenden 
Zinken. — Obere Kreide. 


Paraspelaeum obductum nov. sp. 
Taf. XV, Fig.5 

Im Mukronaten-Senon von Misburg habe ich etwa kinderfaustdicke, unregelmäßig knollige, fast ganz 
mit Deckschicht überzogene Schwammkörper aufgefunden, deren Klassifizierung wegen schlechter Erhaltung 
der ersten Funde zunächst untunlich war. Die Skelettorganisation verwies die Formen in die Verwandtschaft 
von Turonia. Einer Vereinigung mit diesem Genus widersprach aber die Eigenart des Kanalsystems. Nach 
Vervollständigung meines Materials durch gut erhaltene Stücke scheint es mir nicht mehr zweifelhaft, daß der 
Typus einer neuen Phymatelliden-Gattung vorliegt. Bezeichnende Merkmale, die aber gewöhnlich erst sichtbar 
werden, wenn man die Außenseite sorgfältig präpariert, sind verschieden große und tiefe, stumpfkantig gegen 
die Oberseite abgesetzte Gruben, die mit Hohlräumen im Innern der Wandung in Verbindung stehen. Nicht 


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Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze 61 


zu verwechseln mit der Öffnung einer derartigen Kavaedial-Grube ist die weite runde Paragaster-Öffnung, die 

im Scheitel der Spongie oder exzentrisch liegt. Ostien und Postiken sind kaum erkennbar. Das Skelett besteht 

aus ziemlich großen Tetraklonen mit glatten Klonen und mäßig verzweigten Zygomen. Als Dermalia Dicho- 

triaene, die in einen sehr dichten Filz winziger, unregelmäßig verästelter Kieselkörperchen eingebettet sind. 
Kalkmergel der Mukronaten-Kreide von Misburg (z. h.). 


Tribus Megamorina Zittel 


Die Megamorinen der oberen Kreide kann man nach den dimensionalen und morphologischen Be- 
sonderheiten der Skelettelemente in mehrere Gruppen teilen. Die beiden Extreme werden etwa verkörpert 
durch das Genus Gigantodesma Schrm., mit riesigen aber schwach verästelten Megaklonen und sehr großen 
dermalen Dichotriaenen (Taf. v1, Fig. 12, Taf. V,. Fig. 5), und das Genus Homalodora Schrm., mit winzigen, 
stark verästelten Desmen und sehr kleinen Dermalia (Taf. VI, Fig. 10). Dazwischen stehen die Gattungen 
Doryderma Zitt., Amphilectella Schrm., Pachypoterion Hinde und Heterostinia Zitt., die alle als Desme mäßig 
verästelte Megaklone mittlerer Größe haben, aber durch Verschiedenheiten der Dermalia geteilt werden. (Bei 
Doryderma und Amphilectella sind es langschäftige Prodichotriaene mit kleinen Zinken, bei Pachypoterion und 
Heterostinia ziemlich kurzschäftige Ortho-Dichotriaene mit großen Zinken.) Wenn auch der Größenunterschied 
zwischen den Megaklonen von Gigantodesma einerseits, von Heterostinia und Pachypoterion andererseits 
ziemlich erheblich ist, so haben die Dermalia, die Durchspülungs-Organisationen und die bevorzugten Körper- 
formen dieser drei genera doch so viel Gemeinsames, daß ich eine Trennung nicht für gerechtfertigt halte. 
Ich fasse alle zu einer Familie Heterostiniidae zusammen. Als weitere Familie scheide ich die Dorydermidae 
aus. Sie zerfallen in zwei Unterfamilien, die bei aller Ähnlichkeit der sonstigen Organisationen namentlich 
durch die dimensionalen Differenzierungen der Desme getrennt sind. Die Unterfamilie Homalodorinae ent- 
hält die formenreichen Homalodoren; die Unterfamilie Doryderminae die genera Doryderma Zitt. und Amphi- 
lectella Schrm. Die hierunter beschriebenen Spezies verteilen sich auf alle genannten Gruppen. 

Im Gegensatze zu anderen größeren Verbänden der Tetraxonia mit Desmen (den Tetracladina und 
Dicranocladina) dürften die Megamorina einen geschlossenen genetischen Komplex darstellen, der auf wesens- 
gleiche und nahe verwandte Stammformen primitiverer Skelettorganisation zurückgeht. Der tatsächliche 
Nachweis jener Ur-Megamorinen wird aber ebensowenig gelingen können wie die Entdeckung der primitiven 
Tetracladina und Dicranocladina, weil jene Entwicklungsstadien zeitlich und zuständlich jenseits der Grenzen 
der Erhaltungsmöglichkeit liegen. 

Typische Megamorina enthält auch die Jura-Formation. Die einzige Art, Megalithista foraminosa Zitt., 
welche bekannt ist, dürfte Endform einer älteren, in der Kreide nicht mehr vorhandenen Reihe sein. (Kolb 
hat als Megalithista Quenstedti noch eine zweite Art aus dem oberen Jura aufgestellt. Diese Form gehört 
aber in einen ganz anderen Verband der Tetraxonia, nämlich zu den Helomorina Schrm.) | 

Welchen Reihen der oberen Kreide die einzige noch lebende Megamorinen-Gattung Pleroma Sollas 
anzuschließen sei, wage ich trotz der schönen Darstellungen der Skelettelemente im Challenger-Report (Bd. XXV, 
Taf. XXXII, Fig. 1—15) nicht zu beurteilen, zumal die beiden Abbildungen des recht kleinen Schwämmchens 


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62 Klasse Silicea Gray 


offenbar nach mit den Weichteilen konservierten Individuen angefertigt worden sind. Der dickwandig- 
napfförmige Habitus des Schwammkörpers und die Form der dermalen Orthodichotriaene könnten Zusammen- 
hänge wohl am ehesten bei Heterostinia Zitt. suchen lassen. 


Familie Heterostiniidae nov. fam.- 
Plattige, trichterförmige, ohrförmige usw. Megamorina mit wenig entwickeltem Kanalsystem und großen, 
mäßig verzweigten Megaklonen. Als Dermalia Dichotriaene. | 


Kreide. 
Gattung Heterostinia Zittel 


Heterostinia lobata nov. sp. 
Taf. VI, Fig. 11; Taf. XII, Fig. 7 
Der etwa handgroße, fächer-, ohr- oder trichterförmige, und von einer kräftigen Wurzel getragene 
Schwammkörper ist gegenüber Heterostinia obliqua Benett sp., der nächstverwandten Art, durch die Zerlegung 
der marginalen Teile in zahlreiche, durch tiefe Einbuchtungen getrennte, finger-, blatt- oder ohrförmige Lappen 
gekennzeichnet. Die Dicke dieser am Rande abgerundeten Fortsätze stimmt mit der 10—12 mm betragenden 
allgemeinen Dicke der Wandung überein. Ihre Länge kann 7 cm und darüber betragen; die Breite schwankt 
zwischen 1,5 cm (an der Abzweigungsstelle) und 3,5 cm (am verbreiterten distalen Ende). Wie bei H. obliqua 
liegen ann der Oberfläche der Außenseite zahlreiche, unregelmäßig verteilte Ostien, an der Innenseite ebensolche 
Postiken, die aber, wie die Ostien, infolge ihrer Kleinheit nur an mit Säure behandelten Stücken und unter 
der Lupe erkennbar sind. Das ziemlich weitmaschige Stützskelett besteht aus Megaklonen mittlerer Größe. 
Die Dermalia sind ziemlich kurzschäftige Dichotriaene mit großen, in einer Ebene liegenden Zinken (Ortho- 
dichotriaene). 
Kalkmergel der Mukronaten-Kreide von Misburg (s.). 


Gattung Gigantodesma nov. gen. 

Unregelmäßig trichter- oder ohrförmige Megamorina mit dicker Wandung. Ein besonderes Kanal- 
system ist (im Skelett) nicht entwickelt. Das weitmaschige Stützskelett besteht aus ungewöhnlich großen, 
wenig verästelten Megaklonen. Als Dermalia große, ziemlich langschäftige Prodichotriaene. 

Obere Kreide. 

Gigantodesma aurita Schrm. 
Taf. V, Fig. 5; Taf. VI, Fig. 12; Taf. XII, Fig. 1 
(1912 Pachypoterion auritum Schrammen, Kieselsp. I, S. 63) 

Die Untersuchung des vorliegenden, etwa handgroßen und 1,5 cm dicken, in bezug auf das Skelett 
prachtvoll erhaltenen Fragments dieser unregelmäßig trichter- und ohrförmigen Art, und eine durch neues und 
besseres Material vom Sudmerberge ermöglichte Nachprüfung von Pachypoterion Koeneni Schrm.!) haben 


1) Meine erste Definition (a. a. ©. S. 63) vervollständige ich kurz dahin, daß die Ostien in Gestalt runder, ca. | mm weiter, 
3—5 mm auseinander liegender Öffnungen unregelmäßig über die Außenseite verteilt sind, während die rundlichen, nur wenig größeren 
Postiken, dicht nebeneinander liegend, die ganze Oberfläche des grubigen Paragasters bedecken. Das Skelett ist engmaschig und mit 
unbewaffnetem Auge noch eben erkennbar. 


ER Mn Original from 
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Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze 63 


mich überzeugt, daß der Vorbehalt, den ich bei der Einführung von Pachypoterion auritum Schrm. hinsichtlich 
der Zugehörigkeit zur Gattung Pachypoterion Hinde machte, begründet war. Die Pachypoterion-Arten entwickeln 
ganz anders gestaltete Schwammkörper, haben einen anderen Bau des Kanalsystems und auch andere Skelett- 
struktur. Da das frühere und das jetzt entdeckte Exemplar bei keiner anderen Gattung der Megamorina 
unterzubringen sind, habe ich ein neues Genus errichtet, dessen typische Art Gigantodesma aurita ist. — Auch 
dieses zweite Stück zeigt deutlich, daß die Durchspülung ohne Vermittlung von Ostien und Postiken oder 
besonderen Epi- und Aporhysen erfolgte (womit natürlich nur gesagt sein soll, daß die genannten Bestandteile 
des Kanalsystems, die in den Weichteilen zweifellos gut entwickelt waren, nicht auch in der Struktur des 
Skeletts zum Ausdruck kommen). Die wenig verästelten Megaklone übertreffen an Größe weitaus die Desme 
aller anderen Megamorinen. Auch die großen regulären Dermalia — langschäftige Dichotriaene mit stumpf- 
winklig abgesetzten, nach vorn gerichteten Zinken — kommen in ähnlichen Abmessungen nur bei Tetraxonia 
mit regulären Skelettelementen, aber nicht bei Tetraxonia mit Desmen vor. 
Kalkmergel der Mukronaten-Kreide von Misburg (s. s.). 


Familie Dorydermidae nov. fam. 

Einfache (zylindrische, birnförmige usw.) oder verästelte Megamorina mit röhrenförmigem Paragaster 
oder zentralen Aporhysal-Bündeln. Ostien unregelmäßig verbreitet. Megaklone mäßig groß oder klein, mehr 
oder weniger stark verästelt. Als Dermalia Dichotriaene. | 

Kreide. 


Unterfamilie Homalodorinae nov. subfam. 
Dorydermidae mit kleinen Megaklonen und engmaschigem, an der Oberfläche dichtem Skelett. 


Gattung Homalodora Schrammen 
Homalodora tuberosa Schrammen, var. capitata nov. var. 
Taf. VI, Fig. 10 
Diese Varietät kennzeichnet sich dem Typus gegenüber durch eine flache Unterseite und durch die 
Entwicklung stumpfkegelförmiger Köpfchen mit Postiken-Gruppen auf der Oberseite. Der stumpfkantige Rand 
des handtellergroßen, von der Basis bis zum Scheitel der Köpfchen etwa 7 cm hohen Belegstücks ist mehrfach 
eingebuchtet. Durch die stärkste Einbuchtung, die in eine an beiden Seiten von je drei Köpfchen-Gruppen 
flankierte Mulde übergeht, wird der Schwammkörper in zwei annähernd symmetrische Lappen geteilt. Eine 
Bruchfläche an der dieser Einbuchtung gegenüberliegenden Seite deutet an, daß das Original wohl nur als 
Teil einer aus mehreren ähnlichen Stücken zusammengesetzten Spongie anzusehen ist. Kanalsystem wie bei 
Homalodora tuberosa. Die Megaklone des Stützskeletts sind klein. Als Dermalia winzige Dichotriaene mit 
ziemlich langem Schaft und stumpfwinklig abgebogenen Zinken (Pro-Dichotriaene). 
Kalkmergel der Mukronaten-Kreide von Misburg (s. s.). 


Unterfamilie Doryderminae nov. subfam. 
Dorydermidae mit großen Megaklonen und weitmaschigem, an der Oberfläche netzartigem Skelett. 


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64 Klasse Silicea Gray 


Gattung Amphilectella Schrammen- 
Amphilectella erecta nov. sp. 
Taf. VI, Fig. 8; Taf. XV, Fig. 11 
Von dieser neuen Art habe ich nur ein einziges Exemplar gefunden, das aber in jeder Hinsicht aus- 
gezeichnet erhalten ist. Es stellt eine schön gerundete, über 30 cm lange, 3-6 cm dicke Walze dar. Im 
Scheitel liegt die 1,5 cm weite Öffnung des röhrenförmigen, bis in die Nähe der Basis reichenden Paragasters. 
Ostien sind mit unbewaffnetem Auge nicht erkennbar. Unter der Lupe oder an mit Säure gereinigten Stellen 
sieht man aber unregelmäßig über die Oberfläche zerstreute, ca. 1 mm weite, rundliche Öffnungen, die wenige 
Millimeter voneinander entfernt liegen. Die Epirhysen dringen in gerader Richtung in den Schwammkörper 
ein und kreuzen sich mit ähnlich gerichteten Aporhysen, deren 1—1,5 cm weite rundliche Postiken dicht neben- 
einander die Paragaster-Oberfläche bedecken. Megaklone mittelgroß. Als Dermalia Dichotriaene mit langem 
Schaft und nach vorn gerichteten Zinken (Pro-Dichotriaene). 
Kalkmergel der Mukronaten-Kreide von Misburg (s. s.). 


Tribus Dicranocladina nov. trib. 


Tetraxonia, deren Stützskelett aus durch Zygose verbundenen (monaxonen) Dikranoklonen besteht. 
Als Dermalia Dichotriaene oder monaxone, Phyllotriaen-ähnliche Kieselscheibchen. Die Mikrosklere der lebenden 
Arten sind Amphiaster, Spiraster, Microrhabde usw. 

Im ersten Teile meiner früheren Arbeit (S. 64) hatte ich die fossilen Tetraxonia, welche der rezenten 
Gattung Corallistes O. Schm.!) nahestehen, unter entsprechender Erweiterung des Familienbegriffs, in der 
Familie Corallistidae Sollas untergebracht. Aus dem Bedürfnisse nach weiter gesteckten Grenzen unterstelle 
ich jetzt alle fossilen und rezenten Silicea, die als Elementarkörperchen des Stützskeletts Dikranoklone, und 
als Dermalia Dichotriaene oder Phyliotriaen-ähnliche Kieselplättchen haben, zunächst einer Tribus Dicrano- 
cladina. In dieser Tribus unterscheide ich zwei Gruppen. Einerseits die fossilen Gattungen Pachinion Zitt., 
Phalangium Schrm., Procorallistes Schrm. und das rezente Genus .Coscinospongia Bwbk., andererseits die 
lebenden Macandrewia-Arten. Die Desme beider Gruppen sind Dikranoklone. Die Dermalia sind aber bei 
den genannten fossilen Gattungen und den rezenten Coscinospongien Dichotriaene, bei den Macandrewien 
hingegen Phyllo- oder. Discotriaen-ähnliche Gebilde. Ich lege dieser Verschiedenheit des Dermalapparats 
dieselbe prinzipielle Bedeutung bei, die ich analogen Verschiedenheiten im Tribus Tetracladina zumesse. 
Ich nehme also an, daß auch bei den Dicranocladina die unregelmäßig gelappten Dermalia nicht Derivate von 
Megaskleren des regulären Typus (Dichotriaenen) darstellen, sondern daß sie unmittelbar aus Desmen hervor- 
gegangen sind. Wenn der Gedankengang richtig ist, können die Dermalia der rezenten Macandrewien natürlich 
nicht, wie Lendenfeld angibt, Phylio- oder Disco-Triaene sein. Sie müssen vielmehr auf monaxoner 
Grundlage beruhen, da ja das Dikranoklon monokrepid ist. Die tatsächliche Bestätigung finde ich im 
Challenger-Werk (Tetraxonia S. 310). Mac Andrewia (Callipeta) ornata Sollas hat nämlich monaxone Dermalia | 





1) Nach Lendenfeld (Tetraxonia S. 135) hat der Name Coscinospongia Bwbk. Priorität. 


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Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze 65 


(Durch die Entstehung der Dermalia aus Desmen finden auch die Knötchen-Skulpturen an den Dermalia der 
lebenden Macandrewia ornata und M. nodosa eine ungezwungene Deutung als Rudimente der für die Desme 
der Dicranocladina so bezeichnenden Warzenbildungen.) 

Die Dikranokladinen mit Phylliotriaen-ähnlichen Dermalia sind eine in den heutigen Ozeanen lebende 
Gruppe, von der fossile Überreste noch nicht bekannt waren. Ich glaube aber jetzt ein Dermalscheibchen von 
Macandrewia in der Kreide entdeckt zu haben (Taf. V, Fig. 3). Der charakteristische Umriß in Verbindung 
mit der Knötchenskulptur läßt kaum eine andere Deutung zu. 

Aus dem durch dermale Dichotriaene gekennzeichneten Verbande sind alle genera, die man aus der 
Kreide kennt, erloschen. Sie vertreten mehrere, wohl auf nahe verwandte Ahnen zurückgehende aber am 
Ausgange der Kreidezeit scharf getrennte Stämmchen und unterscheiden sich von den rezenten Coscino- 
spongien, ganz abgesehen von der Eigenart ihrer Desme, durch dichte, aus unregelmäßig verästelten Kiesel- 
plättchen und Dichotriaenen zusammengesetzte Deckschichten (Pachinion, Taf. VI, Fig. 13; Taf. V, Fig. 2), und 
durch Führung von „Rhizokloniden“ (Phalangium, Procorallistes, Taf. VI, Fig. 13). 

Kretazische Coscinospongien waren noch nicht bekannt. In unserer Oberkreide dürfte aber zum 
mindesten der Formenkreis der C. nolitangere O. Schm. durch eine Art vertreten gewesen sein, von der die 
Taf. V, Fig. 4 abgebildete, in keiner anderen Tetraxonia-Gruppe vorkommende Dichotriaen-Form stammt. 

Bei der systematischen Einteilung der Tribus fasse ich die Dicranocladina mit monaxonen (Phyllotriaen- 
ähnlichen) Dermalia als Familie Macandrewiidae zusammen. Die rezenten Dicranocladina mit tetraxonen Dermalia 
(Dichotriaenen) unterstelle ich der (um die Macandrewiidae verminderten) Familie Coscinospongiidae Lendenfeld. 
Die kretazischen Dicranocladina mit dermalen Dichotriaenen und Rhizokloniden in der Deckschicht oder im 
Stützskelett vereinige ich zur Familie Pachinionidae. Diese zerlege ich in zwei Unterfamilien: die Pachinioninae 
und die Procorallistinae, die erstere mit, die zweite ohne Deckschichten. Die beiden, für hierunter neu be- 
schriebene Dikranokladinen aufgestellten genera Gelasinophorus und Leiohyphe möchte ich vorläufig ohne 
unmittelbaren Anschluß lassen, weil ihre dermalen Bestandteile noch nicht bekannt sind. 


Familie Pachinionidae nov. fam. 


Dicranocladina mit dermalen Dichotriaenen und Rhizokloniden. --- Kreide. 


Unterfamilie Pachinioninae nov. subfam. 


Pachinionidae mit Deckschichten. 


| Gattung Pachinion Zitt. 
Pachinion familiare Roem. sp., var. confluens nov. var. 


Unter von dem verstorbenen Lehrer Reitemeyer gesammelten Material vom Sudmerberge fand ich 
eine Spongie, die mir zuerst den Eindruck einer Phymatella aus der Verwandtschaft von Phymatella bulbosa 
Zitt. machte. Als ich aber zur Behebung einiger Zweifel das Skelett untersuchte, erhielt ich als Elementar- 
körperchen die Dikranoklone der Gattung Pachinion Zitt. in guter Erhaltung. Der über handgroße, fast 10 cm 


hohe Schwammkörper bildet einen stockartigen, aus rundlichen, ineinanderfließenden Buckeln bestehenden 
Schrammen, Die Kieselspongien 9 


Br, g” Original from 
Ra Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


66 Klasse Silicea Gray 


Klumpen. Wurzelartige Bildungen fehlen. Paragastermündungen sind auch nur vereinzelt und schwach an- 

gedeutet. Dagegen stimmt, unter Berücksichtigung der Erhaltungsbesonderheiten, die Oberflächenstruktur mit 

der Oberfläche von Pachinion familiare Roem. sp., der schon länger vom Sudmerberge bekannten Pachinion- 

Art, überein. Von einer Vereinigung des Fundes mit jener Spezies sehe ich aber ab, weil Pachinion familiare 

immer durch mehr oder weniger deutliche, auch in der Entwicklung eigener Paragaster zum Ausdruck ge- 

langende Sonderung der Einzel-Individuen im Verbande des polyzoischen Stöckchens gekennzeichnet ist. 
Emscher des Sudmerberges (s. S.). 


Dicranocladina unsicherer Stellung 


Gattung Gelasinophorus nov. gen. 


Ohrförmige oder plattige Schwammkörper, deren mit Deckschicht überzogene dicke Wandung aus 
kleinen Dikranoklonen besteht. Kanalsystem auf winzige Ostien und sehr feine Aporhysalfurchen beschränkt. 
Dermalia unbekannt. 

Obere Kreide. 


Gelasinophorus Reitemeyeri nov. sp. 


Taf. VI, Fig. 14 und 14a 


Das einzige Exemplar dieser eigentümlichen, eine neue Gattung einführenden Art fand ich gelegentlich 
einer Begehung des Sudmerberges an einem kleinen Abrutsch der Ostseite. Es ist zwar nur ein etwa hand- 
tellergroßes Fragment eines ohrförmigen oder plattigen, am Rande abgerundeten Schwammkörpers, genügt 
aber in bezug auf Erhaltung des Skeletts und Kanalsystems den Anforderungen der Bestimmung. Die Außen- 
seite ist mit glatter Deckschicht überzogen und mit nebeneinanderliegenden, wie mit der Fingerspitze ein- 
getupften napfförmigen Grübchen bedeckt. Ob diese Bildungen integrierende Bestandteile des Schwamm- 
körpers sind oder der Einwirkung von Fremdkörpern, etwa Austernbrut oder parasitären Ostrakoden, ihre 
Entstehung verdanken, wird erst nach Auffinden weiterer Stücke zu entscheiden sein. Da sie gleichmäßig 
von Deckschicht überzogen werden, könnten sie auch den grubigen Eindrücken der Astrobolien homolog sein. 
Unter der Deckschicht, aber nur am Korrosionspräparat erkennbar, liegen winzige, mit feinen Furchen kom- 
binierte Ostien. Auch die glatte und strukturlose Innenseite zeigt nach Säurebehandlung zahlreiche Furchen, 
die mit schräg in die Wandung eindringenden Kanälen in Verbindung stehen. Das am Original größtenteils 
durch Zufuhr von Kieselsäure verunstaltete Stützskelett ist sehr dicht und engmaschig und besteht aus Dikrano- 
klonen. Die Zusammensetzung der Deckschicht habe ich nicht ermitteln können. 

Die einzige fossile Gattung mit Dikranoklonen, welche ebenfalls Arten mit ohrförmigem oder plattigem 
Schwammkörper hervorbringt, ist Procorallistes Schrm. Die Dikranoklone von Gelasinophorus sind aber kleiner 
wie die Desme von Procorallistes und ermangeln des langen, kegel- oder zapfenförmigen Brachyoms, welches 
die Desme der anderen Gattung auszeichnet. Auch ist die Ausbildung des Kanalsystems bei beiden Genera 
verschieden. 


ER n Original from 
a; Goovgle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


Ordnung Tetraxonia F. E. Schulze 67 


Gattung Leiohyphe!) nov. gen. 


Unregelmäßig kreiselförmige Schwammkörper, deren Außenseite mit Deckschicht überzogen ist. Scheitel 
ohne Deckschicht, mit zahlreichen rundlichen Öffnungen. Das Stützskelett besteht wahrscheinlich aus großen 
unregelmäßigen Dikranoklonen. Als Megasklere Amphioxe. 

Kreide. 


Leiohyphe solitaria nov. sp. 


Taf. VI, Fig. 15; Taf. XVII, Fig. 4 

In knappen Worten eine Vorstellung von der eigentümlichen Gestalt dieser morphologisch und 
strukturell gesondert stehenden Spongie zu geben, von der übrigens nur das recht gut erhaltene Original 
bekannt ist, wird am einfachsten an der Hand der Abbildung Taf. XVII, Fig. 4 möglich sein. Diese zeigt einen 
etwa handtellergroßen, undeutlich kreiselförmigen, an der Außenseite vollständig mit glatter, konzentrisch- 
runzeliger Deckschicht überzogenen Schwammkörper, der nur am abgestutzten und in unregelmäßige Fortsätze 
geteilten Scheitel frei von Deckschicht ist. Die Gestalt erinnert im Verein mit der Verbreitung und eigentüm- 
lichen Runzelung der dicken Deckschicht sehr an Turonia variabilis Mich. Unterstützt wird dieser Eindruck 
noch durch Wülste und Lappen, die sich in der Nähe der Basis wurzelartig teilen, so daß ich zuerst auch 
tatsächlich glaubte am Sudmerberge ein Exemplar von Turonia variabilis gefunden zu haben. Zu jener Art 
paßten allerdings nicht eine Anzahl von rundlichen umwallten, 3—5 mm weiten Mündungen von Paragastern 
oder Postiken, von denen einige an der Außenseite, die Mehrzahl in der Nähe des Scheitelrandes liegen. Die 
Skelettuntersuchung ergab dann, daß ein Novum vorlag. Leider sind die inneren Teile stark verkieselt. Mit 
einiger Sorgfalt glückte es aber die Taf. VI, Fig. 15 mikrophotographisch dargestellten Skelettelemente zu ge- 
winnen. Die Mehrzahl der stark verästelten Elementarkörperchen stammt wahrscheinlich aus der Deckschicht 
und ermöglicht darum keinen sicheren Schluß auf die Familienzugehörigkeit. Stark verästelte Desme von 
ähnlicher Gestalt kommen nämlich sowohl bei den Dicranocladina wie bei den Tetracladina vor. Einen Teil 
möchte ich aber für Dicranoklone halten. Dafür spricht das kegel- oder zapfenförmige Brachyom. Wenn 
meine Annahme richtig ist, verkörpert Leiohiyphe solitaria einen neuen Typus der Dicranocladina. 

Emscher des Sudmerberges. 


Ordnung Monaxonia F. E. Schulze emend. 


Kieselspongien mit monaxonen, in den Weichteilen isolierten oder durch Spongin zusammengehaltenen 
Megaskleren oder monokrepiden, durch Zygose verbundenen Desmen. Die Kieselbestandteile können auch 
durch. Fremdkörper vertreten sein. Ohne tetraxone (tetrakrepide) oder triaxone Nadelformen. Mikrosklere 
(Sigme, Chele, Trichodragmen, Toxe, Diancister, Discorhabde) vorhanden oder fehlend. 

Stammesgeschichtliches. Gleich den anderen Ordnungen sind auch die monaxonen Silicea vom 
Ausgange des mesozoischen Zeitalters bis heute auf der ganzen Linie in unaufhaltsamem Rückgange. Schon 


ı) n den, das Gewebe. 
9% 


Banad nn Original from 
Dale Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


68 Klasse Silicea Gray 


im oberen Jura erlöschen von den Monaxonia mit Desmen die Didymmorina Rauff. Noch vor Ausbildung 
der rezenten Fauna folgen die Megarhizomorina und der größere Teil der Rhizomorina. Ähnlich verhalten 
sich die Monaxonia mit unverbundenen regulären Megaskleren. Die Dürftigkeit des in der paläontologischen 
Literatur bisher zusammengetragenen Materials, verglichen mit der von der Zoologie noch lange nicht be- 
zwungenen Formenfülle der Jetztzeit könnte wohl den Eindruck hervorrufen, als ob die Entwicklung der 
Monaxonia mit unverbundenen Megaskleren die Entwicklung des anderen Verbandes überflügelt habe und 
immer noch im Aufsteigen sei. Wie unberechtigt solche Annahmen wären, zeigen die Ergebnisse dieser Arbeit, 
welche nur an dem verhältnismäßig kleinen, nordwestdeutschen Kreide-Areal gewonnen wurden. Unsere Ober- 
kreide führt nicht nur Überreste von sämtlichen Familien, die noch jetzt leben, sondern auch nicht wenige 
Skelettformen, die nur als Relikte erloschener Gruppen jenes großen Verbandes zu deuten sind. (Nähere 
Angaben in den Sonderabschnitten dieser Arbeit.) 

Auch in dieser Ordnung lassen sich an verschiedenen Reihen Mutations-Phaenomene durch die ver- 
schiedenen Etagen der Kreide verfolgen. Wiederum (vgl. Triaxonia und Tetraxonia) erstrecken sich die Ab- 
änderungen kaum oder gar nicht auf die eigentlichen Grundlagen der Organisation — Kanalsystem und Stütz- 
skelett. Wie erstaunlich weit die Konstanz dieser Bestandteile im Gegenteil geht, kann ich an einigen Arten- 
reihen zeigen, die von der Kreide bis in die Jetztzeit reichen. Übergänge zwischen den genera, oder gar 
Verbindungen zwischen den Familien, ganz zu schweigen von systematischen Komplexen noch höheren Grades, 
fehlen vollkommen. Die Ausdehnung der einschlägigen Untersuchungen auf die jurassischen Spongien, die 
ich in Angriff genommen habe, scheint in den Reihen, die ich jetzt schon in Beziehungen setzen kann, zu 
ergeben, daß die Grundlagen der Durchspülungs-Organisation und die allgemeinen morphologischen Charaktere 
verketteter Arten auch nach unten hin Formationen überdauern, und daß die nachweisbaren Abänderungen 
im Stützskelett hauptsächlich auf größere Primitivität der erdgeschichtlich älteren Skelettreste zurückzuführen 
sind. (Man vergleiche den Abschnitt über die Rhizomorina.) 

Systematik. Den Begriff der Monaxonia, wie ihn F.E. Schulze eingeführt hat, erweitere ich 
durch Einbeziehung jener früher zu den Tetraxonia gezahlten. lithistiden Gruppen, welche ausschließlich 
monokrepide Skelettelemente — Desme und Dermalia — führen. Ich halte diese Systematik für berechtigter, 
weil keine Tatsache der Organisation oder der phyletischen Entwicklung bekannt ist oder erweisbar sein dürfte, 
aus der mit noch größerem Recht Zusammenhänge der genannten Gruppen mit anderen Ordnungen der Silicea 
hergeleitet werden könnten. | 

Bei der Hauptgliederung der um eine Anzahl „lithistider* Gruppen erweiterten Monaxonia könnte sich 
die Erwägung ergeben, ob nicht eine markante Trennungslinie zwischen den Monaxonia mit Desmen und den 
Monaxonia mit unverbundenen regulären Megaskleren zu ziehen sei. Den beiden getrennten Abteilungen 
wäre dann etwa der Rang von Unterordnungen zu verleihen. Demgegenüber ist aber zu bedenken, daß die 
Entwicklungsgeschichte nicht eine einzige unanfechtbare Beobachtung kennt, auf welche sich eine Zweiteilung 
stützen könnte. Die Sichtung des bereits bekannten, und die Verarbeitung des großen, neu hinzugekommenen 
Tatsachenmaterials ergibt vielmehr, daß die monaxonen Silicea in eine größere Anzahl natürlicher Hauptgruppen 
zerfallen, deren prinzipielle Organisations-Charaktere von der Kreideperiode bis zur Jetztzeit keine Wandlung 


en in Original from 
al Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 





Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 69 


erfahren, zwischen denen Übergänge irgendwelcher Art nicht erkennbar sind, und die auf primitivere Stamm- 
formen zurückgehen dürften, deren letzte Zusammenhänge der unmittelbaren Beobachtung niemals zugänglich 
sein werden. | 

In der Überzeugung, daß der Relativität der Verwandtschaftsgrade eine horizontale Anordnung aller 
natürlichen Hauptgruppen am besten entspricht, teile ich zunächst die Monaxonia mit Desmen in die drei 
Tribus Rhizomorina Zittel, Megarhizomorina Schrammen und Didymmorina Rauff. Die weitere Einteilung der 
Rhizomorina und ihre Begründung gebe ich S. 75 dieser Arbeit. Die Megarhizomorina enthalten nur die eine 
(kretazische) Familie der Megarhizidae Schrammen (Kieselsp. I, S. 167). Die Didymmorina Rauff, welche bereits 
im Jura erlöschen, fallen aus dem Rahmen dieses Werks. 

Einer vierten, an Umfang nur kleinen aber durch ausgesprochene Eigenart der Skelettorganisation 
ausgezeichneten Tribus (Scoliorhabdosa) unterstelle ich die Familie Scolioraphisidae Schrammen (Kieselsp. I, S. 133). 

Für wünschenswert und berechtigt würde ich die Ausdehnung der Tribus-Einteilung auf die Monaxonia 
mit unverbundenen regulären Megaskleren halten. Diese Materie geht aber m. E. über die Zuständigkeit der 
Paläontologie. Ich bediene mich darum bei der Erörterung jener Abteilungen der Gruppierung, welche Ridley 
und Dendy ihrer Bearbeitung der rezenten Monaxonia im klassischen Challenger-Werk zu Grunde 
gelegt haben. 


Isoliert vorkommende Bestandteile (Megasklere und Mikrosklere) von Monaxonia mit 
regulären Skelettformen 


Die Skelettelemente der rezenten Monaxonia mit regulären Megaskleren werden entweder nur durch 
die Weichteile oder auch noch durch Spongin zusammengehalten. In beiden Fällen dürften sie nach dem 
Absterben des Tierkörpers bald jeden Zusammenhang verlieren und schließlich verschwemmt werden. In den 
Erdschichten können sich darum nur ganz ausnahmsweise, wie in dem in dieser Arbeit beschriebenen einzig- 
artigen Falle der Axinella cretacea, auch einmal vollständige Schwammkörper mit den Megaskleren in situ 
erhalten. Aber auch die isolierten Kieselbestandteile, die meist allerdings sehr winzig sind, bleiben nur in 
seltenen Fällen nachweisbar. So wird man in den älteren, Etagen der oberen Kreide vergeblich nach Nadel- 
formen von Monaxoniern suchen, weil sie die gewaltigen tektonischen Einwirkungen’ auf die Gesteine der 
 Cenoman- und Turonkreide nicht überdauern konnten. In den nächstjüngeren Etagen (Emscher und Uhnter- 
senon), die in Hannover fast nur durch Litoralbildungen vertreten werden, hat schon die, Grobkörnigkeit des 
Einschlußmittels jede Konservierung verhindert. In den stellenweise aus feinstem Schlamm hervorgegangenen 
Oberger Mergeln und in den Ortmannia-Knollen der Mukronaten-Kreide haben dagegen selbst die zartesten 
Megasklere und Mikrosklere Erhaltungsbedingungen gefunden, die bei Anwendung der in diesem Werk ge- 
schilderten Methoden noch jetzt den Nachweis möglich machen. 

Einige der für die lebenden Monaxonia aufgestellten Gruppen, z. B. die Chalinidae Ridiey und Dendy 
besitzen überhaupt keine Bestandteile, welche versteinern können. Bei der großen Mehrzahl sind jedoch 
erhaltungsfähige Kieselgebilde vorhanden. Ich gebe hier zunächst eine Zusammenstellung dieser rezenten 
Familien mit ihren Megaskleren und Mikroskleren, 


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a Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


70 Klasse Silicea Gray 


Lebende Familien der Monaxonia (mit unverbundenen regulären Megaskleren), welche 
| _ erhaltungsfähige Skelettbestandteile haben 

a) Familien ohne Mikrosklere: x 

Fam. Suberitidae Ridley und Dendy. 
Als Megasklere sind Style und Tylostyle vorhanden. 
Fam. Renieridae Ridley und Dendy. 
Als Megasklere sind Amphioxe und Amphistrongyle vorhanden. 
Fam. Axinellidae Ridley und Dendy. 
Als Megasklere sind Style, Amphioxe und wurmförmige Strongyle vorhanden. 
b) Familien mit Mikroskleren: 
1. Mit Spirulae oder Discastern. 
Fam. Spirastrellidae Ridley und Dendy. 
Als Megasklere sind Style oder Tylostyle vorhanden. 
2. Mit Chelen (Sigmen, Toxen, Trichodragmen oder Diaspiden). 
Fam. Desmacidonidae Ridley und Dendy. 
Als Megasklere sind Style, Tylostyle, Amphityle, Amphioxe, Spathidorhabde, dornige 
Style oder dornige Amphistrongyle vorhanden. 
3. Ohne Chele (aber mit Sigmen, Toxen und Diancistern). 
Fam. Heteroraphidae Ridley und Dendy. 
Als Megasklere sind Amphioxe, Amphistrongyle, Amphityle oder dornige Style vor- 
handen. 

Ich werde den Nachweis erbringen, daß alle Gruppen der rezenten Monaxonia mit regulären Skelett- 
formen auch in der oberen Kreide von Nordwestdeutschland gut vertreten sind. Meist ermöglichen die fossilen 
Vorkommnisse sichere Schlüsse allerdings nur in bezug auf die Familie ihrer ehemaligen Träger. In einigen 
Fällen lassen sich die Grenzen aber auch mit guten Gründen enger ziehen. 

Von den isolierten Megaskleren ist die große Mehrzahl der Amphioxe, Style, Amphityle, Tyle, Amphi- 
strongyle usw. morphologisch viel zu indifferent, um bei der Ermittlung phyletischer Tatsachen von 
größerem Werte zu sein. Von den vorhanden gewesenen Mikroskleren entzieht sich ein nicht geringer Teil 
überhaupt dem Nachweis, weil die allerzartesten Objekte wohl nur ganz selten die Trennung vom lebenden 
Zellenverbande überdauerten. Diese beiden Gesichtspunkte sind bei der Einschätzung der Totalität der 
kretazischen Monaxonier-Fauna nicht außer acht zu lassen. 

Mit den Mikroskleren beginne ich. 

Aus der großen Zahl von Sigmen, welche ich namentlich in Ortmannia-Knollen aber auch im Oberger 
Mergel gefunden habe, bilde ich Taf. IV, Fig. I—7 Objekte ab, die in der Form den Sigmen der rezenten 
Desmacidonidae und Heteroraphidae mehr oder weniger ähnlich sehen. Auffällig verschieden sind aber z.T. 
die Dimensionen der lebenden und fossilen Mikrosklere. So übertrifft das Taf. IV, Fig. 1 abgebildete Sigma 
die besonders großen Sigme der rezenten Cladorhiza moruliformis R. u. D. immer noch mehrfach an Größe. 


Diane Mn Original from 
an) Goügle . wen UNIVERSITY OF MICHIGAN 





Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 71 


(Analogien aus einer anderen Ordnung der Silicea bieten u. a. die Größendifferenzen zwischen rezenten und 
kretazischen Amphidisken.) Die Taf. IV, Fig. 8 und 9 abgebildeten Sigme stellen Modifikationen dar, die 
anscheinend bei lebenden Monaxoniern nicht vorkommen und wohl erloschene Gruppen anzeigen. Fülle und 
Mannigfaltigkeit der auf verhältnismäßig kleinem Areal aufgefundenen Sigme machen es durchaus wahr- 
scheinlich, daß die beiden in der Jetztzeit lebenden Gruppen mit sigmen Mikroskleren im oberen Mesozoicum 
noch stärker wie jetzt entwickelt waren. 

Chele, die in der Jetztzeit den großen Komplex der Desmacidonidae charakterisieren helfen, sind in 
der Kreide recht selten. Die beiden Taf. IV, Fig. 15a—c und Fig. 16a und b abgebildeten Isochele stammen 
aus Ortmannia-Knollen. Ähnliche Formen kommen auch bei Oberg vor. Rezente Isochele von gleicher Form 
sind nicht bekannt. Auch erreichen die rezenten Vorkommnisse bei weitem nicht die Dimensionen des Fig. 15 
abgebildeten Isochels. Anisochele, die übrigens bei den lebenden Arten meist ungemein winzig sind, habe 
ich nicht auffinden können. \ 

Toxe. Ähnliche, nur weniger gestreckte Toxe mit dormigen Enden wie Taf. IV, Fig. 17 finden sich 
bei rezenten Amphilectus- und Raphidophlus-Arten (Fam. Desmacidonidae). 

Diancister. Die Taf. IV, Fig. 10—13 dargestellten Mikrosklere dieser Art (sämtlich aus Ortmannien) 
dürften von verschiedenen erloschenen Artenreihen kommen. Rezente Diancister sind m.W. nur von Hetero- 
raphiden (Genus Vomerula R. u. D. der subfam. Hamacanthinae R. u. D.) bekannt. Darum ist anzunehmen, 
daß die Diancister-Träger in der Jetztzeit an Umfang nicht unerheblich abgenommen haben. 

Discaster. Das Taf. IV, Fig. 18 als Discaster abgebildete Mikroskler, welches — recht selten! — 
im Oberger Mergel vorkommt und in den Präparaten wegen seiner Winzigkeit schwer zu finden ist, charak- 
terisiert die Gattung Latrunculia Bocage mit mehreren rezenten Arten (Fam. Spirastrellidae). Morphologisch 
kommt das Mikrofossil wohl den Discastern von Latrunculia Bocagei R. u. D. (von Kerguelen) am nächsten. 

Dornige Mikrorhabde mit abgestumpften oder zugespitzten Enden (Taf. IV, Fig. 19 und 23) und 
mit langen oder kurzen Stacheln (Taf. IV, Fig. 20, 21, 23) kommen verhältnismäßig häufig im Oberger Mergel 
und in Ortmannia-Knollen vor. Darunter gibt es auch Formen, die gleichartigen Bestandteilen rezenter 
Monaxonier sehr ähnlich sind. So gleicht das stachelige Amphitorn Fig. 22 den Mikroskleren der Den- 
dropsis: bidentifera R. u. D. (Fam. Axinellidae). Die Mehrzahl, so die Fig. 19, 20, 21 und 23 abgebildeten 
dornigen Mikrorhabde dürften aber von in der Jetztzeit nicht mehr vorhandenen Kreisen herrühren. 

Zu den Relikten erloschener Monaxonia gehören wohl auch die bei Misburg und Oberg nicht allzu 
seltenen Cricamphioxe (Taf. IV, Fig. 26, 27) und die großen „Korynaster“!) (Taf. IV, Fig. 24, 25), ferner 
das Taf. IV, Fig. 14 abgebildete, in Ortmannien nicht seltene „Psellium“?). Dagegen schreibe ich das Fig. 28 
abgebildete Diaktin, welches schwächer geringelt als die Cricamphioxe Fig. 26 und 27, und in der Mitte 
kugelig verdickt ist, kretazischen Plakiniden (Ordnung Tetraxonia) zu. 

Während man bei der Beurteilung jener fossilen Mikrosklere, die auch bei rezenten Gruppen vor- 
kommen, kaum im Zweifel sein kann, erwachsen der richtigen Deutung isolierter Megasklere allerlei 


1) 7 xopövn, die Keule. 
”) cd d&Adtov, Spange, Ring. 


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en Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


79 Klasse Silicea Gray 


Schwierigkeiten aus Konvergenz-Erscheinungen. Fast in allen lebenden Familien kommen z.B. Style, Tylo- 
style und Amphioxe vor. Es liegt auf der Hand, daß die Herkunft isolierter Vorkommnisse solcher Nadel- 
formen nur mit einiger Sicherheit zu vermuten ist, wenn noch Anhaltspunkte durch eine besondere Differen- 
zierung der Megasklere gegeben sind. 

Das gilt z. B. von den Taf. IV, Fig. 29—32 abgebildeten zierlichen Nadeln von Misburg und Oberg, 
die ich als Spathidorhabde!) bezeichne. Nadeln mit gleicher Skulptur sind sonst nur bekannt von einer 
lebenden Art der Gattung Agelas Duchassaing und Michelotti. (Ridley und Dendy stellen Agelas zur 
Unterfamilie Ectyoninae der Familie Desmacidonidae, bemerken aber, daß die Stellung der Gattung Agelas 
zweifelhaft sei.) Übrigens sind die Rhabde von Agelas Spathidostyle, während die Mehrzahl der fossilen 
Formen als Spathamphioxe zu bezeichnen ist. Trotzdem ist wohl ein naher Zusammenhang zwischen Agelas 
und den: auf mindestens zwei Kreise zu verteilenden Kreide-Monaxoniern, von denen die Spathidorhabde 
herrühren, anzunehmen. Die Taf. IV, Fig. 29 abgebildete Form war in einem ÖOrtmannia-Knollen so häufig, 
daß fast jedes Präparat ein oder mehrere Stücke enthielt. 

Dornige Style wie Taf. IV, Fig. 54—56 charakterisieren die lebenden Myxilla-Arten (Unterfamilie . 
Ectyoninae R. u. D. der Familie Desmacidonidae).. Dornige Amphistrongyle, ähnlich dem Taf. IV, Fig. 53 
abgebildeten Megaskler, aber kleiner und gedrungener, enthält die rezente Plocamia coriacea Bwbk. sp. (subfam. 
Ectyoninae). Kleindornige Amphioxe (Taf. IV, Fig. 48) scheinen dagegen bei rezenten Monaxoniern nicht auf- 
zutreten. Auch die mit dornigen, im Verhältnis zur Länge der Nadel auffallend dicken Köpfchen versehenen 
Tylostyle (Taf. IV, Fig. 51, 52), die zuweilen in Ortmannien vorkommen, sind in gleichem Habitus m. W. 
bei den lebenden Monaxonia ohne Beispiel, demnach wahrscheinlich Bestandteile von erloschenen Gruppen. 

- Einfache Tylostyle kommen bei den Spirastrellidae R. u. D., Heteroraphidae R. u. D., Desmacidonidae 
R. u.D. und namentlich bei den Suberitidae R. u. D. vor. Aus der Fülle dieser wirklichen „Nadeln“, welche 
die Ortmahnien 'bescherten, sind Taf. IV, Fig. 33 u. 34 Formen dargestellt, die ähnlich auch bei rezenten 
Polymastia-Arten (Fam. Suberitidae) auftreten. Fig. 35 u. 36 zeigen Gestaltungen, die mit den entsprechenden 
Megaskleren rezenter Suberites-Arten völlig übereinstimmen. 

Die Suberitiden besitzen auch Amphityle, die morphologisch und dimensional den Taf. IV, Fig. 37 
abgebildeten Amphitylen nahekommen. Stammesgeschichtlich sind diese Megasklere ziemlich belanglos, 
denn sie finden sich auch bei rezenten Heteroraphidae und Desmacidonidae. 

Mit Sicherheit die Herkunft isolierter Amphioxe und Amphitorne anzugeben, ist selbstverständlich 
unmöglich. Nur mit einem gewissen Wahrscheinlichkeitsgrade kann ich darum das Taf. IV, Fig. 46 abgebildete 
Amphiox einer Heteroraphide, das Taf. IV, Fig. 47 abgebildete einer Halichondria zuschreiben. Das erstere 
stimmt in Habitus und Dimensionen eher mit dermalen Amphioxen von Gellius glacialis R. u. D., das letztere 
mit den Amphioxen von Halichondria pelliculata R. u. D. überein. (Vollständige Schwammkörper einer 
Spongie, die Halichondria pelliculata nahesteht, habe ich Kieselsp. I. S. 131 aus dem Scaphiten-Pläner von Nett- 


1) n oradıs, der Quirl. 


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Bigitzeeihy Goögle a, yurt "UNIVERSITY OF MICHIGAN 
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Ordnung Monaxonia F.E. Schulze 73 


lingen als Halichondria Vosmaeri beschrieben.) Die Taf. IV, Fig. 49 u. 50 abgebildeten schlanken Amphitorne 
"könnten ebenfalls am ehesten von einer Halichondria kommen. 

Unsicher bleibt auch die Bewertung der bei Oberg und Misburg in mannigfachen Formen und Größen 
vorkommenden Style. Ich begnüge mich mit dem Hinweis, daß das Taf. IV, Fig. 41 abgebildete Styl den 
Stylen rezenter Esperellen nahekommt, während Fig. 38 an die großen Style von Amphilectus annectens R. 
u. D. erinnert. Die Stylform Taf. IV, Fig. 39 scheint den Monaxoniern der Jetztzeit zu fehlen. Auch die 
plumpen leicht gekrümmten Style der Fig. 40, die ich in Mengen aus demselben Mergelbrocken geätzt habe, 
kann ich zu rezenten Vorkommnissen nicht in Beziehung setzen. 

Als letzter Megaskler-Typus, der aber bei rezenten Monaxonia seltener vorkommt (z. B. bei Gellius- 
Arten), während er in den Kreidemergeln verhältnismäßig häufig ist, bleibt noch das Amphistrongyl in 
seinen verschiedenen Modifikationen zu erwähnen (Taf. IV, Fig. 42—45). Es ist wohl ziemlich sicher, daß 
der größere Teil der kretazischen Amphistrongyle, darunter auch die abgebildeten Formen, von erloschenen 
Gruppen stammt. 

Wenn ich alle Erscheinungen vorsichtig abwäge und bei der Beurteilung der Zusammenhänge jene 
Megasklere ausschließe, die in mehreren Gruppen auftreten oder zu wenig differenziert sind, um gesicherte 
Schlüsse zu vermitteln, komme ich zu folgenden Ergebnissen. | 

Die obere Kreide enthält zahlreiche Relikte von erloschenen Monaxonia mit unverbundenen regulären 
Megaskleren. Von den rezenten Familien ohne Mikrosklere dürfen als nachgewiesen gelten 1. die Sube- 
ritidae (durch charakteristische Tylostyle), 2. die Renieridae (u. a. durch die in meiner früheren Arbeit be- 
schriebene Halichondria-Art), 3. die Axinellidae (u. a. durch die hierunter beschriebene Axinella-Art.. Von 
den rezenten Familien mit Mikroskleren sind erwiesen 4. die Spirastrellidae (durch Discaster von Latrun- 
culia), 5. die Desmacidonidae (durch Chele, Sigme, Toxe, Spathidorhabde, dornige Style), 6. die Hetero- 
raphidae (durch Diancister verschiedener Art). 

Sämtliche noch in der Jetztzeit vorhandenen Familien der monaxonen Silicea mit unverbundenen 
regulären Megaskleren haben also auch in dem kleinen nordwestdeutschen Bezirk des nordeuropäischen Kreide- 
Ozeans gelebt. Man kann nicht erwarten, daß auch nur ein Bruchteil der vielen Reihen eines Organismen- 
Verbandes, dessen erhaltungsfähige Bestandteile mikroskopisch klein sind und überdies jeder Verbindung 
ermangeln, jemals auch nur zu einem geringen Teile die im unendlich langen Laufe der phyletischen Ent- 
- wicklung eintretenden Veränderungen der Skelettorganisation übersehen lassen wird. Für das Zeitmaß der 
Abänderungen geben aber, außer den oben besprochenen, isoliert vorkommenden Bestandteilen namentlich 
die früher beschriebene Halichondria und die Axinella, welche hierunter veröffentlicht wird, einen Anhalt. 
Diese Spongien zeigen, daß die Reihen Halichondria Vosmaeri Schrammen (Kreide) — Halichondria pelliculata 
Ridley u. Dendy (Jetztzeit) und Axinella cretacea Schrammen (Kreide) —, Axinella erecta Ridley u. Dendy 
(Jetztzeit), wenn man so unmittelbare Zusammenhänge nicht gelten lassen will, die Formenkreise der beiden 
Reihen, seit der Kreideperiode nennenswerte Veränderungen der Skelettorganisation nicht mehr hervor- 


gebracht haben. 


Schrammen, Die Kieselspongien ; 10 


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an Goögle | UNIVERSITY OF MICHIGAN 


74 Klasse Silicea Gray 


Familie ? 
Ortmannia colligens nov. gen., nov. sp. 
Taf. XVl, Fig. 7 

Die seltenen Vorkommnisse aus dem Mukronaten-Senon von Misburg, welche ich unter diesem Namen 
bringe, gehören zu den interessantesten Funden, welche die palaeontologische Durchforschung der Erd- 
schichten jemals gemacht hat. Einerseits erbringen sie wahrscheinlich den Nachweis einer fossil noch niemals 
aufgefundenen Gruppe der Monaxonia, welche ihr Skelett aus Fremdkörpern — in diesem Falle verschwemmten 
Nadeln von anderen Silicea — aufbaut, andererseits erweitern sie, da die Fremdkörper Skelettreste aller 
möglichen Gruppen mit unverbundenen und darum verschwemmbaren Nadeln darstellen, unsere Kenntnis 
jener Gruppen in sehr erheblichem Ausmaße. Die Funde zeigen sich äußerlich als bis faustgroße, mehr oder 
weniger formlose, durch Eisenverbindungen rötlich oder blaugrau gefärbte Knollen, die unter der Lupe 
stellenweise vereinzelte große Nadeln verschiedener Art erkennen lassen. Wird das Innere durch Behandlung 
mit Säurelösung aufgeschlossen, so findet man im Ätzrückstande und an den korrodierten Stellen in buntem 
Gemenge eine verwirrende Mannigfaltigkeit isolierter Megasklere, Mikrosklere und Dermalia aus allen Ordnungen 
und Gruppen der Silicea, selten auch Radiolarien und verkieste oder verkieselte Foraminiferen. Schon beim 
ersten Fund, den ich machte, war mir klar, daß das aufgefundene Gebilde nicht als eine aus zufälligen 
Zusammenschwemmungen hervorgegangene Konkretion zu deuten sei, denn das umgebende Gestein war 
vollständig frei von allen Spuren isolierter Skelettreste. Die, wie ich glaube, richtige Erklärung brachte aber 
erst das Taf XVI, Fig. 7 abgebildete einzigartige Stück, welches offenbar einen Schwammkörper darstellt, der 
mit seiner, wie eine Klammer wirkenden Basis um ein Belemnitenfragment greift. 

Es war bei der Vermischung von allen möglichen Megaskleren und Mikroskleren von Monaxonia nicht 
festzustellen, ob etwa unter den zahlreichen monaxonen Nadelformen, die jeder der vier, nach und nach 
entdeckten Knollen enthält, auch Elemente sind, die nicht als Fremdkörper angesehen werden können, sondern 
zu ursprünglichen Spicula von Ortmannia gehören. Analogien solcher Kombinationen würde die rezente 
Clathriopsamma Lendenf. (Fam. Desmacidonidae) bieten, welche als Fremdkörper reichlich Sandkörner, da- 
neben aber auch glatte Style führt, ferner Phoriospongia Marshall (Fam. Spongelidae Vosmaer), deren Skelett 
aus großen, durch feine Sponginfäden verbundenen Sandkörnern besteht, wozu als Mikrosklere große Sigme 
kommen. Es wäre aber auch möglich, daß das Skelett von Ortmannia der Megasklere und Mikrosklere 
gänzlich ermangelt hat. Als Beispiel einer solchen Organisation nenne ich aus rezenten Gruppen Oligoceras 
Schulze und Halme Lendenfeld (Fam. Spongidae Schulze), deren Skelett nur aus durch feine Hornfasern ' 
verbundenen Fremdkörpern (Sandkörnern) besteht. 

Daß die innere Struktur der Ortmanniaknollen, die für eine organische Kittsubstanz kaum Raum bot, 
noch die ursprüngliche sei, dürfte ausgeschlossen sein. Man wird vielmehr anzunehmen haben, daß nach 
dem Absterben des Tierkörpers die Hornfasern, welche die eingeschwemmten Spicula usw. enthielten, vergingen. 
Dadurch sackte der Schwammkörper, der seine fossilen Relikte wahrscheinlich ganz erheblich an Größe über- 
traf, unter Verlust der Körperform und Zerstörung des Kanalsystems zusammen, und die Fremdkörper häuften 
sich zu dem dichten Nadelgemisch, welches bei der Untersuchung der Knollen zum Vorschein kommt. 


’ 


Original from 


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Ordnung Monaxonia F. E. Schulze | 75 


Aus dem über Struktur und Erhaltung Gesagten ergibt sich schon, daß die Frage, welcher Familie 
Ortmannia unterzuordnen sei, noch nicht spruchreif ist. 

Von einer zusammenfassenden Schilderung der Kieselspongienreste, die ich bei Ortmannia colligens 
gefunden habe — sie vertreten fast alle Familien der monaxonen, triaxonen und tetraxonen Silicea —, sehe 
ich ab. Alle neuen oder irgendwie bemerkenswerten Vorkommnisse werden aber in dieser Arbeit an ihrem 
Platz, die meisten unter den isoliert vorkommenden Megaskleren und Mikroskleren der verschiedenen Ordnungen 
abgehandelt. Ortmanniaknollen habe ich nur im Mukronaten-Senon von Misburg gefunden. 


Familie Axinellidae Ridley u. Dendy 
Gattung Axinella Schmidt 
Axinella cretacea nov. sp. 


Taf. XIII, Fig. 8 


In einer früheren Arbeit (Kieselsp. I, S. 131) konnte ich zum erstenmal vollständige Schwammkörper 
einer fossilen Art, und zwar einer Halichondria, aus den Gruppen der monaxonen Silicea mit unverbundenen 
Skelettelementen des regulären Typus nachweisen. Die Möglichkeit der Fossilisation wurde in diesem Falle 
allerdings durch einen sehr widerstandsfähigen, auf verhältnismäßig großen, dicht aneinander gelagerten Nadeln 
beruhenden Skelettbau begünstigt. Jetzt ist es mir auch geglückt, in der Kreide einen Schwammkörper aus 
einer Familie der rezenten Monaxonia in toto aufzufinden, aus der ein derartiger Fund eigentlich nicht zu 
erwarten war, weil die sehr winzigen Megasklere unverbunden in vergänglichen Sponginsträngen liegen. 
Stammesgeschichtlich ist der Fund sehr wichtig, weil er, wie übrigens auch die oben erwähnte Halichondria, 
zeigt, daß die prinzipiellen Skelettcharaktere auch bei den regulären Monaxonia über die Dauer mehrerer 
Formationen hinaus konstant bleiben. | 

Axinella cretacea erfüllt einen etwa kinderfaustgroßen Gesteinsbrocken. Eine ausgesprochene Körper- 
form fehlt. Die Außenseite und Schnitte, die ich in verschiedener Richtung geführt habe, zeigen ein weit- 
maschiges Netzwerk zarter, durch blaugraue Färbung vom weißlichen Gestein abstechender Anastomosen, und 
stellenweise rundliche Partien, die frei von Gewebsresten sind. Der Schwammkörper dürfte also aus Fasern 
von Hornsubstanz mit eingelagerten größeren Hohlräumen bestanden haben. Verwandtschaftliche Zusammen- 
hänge wären daraus noch nicht zu konstruieren. In die wahrscheinlich ‘aus der Zersetzung des Spongins 
hervorgegangenen verfärbten Stellen des Fossils sind aber (nur bei stärkerer Vergrößerung nachweisbare) gerade 
oder leicht gekrümmte Style und wurmartig gebogene Strongyle (Taf. XIII, Fig. 8) eingelagert. Das ist eine 
Kombination von Nadelformen, die nur bei der rezenten Axinella erecta Carter (Challenger-Report, Monaxonia, 
S. 182, Taf. XL, Fig. 1, la) auftritt. In der Form unterscheiden sich weder die Style noch die Strongyle der 
fossilen von den entsprechenden Megaskleren der rezenten Art. Selbst die Verschiedenheiten der Dimensionen 
sind geringfügig. (Die fossilen Nadeln sind etwas kleiner.) Wäre auch eine, vielleicht nur aus Gründen der 
Erhaltung nicht nachzuweisende Übereinstimmung in der Körperform vorhanden, so trüge ich kaum Bedenken, 


der fossilen Axinella den Namen der lebenden beizulegen. Jedenfalls scheint mir erwiesen, daß Axinella 
10* 


en in Original from 
oz) Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


76 Klasse Sillcea Gray 


cretacea näher mit der rezenten Axinella erecta verwandt ist, wie diese mit den anderen lebenden 
Axinella-Arten. 
Die Fundstelle von Axinella cretacea liegt im Mukronaten-Senon von Misburg. 


Atractophora!) armata nov. sp. 
Taf. IX, Fig. 11; Taf. XII, Fig. 2 


Sollen Funde von Schwammkörpern tetraxoner und monaxoner Silicea mit unverbundenen Megaskleren 
des regulären Typus, die in den Erdschichten fast stets nur'formlose, und darum wenig augenfällige Aggregate 
bilden, nicht vollkommen dem Zufall überlassen bleiben, so sind bei der Durchforschung spongienführender 
Ablagerungen namentlich auch durch Verfärbung auffallende Gesteins-Einschlüsse mit Hilfe von Säure 
auf etwaige Skelettreste zu untersuchen. Auf diese Weise fand ich das einzige Exemplar von A. armata. 
Der ca. 8 cm lange, in der Mitte 5 cm dicke Schwammkörper scheint eiförmig gewesen zu sein. Vom Kanal- 
system sind nur noch geringe Spuren vorhanden, die auf größere und kleinere Hohlräume im Wandungs- 
inneren deuten. Recht gut ist dagegen das Skelett erhalten. Es besteht ausschließlich aus monaxonen 
Megaskleren, nämlich aus spindelförmigen, geraden oder leicht gekrümmten Amphioxen von verschiedener 
Länge und Dicke. Vierachsige Nadelformen habe ich trotz größter Sorgfalt bei der Präparation und Unter- 
suchung nicht auffinden können. Die Nadeln bilden dichte Bündel, die in der Wandung radial angeordnet 
‚sind und an der Oberfläche wie die Haare eines Pelzes schräg nach außen stehen. 

Fossile Silicea von ähnlichem Bau sind nicht bekannt. Zusammenhänge mit lebenden könnten, unter 
der Voraussetzung, daß die zarten Nadelformen durch die Fossilisation zerstört worden sind, vielleicht bei 
Proteleia Ridley u. Dendy gesucht werden. 

Kalkmergel der Mukronaten-Kreide von Misburg. 


Tribus Rhizomorina Zittel. 


In meinem früheren Werke bin ich bei der Systematik der Rhizomorinen im allgemeinen den auch 
von Hinde angenommenen Anschauungen Zittels gefolgt, zumal ich damals zunächst vor die nicht leichte 
Aufgabe gestellt war, durch Sichtung und Vermehrung des Tatsachenmaterials die Grundlage für entwicklungs- 
geschichtliche und systematische Ableitungen zu verbreitern. Nachdem es jetzt durch Fortsetzung der Auf- 
sammlungen während eines weiteren Jahrzehnts gelungen sein dürfte, sämtliche Rhizomorinen-Arten aus einem der 
spongienreichsten Gebiete der Erde, und damit Vertreter wenn nicht aller, so doch mindestens der meisten 
in der Kreideformation vorhandenen natürlichen Gruppen zu bekommen, scheint es an der Zeit, durch eine 
Neugliederung der kretazischen Rhizomorina die Klärung der horizontalen und vertikalen Zusammenhänge mit 
dem Endziel einer natürlichen Systematik auch der präkretazischen und lebenden Formen in Angriff zu nehmen. 

Während die lebenden Rhizomorina von Sollas?), dessen unnatürliche und gezwungene Systematik 
Lendenfeld?) und andere Zoologen angenommen haben, gegliedert worden sind, wurde der Versuch einer Ein- 
ET a kr die Spindel. 


9 Challenger-Tetraxonia. 
s, „Tetraxonia“, 


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ne UNIVERSITY OF MICHIGAN 


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Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 77 


teilung der fossilen Rhizomorina nur von Zittel!) gemacht. Zittel unterschied zwei Abteilungen. A enthält die 
jurassischen Rhizomorinen, B die Rhizomorina der Kreide und einige rezente Genera. In Abteilung A sollen 
die Rhizoklone „mäßig verzweigt, mit kurzem einfachen Kanal im Hauptstamme versehen und locker mit- 
einander verflochten“ sein; in Abteilung B sollen sie „stark verästelt, mit ziemlich weitem verzweigten Kanal 
versehen und häufig zu Faserzügen verflochten“ sein. | 

Diese Einteilung steht in Widerspruch mit den Tatsachen. Wenn auch die Verästelung (Zygosen- 
bildung) mancher jurassischen Rhizomorinen nur mäßig stark ist, bei anderen erreicht sie den hohen Grad 
vieler Kreide-Rhizomorinen. Andererseits kommen auch in der Kreide Gruppen vor, deren Desme nur wenig 
verzweigt sind (Seliscothon, Jereica u. a.). Auch der Charakter der Verflechtungen zeigt hüben und drüben 
die gleichen Abstufungen. An Schliffen jurassischer $- oder y-Schwämme, deren Skelettfasern meist verkalkt 
sind, erscheinen die Skelettelemente häufig allerdings nur locker verflochten. Die e- und Z-Vorkommnisse 
der Heidenheimer Gegend, die zuweilen nach Behandlung mit Säure größere Teile des Skeletts im Zusammen- 
hange liefern, zeigen aber, daß Art und Intensität der Skelettverbindung bei jurassischen und postjurassischen 
Rhizomorina kaum differieren. Das verschiedene Verhalten der Achsenkanäle — Zittel dürfte hier Einzel- 
beobachtungen verallgemeinert haben — ist wohl nur auf Besonderheiten der Erhaltung zurückzuführen. 

Der Abteilung A (den Rhizomorina des Jura) unterstellte Zittel zwei Gruppen, deren bestimmende 
Charaktere von Besonderheiten der Körperform und des Kanalsystems abgeleitet werden. Demgegenüber 
möchte ich schon hier betonen, daß sich auch bei den Rhizomorina der Jura-Formation jede Untergliederung 
mit auf die Skelett-Charaktere stützen muß. 

Aus Abteilung B, welche nur kretazische und rezente Genera enthält, sind zunächst Chenendopora 
Lamx., Corallistes ©. Schm., Heterophymia Pomel, Mac Andrewia Gray und Pachinion Zitt. auszumerzen. 
Wie ich schon früher zeigen konnte, gehört die Gattung Chenendopora zu den Tetrakladinen. Corallistes, 
Heterophymia und Mac Andrewia sind rezente, die Pachinion-Arten fossile Dicranocladina. Die übrigbleibenden 
Gattungen verteilte Zittel auf vier Gruppen, deren Definitionen ebenfalls von Differenzierungen der Körper- 
form und des Kanalsystems abgeleitet wurden. Einer besonderen Würdigung dieser Gruppierung entheben 
mich die späteren Ausführungen. | 

Die in der Zoologie geltende Systematik der Rhizomorina habe ich oben eine unnatürliche und ge- 
zwungene genannt. Zur Begründung muß ich näher auf sie eingehen. 

Alle lebenden Rhizomorina wurden von Sollas (Lendenfeld u. a.) auf die Familien Neopeltidae Sollas, 
Scleritodermidae Sollas, Cladopeltidae Sollas (= Siphonidiidae Lendenfeld) und Azoricidae Sollas (= Leio- 
dermatiidae Lendenfeld) verteilt. Der Inhalt der Familien ist hier nicht von Belang. Wenn aber die Azoricidae, 
die nur monokrepide Desme und monaxone Megasklere besitzen, von Lendenfeld mit den Desmanthidae, 
deren Desme tetrakrepid, und weiterhin von Sollas und Lendenfeld mit den Vetulinidae, deren Desme weder 
monokrepid noch tetrakrepid sind, zu einer geschlossenen Einheit höheren Grades (subordo Anoplia) zusammen- 
gefaßt werden und dieser Komplex dann einem anderen (subordo Hoplophora), der die übrigen Familien der 


1) Stud. II, S. 33—35. 


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78 Klasse Silicea Gray 


lebenden Rhizomorina, aber auch Tetracladina (Theonellidae Lendenfeld), Megamorina (Pleromatidae Sollas) 
und Dicranocladina (Corallistidae Sollas, Coscinospongiidae Lendenfeld) enthält, als gleichwertig gegenüber- 
gestellt wird, so bedeutet das eine gewaltsame Zerreißung aller natürlichen Zusammenhänge. Wohl kann man 
'Ungewißheit über die Verwandtschaftsverhältnisse bekennen, in denen die Silicea mit tetrakrepiden Desmen, 
oder jene mit monokrepiden Desmen und triänen Dermalia zueinander und zu den Gruppen mit regulären 
tetraxonen Megaskleren stehen. Diese Ungewißheit dürfte auch niemals ganz zu beheben sein. Man wird 
‘aber nicht bezweifeln dürfen, daß :alle Silicea mit tetraxonen Desmen oder Dermalia (also alle Familien der 
Unterordnung Hoplophora Sollas mit Ausnahme der nur monokrepide Desme und monaxone Megasklere 
enthaltenden. Neopeltidae, Scleritodermidae und Cladopeltidae) sich untereinander näher stehen, als irgend 
einer Gruppe der von tetraxonen Elementen gänzlich freien Rhizomorina!). Auch ist es unbestreitbar, daß 
die monokrepiden Azoricidae (aus der Unterordnung Anoplia) den monokrepiden Neopeltidae, Scleritodermidae 
und Cladopeltidae (aus der Unterordnung Hoplophora) viel näher verwandt sind, wie den tetrakrepiden Des- 
manthidae oder den akrepiden Vetulinidae, mit denen sie von Sollas (und Lendenfeld) zusammengefaßt werden. 

Die Einteilung von Sollas krankt daran, daß Analogien von Skelettfunktionen das Einteilungs- 
prinzip. abgeben. | 

Eine Systematik, welche die rezenten Lithistiden als geschlossenen Verband beibehalten wollte, müßte 
auf die ursprünglichen Skelett-Charaktere — Achsen-Anlage der Desme und Dermalia — gegründet sein. 
Das ergäbe dann etwa folgendes Schema. | 

A. Lithistiden mit tetrakrepiden oder monokrepiden Desmen und tetraxonen Dermalia. 

Tetracladina Zittel.e (Lebende Familie: Theonellidae Lendenfeld.) 
Megamorina Zittel.. (Lebende Familie: Pleromatidae Sollas.) 
Dicranocladina Schrammen. (Lebende Familie: Coscinospongiidae Lendenfeld.) 

B. Lithistiden mit monokrepiden Desmen (und Dermalia). 

Rhizomorina Zittel. (Lebende Familien: Neopeltidae Sollas, Scleritodermidae Sollas, Sipho- 
nididae Lendenfeld, Leiodermatiidae Lendenfeld.) 

C Lithistiden mit akrepiden Desmen (ohne monaxone oder tetraxone Bestandteile). 

Sphaerocladina Schrammen. (Lebende Familie: Vetulinidae Lendenfeld.) 
Aber auch eine solche Zusammenfassung. wäre erkünstelt. und würde weiterhin dem Suchen nach einem auf 
die natürlichen Zusammenhänge basierten System den Weg verbauen. 

Jeder Versuch, die Rhizomorina in natürliche Gruppen zu gliedern, muß zunächst die Fehlerquellen 
verstopfen, die aus Analogien und Konvergenzen reichlich fließen. Solche Erscheinungen betreffen namentlich 
die äußere Form der Schwammkörper und das Kanalsystem. So wichtig und bestimmend die Gestalt zur 
Charakterisierung der Arten sein kann, bei der Ermittlung von Zusammenhängen höherer Kategorien des 
Systems steht sie an letzter Stelle. (Röhrenförmige, kreiselförmige, becherförmige, ästige usw. Schwammkörper 
werden als Ergebnis konvergierender Formbildung von den heterogensten Gruppen hervorgebracht.) Eine 


!) Sollas hat diese Zusammenhänge empfunden, als er die rezenten Tetracladina, Dicranocladina und Megamorina zum 
Demus Triaenosa, die rhizomorinen Gruppen zum Demus Rhabdosa vereinigte. 


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N Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN 





Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 79 


Fülle von Analogien beruht auch auf den beiden Hauptfunktionen des Kanalsystems, der Zufuhr von Nähr- 
wasser und der Ableitung der verbrauchten Flüssigkeit. Die erstere Einrichtung verkörpert sich in den als 
Verteiler und Filter dienenden und darum mehr oder weniger winzigen und gleichmäßig über die äußeren 
Partien der Spongie verbreiteten Ostien und Epirhysen; die zweite in den als Sammler und Äbleiter wirkenden, 
darım weiten und großen Aporhysen und Postiken. Es ist klar, daß beide Funktionen zu Übereinstimmungen. 
der Oberflächen-Skulpturen führen können, denen, selbst wenn sie noch mit Übereinstimmungen in der äußeren 
Form der Schwammkörper kombiniert sind, zunächst nur untergeordnete Bedeutung bei der Beurteilung der 
phyletischen Zusammenhänge und der Konstruktion von systematischen Einheiten höheren Grades zukommt. 
Daß jede Systematik, welche an diesen Tatsachen vorbeigeht, schließlich die verschiedensten Dinge vermischen 
wird, zeigen als klassische Beispiele die Genera Verruculina Zitt. und Amphithelion Zitt. (Man vergleiche die 
Tabelle zur Erläuterung einiger Form- und Skulptur-Konvergenzen bei Rhizomorinen S. 82 oder 83.) 

Die morphologischen Eigentümlichkeiten des Schwammkörpers und die Besonderheiten des Kanal- 
systems erlangen in der umfassenderen Systematik erst Bedeutung in Verbindung mit wichtigeren 
Komponenten, den Bestandteilen des Skeletts. Leider muß sich die Paläontologie mit der Tatsache abfinden, 
daß bei Schwammkörpern fossiler Rhizomorina von den vier Kategorien der Skelettbestandteile, mit denen: die 
Zoologie arbeiten kann, nämlich den Desmen (Rhizoklonen), den Dermalia, den Megaskleren und den Mi- 
kroskleren, nicht einmal immer die erste (die Rhizoklone), nur unter besonders günstigen Bedingungen auch 
einmal die zweite und dritte (Dermalia und Megasklere), aber niemals die zur Beurteilung der großen Leit- 
linien der Entwicklung besonders wichtige vierte (die Mikrosklere) erhalten ist. Stammesgeschichtliche und 
systematisierende Ableitungen können sich demnach fast nur auf die Rhizoklone stützen‘), Man kann nicht 
sagen, daß die in der Literatur vorhandenen Darstellungen von Rhizoklonen der überragenden Wichtigkeit 
jener Skelettbestandteile Rechnung trügen. In bezug auf die bildliche Wiedergabe sind ja die Reproduktionen, 
die Zittel, Hinde und andere Autoren gegeben haben, einwandsfrei. Als Grundlagen für vergleichende Analysen 
des Skelettbaus kommen jene Abbildungen aber wenig oder gar nicht in Frage, weil Auswahl und Zusammen- 
stellung der dargestellten Objekte nicht unter einheitlichen Gesichtspunkten erfolgte, sondern mehr oder weniger 
dem Zufall überlassen blieb. Zur Beseitigung der Mängel dürfte die Methode der BESHEERINIENEREE 
Serien-Darstellung, welche ich in dieser Arbeit anwende, beitragen. 


!) Zu einer ganz unhaltbaren Einschätzung der Rhizoklone gelangte R. Kolb in seiner Arbeit über die Kieselspongien des 
: schwäbischen weißen Jura (Palaeontographica Bd. LVII, S. 144). Er schreibt: „Wenn man bei den Rhizomorinen die Gattung oder gar 
die Art nach den Spiculae, und wenn sie noch so schön herauspräpariert sind, bestimmen will, so stößt man auf die größten 
Schwierigkeiten. Jede Art vom Skelettelementen scheint etwas Charakteristisches zu haben; vergleicht man aber mit den anderen 
Formen, so liegt die Gefahr nahe, daß man Dinge zusammenstellt, die nicht zusammengehören, und andererseits Gattungen vonein- 
ander trennt, die man vereinigen sollte. Die Variabilität der Skelettelemente erstreckt sich nicht nur auf die verschiedenen Gattungen 
und Arten, sondern macht sich sogar innerhalb ein und derselben Ari bemerkbar.“ Wenn ich auch schon von vornherein nicht im 
Zweifel war, daß die Normen, die ich bei Kreide-Rhizomorina gefunden zu haben glaube, ceteris paribus auch für die jurassischen 
gelten, so habe ich doch noch einmal die Skelette aller aus dem Jura bekannten Genera und Arten nachgeprüft. Tatsächlich sind 
auch hier die Charaktere der Rhizoklone — allgemeine Dimensionen, Verästelungsgrad, Skulpturierung — bei den natürlichen 
Gruppen konstant. 


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BOZEN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


80 Klasse Silicea Gray 


Da der Paläontologie, wie gesagt, von allen ursprünglichen Bestandteilen des Rhizomorinen-Skeletts 
zur Ermittlung der natürlichen Verwandtschaft in den weitaus meisten Fällen nur die Rhizoklone zur Verfügung 
stehen, mußten Richtlinien für die Bewertung der Verschiedenheiten zwischen den Rhizoklonen gefunden werden. 
Ihren Ausgang hatten diese Untersuchungen naturgemäß von den elementarsten Bestandteilen des Systems 
zu nehmen. Demnach war zunächst zu erforschen, welche Verschiedenheiten in der Ansbildung der Rhizoklone 
zwischen Individuen derselben Art und von gleichem geologischen Vorkommen bestehen. Die Prüfung war 
auszudehnen auf Individuen, die zwar artgleich sind, aber aus verschiedenen Niveaus stammen, und, mußte 
sich endlich auf verschiedene Arten der gleichen Gattung erstrecken, wobei auch bathymetrische Divergenzen 
zu berücksichtigen waren. Als besonders geeignete Untersuchungsobjekte wählte ich die Spezies der Genera 
Seliscothon Zitt. und Heterothelion Schrm., die leicht unterscheidbar sind und eine große horizontale und 
vertikale Verbreitung haben. Ohne auf Einzelheiten der Vergleichs-Staffeln einzugehen, fasse ich kurz die 
- Untersuchungsergebnisse zusammen. Bei allen Individuen derselben Art und bei den Arten der gleichen 
Gattung sind die Dimensionen (Länge und Dicke), der Verästelungsgrad und die habituellen Varianten der 
Skulpturierung der Rhizoklone konstant. (Man vergleiche die Rhizoklone von Seliscothon Mantelli Goldf. sp. 
(Taf. I, Fig. 7), Seliscothon planum Phill. sp. (Taf. I, Fig. 6) und Seliscothon verrucosum Schrm. (Taf. 1, Fig. 4); 
ferner die Rhizoklone von Heterothelion cupula Schrm. (Taf. III, Fig. 2) und Heterothelion heimburgense Schrm. 
(Taf. III, Fig. 3).) 

Die Untersuchung habe ich dann noch durch Einbeziehung von Arten verschiedener aber unzweifelhaft 
nahe verwandter Genera erweitert (Seliscothon und Pachyselis, Jereica und Stichophyma). Auch hier erwiesen 
sich die Verschiedenheiten der Rhizoklone noch so geringfügig, daß sie, für sich allein genommen, eine 
generische Trennung kaum begründen könnten. (Man vergleiche die Rhizoklone von Seliscothon Mantelli 
(Taf. 1, Fig. 7) und Pachyselis auriformis (Taf. I, Fig. 8) und weiter die Rhizoklone von Jereica polystoma 
(Taf. 1, Fig. 1) und Stichophyma multiformis (Taf. 1, Fig. 2).) 

Ich folgere aus den beobachteten Tatsachen, daß bei den Rhizomorinen der Kreide wesentliche Größen- 
und Formverschiedenheiten der Rhizoklone gegen nähere Verwandtschaftsgrade sprechen, selbst wenn allgemeine 
Körperform und Kanalsystem der Schwämme weitgehend übereinstimmen, und daß Übereinstimmungen in den 
wesentlichen Charakteren der Rhizoklone in der Regel auf gleiche Abstammung deuten, auch wenn die 
Vergleichsobjekte in Körperform und Kanalsystem unähnlich sind. 


Auf diese Folgerungen stütze ich die allgemeinen Gesichtspunkte, welche mich bei der Unterscheidung _ 
und Abgrenzung der über den Umfang von Gattungen hinausgehenden Gruppen leiteten. Hier kam dann 
außerdem noch in Frage der Charakter der Dermalregion, also Vorhandensein odef Fehlen einer aus modi- 
fizierten Desmen oder besonderen Dermalia zusammengesetzten Deckschicht. 


. Die Neugliederung der kretazischen Rhizomorina hat eine verhältnismäßig große Anzahl Gruppen 
ergeben, zwischen denen ich, ohne den Tatsachen Gewalt anzutun, Zusammenhänge nicht mehr finden kann. 
Vielleicht würde die Kenntnis der nicht mehr nachweisbaren Mikrosklere und Megasklere noch zur Verschmelzung 
einiger Gruppen, oder auch zur Teilung der einen oder anderen führen. Die große Mehrzahl halte ich aber 


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Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 81 


für natürliche Familien, die auf eigene, in ihren weit zurückliegenden Zusammenhängen nicht übersehbare 
Stämme zurückgehen. — | | | | 

Ich gebe hierunter eine Übersicht sämtlicher Familien. Im Anschlusse daran werden die besonderen 
Gesichtspunkte der Einteilung und die Beziehungen der kretazischen zu den jurassischen und rezenten Rhi- 
zomorina erörtert. Sodann folgt die Revision aller aus der oberen Kreide von Nordwestdeutschland bekannten 
Rhizomorina und die Einführung der neuen Genera und Spezies, die ich seit der Veröffentlichung des ersten 
Teils meiner Monographie noch auffinden konnte. | 


Einteilung der kretazischen Rhizomorina. 


Familie Seliscothonidae nov. fam. Teller-, trichter-, kreisel-, ohrförmige, unregelmäßig lappige 
oder zylindrische Rhizomorina mit feinporöser oder durch Lamellen-Struktur der Wandung längsgestreifter 
Außenseite, und mit porenförmigen, pustelartigen oder warzenförmigen Postiken besetzter Innenseite. Besondere 
Epi- und Aporhysen sind (im Gerüst) nicht entwickelt. Die großen Rhizoklone sind meist gestreckt oder nur 
leicht gekrümmt und wenig verästelt, aber mit Dornen und Zacken besetzt. Die Dermalia sind kleine, mehr oder 
weniger verästelte Kieselplättchen. Als Megasklere können Amphioxe vorkommen. Mikrosklere nicht beobachtet. 

Jura und Kreide. 


Familie Jereicidae nov. fam. Zylindrische, kreisel-, birn- oder keulenförmige usw. Rhizomorina 
mit zentralen Bündeln weiter vertikaler Aporhysen, deren Mündungen im Scheitel des Schwammkörpers liegen; 
oder ebensolche Formen mit röhrenförmigem Paragaster, arı dessen Oberfläche die Postiken der im unteren 
Teile des Schwammkörpers vertikal, im oberen schräg oder horizontal orientierten Aporhysen münden. Außen- 
seite mit porenartigen-, pustel- oder warzenförmigen Ostien (Papillen) von feinen strahligen Epirhysen. Die 
großen Rhizoklone sind gestreckt oder bogenförmig, nur wenig verästelt und mäßig stark mit kurzen Dornen 
und längeren Zacken besetzt. Besondere Dermalia fehlen. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. | | 

Familie Lophiophoridae nov. fam. Freie oder inkrustierende Rhizomorina von unregelmäßiger 
Gestalt. Ostien winzig, gleichmäßig über die Oberfläche verbreitet. Postiken in Gruppen an den Terminal- 
flächen stumpfer Kegel oder zitzenartiger Fortsätze. Eine Deckschicht ist entwickelt. Die ziemlich großen 
und kräftigen Rhizoklone sind mehr oder weniger stark verästelt, seltener gestreckt oder bogenförmig. Schaft 
und Zygome mit Warzen und Dornen. Als Dermalia paratangential ausgebreitete, reich verzweigte Kiesel- 
plättchen. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide und Jetztzeit. | 


Familie Cytoraceidae nov. fam. Knollige, kreisel- und keulenförmige Rhizomorina mit röhren- 
förmigem Paragaster und flachen oder in grubigen und napfförmigen Vertiefungen liegenden Ostienfeldern, 
zwischen denen Anastomosen von kräftigen Aporhysalfurchen liegen. Die kleinen und meist ziemlich stark 
mit Knötchen oder kurzen Dornen besetzten Rhizoklone sind mehr oder weniger verästelt. Bei guter Erhaltung 
mit Deckschicht. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. | 


Obere Kreide und Jura. 
Schrammen, Die Kieselspongien 11 


Fl Mn Original from 
a Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


82 Klasse Silicea Gray 


Familie Aulosomidae nov. fam. Schlank-zylindrische Rhizomorina mit tiefem röhrenförmigem 
Paragaster und skulpturfreier oder durch Ringwülste, Höcker und Stacheln besetzter Außenseite. Oberfläche 
durch engmaschige Anastomosen winziger Kanalfurchen lederartig angerauht, ohne erkennbare Ostien. 
Paragaster-Oberfläche mit aneinander gereihten Postiken von verzweigten Aporhysen. Die Rhizoklone sind 
mäßig groß und durch starke Entwicklung end- oder mittelständiger Zygome mehr oder weniger verästelt, 
aber nur schwach mit kurzen Dornen besetzt. Besondere Dermalia, Megasklere und Mikrosklere nicht 
beobachtet. | 

Obere Kreide. 

Familie Leiochoniidae nov. fam. Dickwandige, mit Deckschicht überzogene, walzen-, kreisel- oder 
keulenförmige Rhizomorina mit engem, tief eingesenktem Paragaster; und schüssel-, teller-, ohr- oder trichter- 
förmige Rhizomorina. Das Kanalsystem ist gut entwickelt. Die kleinen Rhizoklone sind bogenförmig, 
häufig durch Ausbildung endständiger Zygome mehrfach verästelt, aber nur schwach bedornt. Rhizoklone 
der Deckschicht kleiner und stärker verästelt. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 

Familie Oncophoridae nov. fam. Walzen- oder birnförmige Rhizomorina mit röhrenförmigem 
Paragaster, und konzentrischen Runzeln an der Außenseite. Als Ostien und Postiken fungieren die Skelett- 
Maschen. Die massigen Rhizoklone sind gestreckt oder bogenförmig, schwach verästelt, aber stark mit Warzen 
und Knötchen besetzt. Dermalia, Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 

Familie Trachynotidae nov. fam. Trichter- oder ohrförmige Rhizomorina mit winzigen, zerstreut 
liegenden Ostien an der Unterseite, und auf warzigen Höckern liegenden Postiken-Gruppen an der Oberseite. 
Die großen und schlanken Rhizoklone sind gestreckt oder schwach gekrümmt, mehr oder weniger stark ver- 
zweigt, aber nur mäßig mit Dornen besetzt. Als Dermalia reich verzweigte Kieselplättchen. Megasklere und 
Mikrosklere nicht beobachtet. 


Obere Kreide. 
Familie Leiodorellidae nov. fam. Dünn- oder dickwandige, trichter- oder ohrförmige, plattige, 


knollige oder inkrustierende Rhizomorina, die auf beiden Seiten mit Deckschicht überzogen sind und ziemlich 
große, mehr oder weniger gleichmäßig über die Oberfläche verbreitete, warzenförmig erhöhte oder röhrenartig 
verlängerte Ostien und Postiken (Papillen) haben. Kanalsystem im Inneren der Wandung wenig entwickelt. 
Die kleinen Rhizoklone sind meist gestreckt, seltener bogenförmig, an den Enden wenig verästelt, aber mehr 
oder weniger mit Dornen und langen Zacken besetzt. Als Dermalia stärker verästelte Kieselkörperchen. 
Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Jura und Kreide. 

Familie Amphithelionidae nov. fam. Dickwandige, ohr-, blatt- oder trichterförmige Rhizomorina 
mit großen, warzenförmig erhöhten oder umwallten Ostien bzw. Postiken auf beiden Seiten. Die Durch- 
spülung erfolgte ohne Vermittlung besonderer Epi- und Aporhysen durch die weiten Maschen der aus 
anastomosierenden Skelett-Strängen bestehenden Wandung. Die großen, wenig verästelten Rhizoklone sind 


Original from 


N Goügle _ __ UNIVERSITY OF MICHIGAN 





Ordnung Monaxonia F. E: Schulze 83 


meist bogenförmig oder gestreckt und stark mit Warzen besetzt. Deckschichten und Dermalia fehlen. 
Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 

Familie Heterothelionidae nov. fam. Dick- oder dünnwandige, ohr-, blatt-, schüssel-, trichter- 
oder kreiselförmige Rhizomorina.. Außenseite mit kleinen nadelstichartigen oder pustulösen Ostien. Innenseite 
mit großen, warzenförmig erhöhten Postiken. Das Kanalsystem im Innern der Wandung ist gut entwickelt. 
Die kräftigen Rhizoklone sind meist klammer- oder bogenförmig, wenig verästelt, aber mehr oder weniger 
mit Knötchen und Dornen besetzt. Deckschichten fehlen. Als Megasklere können Amphioxe vorkommen. 
Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 

Familie Verruculinidae nov. fam. Dick- oder dünnwandige, ohr-, pilz-, teller- oder trichterförmige 
Rhizomorina. Außenseite mit kleinen, dicht stehenden, porenartigen oder pustelförmigen Ostien. Innenseite 
mit großen, zerstreut liegenden und warzenförmig erhöhten Postiken. Die kleinen Rhizoklone sind mehr oder 
weniger verästelt und mit kurzen Dornen besetzt. Als Dermalia noch kleinere und stärker verästelte Kiesel- 
körperchen. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 

Familie Amphichondriidae nov. fam. Dünnwandige, lappige, ohr- oder trichterförmige Rhizo- 
morina, die auf beiden Seiten kleine, dicht nebeneinander liegende, pustelförmige Ostien bezw. Postiken haben. 
Die sehr kleinen Rhizoklone sind stark verästelt und allenthalben mit kleinen Knötchen und Dornen besetzt. 
Besondere Dermalia fehlen. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 

Familie Chonellidae nov. fam. Dünnwandige, ohr-, blatt- oder unregelmäßig trichterförmige 
Rhizomorina mit feinporöser Außenseite und winzigen, zerstreut oder in Gruppen liegenden Postiken. Kanal- 
system wohl entwickelt. Die mäßig großen Rhizoklone sind meist gestreckt oder bogenförmig, wenig ver- 
ästelt, aber mehr oder weniger stark mit Knötchen oder Dornen versehen. Besondere Dermalia fehlen. 
Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 

Die nur durch eine einzige Art vom Sudmerberge vertretene kleine Familie der Oncophoridae steht 
unter allen anderen Kreide-Rhizomorinen schon durch die auffallend massigen, allenthalben mit großen 
Knötchen besetzten Skelettelemente vollkommen isoliert. 

Wenig umfangreich aber, durch markante Charaktere voneinander und den anderen Familien getrennt, 
sind auch die Cytoraceidae, Lophiophoridae, Coscinostomidae und Trachynotidae. 

Die Sonderstellung der Cytoraceidae entnehme ich der Kombination eines aus kleinen, stark verästelten 
Rhizoklonen bestehenden Stützskeletts mit eigenartigen, von keiner anderen kretazischen Rhizomorine bekannten 
Differenzierungen des Kanalsystems und der Körperform. 

Die Lophiophoridae stehen für sich, weil die Organisations-Eigentümlichkeiten des Körpers- und 


Skelettbaus noch durch Besonderheiten des Dermal-Apparats gehoben werden. 
11* 


erkeng Mn Original from 
NEN Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


84 Klasse Silicea Gray 


Die Coscinostomidae und Trachynotidae unterscheiden sich von den anderen Familien, auch abgesehen 
von den vorhandenen und erheblichen strukturellen Differenzen, durch den: besonderen, in beiden Familien 
ziemlich gleichartigen Bau des Aporhysal-Systems. Sonst stehen sie sich fern, wie die erheblichen Größen- 
und Formverschiedenheiten der Rhizoklone und die bei den Trachynotidae vorhandenen, bei den Cosci- 
nostomidae fehlenden Dermalia anzeigen. 

Die beiden Familien der Seliscothonidae und Jereicidae hätte ich nicht getrennt, wenn für die 
Gruppierung lediglich der Habitus der Rhizoklone bestimmend war. In diesen Bestandteilen sind sich 
Seliscothonidae und Jereicidae nicht unähnlich. Gegen eine Vereinigung sprachen aber die Verschiedenheiten 
der dermalen Skelett-Teile und der bei den Seliscothonidae primitive, bei den Jereicidae stark differenzierte 
Bau des Kanalsystems. 

Die Familien Amphithelionidae und Leiodorellidae enthalten die Formen mit großen, warzenförmig 
erhöhten Ostien und Postiken (Papillen) an beiden Seiten. Die äußere Ähnlichkeit zwischen manchen Arten 
der einen und der anderen Familie kann weit gehen. Die histologischen Grundlagen beider Gruppen sind 
aber außerordentlich verschieden. 

Die Charaktere, welche die Abzweigung der Amphichondriidae bedingen, entwickle ich in erster Linie 
aus der ausgesprochenen Eigenart der Elementar-Körperchen des Skeletts, aber auch aus Besonderheiten des 
Kanalsystems. 

Heterothelionidae und Verruculinidae, welche den größten Teil der früheren Verruculina-Arten auf- 
nehmen, unterscheiden sich von den anderen Familien durch die äußere und innere Organisation, voneinander 
u. a. durch dimensional und morphologisch stark divergierende Elementar-Körperchen. 

Etwa das gleiche läßt sich von den Leiochoniidae, den Aulosomidae und den Chonellidae sagen. 

Das genus Bolidium Zittel und die Astrobolia-Arten aus der oberen Kreide von Nordwestdeutschland, 
welche Zittel den Rhizomorina unterstellte, werden diesen Platz nicht behaupten können. Ich glaube mich 
nicht zu irren, wenn ich die einzige Bolidium-Art, die Zittel nennt, Amorphospongia palmata F. A. Roem. 
aus dem Emscher des Sudmerberges (Spong. S. 55, Taf. XIX, Fig. 8) der Gattung Pachinion Zitt. unterordne. 
Daß die Spezies nicht zu den Rhizomorina sondern zu den Dicranocladina gehöre, zeigen einigermaßen 
deutlich die von Zittel (Stud. II, Taf. IV, Fig. 8) abgebildeten Fragmente der Elementar-Körperchen des Skeletts. 
Die habituellen Eigentümlichkeiten des Schwammkörpers, die in Roemers Abbildung von Bolidium palmatum 
gut zum Ausdrucke kommen, weisen sodann auf die Gattung Pachinion und sprechen für ein durch starke 
Entwicklung von Deckschicht oder durch Erhaltungsbesonderheiten paragasterlos erscheinendes Stück von 
Pachinion familiare Roem. sp. Wenn aber auch die spezielleren Zusammenhänge strittig blieben, zu den 
Rhizomorina gehört Bolidium Zitt. nicht. 

Von den nordwestdeutschen Astrobolia-Arten Zittels gehört Asterospongia globosa Roemer zweifellos 
zu den Sphaerokladinen; Stellispongia hemisphaerica Roem. ebenso zweifellos zu den Tetracladina. Auch 
Stellispongia conglomerata Roem. und Asterospongia tenella Roem. möchte ich auf Grund gewisser, auch bei 
anderen Tetrakladinen auftretenden Eigenheiten der Oberflächen-Skulpturen für Tetrakladinen halten. Den tat- 
sächlichen Beweis kann ich nicht führen, weil die Skelette dieser beiden Arten nicht bekannt sind, 


TE Mn Original from 
ln Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 85 


Die in meiner früheren Arbeit aufgestellte Gattung Coelosphaeroma bleibt in bezug auf die Familien- 
zugehörigkeit noch unsicher, weil die Skeletterhaltung des einzigen Exemplars der ‚genotypischen Spezies 
Coelosphaeroma appendiculata Schrm. wohl die Feststellung ermöglichte, daß Coelosphaeroma zu den Rhi- 
zomorina gehört, für weitergehende Ableitungen der spezielleren Klassifikation aber nicht ausreichte. 


Stammesgeschichtliche Beziehungen der Kreide-Rhizomorinen zu den rezenten 
und jurassischen Gruppen 


Für die lebenden Rhizomorina sind die vier Familien Neopeltidae Sollas, Cladopeltidae Sollas 
(= Siphonidiidae Lendenf.), Scleritodermidae Sollas und Azoricidae Sollas (= Leiodermatiidae Lendenf.) auf- 
gestellt worden. ! ee 

Die Familie Neopeltidae enthält nur das Genus Neopelta O. Schm. .mit den Arten N. perfecta ©. Schm. 
und N. imperfecta O. Schm. aus dem Golf von Mexiko und dem tropischen atlantischen Ozean. Beide 
dürften in Beziehungen zu Vorkommnissen aus der oberen Kreide stehen. Im Mukronaten-Senon von Misburg 
habe ich nämlich als isolierte Einschwemmungen elliptische ungestielte Kieselscheibchen gefunden (Taf. V, 
Fig. 6), welche den Dermalia von Neopelta perfecta ©. Schm. (Spong. d. Meerb. v. Mexiko, Taf. V, Fig. 3) 
sehr ähnlich sind. (Diese Ähnlichkeit könnte allerdings auch auf konvergenter Entwicklung der Dermalia in 
einer ganz anderen Reihe beruhen.) In der oberen Kreide finden sich sodann nicht selten Kieselplättchen, die mit 
den von O. Schmidt (a. a. O. Taf. IX, Fig. 11) abgebildeten Dermalia von Neopelta imperfecta vollkommen 
übereinstimmen (vgl. Taf. V, Fig. 1 dieser Arbeit). Sie stammen zweifellos von Plinthosella-Arten, also von 
jener eigentümlichen Gruppe. der Tetracladina (nicht Rhizomorina), deren Dermalia nicht tetrakrepid sind. 
Bei der höchst eigenartigen Form und Skulptur der Kieselplättchen ist hier jeder Gedanke an Konvergenzen 
von der Hand zu weisen, zumal O. Schmidt die Desme der lebenden Art, die er leider nicht abgebildet hat, 
als „oft knorrig* (Lendenfeld schreibt „zuweilen dreistrahlig*), wie ja auch die Desme von Plinthosella sind, 
bezeichnet. Ich glaube darum nicht, daß eine Nachuntersuchung des rezenten Materials die beiden Neopelta- 
Arten in derselben Familie, geschweige denn in derselben Gattung belassen wird, halte es vielmehr für sicher, 
daß Neopelta imperfecta einen jetzt noch lebenden Ausläufer der Tetrakladinen-Gattung Plinthosella Zitt. dar- 
stellt, und daß nur Neopelta perfecta (mit monokrepiden Desmen und Dermalia) eine Rhizomorine ist. Auf 
die phylogenetischen Spekulationen, welche O. Schmidt an die beiden Neopelta-Arten geknüpft hat, gehe ich 
nicht ein, weil sie nur noch historisches Interesse haben. | 


Die Cladopeltidae Sollas umfassen die beiden lebenden Spezies der Gattung Siphonidium O. Schmidt. 
Als besonders auffallende Skelett-Charaktere besitzen sie monokrepide, paratangential. ausgebreitete, reich ver- 
zweigte (Phyllotriaen-ähnliche) Dermalia. Die kräftigen Rhizoklone sind mehr oder weniger verästelt. (Sie 
sind aber nicht kleiner als die Dermalia, wie Lendenfeld irrtümlich S. 143 der „Tetraxonia* schreibt, sondern 
größer, wie aus den schönen Abbildungen des Challenger-Werks hervorgeht. Sollas hat die Dermalia 292 X, 
die Rhizoklone 95 X vergrößert.) Auch an diese Gruppe kann ich mehrere Arten aus der aberen Kreide 
anschließen, welche zu den genera Pachysalax Schrm. und: Lophiophora Schrm. gehören. . 


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oe Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


86 Klasse Silicea Gray 


Ich bin gewiß, daß auch noch unter den zahlreichen lebenden Arten der Familien Scleritodermidae 
Sollas und Azoricidae Sollas eine Anzahl Endformen von aus der oberen Kreide bekannten Reihen versteckt 
sind. Die Ermittlung der Zusammenhänge ist aber noch nicht möglich, weil die zoologische Literatur gute 
Darstellungen mazerierter Skelette vermissen läßt und weil die zoologische Forschung erst durch Herstellung 
von Serien-Bildern der Rhizoklone der lebenden Arten eine breitere Grundlage für vergleichende Unter- 
suchungen schaffen muß. Bei der Nachprüfung des rezenten Materials, die sehr zu begrüßen wäre, wird es 
ohne tiefgreifende Veränderungen des Inhalts der Familien Scleritodermidae und Azoricidae nicht abgehen. 
Eine Betrachtung der von Sollas im Challenger-Report abgebildeten Rhizoklone der Azorica-Arten, oder eine 
Prüfung der von Lendenfeld in den „Tetraxonia* zum genus Leiodermatium vereinigten Spezies zeigt deut- 
lich, daß die dimensionalen und morphologischen Besonderheiten der Rhizoklone nicht die Beachtung gefunden 
haben, welche sie als wichtige Hilfsmittel zur Ermittlung des Verwandtschaftsgrades verdienen. 


Wenn auch die tatsächlichen Zusammenhänge zwischen den Rhizomorina der Kreide und der Jetztzeit 
im einzelnen noch vielfach verhüllt sind, so zeigt sich doch, daß die gesamten lebenden Rhizomorina breitflächig 
in der Fauna der oberen Kreide wurzeln, und daß die Veränderungen vom Ausgange des mesozoischen Zeit- 
alters: bis heute in einer erheblichen Verringerung des Faunen-Inhalts und Umfangs, mit den aus der ver- 
minderten Vitalität des ganzen Komplexes der Rhizomorina hervorgehenden Folgen für die äußere und innere 
Organisation der Arten zum Ausdruck kommen. 

Das stammesgeschichtliche Verhältnis der kretazischen zu den jurassischen Rhizomorina, wie es sich 
in der spongiologischen Literatur darstellt, ist vollkommen undurchsichtig. Man bekommt etwa den Eindruck, 
daß jeder Zusammenhang fehle. Um eine Klärung anzubahnen, auch zur Beschaffung stratigraphisch ein- 
wandfreien Materials, das eine sichere Basis für die von mir begonnene Revision der Spongien-Fauna des 
oberen Jura von Süddeutschland abgeben kann, habe ich den schwäbischen und fränkischen Jura häufiger 
besucht, wobei mir, wie ich sehr dankbar anerkenne, die Führung eines guten Kenners der schwäbischen 
Fundstellen, des Herrn Rechnungsrat Kuno Feifel in Stuttgart, von großem Wert war. 


Schon die vorläufige Untersuchung der Aufsammlungen hat ergeben, daß Zittels Satz (Stud. II, S. 40), 
eine stetige und allmähliche Entwicklung der fossilen Lithistiden ließe sich nicht nachweisen, auch in bezug auf 
die Rhizomorina in dieser Unbedingtheit nicht mehr zu halten ist. Die meisten jurassischen Stämmchen scheinen 
allerdings eine Fortsetzung in der Kreide nicht zu finden. So erlöschen u. a. wohl die Corallidien, die Cnemi- 
diastren der rimulosum- und pluristellatum-Gruppen, die Pyrgochonia- und die Discostroma-Arten. Dagegen 
glaube ich eine von Kolb als Platychonia compressa beschriebene Art vom Sozenhausener Bühl, dem bekannten 
Fundpunkte schön erhaltener Korallen, als jurassisches Glied eines in der oberen Kreide durch Pachyselis auriformis 
Roem. sp. vertretenen Kreises ansprechen zu können. Ferner scheint mir ein enger Zusammenhang von 
Leiodorella tubata Quenst. sp. aus dem oberen Weißjura mit neu entdeckten Spezies der oberen Kreide, die 
ich in dieser Arbeit als Amphistomien beschreibe, kaum zweifelhaft. Für wahrscheinlich halte ich es endlich, 
daß die eigentümliche und isoliert stehende Gruppe der Cytoraceen aus der oberen Kreide auf den u. a. 
durch Cnemidiastrum variabile Kolb repräsentierten Formenkreis aus dem oberen Jura zurückgehe, 


Beta ” u a __Original from _ en n = 
Sat » Goögle = UNIVERSITY OF MICHIGAN 


a ET 


Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 87 


Zwischen jenen jurassischen und den kretazischen Formen bestehen in allen drei Fällen in bezug auf 
Körperform und Kanalsystem weitgehende Übereinstimmungen. Damit allein wäre aber wenig bewiesen, 
weil diese Gleichsinnigkeiten ja auch auf zufälligen Häufungen von Konvergenz-Erscheinungen beruhen 
könnten. Den Ausschlag müssen auch hier die Charaktere der Rhizoklone geben. Wie die Aufnahmen zeigen, sind 
Größenverschiedenheiten zwischen den Rhizoklonen der in Beziehung gesetzten Arten kaum vorhanden. Auch 
die Formverschiedenheiten sind gering. So sind die Rhizoklone von Platychonia compressa Kolb (Taf. |, 
Fig. 9) und von Pachyselis auriformis Roem. sp. (Taf. I, Fig. 8) vorwiegend gestreckt, von Cnemidiastrum 
variabile Kolb (Taf. II, Fig. 6 u. 7) und Cytoracea turbinata Schrm. (Taf. II, Fig. 5) durch Ausbildung von 
Zygomen mehr oder weniger verästelt. Auch kommen sowohl bei Cnemidiastrum variabile wie bei den 
Cytoracea-Arten zwei Formen vonRhizoklonen vor, mehr oder weniger glatte mit Dornen, und warzige mit Knötchen 
(Taf. II, Fig. 7 u. 8). Ähnliche Übereinstimmungen der Form bestehen im Skelett der jurassischen Leioderellen 
und der kretazischen Amphistomien (Taf. Il, Fig. 13 u. 14). Eine Eigentümlichkeit der Organisation ist aber vor- 
handen, durch welche die Rhizoklone der drei jurassischen Arten auf der einen Seite mit den Rhizoklonen 
aller drei kretazischen auf der anderen divergieren. Die Elementar-Körperchen der jurassischen Arten haben 
nämlich durchgängig plumpere und massigere Epirhabde und weniger differenzierte Zygome; sie sind in ihrer 
Funktion als elementare Bestandteile eines stützenden und tragenden Gerüsts primitiver gebaut. 


Ist diese Deutung der morphologischen Verschiedenheiten zutreffend, so wird man auf der Suche nach 
den Ursachen in erster Linie an die große Altersverschiedenheit der jurassischen und kretazischen Rhizomorinen 
und die vorauszusetzende Abhängigkeit der Organisations-Stufen des Skeletts vom erdgeschichtlichen 
Alter denken. Ich habe mir aber auch die Frage vorgelegt, ob nicht die Eigenheiten der von jurassischen 
Rhizomorina stammenden Desme eine Folge anderer statischer Beanspruchung sein könnten. Ich dachte 
dabei an die verhältnismäßig geringe Tiefe des Weißjura-Meeres, die durch das überaus häufige, bisher merk- 
würdigerweise übersehene Vorkommen von Kalkalgen in den Schwamm-Horizonten des unteren und mittleren 
Weißjura, und durch das häufige Vorkommen von Korallen im oberen Weißjura angezeigt wird. Zur Klärung 
dieser Frage habe ich Skelettelemente von Cytoracea- und Seliscothon-Arten aus dem Emscher des Sudmer- 
berges, also von ausgesprochenen Küsten-Ablagerungen, mit Skelettelementen von Spezies derselben Genera, 
die aber der abyssalen Fazies der oberen Kreide entnommen wurden, verglichen. Nennenswerte Bau- 
Verschiedenheiten ergaben sich nicht. 


Von den vielen vorauszusetzenden, phyletischen Reihen der Rhizomorina war bisher immer nur der 
kurze Entwicklungs-Abschnitt bekannt, der durch den Nachweis des einen oder anderen Gliedes und Formen- 
kreises entweder aus den Meeren der Jetztzeit, oder aus der Kreide, oder aus der Jura-Formation festgelegt 
wurde. Sichere Schlüsse auf die Dauer der Verkettungen und das Zeitmaß der Abänderungen, welche die 
verschiedenen Organisations-Bestandteile betreffen, konnte man aus dem Wechsel der Erscheinungen, den wir 
Arten nennen, nicht ziehen. Für die Stammesgeschichte der Rhizomorina ist darum der tatsächliche Nach- 
weis von mehrere Formationen überdauernden Entwicklungs-Abschnitten aus verschiedenen, nebeneinander 


laufenden Stämmchen von großer Bedeutung. 


Original from 


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88 Klasse Silicea Gray 


Soweit meine Ausführungen über die Reihen Cnemidiastrum variabile — Cytoracea turbinata, Platychonia 
_ compressa — Pachyselis auriformis, Leiodorella-Amphistomium noch der Ergänzung in den Einzelheiten be- 
dürfen, verweise ich auf die entsprechenden Abschnitte der Artenbeschreibung. Hier fasse ich nur die 
stammesgeschichtlich wichtigsten Tatsachen zusammen: 

- In den drei Stämmchen ändern sich vom oberen Jura bis in die obere Kreide wohl die Körper-Dimensionen 
und die dimensionalen Differenzierungen des Kanalsystems, aber nicht die ursprünglichen Schemen der Bau- 
formen der Schwammkörper und die funktionellen Differenzierungen des Kanalsystems. Größe und allgemeine 
Gestalt der Elementar-Körperchen des Skeletts bleiben annähernd konstant. Die vorhandenen geringen Ver- 
schiedenheiten zwischen den Rhizoklonen bestehen in massigeren Epirhabden und einfacheren Zygomen bei 
den Rhizoklonen der jurassischen Rhizomorina und sind — hier beginnt die Hypothese — auf eine durch die 
Altersverschiedenheit bedingte Verschiedenheit der Organisations-Stufe der Skelette zurückzuführen. 

‘ Für die Stammesgeschichte, zunächst der drei Reihen, ergeben sich aus den angeführten Tatsachen 
weitgehende Folgerungen. 

Da sich die Bau-Schemen der Schwammkörper (z. B. „kreiselförmige Schwammkörper mit röhren- 
förmigem Paragaster“ — Cnemidiastrum variabile, Cytoracea turbinata) und die funktionellen Differenzierungen 
des Kanalsystems (z. B. „beide Seiten mit warzenförmig erhöhten Ostien und Postiken“ — Leiodorella, 
Amphistomium) durch zweier Formationen Dauer unverändert erhalten, müssen die Abzweigungs-Stellen, wo 
sich die in ihrer Dauer übersehbaren Reihen von verwandten (hypothetischen) Arten-Reihen gleichen Skelett-, 
aber verschiedenen Körperbaus und verschiedener funktioneller Differenzierung des Kanalsystems schieden, 
zum mindesten jenseits der unteren Grenzen der älteren Formation, hier der Jura-Formation liegen. Wie weit 
die Zwischenformen, welche, in der Terminologie der Systematik ausgedrückt, etwa Genera einer Familie 
verbinden würden, zurückliegen, ist kaum zu vermuten. Nach allem, was über Vorkommen und Erhaltung 
von Kieselspongien in präjurassischen Ablagerungen bekannt ist, kann aber angenommen werden, daß ihr 
tatsächlicher Nachweis großen Schwierigkeiten begegnen wird. 

Geradezu aussichtslos dürften alle Versuche sein, Bindeglieder zwischen den Familien der Rhizomorina 
unmittelbar nachzuweisen. Da sich die Charaktere der Elementar-Körperchen des Skeletts, welche für die 
Familien-Begriffe etwa die Bedeutung haben wie für die Gattungs-Begriffe Bau-Schema des Körpers und Ent- 
wicklung des Kanalsystems, während der Dauer der Jura- und Kreide-Formation kaum abändern, gilt das über 
die Abzweigung der Genera Gesagte mutatis mutandis, und ‚mit einer weiteren und erheblichen Zurück- 
verlegung etwaiger Gabelungs-Stellen,. auch für die Verbindung der Familien. Nun kommt aber noch ein 
zweites Moment hinzu, welches jeden Gedanken an den tatsächlichen Nachweis von Übergangsformen voll- 
kommen illusorisch macht. Es ergibt sich aus den bei der Vergleichung der jurassischen und kretazischen 
Skelette erkennbaren Abstufungen der Zygosen-Bildung. Wir sehen, daß sich im Laufe der Entwicklung 
die Fähigkeit der Skelett-Elemente, durch Bildung von Zygomen starre Gerüste zu bilden, vervollkommnet 
und werden darum annehmen dürfen, daß am Anfange dieser Entwicklung Formen standen, deren Skelett- 
Elemente wegen der Primitivität der Zygome nur locker verbunden waren oder gar jeder Verbindung ermangelten. 
Es liegt auf der Hand, daß sich die winzigen Skelett-Teile derartig organisierter Schwammkörper nicht einmal 


Original from 


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Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 89 


unter besonders günstigen Bedingungen hätten erhalten können, geschweige denn in den Gesteinen der 
paläozoischen, wenn nicht archäozoischen Schichten-Komplexe, wo man sie suchen müßte. 

Die Anfänge der Rhizomorina werden demnach der Beobachtung für immer entzogen sein. Trotzdem 
wird man einem letzten Problem, welches sich in der Frage nach der Polyphylie oder Monophylie der Rhi- 
zomorina erhebt, nicht auszuweichen brauchen. Die sehr erheblichen und fundamentalen, Form- und Größe 
der Desme und Dermalia betreffenden Unterschiede zwischen manchen Gruppen, die Verschiedenartigkeit der 
Megasklere und Mikrosklere (z. B. style und tylostyle Megasklere bei den rezenten Siphonidiidae, sigme 
Mikrosklere bei den rezenten Scleritodermiden), endlich die zahlreichen Analogien!), welche in dieser Arbeit 
nachgewiesen werden, sprechen für Vielstämmigkeit. Ob die Rhizomorina zum Teil in Stämmen der mona- 
xonen Silicea mit unverbundenen Nadeln des regulären Typus wurzeln, oder ob ihre primitivsten Formen 
schon die‘ Fähigkeit der Zygosenbildung mitbrachten, ist allerdings nicht zu sagen, wenn auch die Wahr- 
scheinlichkeit mehr für die zweite Möglichkeit spricht. Mit der größten Bestimmtheit sind aber die auf- 
getauchten Hypothesen eines unmittelbaren Zusammenhanges der Rhizomorina mit Komplexen der tetraxonen 
Silicea (Tetracladina u. a.) abzulehnen, denn die Stammesgeschichte der Kieselspongien kennt keine einwands- 
freie Beobachtung, die für solche Vermutungen auch nur die schwächste Stütze abgäbe. 


| Familie Seliscothonidae nov. fam. 

Teller-, trichter-, kreisel-, ohrförmige, unregelmäßig lappige oder zylindrische Rhizomorina mit fein- 
poröser oder durch Lamellen-Struktur der Wandung längsgestreifter Außenseite, und mit porenförmigen, 
pustelartigen oder warzenförmig erhöhten Postiken besetzter Innenseite. Besondere Epi- und Aporhysen sind 
(im Skelett) nicht entwickelt. Die großen Rhizoklone sind meist gestreckt oder nur leicht gekrümmt und 
wenig verästelt, aber mit Dornen und Zacken besetzt. Die Dermalia sind kleine, mehr oder weniger stark 
verästelte Kieselplättchen. Als Megasklere können Amphioxe vorkommen. Mikrosklere nicht beobachtet. 


Kreide und Jura. 
Gattung Seliscothon Zittel. 1878 


Abbildungen der Skelettelemente Taf. I, Fig. 4—7 

Der ziemlich dickwandige Schwammkörper bildet gestielte, mehr oder weniger regelmäßige Trichter, 
Teller, Scheiben, Kreisel usw. Außenseite mit Radial-Streifung, die durch lamellöse Struktur der Wandung 
entsteht, oder feinporös (scheinbar dicht). Innenseite (Oberseite) mit porenförmigen, pustelförmigen oder 
warzenförmigen Postiken. Besondere Epi- und Aporhysen sind im Innern der Wandung nicht entwickelt. 
Die Rhizoklone sind groß und schlank. Schaft gestreckt oder bogenförmig, reich mit Dornen und Zacken 
besetzt. Endständige Zygome meist schwach entwickelt. Die Dermalia sind winzige, stark verästelte Kiesel- 
plättchen. Als Megasklere große Amphioxe, oder ohne Megasklere. Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 

Die Seliscothon-Arten lassen sich auf drei Hauptlinien verteilen. Als Extreme stehen der durch eine 
feinporöse Oberseite charakterisierte Mantelli-Typus auf dem einen, der durch großwarzige Postiken gekenn- 


ı) Man vergleiche hierzu die Tabelle S. 9%. 
Schrammen, Die Kieselspongien 12 


al, Mn Original from 
Se Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


%0 


Klasse Silicea Gray 


Tabelle zur Erläuterung einiger Form- und Skulptur-Konvergenzen bei Rhizomorinen. (Zugleich zur vorläufigen 
Bestimmung der Gattungen und Familien aller Arten aus der oberen Kreide von NWDeutschland, die zu den 
Genera Verruculina und Amphithelion in K. A. von Zittels Fassung der Gattungs-Begriffe gehören.) 


MitDeckschicht. Papillen 

Warzenförmige an beiden Seiten gleich 

Ostien und groß und BIPICRIMERNE 
Postiken (Papil- verbreitet 


len) an beiden (Ohne Deckschicht. Pa- 
Seiten. (Amphi-) pillen an der Innen- 


gen. Amphistomium n. gen. 
(Amphistomium aequabile Schrm.) 
(fam. Leiodorellidae Schrm.) 


thelion Zitt. 
ee eh en gen. Amphithelion Zitt. emend. 
g "\(fam.Amphithelionidae Schrm.) 
Außenseite mit fein- 
poröser Deckschicht 
(ohne erkennbare gen. Seliscothon Zitt. 
& OÖstien) . . . . » | (S. verrucosum Schrm.) 
2 (fam. Seliscothonidae Schrm.) 
o Außenseite mit zer- 
5 streut oder in 
3 Gruppen liegenden, 
5 oo a gen. Sporadothelion n. gen. 
= g ö "\(fam.HeterothelionidaeSchrm.) 
En 
Schüssel-, 5 = Ausgefüllt, trichterförmig 
becher-, ohr- N oder kreiselförmig, sehr 
förmige usw. . dickwandig, Ostien mit 
= bewaffnetem au: eui 
mo e 5 ee | gen. Heterothelion n. gen. (fam. 
Wandung en Heterothelionidae (Schrm.) 
(ca. I cm und & S Ohr- oder trichterförmig, 
darüber dick) y Außenseite mit neben- g mit plattiger Wandung, 
S einander liegenden, { dickwandig, Ostien mit 
S poren- oder unbewaffnetemAuge noch | 
gen. Verruculina Zitt. emend. 
® pustelförmigen Ostien erkennbar (fam. Verruculinidae Schrm,) 
= Ohr- oder trichterförmig, 
N mit mäßig dicker Wan- 
> dung, Ostien mit unbe- 
waffnetem Auge nicht 
mehr deutlich unter- 
\ scheidbar gen. Cryptothelion n. gen. 


Ohne Deckschicht. Beide Seiten 
mit kleinen, dicht nebeneinander 
liegenden, pustelförmigen Ostien 
uod Postiken . . . : 

(Amphithelion Zitt). 


Außenseite mit kleinen, poren- 
oder pustelförmigen Ostien. 
Innenseite mit warzenförmig er- 
höhten Postiken. 
(Verruculina Zitt.) 


Schüssel-, becher-, 
ohrförmige usw. Rhi- 
zomorina mit dünner 
Wandung (ca. 0,6 cm 

und weniger dick) 


breitet . 


Postiken von 
gruppierten 
umgeben . 

Mit Deckschicht. Beide Seiten 
mit größeren, warzenförmig er- 
höhten Ostien und Postiken 

(Amphithelion Zitt.) 


Digitized by Goögle 


Postiken Be ver- 


"Icfam.HeterothelionidaeSchrm.) 


gen. Amphichondrium n. gen. 
"am. AmphichondriidaeSchrm.) 


gen. Chondriophylium n. gen. 
(fam. Verruculinidae Schrm.) 


sternförmig 


h 
Apahysen | gen. Coscinostoma Schrm. 


(am. Chonellidae Schrm.) 


(Amphistomium spinatum Schrm.) 


| gen. Amphistomium n. gen. 
(fam. Leiodorellidae Schrm.) 


Original from 


UNIVERSITY OF MICHIGAN 


Abbildungen 
der 
Rhizoklone 


Taf. I, 
Fig. 13 


Taf. III, 
Fig. 1 


Taf. 1, 
Fig. 4 


Taf. III, 
Fig. 4 


Taf. II, 
Fig. 2u.3 


Taf. III, 
Fig. 6 


Taf. III, 
Fig. 5 


Taf. Ill, 
Fig, 12 


Taf. II, 
Fig. 13 


Taf. III, 
Fig. 8 


Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 91 


zeichnete verrucosum-Typus auf dem anderen Flügel. Morphologisch vermittelt zwischen diesen beiden die 
planum-Gruppe mit nadelstich- oder pustelförmigen Postiken. Die frühesten Mutationen von S. Mantelli 
Goldf. sp. und S. planum Phill. sp. sind aus dem Scaphiten-Turon bekannt. Im Emscher kommen die 
verrucosum-Formen hinzu. Von da ab ist die weitere Entwicklung sämtlicher Reihen bis in das Ober-Senon 
zu verfolgen. An diese drei Gruppen, von denen ausgezeichnet erhaltene Individuen namentlich in der Pläner- 
und Kalkmergel-Fazies gefunden werden, schließen sich zahlreiche Vorkommnisse aus litoralen Ablagerungen 
(Sudmerberg, Gilentorf, Adenstedt-Bülten usw.) mehr oder weniger eng an. Leider sind aber die näheren 
Zusammenhänge meist nicht zu ergründen, weil in den grobkörnigen Sedimenten die für die Unterscheidung 
maßgebende Skulptur der Oberseite zu sehr mitgenommen wird. 
Die gute Skelett-Erhaltung meines Materials hat es ermöglicht, Serien der Rhizoklone von S. planum 
Phill. sp., S. Mantelli Goldf. sp. und S. verrucosum Schrm., und zwar von Exemplaren gleichen erdgeschicht- 
lichen Alters (Mukronaten-Senon von Misburg), mikrophotographisch festzulegen (Taf. I, Fig. 4, 5, 6, 7). Wie 
die Abbildungen zeigen, sind beachtenswerte Verschiedenheiten der Form oder Größe zwischen den Elementar- 
Körperchen dieser drei Arten nicht vorhanden. Die Sonderung in Arten von recht verschiedener Körperform 
und Oberflächen-Skulptur kommt demnach im Habitus der Elementar-Körperchen des Skeletts dieser Arten 
gar nicht oder nur schwach zum Ausdruck. Hieraus (und aus Analogien, die ich bei anderen Genera auffand) 
glaubte ich die für die Stammesgeschichte und Systematik wichtige Folgerung ableiten zu dürfen, daß aus- 
geprägte morphologische und dimensionale Verschiedenheiten zwischen Skelettelementen von Rhizomorinen 
des gleichen erdgeschichtlichen Alters gegen nahe Verwandtschaftsgrade sprechen. 
Arten: 
Seliscothon planum Phill. sp. (Schrammen, Kieselsp. I, S. 163.) Abbildung der Skelett- 
elemente: Taf. I, Fig. 6 dieser Arbeit. 
Seliscothon Mantelli Goldf. sp. (Schrammen, Kieselsp. I, S. 165.) SprenL der Skelett- 
elemente: Taf. I, Fig. 7 dieser Arbeit. 
Seliscothon pingue Schrm. (Schrammen, Kieselsp. I, S. 165.) 
Seliscothon marginatum Roem. sp. (Schrammen, Kieselsp. S. 166.) 
Meinen früheren Ausführungen über diese Arten habe ich nichts hinzuzufügen. 


Anmerkung zur Tabelle S. %. Zittel zog zur Gattung Verruculina alle Rhizomorina der Kreide, die auf der Ober- 
seite warzenförmig erhöhte Postiken, auf der Unterseite porenförmige Ostien haben. Zum Genus Amphithelion stellte Zittel die 
kretazischen Rhizomorina mit warzenförmig erhöhten Ostien bzw. Postiken auf beiden Seiten. — Wie die Tabelle in Verbindung mit 
den mikrophotographischen Aufnahmen der Skelettelemente erläutert, enthalten die beiden Genera in dieser Fassung eine Fülle von 
Gruppen, deren Arten einander zwar in Körperform und Oberflächen-Skulptur mehr oder weniger ähnlich sehen, auf Grund der Ver- 
schiedenheiten zwischen den Elementar-Körperchen des Skeletts aber auf 10 Genera aus 7 Familien zu verteilen sind. (Besonders 
schöne Beispiele konvergierender Gestaltungen und Skulpturen bei stark divergierenden Strukturen bieten die Amphithelion-Skulptur 
tragenden Arten der Genera Amphistomium Schrm. (Rhizoklone Taf. II, Fig. 13), Amphichondrium Schrm. (Rhizoklone Taf. III, Fig. 12) 
und Amphithelion Zitt. emend. Schrm.?) (Rhizoklone Taf. III, Fig. 1).) 


!) Die Namen Amphithelion und Verruculina behalte ich nur unter gebotener Abänderung der früher mit ihnen verbundenen 


Begriffe bei. 
12* 


tar in Original from 
BOZEN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


92 Klasse Silicea Gray 


Seliscothon planum Phill. sp., var. pustulosa nov. var. 
1912. Seliscothon planum Phill. sp., aberratio pustulosa Schrm., Kieselsp. I, S. 166 

Meine frühere Auffassung von der aberranten Natur des Belegstückes war darauf gegründet, daß 
es als einziges unter den zahlreichen und gut erhaltenen Exemplaren von Seliscothon planum Phill. sp., die 
ich in Händen hatte, kleinwarzige Postiken aufweist. Seither habe ich am Sudmerberge und im Mukronaten- 
Senon von Misburg noch mehrere ähnliche Stücke auffinden können. Die Vorkommnisse aus dem Mukronaten- 
Senon stimmen in Größe und Anordnung der warzenförmigen Postiken mit typischen Exemplaren von 
S. planum, bei denen die Postiken porenförmig oder höchstens pustelartig sind, überein. An den beiden 
Stücken aus dem Emscher des Sudmerberges, die ich besitze, sind dagegen die Wärzchen etwas größer, und 
auch weiter voneinander entfernt (10—12 auf 1 DJcm). Dadurch entsteht eine Oberseiten-Skulptur, die etwa die 
Mitte hält zwischen der großwarzigen Oberseite von Seliscothon verrucosum Schrm. und den obersenonen 
pustulösen Formen des S. planum Phill. sp. Aus dieser Tatsache ist aber ein engerer verwandtschaftlicher 
Zusammenhang zwischen S. verrucosum und S. planum nicht herzuleiten. Gegen eine solche Annahme 
würden schon die großen Amphioxe sprechen, die massenhaft im Skelett von S. planum vorkommen, während 
sie bei S. verrucosum vollkommen fehlen. 


! 
Seliscothon Mantelli Goldf. sp., ohrförmige Varietät und kreiselförmige Aberration 


In der Kalkmergel-Fazies bevorzugt S. Mantelli flachtrichterförmige Gestaltungen. Im Mukronaten- 
Senon von Misburg habe ich aber im Laufe der Jahre auch zwei ohrförmige Stücke gefunden, die mir er- 
wähnenswert scheinen, weil derartige Vorkommnisse leicht mit ähnlich geformten Individuen von Pachyselis 
auriformis Roem. sp. verwechselt werden können. Differential-diagnostisch ausschlaggebend ist die deutlich 
ausgeprägte (Seliscothon) oder kaum erkennbare (Pachyselis) Radialstreifung der Außenseite (abgesehen von 
den Verschiedenheiten zwischen den Rhizoklonen). | 

Die Form, welche ich für eine ÄAberration halte, weil sie im Bau merkwürdig von allen beobachteten 
Varianten des Typus abweicht und bis heute ein vereinzeltes Vorkommnis geblieben ist, stammt aus der 
Quadraten-Kreide von Höver. Der plumpe, ohne Stiel 4 cm hohe, am Scheitel 4,5—5 cm dicke Schwamm- 
körper ist kreiselförmig. Die stumpfkantig gegen die Außenseite abgesetzte Scheitelfläche ist in der Mitte 
leicht vertieft, am Rande abgerundet und, wie typische Stücke der Stammform, mit kleinen (0,5—1 mm weiten), 
dicht nebeneinander liegenden Postiken, die aber den Rand freilassen, bedeckt. Die Unterseite bildet mehrere 
konzentrische Wülste und zeigt, wohl infolge einer Wachstums-Behinderung, nur undeutlich die Radialstreifung 
der Seliscothonee Wenn es auch nicht ganz ausgeschlossen ist, daß das Schwämmchen einen eigenen 
seltenen Formenkreis vertritt, so spricht die sozusagen krüppelhafte Gestalt doch eher für ein pathologisches 
Individuum. | | 


Seliscothon verrucosum nov. Sp. 
Taf. XV, Fig. 7. — Taf. I, Fig. 4, 5. (Skelettelemente) 
S. verrucosum ist ohr-, blatt- oder unregelmäßig trichterförmig, seltener teller- oder scheibenförmig. 
Die Wandung ist plattig und am abgerundeten oder leicht abgestutzten Rande ca. 1 cm oder nur wenig 


— — Original from — ze, Zr zur 


2 UNIVERSITY OF MICHIGAN 





Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 93 


darüber dick; der Stiel mehr oder weniger lang, und gut bewurzelt. Unterseite feinporös (scheinbar dicht), 
Oberseite mit großen (ca. 1,5 mm weiten), warzenförmig erhöhten Postiken (Papillen), die gleichmäßig über 
die bei guter Erhaltung mit glatter Deckschicht überzogene Oberfläche verbreitet sind (5—10 auf 1 Ülcm)' 
oder in kurzen unregelmäßigen Reihen stehen. Mittelgroße Individuen sind etwa handgroß und darüber. 
(Ein prachtvoll erhaltenes scheibenförmiges Exemplar meiner Sammlung hat einen Durchmesser von ca. 25 cm.) 

Die Spezies ist sehr leicht mit Verruculina aurita Roem. sp. und auch mit Cryptothelion geminum 
Schrm. zu verwechseln. (Über ihren Charakter wurde ich mir selber erst vollkommen klar, als ich die Skelette 
aller Verruculinen (im Sinne Zittels) nachprüfte.) Bei gleicher Form und Größe des Schwammkörpers, gleich 
dicker oder nur wenig stärkerer Wandung und ganz ähnlicher Größe und Anordnung der warzigen. Postiken 
besitzt aber Verruculina aurita an der Unterseite deutlich erkennbare pustelartige Ostien. An abgeriebenen: 
oder angeätzten Stellen der Oberfläche der Unterseite bleiben bei Verruculina aurita die Ostien als 
winzige, gleichmäßig verbreitete, nadelstichartige Öffnungen erkennbar, während bei Seliscothon verrucosum: 
die Radialstruktur der Wandung zum Vorschein kommt. Ferner zeigt der Rand der Verruculina kräftige ana-. 
stomosierende Aporhysalfurchen, während der Rand der Seliscothon-Art gleichmäßig porös ist. — Cryptothelion 
geminum Schrm. ist bei gleicher Körperform etwas dünnwandiger, hat kleinere Postiken und eine Außenseite,, 
die zwar dem unbewafineten Auge feinporös wie die Außenseite der Seliscothon-Art erscheinen kann, aber 
schon bei der Betrachtung mit einer schwach vergrößernden Lupe porenartige oder pustelförmige Ostien deut-: 
lich erkennen läßt. (Die erheblichen Skelettverschiedenheiten zwischen Seliscothon verrucosum, Verruculina 
aurita und Cryptothelion geminum zeigen die Abbildungen Taf. I, Fig. 4 u.5 und Taf. Ill, Fig. 5 u. 6.) 

Es ist nicht unwahrscheinlich, daß Manon seriatoporum F. A. Roem. (Kr. S. 3, Taf. 1, Fig. 6) .aus 
dem Emscher des Sudmerberges mit S. verrucosum ident ist. Roemers erste Beschreibung der Oberseite von 
Manon seriatoporum (a. a. OÖ. S. 3) „innen mit zahlreichen, meist zu mehreren in horizontaler Linie dicht 
nebeneinander stehenden, stark vorragenden Mündungen“ und auch die spätere (Spong. S. 43) „die Wärzen 
stehen in kurzen horizontalen Reihen und haben glatte Zwischenräume“ (Deckschicht) passen recht gut auf 
die Oberseite von Seliscothon verrucosum. Die kurze Schilderung der Außenseite „— — — außen mit feinem,, 
dichtem anastomosierenderm Gewebe“ stimmt aber nicht zur Abbildung, die an der Außenseite des abgebildeten 
Stückes ziemlich große, unregelmäßig und mit weiten Abständen über die Oberfläche verbreitete Ostien zeigt. 
Wenn es auch am Sudmerberge wahrscheinlich eine Roemers Zeichnung. entsprechende Spongie gar nicht 
gegeben hat, so trage ich im Hinblick auf die Existenz mehrerer fast gleich aussehender Arten‘ aus ver- 
schiedenen Gattungen und auf den Widerspruch zwischen Roemers Beschreibung und Zeichnung doch Be-. 
denken, den älteren Namen aufzunehmen. . 

Alter und Fazies: Untersenone Sandmergel; Kalkmergel der Mukronaten-Kreide. 

Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg (s.), Misburg (z. h). .. . 


4 


Gattung Pachyselis nov. gen. - 


Der ziemlich dickwandige Schwammkörper bildet unregelmäßig lappige, ohrförmige,: blattförmige, 
mäandrisch gewundene usw. Ausbreitungen. Außenseite feinporös oder mit: schwacher Radialstreifung, 


ar Mn Original from 
DONZEUN! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


94 Klasse Silicea Gray 


Innenseite mit winzigen Postiken. Besondere Epi- und Aporhysen sind innerhalb der Wandung nicht ent- 
wickelt. Die Rhizoklone sind groß und gedrungen. Schaft meist gestreckt, seltener bogenförmig, reich mit 
Dornen und Zacken besetzt. Endständige Zygome schwach entwickelt. Die Dermalia sind winzige, stark 
verästelte Kieselplättchen. Als Megasklere Amphioxe. Mikrosklere nicht beobachtet. 
Obere Kreide und Jura. 
Pachyselis auriformis Roem. sp. 
Taf. I, Fig. 8 (Rhizoklone) 
1912. Chonella auriformis Schrammen, Kieselsp. I, S. 161. (Mit Synonymik) 


Nach Zittels Vorgang hatte ich diese Art früher als Chonella auriformis Roem. sp. bezeichnet und 
beschrieben. Die Nachuntersuchung hat aber ergeben, daß die unter diesem Namen gehenden Formen sich 
von Chonella tenuis Roem. sp., die Zittel als Typus seiner Gattung Chonella bezeichnet, durch anders geartete 
Rhizoklone, andere Skelettstruktur und besonderen Bau des Kanalsystems erheblich unterscheiden. Da die- 
Spezies in keinem bereits vorhandenen Genus unterzubringen war, mußte eine neue Gattung aufgestellt werden, 
deren genotypische Art Pachyselis auriformis Roem. sp. ist. Über die Familienzugehörigkeit von Pachyselis 
kann kein Zweifel bestehen. Die ziemlich großen, meist geraden und wenig verästelten Rhizoklone, die in 
Radialstreifung der Oberfläche zum Ausdruck gelangende Lamellen-Struktur der Wandung, das primitive Kanal- 
system und die rhabden Megasklere weisen übereinstimmend auf die Familie Seliscothonidae. 

Die große stammesgeschichtliche Bedeutung, welche der Art insofern beizulegen ist, als sie wahr- 
scheinlich eine der wenigen Spezies aus der Kreide darstellt, die zu einer Art aus dem oberen Jura in 
unmittelbare Beziehungen zu setzen sind, und der glückliche Fund eines Exemplars, welches — ein bei 
Rhizomorinen seltener Fall — durch Behandlung mit Säure-Lösung völlig vom Gestein befreit werden konnte, 
ohne daß das Skelett den Zusammenhang verlor, erfordern und ermöglichen eine Ergänzung meiner früheren 
Beschreibung. Die Oberfläche der Außenseite zeigt am korrodierten Skelett eine durch vertikale Skelettzüge 
verursachte feine Radialstreifung, die aber nur erscheint, wenn die gleichmäßig feinporöse (scheinbar dichte) 
Deckschicht nicht erhalten ist bzw. mechanisch oder chemisch beseitigt wird. Die Radialstreifung wird un- 
deutlich, wenn die inneren Teile der Wandung aufgeschlossen werden. Indem die radialen Skelettstränge 
in kurzen Abständen durch Querbalken verbunden werden, entstehen sehr feine (nur unter der Lupe erkenn- 
bare) Maschen, die Ostien. An der Innenseite ist das dichte Gewebe der Deckschicht von den nadelstich- 
artigen, dicht nebeneinander liegenden Postiken siebartig durchbrochen. Auch hier stößt man unter der 
äußersten Skelettlage auf undeutliche Radialstruktur. Im Inneren der Wandung bildet das Skelettgerüst eng- 
maschige, von größeren Kanälen freie Anastomosen, die kaum noch den lamellösen Aufbau der Wandung 
erkennen lassen. Bei der starken Faltung und Verwachsung der Wandung ist es, namentlich wenn nur 
Fragmente vorliegen, kaum möglich, aus der äußeren Form des Gebildes zu schließen, welches die Innen- 
und welches die Außenseite sei. Man wird die feinporöse und stärker radial gestreifte Seite als die Außere, 
die mit nadelstichartigen Öffnungen bedeckte als die innere anzusehen haben. 

Dieselbe Organisation der inneren Wandung zeigen in bezug auf Kanalsystem und Tektonik des Gerüsts 
auch die mir vorliegenden Exemplare von Platychonia compressa Kolb, jener jurassischen Art, welche ich, 


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Ördnung Monaxonia F. E. Schulze 095 


wie in den allgemeinen Ausführungen über die Rhizomorinidae dargelegt wird, für einen unmittel- 
baren Vorläufer von Pachyselis auriformis halte. An den beiden Stücken vom Sozenhausener Bühl, die ich 
der Güte des Herrn Rechnungsrat Feifel in Stuttgart verdanke, sind leider die Strukturen der oberflächlich 
gelegenen Skelettpartien nicht erhalten. Aus Kolbs Artbeschreibung geht aber klar hervor, daß die Oberfläche 
von Platychonia compressa radial gestreift ist. 


Gattung Rhabdotum nov. gen. 


Schwammkörper walzen- oder keulenförmig, kurzgestielt aber gut bewurzelt, mit tiefem, röhrenförmigem 
Paragaster. Außenseite feinporös (scheinbar dicht) oder, entsprechend der inneren Struktur der Wandung, mit 
engmaschigen, undeutlich streifigen Skelett-Anastomosen. Besondere Epi- und Aporhysen sind innerhalb des 
Skeletts nicht entwickelt. Die Rhizoklone sind ziemlich groß, meist gestreckt, wenig verästelt aber mit Dornen 
und Zacken besetzt. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Kreide. 

Rhabdotum columna nov. sp. 
Taf. XVI, Fig. 3. — Taf. I, Fig. 10. (Rhizoklone) 

Diese ziemlich seltene Rhizomorine gehört zu den fossilen Spongien, die, weil sie schlicht röhren- 
förmige, wenig differenzierte Schwammkörper haben, leicht mit häufigeren Vorkommnissen ähnlicher Gestalt 
aber anderer Herkunft verwechselt werden können. Hat man aber den besonderen Charakter der Art erst 
einmal erfaßt, so ist sie unschwer schon an gewissen Eigentümlichkeiten der äußeren Form und der Ober- 
flächenskulptur zu erkennen. Die Spongie bildet 10—30 cm lange, am Scheitel 2,5—5 cm dicke, walzige 
oder nach unten allmählich dünner werdende, von einem tiefen und engen Paragaster durchzogene Zylinder. 
Demnach stimmt sie in Form und Größe, wenn ich nur diejenige Rhizomorine zum Vergleiche heranziehe, 
mit der eine Verwechslung am leichtesten vorkommen kann, mit den glatten (stachel- und ringwulstfreien) 
Varietäten von Aulosoma radiciformis Phill. sp. überein. Nur die basalen Teile zeigen eine augenfällige 
Formverschiedenheit. Während sich nämlich der Schwammkörper der Aulosoma-Art auf einem langen und im 
Verhältnis zum Vorderteile dünnen Stiele erhebt, teilt sich der Schwammkörper von Rhabdotum columna im 
unteren Teile fast unvermittelt in mehrere, im Verhältnis zu der geringen Größe der Spongie auffallend kräftige 
Wurzeln. Die Oberfläche der Außenseite ist bei guter Erhaltung scheinbar dicht (sehr feinporös) und dann 
kaum von der Oberfläche von Aulosoma radiciformis zu unterscheiden. Ist sie aber, wie gewöhnlich, nicht 
überall erhalten, oder ätzt man leicht mit Säure an, so kommt ein fein- und gleichmaschiges, aus anastomo- 
sierenden Skelettfasern bestehendes Gewebe zum Vorschein, während unter denselben Bedingungen bei 
Aulosoma radiciformis unregelmäßig verbreitete porenförmige Ostien sichtbar werden. Das maschige Gewebe, 
dessen Hauptzüge undeutlich in der Richtung der Längsachse _des Schwammkörpers verlaufen, durchsetzt gleich- 
mäßig, ohne daß es zur Entwicklung besonderer Epi- und Aporhysen kommt, die ganze Wandung und ver- 
wandelt sich an der Oberfläche des Paragasters in streifig angeordnete und undeutlich quadratische Postiken. 

Einen ähnlichen Bau haben die Seliscothon- und Pachyselis-Arten. Da auch die ziemlich großen, 
gestreckten oder leicht gekrümmten, wenig verästelten aber mit langen Dornen und Zacken besetzten Rhizoklone 


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96 Klasse Silicea Gray 


die Charaktere der Seliscothonidae nicht verleugnen, habe ich Rhabdotum columna jener Familie als geno- 
typische Art der neuen Gattung Rhabdotum unterstellt. Die Errichtung eines neues Genus war nötig, weil 
die Eigenart der Organisation von Rhabdotum einer Zuweisung an Seliscothon Zitt. oder Pachyselis Schrm. 
widersprach. | 

Alter und Fazies: Kalkmergel der Quadraten-Kreide. 

Verbreitung und Vorkommen: Höver, (z. s.). 


Familie Jereicidae nov. fam. 


Zylindrische, kreisel-, birn- oder keulenförmige usw. Rhizomorina mit zentralen Bündeln weiter, ver- 
tikal’ verlaufender Aporhysen, deren Mündungen im Scheitel des Schwammkörpers liegen, oder ebensolche 
Formen mit röhrenförmigem, tief eingesenktem Paragaster, an dessen Oberfläche die Postiken der im unteren 
Teile des Schwammkörpers vertikal, im oberen schräg oder horizontal orientierten Aporhysen münden. Außen- 
seite mit porenartigen, nadelstich-, pustel- oder warzenförmigen Ostien (Papillen) von feinen strahligen Epirhysen. 
Die großen Rhizoklone sind gestreckt oder bogenförmig, nur wenig verästelt und mäßig stark mit kurzen 
Dornen und längeren Zacken besetzt. Besondere Dermalia fehlen. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

- Obere Kreide. 

Den homogenen Kern dieser Familie bilden das Genus Jereica Zittel und die senonen Stichophymen. 
Mit der Gattung Scytalia Zitt. kommt ein Stämmchen hinzu, dessen Zusammenhang mit den anderen Familien- 
mitgliedern loser ist, das aber, wenn man allein für die Gattung Scytalia die Aufstellung einer besonderen 
Familie vermeiden will, wohl, wie auch das Genus Coelocorypha Zitte, am besten den Jereicidae an- 
geschlossen wird. 


‘ Gattung Jereica Zittel 
Abbildung der Skelettelemente Taf. I, Fig. 1 


Schwammkörper zylindrisch, kugelig, birn-, kreisel- oder keulenförmig usw. gestielt. Außenseite mit 
kleinen, dicht nebeneinander liegenden Ostien von strahligen Epirhysen. Im Scheitel große Postiken von 
vertikalen Aporhysen. Eine Deckschicht fehlt. Die Rhizoklone sind groß und schlank. Schaft gestreckt oder 
bögenförmig, mäßig stark mit Dornen und Zacken besetzt. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 
| Obere Kreide. | 

"An den in allen Etagen und Fazies der Senonkreide ziemlich häufig vorkommenden Jereica-Arten 
kann man vortrefflich den gesetzmäßigen Einfluß, welchen die Reize des Standorts auf die Formbildung aus- 
üben, erkennen. Die litoralen Jereiken aus dem Emscher des Sudmerberges, der Granulaten-Kreide von 
Adenstedt-Bülten und der Quadraten-Kreide von Gientorf sind kurzzylindrisch, kugelig, birn- oder niedrig 
kreiselförmig mit abgestutztem oder muldenförmigem Scheitel, kurzem dickem Stiele und plattig verbreiterter 
Wurzel. Dagegen haben die abyssischen Arten von Oberg, Misburg, Höver usw. langgestreckt zylindrische, 
wenn es aus sphaeroidalen Formen hervorgegangene Arten sind (Jereica oligostoma Roem. sp.), am Scheitel 


zugespitzte und langgestielte Schwammkörper mit verästelten Wurzeln. 


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Ördnung Monaxonia F. E. Schulze - 97 


Die späteren Mutationen zeigen durchweg eine mehr oder weniger starke Zunahme an Größe. So 
bildet, um ein besonders schönes Beispiel anzuführen, Jereica polystoma Roem. sp., die in der Quadraten- 
Kreide kaum über handlang wird, im Mukronaten-Senon mit über armlangen Individuen Riesenformen, hinter 
denen die meisten fossilen und alle jetzt lebenden Rhizomorinen weit zurückbleiben. 

Jereica turbo Schrm. fasse ich, nachdem ich eine Anzahl Zwischenformen gefunden habe, nur noch 
als Varietät der durch große Variationsbreite ausgezeichneten Jereica punctata Goldf. sp. auf. Auch Jereica 
tuberculosa Roem. sp.. ist wohl höchstens als Varietät, aber nicht als besondere Art von Jereica polystoma 
Roem. sp. abzutrennen. Dieses vorausgeschickt, habe ich meiner früheren Beschreibung der Jereica-Arten 
nichts weiter hinzuzufügen. 

Arten: 

| Jereica punctata (Münster) Goldf. sp. 
1912. Jereica punctata, Schrammen, Kieselsp. I, S. 146 (mit Synonymik) 
Jereica punctata Goldf. sp., var. turbo nov. var. 
1912. Jereica turbo, Schrammen, Kieselsp. I, S. 147 (mit Syn.) 
Jereica excavata Schrm. 
1912. Jereica excavata, Schrammen, Kieselsp. I, S. 146 (mit Syn.) 
Jereica polystoma Roem. sp. | 
1912. Jereica polystoma, Schrammen, Kieselsp. I, S. 147 (mit Syn.) 
Jereica polystoma Roemer sp., var. tuberculosa nov. var. 
1912. Jereica tuberculosa, Schrammen, Kieselsp. I, S. 147 (mit Syn.) 
Jereica oligostoma Schrm. 
1912. Jereica oligostoma, Schrammen, Kieselsp. I, S. 148 (mit Syn.) 


Gattung Stichophyma Zittel 
Abbildung der Skelettelemente Taf. I, Fig. 2 

Schwammkörper zylindrisch, walzen-, keulen- oder kreiselförmig. Oberfläche der Außenseite mit 
warzigen, pustelartigen oder nadelstichartigen Ostien. Im Scheitel große Postiken von Vertikalaporhysen. 
Die Rhizoklone sind gestreckt, bogen- oder klammerförmig und mehr oder weniger mit Dornen und Zacken 
besetzt. Endständige Zygome schwach entwickelt. Besondere Dermalia, Megasklere und Mikrosklere nicht 
beobachtet. 

Obere Kreide. 

Das Verhältnis, in dem die an der Außenseite mit großen, vereinzelt oder in Gruppen stehenden 
Papillen versehenen Arten aus dem Turon (St. verrucosa Roem. sp., St. robusta Schrm.) zu den senonen 
stehen, ist noch ungeklärt, weil das Skelett der Papillen tragenden Formen zu wenig bekannt ist. Es: ist 
nicht ausgeschlossen, daß die augenfälligen Ähnlichkeiten im Bau des Kanalsystems lediglich auf Konvergenzen 
beruhen, daß also die turonen Arten an eine andere Stelle des Systems gehören. Wenn aber auch glückliche 


Funde wohlerhaltener Skelettelemente schließlich die nahe Verwandtschaft der turonen und senonen Formen 
Schrammen, Die Kieselspongien 13 


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08 Klasse Silicea Gray 


erweisen sollten, so wäre doch wohl eine unmittelbare Abstammung des jüngeren von dem älteren Kreise 
unwahrscheinlich. Eher dürfte mit den Tatsachen die Annahme zweier nebeneinander laufender Reihen in 
Einklang zu bringen sein, deren Endformen im Turon bzw. Senon erlöschen. 
Arten aus dem Turon: 
Stichophyma verrucosa Roem. sp. 
1912. Stichophyma verrucosa, Schrammen, Kieselsp. I, S. 143 (mit Syn.) 
Stichophyma robusta Schrm. 
1912. Stichophyma robusta, Schrammen, Kieselsp. I, S. 144, Taf. XXI, Fig. 1 (mit Syn.) 


Arten aus dem Senon: 
Stichophyma multiformis Bronn. sp. 
1912. Stichophyma multiformis, Schrammen, Kieselsp. I, S. 145 (mit Syn.) 

Das früher über diese Art Gesagte möchte ich nur noch durch einige, die Mutations-Richtung be- 
treffende Angaben vervollständigen. Die vom älteren zum jüngeren Obersenon zu beobachtenden Abänderungen 
betreffen Körperform, Oberflächenskulptur und Größe des Schwammkörpers. Die vielgestaltigen, Wülste und 
Buckel tragenden Formen, die der Art den Namen geben, treten in der Quadraten-Kreide auf. Hier kommen 
auch Individuen vor, die (wie Stychophyma tumida Hind.) pustelartig erhöhte Ostien besitzen. Im Höhen- 
wachstum geht die Mutation der Quadraten-Kreide aber kaum über 20 cm hinaus. Im Mukronaten-Senon 
erhalten sich Reste der Polymorphie nur als schwach ausgeprägte Ringwülste.e Die pustulöse Oberflächen- 
Skulptur ist verschwunden oder auf kleine Stellen oberhalb des Stiels beschränkt. Dagegen entwickeln sich 
armlange Riesenformen. 

Während die Pusteln tragende ältere Mutation leicht und sicher von Jereica-Arten gleicher Körperform 
zu unterscheiden ist, sind die im Mukronaten-Senon nebeneinander vorkommenden Riesenformen von Sticho- 
phyma multiformis und Jereica polystoma nur an der Hand der größeren Ostien der Stichophymen-Art aus- 
einanderzuhalten. 

Stichophyma turbinata Roem. sp. 
1912. Stichophyma turbinata, Schrammen, Kieselsp. I, S. 144 (mit Syn.) 


Gattung Scytalia Zittel 
Abbildung der Skelettelemente Taf. I, Fig. 3 

Schwammkörper dick-walzen-, kreisel- oder keulenförmig, mit abgestutztem oder stumpfkegeligem 
Scheitel und röhrenförmigem Paragaster. Scheitel und Außenseite mit dicht nebeneinander liegenden, poren- 
artigen Ostien von vertikal oder schräg von oben nach unten verlaufenden Epirhysen, die mit horizontal oder 
schräg von unten nach oben die Wandung durchdringenden Aporhysen kommunizieren. Die Rhizoklone sind 
groß und gestreckt, seltener bogenförmig. Schaft mit kurzen, meist endständigen Zygomen; mäßig stark mit 
Dornen und Knötchen besetzt. Eine Deckschicht ist nicht entwickelt. Megasklere und Mikrosklere nicht 
beobachtet. 

Obere Kreide. 


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Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 99 


Die Nachprüfung aller erreichbaren, von Zittel seiner Gattung Scytalia unterstellten Arten zeigt ein- 
dringlich, wie man sich bei der Klassifikation von Rhizomorinen zu hüten hat, ohne eingehende Untersuchung 
des Skeletts Arten unbekannter Stellung zu vereinigen, wenn sie sich auch habituell weitgehend ähneln. Von 
den Spezies der nordwestdeutschen Kreide, die ich früher auf die Autorität Zittels und Hindes hin als Scytalien 
bezeichnet habe, kann ich nur noch Jerea turbinata Roem. beim Genus Scytalia Zitt. belassen. Es ist dieses 
die Spezies, die in Zittels Arten-Verzeichnis an erster Stelle steht und in Übereinstimmung mit der Gattungs- 
Diagnose als genotypisch anzusehen ist. Für den durch Spongia radiciformis Phill., Endea annulata Roem. u. a. 
vertretenen Formen-Komplex mußte ich wegen der großen Verschiedenheit in Skelettstruktur und Bau des 
Kanalsystems ein neues Genus (Aulosoma) aufstellen, welches mit Stachyspongia Zitt. eine besondere Familie 
bildet. Die in der Literatur als Scytalia terebrata Phill. sp. gehende Art, ferner Scytalia fastigiata Lee sp., 
wahrscheinlich auch Scytalia pertusa Reuss sp., Arten, die in der Körperform und im Bau des Kanalsystems 
Scytalia turbinata Roem. sp. auffällig gleichen, unterscheiden sich ebenfalls strukturell durch viel kleinere und 
anders gebaute Rhizoklone so stark von den echten Scytalien, daß auch hier eine Vereinigung der für 
die genannten Arten neu aufgestellten Gattung Pseudoscytalia mit Scytalia Zitt. in der gleichen Familie 
nicht in Frage kam. | 

Scytalia turbinata Roemer sp. 
1864. Jerea turbinata, Roemer, Spong. S. 32, Taf. XII, Fig. 1 
1878. Scytalia turbinata, Zittel, Stud. II, S. 65 
1889. Scytalia turbinata, Griepenkerl, Königslutter S. 18, Taf. II, Fig. 4 
1912. Scytalia terebrata, Schrammen, Kieselsp. I, S. 150, Taf. XXI, Fig. 3 

Der plumpe Schwammkörper ist keulen-, kreisel- oder dick-walzenförmig und hat einen abgestutzten 
oder stumpfkegeligen Scheitel, in dessen Mitte die verhältnismäßig enge rundliche Öffnung des röhrenförmigen, 
tief eingesenkten Paragasters liegt. Die Individuen aus der Kalkmergel-(Tiefsee-)Fazies sind langgestreckt, 
gestielt und gut bewurzelt. In litoralen Ablagerungen (am Sudmerberge, bei Glentorf) bleibt der Schwamm- 
körper niedrig kreiselförmig. Hier werden Stiel und Wurzeln durch eine Verbreiterung der Basis ersetzt. 
Außenseite und Scheitel mit porenartigen, mit unbewaffnetem Auge noch erkennbaren, ziemlich dicht neben- 
einander liegenden Ostien von feinen, schräg von oben nach unten bez. vertikal verlaufenden Epirhysen, 
die mit weiten Aporhysen kommunizieren, welche die Wandung schräg von unten nach oben oder horizontal 
durchdringen und mit ziemlich großen, dicht nebeneinander liegenden Postiken an der Paragaster-Oberfläche 
münden. Eine Deckschicht ist nicht entwickelt. Die (sehr seltene) älteste Mutation aus dem Scaphiten-Pläner 
(Nettlingen) ist kaum fingerlang. Im Cuvieri-Turon wurden die Individuen schon größer (10—15 cm lang 
und am Scheitel bis 5 cm dick), um im Mukronaten-Senon mit Riesenformen von über 30 cm Länge und fast 
15 cm Dicke das Größen-Maximum zu erreichen. — Die verhältnismäßig großen Rhizoklone sind meist ge- 
streckt, seltener bogenförmig gekrümmt, an den Enden wenig verästelt und auch nur mäßig stark mit Dornen 
und Zacken besetzt. Besondere Dermalia, Megasklere und Mikrosklere habe ich nicht beobachtet. 

An der Identität von F. A. Roemers Jerea turbinata mit der hier beschriebenen Art ist wohl nicht zu 


zweifeln. (Roemers Figur ist recht schematisch gehalten; viel besser sind die beiden von Griepenkerl ge- 
13* 


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100 Klasse Silicea Gray 


gebenen Abbildungen, namentlich der Vertikalschnitt Fig. 4b. Das Bild der Außenseite Fig. 4a kann insofern 
irreführen, als an Griepenkerls Original die äußere Oberfläche offenbar durch Abreibung zerstört war. Da- 
durch werden anstatt dicht nebeneinander liegender porenförmiger Ostien unregelmäßig zerstreute, wie Ostien 
aussehende Querschnitte von Aporhysen sichtbar.) 

Früher hielt ich Scytalia turbinata Roem. sp. und Scytalia terebrata Phill. sp. für synonym und gab 
darım dem älteren Namen den Vorrang. Aus Hindes Beschreibung der Scytalia terebrata „The lateral surface 
carries numerous concentric, slight, subangular ridges ... .“, „The surface is covered with smooth dermal 
layer“ ist aber zu schließen, daß die englische Art zum Genus Pseudoscytalia Schrm. gehört. Wie sich die 
beiden, durch weitgehende Konvergenzen hochinteressanten Arten unterscheiden, wird bei Pseudoscytalia tere- 
brata Phill. sp. auseinandergesetzt. 

Alter und Fazies: Kalkmergel der Turon- und Senon-Kreide: Untersenone Sandmergel; Grünsand 
der Quadraten-Kreide. | 

Verbreitung und Vorkommen: Nettlingen, Heere, Salder, Misburg, Hörer, Oberg, Sudmerberg, Glentorf. 


Gattung Coelocorypha Zittel 

Schwammkörper birn- oder keulenförmig, mit engem und mäßig tiefem Paragaster. Außenseite mit 
dichtstehenden porenartigen Ostien von strahligen, die Wandung durchdringenden Epirhysen. Die großen 
Rhizoklone sind schwach verästelt und mehr oder weniger mit Knötchen und Dornen besetzt. Besondere 
Dermalia fehlen. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 

Bereits in meiner früheren Arbeit konnte ich den Nachweis erbringen, daß von den Arten, die Zittel 
unter Coelocorypha aufgeführt hat, Polycoelia familiaris Roem. eine Pachinion-Art sei, die zu den Dicrano- 
cladina gehört, und Endea crassa eine Pachytrachelus-Art aus der merkwürdigen Gruppe der Sphaerocladina. 
Da sich inzwischen auch noch Siphonocoelia nidulifera Roem. als Cytoracee erwiesen hat, Scyphia acuta Roem. 
und Siphonia socialis Roem. endlich, weil das Skelett nicht bekannt ist, durchaus problematisch sind, bleibt 
als einzige Spezies der Gattung Coelocorypha Zitt. nur noch die nachstehende Art übrig. 


Coelocorypha subglobosa Zittel 
1912. Coelocorypha subglobosa, Schrammen, Kieselsp. I, S. 152 


Familie Lophiophoridae nov. fam. 


Freie oder inkrustierende Rhizomorina von unregelmäßiger Gestalt. Ostien winzig, gleichmäßig über 
die Oberfläche verbreitet. Postiken in Gruppen an den Terminal-Flächen stumpfer Kegel oder zitzenartiger 
Fortsätze. Eine Deckschicht ist entwickelt. Die ziemlich großen und kräftigen Rhizoklone sind mehr oder 
weniger stark verästelt, seltener gestreckt oder bogenförmig. Schaft und Zygome mit Warzen und Dornen. 
Als Dermalia paratangential ausgebreitete, reich verzweigte Kieselplättchen. Megasklere und Mikrosklere nicht 
beobachtet. 

Obere Kreide und Jetztzeit. 


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Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 101 


Die Lophiophoridae bilden eine natürliche, durch die Organisation des Kanalsystems, namentlich aber 
durch die Charaktere der Elementarkörperchen des Skeletts und die Kombination, in welcher Rhizoklone und 
Dermalia auftreten, in sich geschlossene und gegen alle anderen Rhizomorinen-Gruppen aus der Kreide gut 
abgegrenzte Familie. Aus dem Jura kenne ich noch keine Formen, die mit ihr in Verbindung zu bringen 
wären. Dagegen halte ich es für wahrscheinlich, daß die rezenten Siphonidium-Arten sehr unscheinbare 
Schwämmchen, kümmerliche noch lebende Rudimente der Lophiophoriden darstellen. Für eine solche An- 
nahme spricht nicht nur die unleugbar vorhandene weitgehende Übereinstimmung in der Organisation des 
äußerst charakteristischen Dermal-Apparats in bezug auf Form und Skulptur (Knötchen-Bildung) der Dermalia, 
und das Größen-Verhältnis der Dermalia zu den Rhizoklonen, sondern auch die große Ähnlichkeit in den 
habituellen Charakteren der Rhizoklone und in der Ausbildung des Kanalsystems. Wie weit die Verwandtschaft 
zwischen den fossilen und lebenden Formen geht, ob irgendwo ein unmittelbarer Zusammenhang besteht oder 
ob die rezenten Arten Endformen einer oder mehrerer Reihen sind, deren mesozoische Glieder noch gesucht 
werden müssen, ist ohne Nachuntersuchung des rezenten Materials und nur an der Hand der zoologischen 
Literatur nicht zu sagen. 

Gattung Lophiophora nov. gen. 


Abbildung der Skelettelemente Taf. II, Fig. 11 u. 12; Taf. V, Fig. 7 
Inkrustierende oder freie Schwammkörper von unregelmäßiger Gestalt, die an der Scheitelseite stumpfe 
Kegel oder rundliche Buckel entwickeln. “Gipfel der Kegel mit Postiken-Gruppen, von denen verästelte 
Aporhysal-Furchen ausstrahlen, die an den deckschichtfreien Stellen der Oberfläche netzartige Anastomosen 
bilden. Ostien sehr winzig. Die Rhizoklone sind ziemlich groß und meist mehr oder weniger verästelt. 
Schaft und Zygome mit Warzen und Dornen. Als Dermalia paratangential ausgebreitete, reich verzweigte 
und mit kleinen Zacken und Knötchen besetzte Kiesel-Plättchen. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 


Obere Kreide. 
Genotypische Art: 


Lophiophora sulcata nov. sp. 

Taf. XVI, Fig. 4; Taf. V, Fig. 7 
Der bis faustgroße ungestielte Schwammkörper bildet Knollen, deren von Deckschicht überzogenen 
Basal-Teile wulstig verdickt sind und warzige Knötchen oder rundliche Buckel vortreiben, während das 
Vorderteil sich zu einem stumpfkegeligen Zapfen verjüngt oder durch Entwicklung mehrerer divergierender, 
kegel- oder kappenförmiger Zapfen auseinanderspreizt. Am Scheitel der Zapfen münden gebündelte Aporhysen 
mit ziemlich dicht nebeneinander liegenden, ca. 1 mm weiten (nur schwer erkennbaren) Postiken. Als 
Oberflächen-Stadien des inneren Aporhysal-Systems umgeben Anastomosen von kräftigen, gut verzweigten 
Kanalfurchen, die auch die deckschichtfreien Teile der übrigen Oberfläche mit einem unregelmäßigen Netze 
überziehen, namentlich die oberen Partien der Spongie. Die gleichmäßig über die Oberfläche verbreiteten Ostien 
sind sehr winzig (nur unter der Lupe unterscheidbar). Die plumpen, ziemlich großen Rhizoklone sind meist 
mehr oder weniger verästelt und stark mit Knötchen und Dornen besetzt. Als Dermalia ziemlich große, 
paratangential ausgebreitete, reich verzweigte und mit kleinen Knötchen besetzte Kiesel-Plättchen. - Megasklere 


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102 Klasse Silicea Gray 


und Mikrosklere habe ich nicht beobachtet. Die Art gehört mit zu den seltensten Vorkommnissen. Von den 

beiden in jeder Hinsicht gut erhaltenen Stücken, die ich aufgefunden habe, stammt das kleinere, mit einfachem 

konischen Scheitel, aus der Quadraten-, das größere, welches drei Gipfel entwickelt, aus der Mukronaten-Kreide. 
Verbreitung und Vorkommen: Höver (s. s.), Misburg (s. s.). 


Lophiophora incrustans nov. sp. 
Taf. XVII, Fig. 1 

Die sehr seltenen Individuen, welche ich in mehrjährigen Zwischenräumen und an verschiedenen 
Stellen von dieser inkrustierenden Spezies aufgefunden habe, sitzen merkwürdigerweise beide auf Exemplaren 
von Jereica polystoma Roem. sp. Ob die Verkoppelung rein zufällig ist oder etwa auf Symbiose oder dgl. 
beruht, bleibe dahingestellt. Die Lophiophoren bedecken breitflächig etwa die halbe Außenseite und einen 
Teil des Scheitels der 10—15 cm langen, 5 bzw. 7 cm dicken Jereiken, so zwar, daß die stärkste Entwicklung 
der inkrustierenden Lophiophoren-Körper in den vorderen (jüngeren) Abschnitt der anderen Art fällt. Hieraus 
und aus den unmerklichen Übergängen an den Verwachsungs-Stellen ist wohl zu folgern, daß die Träger der 
inkrustierenden Spongien nicht abgestorben waren, sondern mitlebten und mitwuchsen. — Die Oberseite von 
Lophiophora incrustans entwickelt mehrere niedrige und stumpfkegelförmige Fortsätze, deren abgestutzte oder 
abgerundete Terminal-Flächen von dicht nebeneinander liegenden, ca. 1 mm weiten Postiken eingenommen 
werden. Von den Scheiteln der stumpfen Kegel laufen kräftige, stark verzweigte Kanal-Furchen herab, welche 
zwischen den Kegeln mehrfach anastomosieren und dadurch die ganze Oberfläche der Spongie angerauht 
und rissig erscheinen lassen. Die gleichmäßig verbreiteten Ostien sind sehr winzig (mit unbewaffnetem Auge 
nicht erkennbar). Skelett wie bei der anderen Art. | 

Alter und Fazies: Kalkmergel der Mukronaten-Kreide. 

Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s. s.). 


Gattung Pachysalax Schrammen 1912 


Abbildung der Skelettelemente Taf. II, Fig. 12 
Schwammkörper unregelmäßig knollig oder feigen- und birnförmig, mit sehr feinen Ostien, die gleich- 
mäßig über die Oberfläche verbreitet sind, und unregelmäßig verteilten oder am Scheitel stumpfer Fortsätze 
liegenden Postiken-Gruppen. Eine Deckschicht ist entwickelt. Die Rhizoklone sind ziemlich groß und meist 
durch Ausbildung kräftiger Zygome mehr oder weniger verästelt, seltener gestreckt und bogenförmig. Schaft 
und Zygome ziemlich stark mit Dornen und Knötchen besetzt. Als Dermalia paratangential ausgebreitete, 
reich verzweigte Kiesel-Plättchen. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 


Obere Kreide. 
Genotypische Art: 


Pachysalax processifera Schrammen 
1912. Pachysalax processifera Schrammen, Kieselsp. I, S. 157, Taf. XXI, Fig. 2 
Diese äußerst seltene, durch ihre nahen Beziehungen zu lebenden Rhizomorinen sehr interessante 
Spezies konnte ich seiner Zeit nur auf ein einziges Exemplar gründen. Im Laufe der Jahre habe ich im 


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Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 103 


Mukronaten-Senon von Misburg noch ein zweites aufgefunden, das etwas kleiner als das erste ist, im übrigen 
aber völlig der früheren Schilderung entspricht. Der feigenförmige Schwammkörper entwickelt mehrere niedrige 
Fortsätze, deren abgestutzte Terminalflächen von Komplexen kleiner (ca. 1 mm weiter), dicht nebeneinander 
liegender Postiken eingenommen werden. Sonst ist der obere Teil der Spongie scheinbar dicht (unter der 
Lupe aber mit sehr winzigen Ostien übersät).. Die basalen Partien werden von einer feingerunzelten Deck- 
schicht überzogen. Die Rhizoklone des sehr engmaschigen Skeletts sind ziemlich groß und kräftig, häufig mehr 
oder weniger verzweigt, aber auch gestreckt oder bogenförmig. Sie sind ziemlich stark mit Knötchen und kurzen 
Dornen besetzt. Die Dermalia waren nicht zu gewinnen. Megasklere und Mikrosklere habe ich nicht beobachtet. 

Alter und Fazies: Kalkmergel der Mukronaten-Kreide. 

Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s. s.). 


Pachysalax sinuosa nov. sp. 
Taf. I, Fig. 12; Taf. XVI, Fig. 8 
Auch von Pachysalax sinuosa hahe ich in langen Jahren nur: wenige Exemplare aufgefunden. Der 
faust- bis kinderkopfgroße Schwammkörper bildet vollkommen formlose ungestielte Klumpen, die in unregel- 
mäßiger Verbreitung warzige, lappige, stumpf- oder spitzkegelförmige Fortsätze und rundliche Buckel vortreiben. 
Abgesehen von schwachen Kanal-Anastomosen, die an deckschichtfreien Stellen hier und da erkennbar werden, 
und einigen undeutlichen Gruppen kleiner, ca. 1 mm weiter Postiken, erscheint die ganze Oberfläche dem 
unbewaffneten Auge gleichmäßig dicht. Die Rhizoklone sind ziemlich groß und stark gebaut, meist verästelt, 
aber auch gestreckt oder bogenförmig. Schaft und Zygome sind ziemlich stark mit Knötchen und kleinen 
Dornen besetzt. Die Dermalia, welche kleiner als die Rhizoklone sind, bilden paratangential ausgebreitete, 
reich verzweigte Kiesel-Plättchen. Megasklere und Mikrosklere habe ich nicht beobachtet. 
Alter und Fazies: Kalkmergel der Mukronaten-Kreide. 
Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s. s.). 


Familie Cytoraceidae nov. fam. 


Knollige, kreisel- und keulenförmige Rhizomorina mit röhrenförmigem Paragaster und flachen oder 
in grubigen und napfförmigen Vertiefungen liegenden Ostienfeldern, zwischen denen Anastomosen von kräftigen 
Aporhysalfurchen liegen. Die kleinen und meist ziemlich stark mit Knötchen oder kurzen Dornen besetzten 
Rhizoklone sind mehr oder weniger verästelt. Bei guter Erhaltung z. T. mit Deckschicht. Megasklere und 
Mikrosklere nicht beobachtet. 

Jura und obere Kreide. 


Gattung Cytoracea Pomel emend. Schrm. 

Schwammkörper knollig, kreisel- oder keulenförmig, bei guter Erhaltung z. T. mit Deckschicht über- 
zogen, mit flachen oder in grubigen und napfförmigen Vertiefungen liegenden Ostienfeldern und kräftigen 
Aporhysen. Paragaster röhrenförmig. Die Rhizoklone sind klein und mehr oder weniger stark verästelt. 
Schaft und Zygome mit Knötchen oder Dornen besetzt. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 


en Mn Original from 
azeea) Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


104 Klasse Silicea Gray 


Die Cytoraceen der oberen Kreide glaube ich einem jurassischen Rhizomorinen-Kreise anschließen zu 
dürfen, der durch Cnemidiastrum variabile Kolb aus dem weißen Jura repräsentiert wird. Wie Cytoracea 
bildet Cnemidiastrum variabile kreiselförmige Schwammkörper mit röhrenförmigem Paragaster und Longitudinal- 
Rippen an der Außenseite, oder rundliche Knollen mit in grubigen, paragasterähnlichen Vertiefungen 
liegenden Östienfeldern. (Kolb bezeichnet diese Gruben irrtümlich als Paragaster..) Auch ‘die inneren 
Teile des Kanalsystems sind übereinstimmend organisiert. Schließlich entwickeln sowohl Cnemidiastrum 
variabile wie Cytoracea eine (nur bei guter Erhaltung nachweisbare) dichte Deckschicht. — Den Ausschlag 
geben bei der Beurteilung etwaiger Zusammenhänge aber erst die Charaktere der Elementar-Körperchen 
des Skeletts. Ich habe darum die Rhizoklone eingehend verglichen und, um eine Nachprüfung meiner 
auf den Befund gestützten Annahmen zu ermöglichen, Taf. I, Fig. 4, 5, 6, Rhizoklon-Serien von Cnemi- 
diastrum variabile Kolb und Cytoracea-Arten nebeneinander gestellt. Dimensionale Verschiedenheiten sind 
nicht vorhanden. Art und Stärke der Zygosenbildung stimmen etwa überein. Auch kommen bei beiden Arten, 
wie die bei durchfallendem Lichte angefertigten Mikrophotogramme Taf. Il, Fig. 7a u. b und 8a u. b zeigen, 
zweierlei Rhizoklon-Typen vor, stärker verästelte mit bedornten und mit Zacken besetzien Zweigen, schwächer 
verästelte, die ziemlich stark mit Knötchen besetzt sind. Dieser Fülle gemeinsamer Züge im Körperbau, in 
der Organisation des Kanalsystems und in der Skelettzusammensetzung (Deckschicht, Größe und Verästelung 
der Rhizoklone) ist als einziges Trennungsmoment nur die größere Massigkeit der Rhizoklone der jurassischen 
Art gegenüberzustellen. — Zu einem ähnlichen Ergebnis bin ich bei der vergleichenden Untersuchung der 
anderen Arten aus der Kreide, die ich mit jurassischen Formenkreisen in verwandtschaftliche Beziehungen 
setze, gekommen. Ich ziehe auch hier die Folgerung, daß die größere Massigkeit der Rhizoklone von 
Cnemidiastrum variabile nur einen primitiveren Zustand der Elementar-Körperchen des Skeletts darstellt, der 
durch das höhere erdgeschichtliche Alter bedingt ist. 

In der Kreide kenne ich keine Rhizomorinen-Gruppe, bei der Cytoracea ohne Zwang unterzubringen 
wäre. Deshalb war die Errichtung einer besonderen Familie Cytoraceidae nicht zu umgehen. 


| Cytoracea impressa Roem. sp. 
1912. Cytoracea impressa Schrm., Kieselsp. I, S. 155 (mit Synonymik) 

Das gut erhaltene einzige Stück, welches ich am Sudmerberge nach meiner früheren Beschreibung noch 
habe auffinden können, ist ein etwa kastaniengroßes, ca. 1,5 cm dickes Öhrchen. Die eine Breitseite zeigt in 
einer flachen Mulde sehr feine, dicht zusammenliegende Ostien; die andere drei der bezeichnenden grubigen 
Eindrücke. Der wulstige Rand und die Umgebung der Gruben sind von kräftigen, verzweigten und anasto- 
mosierenden Furchen durchzogen. Im übrigen verweise ich auf das a. a. O. S. 155 Gesagte. 


(Cytoracea grandis Roem. sp.) 
1912. Cytoracea grandis Schrm., Kieselsp. I, S. 155 (mit Synonymik) 
Die Art ist einzuziehen. — Nach Zittels Vorgange hatte ich die kreiselförmigen Rhizomorinen mit 
röhrenförmigem Paragaster und kleinen Ostien, welche am Sudmerberge vorkommen und habituell zu Roemers 
Beschreibung von Stellispongia grandis passen, in die Nachbarschaft von Cytoracea impressa Roem. sp. ge- 


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Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 105 


bracht. Das gut erhaltene Skelett eines Exemplars, das ich noch auffinden konnte, zeigt aber, was auch 
äußere Form und Kanalsystem bestätigen, daß jene Rhizomorinen zu Scytalia turbinata Roem. sp. zu stellen 
sind. Rhizomorinen mit mehreren im Scheitel liegenden Paragaster-Öffnungen, und von der Gestalt der von 
Roemer als Stellispongia grandis abgebildeten Spongie, kenne ich vom Sudmerberge nicht (wohl aber 


Tetrakladinen). 
Cytoracea costata Schrm. 


1912. Cytoracea costata Schrm., Kieselsp. I, S. 155 


Cytoracea costata Schrm., var. alata nov. var. 
Taf. XVII, Fig. 2; Taf. I, Fig. 4 (Rhizoklone) 

Zum Verständnis der Körperform dieser nur in einem einzigen, übrigens ganz vortrefflich erhaltenen 
Exemplar aufgefundenen Varietät denke man sich die kantigen Rippen, welche am kreiselförmigen Typus vom 
Scheitel nach dem Stiele gehen, flügelartig vergrößert und durch Kompression verschmälert, die Mulden 
zwischen den Rippen entsprechend verbreitert und vertieft. In den muldigen Vertiefungen zwischen den Flügeln 
liegen die Ostien-Felder, auf den kantig abgestutzten Rändern der Flügel die Kanal-Anastomosen des Aporhysal- 
Systems. Im Scheitel eine ovale, 0,7 cm breite, 1,5 cm lange Paragasteröffnung. Die kleirien Rhizoklone sind 
an den Enden mehr oder weniger verästelt und ziemlich stark mit Knötchen und kurzen Dornen besetzt. 
Dermalia, Megasklere und Mikrosklere habe ich nicht beobachtet. Emscher des Sudmerberges (s. s.). 


Cytoracea turbinata Schrm. 
Taf. II, Fig. 5 (Rhizoklone) 
1912. Cytoracea turbinata Schrm., Kieselsp. S. 156, Taf. XXI, Fig. 4, 5 
1912. Cytoracea rimosa Schrm., Kieselsp. S. 156, Taf. XXII, Fig. 3 
Nachdem ich durch lange fortgesetzte Aufsammlungen die Variations-Breite der sehr seltenen abyssischen 
Cytoraceen besser übersehen kann, sehe ich mich veranlaßt, C. rimosa als besondere Art einzuziehen und die 
betreffende Form als var. rimosa meiner Cytoracea turbinata unterzuordnen. Das Original zu C. rimosa war 
ein ungewöhnlich großes Individuum mit der Größe entsprechenden und besonders ausgeprägten Ostiengruben. 
Von dieser Form zum kreiselförmigen, an Cnemidiastrum variabile Kolb erinnernden Typus führen Übergänge, 
die sowohl die Verbindung zwischen den divergierenden Formen der Schwammkörper wie zwischen den 
extremen Entwicklungsformen des Epirhysal-Systems, hier muldenförmige Gruben mit Ostien, dort flache 
Östienfelder, herstellen. Ein Paragaster ist stets vorhanden. Im übrigen belasse ich es bei dem a. a. ©. Gesagten. 


Cytoracea nidulifera Roem. sp. 
Cytoracea nidulifera Roem. sp., var. gleba nov. var. 
Angaben über Art und Varietät in der Revision der Fauna von Gilentorf. 


Familie Aulosomidae nov. fam. 
Schlank-zylindrische Rhizomorina mit tiefem röhrenförmigem Paragaster und skulpturloser oder durch 


Ringwülste, Höcker und Stacheln besetzter Außenseite. Oberfläche durch engmaschige Anastomosen winziger 
Schrammen, Die Kieselspongien 14 


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106 Klasse Silicea Gray 


Furchen-Kanäle lederartig angerauht, ohne erkennbare Ostien. Paragaster-Oberfläche mit aneinander gereihten 
Postiken von verzweigten Aporhysen. Die Rhizoklone sind mäßig groß und durch starke Entwicklung end- 
oder mittelständiger Zygome mehr oder weniger verästelt, aber nur schwach mit kurzen Dornen besetzt. : Be- 
sondere Dermalia, Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. | 


Gattung Aulosoma nov. gen. 
Abbildung der Skelettelemente Taf. II, Fig. 10 


Schwammkörper schlank-zylindrisch, mit skulpturloser oder durch Ringwülste, Knötchen und Stacheln 
skulpturierter Außenseite, langgestielt. Oberfläche angerauht durch dichte Anastomosen von winzigen Kanälen, 
an deren Grunde die feinen Ostien liegen. Die Aporhysen beginnen stark verzweigt unter der Außenseite und 
münden auf der Wandung des engen, tief eingesenkten Paragasters mit spaltförmigen, zu undeutlichen Längs- 
und Querreihen geordneten Postiken. Ohne Deckschicht. Das engmaschige Skelett besteht aus mäßig großen 
Rhizoklonen, die durch starke Entwicklung end- und mittelständiger Zygome mehr oder weniger verästelt, aber 
nur mäßig stark mit Dornen besetzt sind. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Senon-Kreide. 

 Zittel unterstellte Spongia radiciformis Phill., die ich als genotypische Art dieser neuen Gattung an- 
sehe, seinem Genus Scytalia (genotypische Art: Scytalia turbinata Roem. sp.). Gemeinsam ist den Aulosomen 
und Scytalien aber nur die röhrenförmige Gestalt. Dagegen sind sie in Habitus und Größe der Rhizoklone, 
in der Skelettstruktur und in der Organisation des Kanalsystems so verschieden gebaut, daß ich nicht umhin 
kann, die Aulosomen (mit den nahe verwandten Stachyspongien) einer besonderen neuen Familie zu unterstellen. 


Aulosoma radiciformis Phill. sp. 


1835. Spongia radiciformis, Phillips, Geol. of Yorks. S. 90, Taf. I, Fig. 9 
1864. Eudea annulata, Roemer, Spong. S. 26, Taf. XI, Fig. 2 

1864. Siphonocoelia tuberculosa, Roemer, Spong. S. 29, Taf. XI, Fig. 4 
1878. Scytalia radiciformis, Zittel, Stud. II, S. 64, Taf. V, Fig. 4 

1878. Stachyspongia tuberculosa, Zittel, Stud. II, S. 65 

1883. Scytalia radiciformis, Hinde, Katal., S. 44, Taf. VI, Fig. 4 

1889. Stachyspongia tuberculosa, Griepenkerl, Königslutter S. 18 

1900. Scytalia annulata, Wollemann, Kreide von Biewende, $S. 5 

1912. Scytalia radiciformis, Schrammen, Kieselsp. I, S. 151, Taf. XXI, Fig. 2 
1912. Stachyspongia tuberculosa, Schrammen, Kieselsp. I, S. 149 


Der mit der Abbildung bei Phillips und der späteren bei Hinde übereinstimmende Typus dieser im 
Senon ziemlich häufigen, durch große Variationsbreite ausgezeichneten Art ist schlank-zylindrisch und mehr 
oder weniger langgestielt (5—30 cm lang, 2—4 cm dick). Im stumpfkonischen oder abgerundeten, seltener 
abgestutzten Scheitel liegt die rundliche, 0,5—1 cm weite Öffnung des röhrenförmigen, tief eingesenkten 


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Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 107 


Paragasters. Die Außenseite erhält durch engmaschige Anastomosen sehr feiner kurzer Kanälchen etwa die 
rauhe Oberflächenbeschaffenheit grobnarbigen Leders. 


Am Grunde jener Kanälchen kommen nach vorsichtiger Behandlung der Oberfläche mit Säure-Lösung 
winzige (mit unbewaffnetem Auge nicht erkennbare) Ostien zum Vorschein. Die dazu gehörigen Epirhysen 
kommunizieren mit den Ausläufern stärkerer, reich verzweigter Aporhysen, welche die Wandung durchdringen 
und mit kleinen spaltförmigen, dicht nebeneinander liegenden und zu undeutlichen Längs- und Querreihen 
geordneten Postiken auf der Paragasteroberfläche münden. Eine besondere Deckschicht ist nicht entwickelt. 
Das engmaschige Skelett besteht aus mäßig großen und durch Ausbildung zahlreicher Zygome mehr oder 
weniger stark verzweigten, aber nur schwach mit Dornen besetzten Rhizoklonen. Als Megasklere scheinen 
leicht gekrümmte stumpfspitzige Amphioxe vorzukommen. Mikrosklere habe ich nicht beobachtet. 


Häufiger wie der glatte oder im Umrisse leicht wellige Typus kommt namentlich in der Quadraten- 
Kreide eine durch Ausbildung übereinander liegender konzentrischer Wülste mehr oder weniger deutlich ge- 
ringelte Varietät vor (var. annulata = Eudea annulata F. A. Roemer). Ebenfalls in der Quadraten-Kreide, 
nur seltener, findet sich eine Form, bei der die Ringwülste stellenweise kurze warzige Höcker entwickeln. 
Am seltensten ist eine stark skulpturierte Varietät (var. tuberculosa = Siphonocoelia tuberculosa F. H. Roemer), 
welche durch Entwicklung zahlreicher, bis 1 cm langer Stacheln lebhaft an die Stachyspongien der Turon- 
Kreide erinnert. Hierzu gehört das von Roemer aus dem Emscher des Sudmerberges abgebildete Stück 
(Spong. Taf. XI, Fig. 4) und ein ausgezeichnet erhaltenes Exemplar, welches ich in der Quadraten-Kreide von 
Höver aufgefunden habe. Ob die Stachelbildung mancher älteren Aulosomen und der Stachyspongien, wie 
ich aus der Übereinstimmung der feineren Oberflächen-Skulpturen und des Kanalsystems schließen möchte, 
auf naher Verwandtschaft beruht oder aber als konvergierende Formbildung zu deuten sei, wird endgültig erst 
zu entscheiden sein, wenn es glücken sollte, gut erhaltene Rhizoklone von Stachyspongia nachzuweisen. 
Entwicklungsgeschichtlich ist die Klärung der Beziehungen wichtig, weil hier einer der seltenen Fälle vor- 
zuliegen scheint, wo die Verbindung zwischen zwei verschiedenaltrigen Genera, welche die Systematik mit 
guten Gründen auseinanderhält (wenn man die systematischen Begriffe enger fassen will, zum mindesten die 
Entstehung einer skulpturlosen jüngeren aus einer stark skulpturierten älteren Art), durch eine Reihe von 
Mutationen vielleicht tatsächlich erweisbar wäre. 


Im Mukronaten-Senon werden die glatten und geringelten Formen von einer Varietät begleitet, die 
durch die Bildung unregelmäßig verbreiteter (nicht ringförmig gestellter), knotiger Auswüchse von verschiedener 
Größe ausgezeichnet ist (var. nodosa). 


In den Dimensionen, im Bau des Kanalsystems und in der Skelettorganisation stimmen die verschiedenen 
Varietäten von Aulosoma radiciformis mit dem Typus und untereinander überein. 


Alter und Fazies: Untersenone Sandmergel. Grünsand der Quadraten-Kreide.e Kalkmergel der 
Quadraten- und Mukronaten-Kreide. Upper Chalk. 


Verbreitung und Vorkommen: Misburg, Höver, Oberg, Biewende, Flamborough. 
| 14* 


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108 Klasse Silicea Gray 


Aulosoma bulbosa nov. sp. 
Taf. XV, Fig. 6 
Beschreibung der Art in der zusammenfassenden Darstellung der Fauna von Glentorf. 


Gattung Stachyspongia Zittel | 

Schwammkörper zylindrisch, mit engem und tiefem Paragaster. Außenseite mit kegelförmigen oder 
zitzenartigen Fortsätzen. Kanalsystem wie bei Aulosoma. Das Skelett besteht aus Rhizoklonen, die anscheinend 
ziemlich stark verästelt sind. 

Turon-Kreide. 

Ebensowenig wie Zittel und Hinde ist es mir geglückt, gut erhaltene Rhizoklone bei Stachyspongia- 
Arten aufzufinden. Die Gründe, welche mich bestimmen, Stachyspongia Zitt. an Aulosoma Schrm. anzuschließen 
und damit der Familie Aulosomidae unterzuordnen, kann ich darum nur aus der Übereinstimmung gewisser 
habitueller Charaktere bei den Stachyspongien und Aulosomen (Entwicklung kegelförmiger Fortsätze),.aus der 
gleichartigen Organisation des inneren Kanalsystems beider Genera, namentlich aber von der auffallend großen 
Ähnlichkeit der feineren Oberflächenskulpturen herleiten. Übrigens stehen auch Form und Größe der beiden 
von Zittel abgebildeten, wenig gut erhaltenen Rhizoklone von Stachyspongia spica Roem. sp. zum mindesten 
nicht im Widerspruche zu der Annahme einer engeren Verwandtschaft zwischen Stachyspongia und Aulosoma. 


Stachyspongia ramosa Quenst sp. 
1912. Stachyspongia ramosa, Schrammen, Kieselsp. I, S. 148 (mit Synonymik) 


Stachyspongia spica Roem. sp. 
1912. Stachyspongia spica, Schrammen, Kieselsp. I, S. 149 (mit Synonymik) 
Meinen früheren Zeilen über diese beiden Arten habe ich nichts hinzuzufügen. 


Familie Leiochoniidae nov. fam. 

Dickwandige, mit Deckschicht überzogene, walzen-, kreisel- oder keulenförmige Rhizomorina mit 
engem, tief eingesenktem Paragaster, und schüssel-, teller-, ohr- oder trichterförmige Rhizomorina.. Das 
Kanalsystem, ist in dem dichten Skelett gut entwickelt. Die kleinen Rhizoklone sind bogenförmig, häufig 
durch Ausbildung endständiger Zygome mehrfach verästelt, aber nur schwach mit Dornen besetzt. Rhizoklone 
der Deckschicht kleiner und stärker verästel. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 


Gattung Leiochonia Schrammen. 1901 
Der dickwandige, mehr oder weniger langgestielte und kräftig bewurzelte Schwammkörper bildet 
schüssel-, ohr- oder trichterförmige Ausbreitungen mit breitem, scharf abgestutztem Rande. Die ganze Ober- 
fläche ist mit einer feinporösen (scheinbar dichten) Deckschicht überzogen. Unter der Deckschicht der 
Innenseite große Postiken von weiten verästelten Aporhysen. Die Rhizoklone sind klein. Schaft meist bogen- 


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Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 109 


förmig, spärlich mit Dornen besetzt. Endständige Zygome gut entwickelt. Rhizoklone der Deckschicht kleiner 
und stärker verästel. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 
Obere Kreide. 


Genotypische Art: 


Leiochonia cryptoporosa Schrm. 
Taf. II, Fig. 10 (Rhizoklone) 


1912. Leiochonia cryptoporosa Schrm., Kieselsp. I, S. 160 (mit Synonymik) 


Vorweg möchte ich einen Irrtum berichtigen, der sich in meine frühere Arbeit eingeschlichen hat. 
Dort wird L. cryptoporosa als Art der Mukronaten-Kreide angegeben. Die stärkste Entwicklung fällt aber in 
die Quadraten-Kreide, was a. a. O. auch aus den Fundpunkt-Angaben (Oberg, Adenstedt, Biewende) hervorgeht. 

Mittlerweile habe ich die Spezies allerdings auch im Mukronaten-Senon gefunden und zwar ‚als wohl- 
erhaltenes Fragment eines geradezu riesigen, vielleicht des größten Exemplars, welches überhaupt von einer 
fossilen oder lebenden Rhizomorine bekannt ist. Der ca. 2 cm dicke Schwammkörper dieses Stückes erhob 
sich auf einem 15 cm langen, ca. 5 cm dicken, kräftig bewurzelten Stiele als konzentrisch gerunzelte Scheibe, 
deren Umfang etwa 1!/s m betragen haben muß. Die größten Stücke der Quadraten-Kreide haben dagegen 
höchstens einen Querdurchmesser von 30 cm. Diese Riesenform ist ein schönes Beispiel für die gesetzmäßige 
Größenzunahme der späteren Mutationen. | 

Mit der Nachuntersuchung des Skeletts von Leiochonia cryptoporosa habe ich eine Prüfung der 
Rhizoklone jener Riesenform verbunden, um festzustellen, ob etwa durch enorme Zunahme an Masse und 
Gewicht des Schwammkörpers eine Veränderung der kleinsten Elementarkörperchen, aus denen das Gerüst 
besteht, eintreten kann. Wie von vornherein anzunehmen war, ist das aber nicht der Fall. Die Rhizoklone 
zeigten vielmehr dieselben Dimensionen und Formen wie die Taf. III, Fig. 10 abgebildeten Rhizoklone eines 
etwa faustgroßen Exemplars aus der Quadraten-Kreide. Wie die Abbildung zeigt, sind die Elementarkörperchen 
verhältnismäßig klein und von den Rhizoklonen anderer Familien durch schwache Bedornung des Achsenteils, 
aber starke Entwicklung endständiger Zygome unterschieden. Die Dermalia sind ähnlich geformt, aber noch 
stärker verästelt. Megasklere und Mikrosklere habe ich nicht beobachtet. 


Leiochonia pinguis Schrm., Kieselsp. I, S. 159 


Leiochonia robusta Schrm., Kieselsp. I, S. 160 
Meinen früheren Ausführungen über diese Arten habe ich nichts hinzuzufügen. 


Gattung Pseudoscytalia nov. gen. 


Schwammkörper walzen-, kreisel- oder keulenförmig mit stumpf- oder spitzkegeligem Scheitel und 
tief eingesenktem, röhrenförmigem Paragaster, gestiel. Die mit glatter und scheinbar dichter Deckschicht 
überzogene Außenseite ist konzentrisch gerunzelt. Unter der Deckschicht unregelmäßige Ostien von kurzen 
Epirhysen, die mit weiten, in horizontaler Richtung die Wandung durchdringenden Aporhysen kommunizieren. 


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110 Klasse Silicea Gray 


Die Rhizoklone sind klein, mehr oder weniger verästelt, aber nur schwach mit kurzen Dornen besetzt. 
Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 

Habitus und Größe der Rhizoklone, Skelettstruktur, Ausbildung der Deckschicht und Organisation des 
Kanalsystems verweisen übereinstimmend die Gattung in die unmittelbare Nachbarschaft von Leiochonia Schrm. 


Genotypische Art: 


Pseudoscytalia terebrata Phill. sp. 
Taf. III, Fig. 11 (Rhizoklone) 
1835. Spongia terebrata Phill., Geol. Yorks. S. 9%, Taf. I, Fig. 10 
1878. Scytalia terebrata Zitt., Stud. II, S. 65 
1883. Scytalia terebrata Hinde, Catal. S. 45 
1912. Scytalia terebrata Schrm., Kieselsp. I, S. 150 (pars) 


Die Geschichte dieser Art ist ein Schulbeispiel für die versteckten Fehlerquellen, die der Klassifikation 
der Rhizomorinen aus einer Häufung von Konvergenzen zufließen können. Zittel unterstellte Spongia terebrata 
Phill., wahrscheinlich verleitet durch die große Ähnlichkeit dieser Spezies mit Scytalia turbinata Roem. sp., 
seinem Genus Scytalia (genotypische Art: Scytalia turbinata Roem. sp.), und Hinde, dem man die erste 
brauchbare Beschreibung von Spongia terebrata Phill. verdankt, ist ihm gefolgt. Da, wie gesagt, Scytalia 
terebrata Phill. sp. (bei Hinde) und Scytalia turbinata Roem. sp. sich in Körperform, in den Dimensionen und 
in der Organisation des Kanalsystems sehr ähneln, hatte ich selber in meiner früheren Arbeit sodann Scytalia 
terebrata und Scytalia turbinata als Synonyme aufgefaßt und dem älteren Namen den Vorrang gegeben. Erst 
die Nachuntersuchung der Skelette aller Rhizomorinen-Arten der Kreide zeigte mir, daß die beiden in ihrem 
Äußeren so ähnlichen Spezies grundverschieden sind. Der Skelettbefund ergab nämlich bei der Spongie, auf 
welche Hindes Beschreibung von Scytalia terebrata paßt und die ich hier als Pseudoscytalia bezeichne, nicht 
die großen, vorwiegend gestreckten und schwach verästelten Rhizoklone von Scytalia turbinata Roem. sp. 
(Taf. I, Fig. 3), sondern kleine, mehr oder weniger verästelte Rhizoklone vom Habitus der Rhizoklone der 
Familie Leiochonidae (Taf. III, Fig. 11). Die Skelettvergleichung ergab ferner erhebliche Skrukturverschieden- 
heiten, die namentlich an Längsschnitten der Schwammkörper deutlich erkennbar sind. So ist bei Pseudo- 
Scytalia terebrata das Skelettgewebe zwischen den weiten Aporhysen sehr dicht (scheinbar homogen). Bei 
Scytalia turbinata bildet es dagegen weite Maschen, die durch zwei sich kreuzende Systeme von Skelett- 
Zügen entstehen; einem annähernd vertikal verlaufenden, welches den Wandungen der Epirhysen, und einem 
annähernd horizontal verlaufenden, welches den Wandungen der Aporhysen entspricht. Erst mit dem Nachweis 
der Skelettverschiedenheiten erlangten die sonstigen Differenzen zwischen den beiden Spezies die ihnen zu- 
kommende Bedeutung. Es zeigte sich, daß die Entwicklung einer glatten und dichten Deckschicht nicht etwa 
nur auf Besonderheiten der Erhaltung beruht und daß auch die durch Bildung zahlreicher konzentrischer 
Wülste verursachte Runzelung der Außenseite bei Pseudoscytalia terebrata’ keineswegs .durch zufällige, auch 
bei Scytalia turbinata auftretende Wachstums-Intervalle bedingt wird, sondern einen konstanten Charakter darstellt. 


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Ordnung Monaxonia F. E. Schulze | 111 


Pseudoscytalia terebrata Phill. sp. wird (ohne Stiel) bis 30 cm lang und 10 cm (und darüber) dick. 
Die Paragaster-Öffnung ist 1—1,5 cm weit. Meine Belegstücke zeigen in ausgezeichneter Weise die dichte 
Deckschicht und die konzentrische Runzelung der Außenseite. x 

Alter und Fazies: Kalkmergel des Mukronaten-Senons. 

Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.). In England im Upper Chalk von Flamborough. 


Pseudoscytalia fastigiata Lee sp. 
Taf. XV, Fig. 4 | 


1839. Spongia fastigiata Lee, Magazine Nat. Hist. Bd. III, Taf. 14, Fig. 8 
1883. Scytalia fastigiata Hinde, Catal. S. 44, Taf. VI, Fig. 3 | 
1912. Scytalia terebrata Phill. sp., var. elongata Po@ta, Schrammen, Kieselsp. S. 151 

Kreisel- oder walzenförmig, mit stumpf- oder spitzkonischem Scheitel, in dessen Mitte die rundliche, 
ca. 1cm weite Öffnung des röhrenförmigen, tief eingesenkten Paragasters liegt, gestielt. Die mit einer fein- 
porösen (dem unbewaffneten Auge glatt und dicht erscheinenden) Deckschicht überzogene Außenseite zeigt 
zahlreiche, in ziemlich regelmäßigen Abständen aufeinander folgende Ringwülste. (Hieran und an der glatten 
Deckschicht ist die Art auch ohne Skelett-Untersuchung von Jugendformen der Scytalia turbinata Roem. sp., 
denen sie ähnlich sehen kann, zu unterscheiden.) Unter der Deckschicht wird das Skelett-Gewebe weit- 
maschiger und es bilden sich Anastomosen von paratangential verlaufenden Epirhysal-Kanälchen. Diese 
kommunizieren mit ca. 1 mm und darüber weiten Aporhysen, welche schräg von unten nach oben die Wandung 
durchdringen und mit kleinen Postiken auf der Paragaster-Wandung münden. Skelett wie bei der genotypischen 
Art, von der sich Ps. fastigiata durch die absoluten Dimensionen und durch ein anderes Verhältnis zwischen 
Höhe und Dicke des Schwammkörpers unterscheidet. 

Die Spezies wird (ohne Stiel) bis 15 cm lang und bis 8 cm dick, bleibt demnach kleiner und schlanker 
als Ps. terebrata. 

Ob Scytalia pertusa Reuss. sp. und die von Po6ta unterschiedenen Varietäten dieser Art, wozu ich auch 
Vorkommnisse aus dem umgelagerten Cuvieri-Pläner von Oppeln rechne, Pseudoscytalia fastigiata nahestehen 
oder den echten Scytalien anzuschließen seien, wird erst zu beurteilen sein, wenn die Skelettverhältnisse dieser 
Formen geklärt sind. | 

Alter und Fazies: Kalkmergel der Quadraten-Kreide. 

Verbreitung und Vorkommen: Höver (z. s.), Misburg (s.). In England im Upper Chalk von Flamborough. 


Familie Oncophoridae nov. fam. 


Walzen- oder birnförmige Rhizomorina mit röhrenförmigem Paragaster und konzentrischen Runzeln an 
der Außenseite. Als Ostien und Postiken fungieren die Skelett-Maschen. Die massigen Rhizoklone sind ge- 
streckt oder bogenförmig, schwach verästelt, aber stark mit Warzen und Knötchen besetzt. Dermalia, Megasklere 
und Mikrosklere nicht beobachtet. | 

Obere Kreide. 


REN ” Original from 
a Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


1129 Klasse Silicea Gray 


Gattung Oncophora nov. gen. 

Walzen- oder birnförmige Schwammkörper mit röhrenförmigem Paragaster und konzentrischen, mae- 
andrisch gekrümmten Runzeln an der Außenseite. Als Ostien und Postiken fungieren die engen Skelett-Maschen. 
Die Rhizoklone sind sehr groß, mäßig verästelt, aber allenthalben mit Warzen und Knötchen besetzt. 

Obere Kreide. 

Genotypische Art: 
Oncophora maeandrina nov- sp. 
Taf. II, Fig. 1 (Skelettelemente) 


Wahrscheinlich ist O. maeandrina früher am Sudmerberge gar nicht selten gewesen, aber der Forschung 
entgangen, weil an dem genannten Fundpunkte mehrere Arten vorkommen, die in Habitüs und Oberflächen- 
Skulptur namentlich weniger gut erhaltener Stücke ganz ähnlich aussehen können (Trachysycon muricatum 
Roem. sp., Plocoscyphia morchella Roem.). Wie Trachysycon bildet die Art bis faustdicke, birn- oder walzen- 
förmige, im abgerundeten Scheitel eine rundliche, mäßig weite Paragasteröffnung zeigende Schwammköfrper. 
Während aber die Außenseite wohlerhaltener Stücke der Tetrakladine Trachysycon muricatum durch neben- 
einander liegende stumpfkonische Stacheln gekennzeichnet ist, und während Plocoscyphia morchella Roem. 
vom Scheitel nach dem Stiele verlaufende Wülste trägt, entwickelt OÖ. maeandrina an der Außenseite konzentrische 
und maeandrisch gekrümmte, einige mm dicke Runzeln. Als Ostien und Postiken dienen die unregelmäßigen 
und engen Skelett-Maschen. Sie liegen dicht nebeneinander und sind mit unbewaffnetem Auge noch eben 
erkennbar. Die bedeutsamste Eigentümlichkeit der Spongie liegt in dem auffallend massigen Charakter der 
wenig verästelten, aber dicht mit Warzen und Knötchen besetzten Rhizoklone (Taf. II, Fig. 1). Hierin steht 
die Art, und nicht nur unter den Kreide-Rhizomorinen, vollkommen für sich. Diese isolierte Stellung bringe 
ich durch Errichtung einer besonderen Familie der Oncophoridae mit dem einzigen Genus Oncophora 
zum Ausdruck. | 

Alter und Fazies: Untersenone Sandmergel. 

Verbreitung und Vorkommen: Sudmerberg, z. h. 


Familie Trachynotidae nov. fam. 


Trichter- oder ohrförmige Rhizomorina mit winzigen, zerstreut liegenden Ostien an der Unterseite, 
und auf warzigen Höckern liegenden Postikengruppen an der Oberseite. Die großen und schlanken Rhizoklone 
sind gestreckt oder schwach gekrümmt, mehr oder weniger stark verzweigt, aber nur mäßig mit Dornen besetzt. 
Als Dermalia reich verzweigte Kieselplättchen. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 


Gattung Trachynotus nov. gen. | 
Der mäßig dickwandige Schwammkörper ist ohr- oder unregelmäßig trichterförmig. Außenseite mit 
winzigen, zerstreut liegenden Ostien. Innenseite mit auf warzigen Höckern liegenden Postiken-Gruppen. 
Die großen Rhizoklone sind auffallend schlank, wenig bedornt, aber mehr oder weniger stark verästelt. Auch 


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Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 113 


kommen gestreckte Rhizoklone vor, die fast frei von Dornen sind. Als Dermalia winzige, reich verzweigte 
Kieselplättchen. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 

Genotypische Art: 
Trachynotus auriculus Schrm. 
Taf. XVII, Fig. 5. — Taf. Il, Fig. 2 u. 3 (Rhizoklone u. Dermalia) 
1912. Coscinostoma auricula Schrm., Kieselsp. I, S. 163 

Bei ihrer Einführung hatte ich die Art mit Coscinostoma fragilis Schrm. zum Genus Coscinostoma 
zusammengefaßt. Die Nachuntersuchung der Elementarkörperchen des Skeletts hat aber nicht nur gattungs- 
sondern sogar familientrennende Verschiedenheiten zwischen den Rhizoklonen von C. fragilis und C. auricula 
ergeben. (Vgl. Taf. II, Fig. 2 u. 3 und Taf. Ill, Fig. 8.) Die tatsächlich vorhandenen Übereinstimmungen in 
der äußeren Erscheinung der beiden Spezies beruhen demnach nur auf konvergenter Formbildung. — Die 
genotypische Art der Gattung Coscinostoma ist Coscinostoma fragilis Schrm. Darum war C. auricula zu eliminieren. 

Der 5—25 cm hohe, am Rande bis 20 cm weite, gestielte oder sitzende Schwammkörper ist unregel- 
mäßig trichter- oder ohrförmig. Die ca. 1 cm dicke Wandung kann am abgerundeten Rande ohrförmige 
Läppchen oder kurze konische Fortsätze, an der Außenseite rundliche Buckel oder stumpfe Höcker bilden, 
die, Wachstums-Intervallen entsprechend, in konzentrischen, übereinander liegenden Reihen stehen. Die 
Oberfläche der Außenseite hat etwa die rauhe Oberflächen-Skulptur grobnarbigen Leders. Ostien sind an 
rohen (nicht mit Säure behandelten) Stücken nicht unterscheidbar. An Korrosions-Präparaten erweist sich aber 
die Oberfläche der Außenseite mit winzigen, unregelmäßig verbreiteten, ziemlich dicht nebeneinander liegenden 
Ostien und kurzen Epirhysalfurchen bedeckt. An der Innenseite liegen auf niedrigen, 0,5—1 cm auseinander 
liegenden warzenförmigen Erhebungen oder stumpfen Höckern zu Gruppen vereinigte (nur unter der Lupe 
erkennbare) winzige Postiken, die mit sehr feinen Kanal-Anastomosen zusammenhängen, welche die ganze 
Oberfläche der Innenseite sozusagen anrauhen. Die im Verhältnis zu ihrer Größe auffallend dünnen Rhizoklone 
sind vorwiegend gestreckt oder schwach gekrümmt, nur wenig mit kurzen Dornen besetzt, aber häufig durch 
Bildung langer, end- oder mittelständiger Zygome mehr oder weniger verästelt. Als Dermalia treten winzige, 
in einer Ebene stark verästelte Kieselplättchen auf. Megasklere und Mikrosklere habe ich nicht beobachtet. 

Der durchaus eigenartige Charakter der Elementarkörperchen des Skeletts spricht für ein isoliertes, 
mit keiner anderen Rhizomorinen-Gruppe der Kreide in Zusammenhang zu bringendes Stämmchen. Darum 
betrachte ich die Art als Typus einer neuen Gattung (Trachynotus) und dieses Genus als einzigen bekannten 
Zweig einer besonderen Familie. | 

Alter und Fazies: Kalkmergel der Mukronaten-Kreide. 

Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.). 


Familie Leiodorellidae nov. fam. 


Dünn- oder dickwandige, trichter- oder ohrförmige, plattige, knollige oder inkrustierende Rhizomorina, 


die auf beiden Seiten mit glatter Deckschicht überzogen sind und ziemlich große, mehr oder weniger gleich- 
Schrammen, Die Kieselspongien 15 


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114 Klasse Silicea Gray 


mäßig über die Oberfläche verbreitete, warzenförmig erhöhte oder röhrenartig verlängerte Ostien und Postiken 

haben. Kanalsystem im Innern der Wandung wenig entwickelt. Die kleinen Rhizoklone sind meist gestreckt, 

seltener bogenförmig, an den Enden wenig verästelt, aber mehr oder weniger mit Dornen und langen Zacken 

besetzt. Als Dermalia stärker verästelte Kieselkörperchen. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 
Jura und Kreide. 


Gattung Leiodorella Zitt. emend. 


Der dick- oder dünnwandige Schwammkörper ist regel- oder unregelmäßig trichterförmig, ohrförmig, 
plattig, knollig oder inkrustierend. Ostien und Postiken warzenförmig erhöht oder röhrenartig verlängert und 
in verschiedener Anordnung über die an beiden Seiten mit einer glatten Deckschicht überzogene Oberfläche 
verbreitet. Kanalsystem im Inneren der Wandung wenig entwickelt. Die kleinen Rhizoklone sind meist ge- 
streckt, seltener bogenförmig, an den Enden kaum verästelt, aber mehr oder weniger mit Dornen und langen 
Zacken besetzt. Als Dermalia stärker verästelte Kieselkörperchen. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Jura und Kreide. 


Protero-Genus Amphisyringium nov. pr. 
Die Rhizoklone sind z. T. massig (primitiv) gebaut. Sonst mit den Charakteren der Gattung. 


Jura. 
Hystero-Genus Amphistomium nov. hys. 


. Die Rhizoklone sind schlank (mit dem Organisationsgrad der Kreide-Rhizomorinen). Sonst mit den 
Charakteren der Gattung. 

Kreide. 

Die Amphistomium-Arten halte ich für die kretazischen Zweige eines Stämmchens, welches im Jura 
durch die Arten der Gattung Leiodorella Zitt. vertreten wird. In bezug auf die bevorzugten Gestaltungen der 
Schwammkörper und deren Dimensionen, in den durch die Entwicklung großer, warzenförmig erhöhter Ostien 
und Postiken bedingten Oberflächen-Skulpturen, der starken Entwicklung einer beide Seiten überziehenden 
Deckschicht und wahrscheinlich auch in der Organisation des Kanalsystems im Inneren der Wandung bestehen 
zwischen den Amphistomien und Leiodorellen so gut wie gar keine Differenzen. Etwas anders verhalten sich 
die Elementarkörperchen des Skeletts. Dimensionale Verschiedenheiten zwischen den Rhizoklonen sind, wie 
ein Blick auf die Serien-Aufnahmen der Rhizoklone von Leiodorella tubata Quenst. sp. aus dem weißen Jura 
von Sontheim und von Amphistomium aequabile Schrm. aus dem Ober-Senon von. Misburg zeigt (Taf. Il, 
Fig. 13 u. 14), allerdings kaum vorhanden. Dagegen differiert der morphologische Habitus insofern, als unter 
den Rhizoklonen von Leiodorella neben Formen, die mit den grazilen Rhizoklonen von Amphistomium gut 
übereinstimmen, auch massigere, mit plumpem Achsenteile auftreten. Volle Übereinstimmung besteht dagegen 
wieder hinsichtlich der gestreckten oder nur schwach gekrümmten Form des Achsenteils und der schwachen 
Entwicklung endständiger Zygome. Unter diesen Umständen halte ich die größere Massigkeit der jurassischen 
Rhizoklone nur für ein Anzeichen des mit dem höheren erdgeschichtlichen Alter zusammenhängenden primi- 


tiveren Baus. 


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Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 115 


Hält man einen engen Zusammenhang zwischen Amphistomium und Leiodorella für wahrscheinlich, 
so ergibt sich die Erwägung, ob nicht die Amphistomium-Arten unmittelbar der Gattung Leiodorella Zitt. 
unterzuordnen seien. Gegen die Unterstellung sprechen die tatsächlich vorhandenen, wenn auch, wie ich 
annehme, nur graduellen Verschiedenheiten zwischen den Rhizoklonen. Für eine Vereinigung alle anderen 
Organisations-Charaktere. Hier ist ein Ausweg zu suchen, der den stammesgeschichtlichen Zusammenhängen 
Rechnung trägt, aber auch den verschiedenen Grad der Skelettentwicklung berücksichtigt. Die, wenn ich so 
sagen darf, horizontale Systematik der Zoologie, auf den vorliegenden Fall etwa in Form einer Einteilung in 
Subgenera angewandt, gäbe ein unrichtiges Bild vom Verhältnis der beiden Komplexe. Es werden also für 
diesen und ähnliche Fälle neue systematische Begriffe zu bilden sein, welche sich auf die vertikale Gliederung 
einer systematischen Einheit beziehen und dabei das gegenseitige Altersverhältnis der Unterabteilungen zum 
Ausdrucke bringen. Da in der horizontalen Systematik die Vorsilbe der systematischen Unter-Kategorien dem 
Lateinischen entnommen ist, wäre wohl durch grundsätzlich aus dem Griechischen genommene Präfixe kurz 
und klar auszudrücken, daß die betreffenden Unterabteilungen nicht zeitlich nebeneinander, sondern nach- 
einander zu denken sind. Als Versuch einer derartigen Nomenklatur teile ich das Genus Leiodorella Zittel 
in ein Protero-Genus Amphisyringium, welches die jurassischen, und ein Hystero-Genus Amphistomium, 
welches die kretazischen Leiodorellen enthält. Die Amphistomien stehen unter den Rhizomorinen der Kreide 
vollkommen isoliert. Darum war die Aufstellung einer besonderen Familie nicht zu umgehen. 


Amphistomium aequabile nov. sp. 
Taf. XV, Fig. 10; Taf. II, Fig. 13 (Rhizoklone). 


Die beiden Stücke, die ich von dieser sehr seltenen Art im Laufe langer Jahre gefunden habe, sind 
regelmäßige, 5—7 cm hohe, einschließlich der ca. 1,2—1,5 cm dicken Wandung 7 cm weite Trichter. Außen- 
und Innenseite mit ziemlich großen (1,5 mm weiten), warzenförmig erhöhten oder papillenartig verlängerten 
Östien bzw. Postiken, die gleichmäßig über die mit der glatten und sehr dichten Deckschicht überzogene 
Oberfläche verbreitet sind. Auf 1 ÜJcm stehen an der Außenseite 8—10, an der Innenseite etwas weniger 
Papillen. Der leicht gerundete Rand der Spongie ist frei von Deckschicht und zeigt feine Skelett-Anastomosen, 
zwischen denen man unter der Lupe dünne Kanalfurchen erkennt. Die kleinen Rhizoklone sind meist gestreckt, 
seltener bogenförmig, an den Enden gar nicht oder kaum verästelt, aber mäßig stark mit kurzen Dornen und 
längeren Fasern versehen. Die Deckschicht besteht aus ähnlichen aber stärker verästelten Kieselkörperchen. 
Megasklere und Mikrosklere habe ich nicht beobachtet. 


Die Art könnte wohl nur mit Jugendformen von Amphithelion macrommata Roem. sp. verwechselt 
werden. Bei dieser Spezies fehlt aber eine Deckschicht, die Skelett-Interstitien sind größer und die Ostien 
liegen enger zusammen als die Postiken. (Sehr erheblich sind die Skelett-Verschiedenheiten.) 


Alter und Fazies: Kalkmergel der Mukronaten-Kreide. 


Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s. s.). 
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116 Klasse Silicea Gray 


Amphistomium spinatum nov. sp. 

Ebenso selten wie A. aequabile ist diese Spezies. Die beiden vortrefflich erhaltenen, etwa kinder- 
handgroßen Belegstücke sind ohrförmig. Die auf beiden Seiten von der dichten und glatten Deckschicht 
überzogene Wandung ist nur 5 mm dick, also viel dünner als die Wandung der anderen Art aus dem Senon. 
Die ziemlich gleichmäßig verbreiteten, papillenartigen Ostien und Postiken sind kleiner (ca. 1 mm weit) und 
auch enger gruppiert. (Auf 1 DJcm 12—14 Ostien, 5—7 Postiken.) Ein Teil der Papillen verlängert sich in 
bis 3 mm lange Röhrchen und verursacht dadurch eine stachelige Oberfläche der Spongie. Skelett wie bei 
der genotypischen Spezies. Mit anderen senonen Rhizomorinen ist Amphistomium. spinatum nicht zu 
verwechseln. 

Alter und Fazies: Kalkmergel der Quadraten- und Mukronaten-Kreide. 

Verbreitung und Vorkommen: Höver (s. s.), Misburg (s. s.). 


Amphistomium (?) crassum Roem. sp. 
1912. Verruculina macrommata Schrm., Kieselsp. I, S. 140 (mit Synonymik). 

Den Charakter der Rhizoklone dieser äußerlich zuweilen vortrefflich erhaltenen, turonen Spezies habe 
ich nicht ermitteln können, weil die Skelette der Turon-Spongien fast immer starke Umwandlungen erlitten 
haben. Nach den Skulpturen der Ober- und Unterseite des Schwammkörpers könnte man ebensogut auf 
Amphistomium wie auf Amphithelion schließen. Die ziemlich gleichmäßig verbreiteten und gleichgroßen 
Ostien und Postiken, die feinmaschige Struktur des Randes und namentlich die glatte Deckschicht, welche an 
einem sehr gut erhaltenen Stück, das ich im Cuvieri-Turon von Salder auffand, Innen- und Außenseite über- 
zieht, sprechen aber mehr für Amphistomium. (Amphithelion hat keine Deckschicht.) 

Meinen früheren Angaben möchte ich hinzufügen, daß die Vorkommnisse aus dem Cuvieri-Turon ihre 
älteren Mutationen aus dem Scaphiten-Pläner mehrfach an Größe übertreffen können. So stellt das oben 
erwähnte Exemplar von Salder einen Trichter von über 10 cm Höhe und Weite dar, während die zahlreichen 
Individuen, die ich im Scaphiten-Pläner von Nettlingen beobachtet habe, kaum 5 cm lang und dick sind. 


Familie Amphithelionidae nov. fam. 

Dickwandige, ohr-, blatt- oder trichterförmige Rhizomorina mit großen, warzenförmig erhöhten oder 
umwallten Ostien bzw. Postiken auf beiden Seiten. Die Durchspülung erfolgte ohne Vermittlung besonderer 
Epi- und Aporhysen durch die weiten Maschen der aus anastomosierenden Skelett-Strängen bestehenden 
Wandung. Die großen, wenig verästelten Rhizoklone sind meist bogenförmig oder gestreckt und stark mit 
Warzen besetzt. Deckschichten und Dermalia fehlen. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 

Gattung Amphithelion Zitt. emend. 

Der dickwandige Schwammkörper bildet lappige, ohr- oder trichterförmige Ausbreitungen. Außenseite 
mit großen, mehr oder weniger dicht stehenden, umwallten Ostien. Innenseite mit noch größeren und weiter 
auseinander liegenden, warzenförmig erhöhten oder papillenartig verlängerten Postiken. Besondere Epi- und 
Aporhysen sind (innerhalb des Skeletts) nicht entwickelt. Die Wandung besteht vielmehr aus einem gleich- 


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a3 Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 117 


mäßig weitmaschigen Geflechte anastomosierender Skelett-Stränge. Rhizoklone groß und plump; Schaft meist 
bogenförmig oder gestreckt, stark mit Knötchen besetzt. Endständige Zygome schwach entwickelt. Besondere 
Dermalia fehlen. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 


Genotypische Art: 


Amphithelion macrommata Roem. sp. 
Taf. III, Fig. 1 (Rhizoklone) 
1912. Verruculina macrommata Schrm., Kieselsp. I, S. 140 (mit Synonymik). 


Zittel führte das Genus Amphithelion ein für die in der Kreide vorkommenden trichter-, schüssel-, 
ohr- oder blattförmigen Rhizomorina, die auf beiden Seiten warzenförmig erhöhte Ostien bzw. 
Postiken tragen. 

Wie die Tabelle S. 90 zeigt, kommen aber derartige Oberflächen-Skulpturen als Ergebnis kon- 
vergierender Entwicklung des Kanalsystems bei einer nicht geringen Anzahl von Rhizomorinen-Gruppen vor, 
deren verwandtschaftliche Beziehungen recht weitläufig sind. In der weiten Fassung Zittels kann darum das 
Genus Amphithelion nicht bestehen bleiben. Da Zittel keine Art bezeichnet hat, die als Typus der Gattung 
gelten soll, sei es gestattet, den von Zittel gewählten und sehr bezeichnenden Namen in der Gattungsbenennung 
derjenigen Art aus der Kreide beizubehalten, die ihm morphologisch am besten entspricht. Das ist Verru- 
cospongia macrommata Roem. 

Meine frühere Beschreibung der Art ist noch durch eine Charakterisierung des Skeletts zu ergänzen. 
Die Rhizoklone sind ungewöhnlich groß, und stark mit Warzen und Knötchen besetzt. Der Schaft ist meist 
bogenförmig oder gestreckt. Endständige Zygome sind nur schwach entwickelt. Besondere Dermalia fehlen. 
Megasklere und Mikrosklere habe ich nicht beobachtet. 

Was die Stellung von Amphithelion im Verbande der Rhizomorinen anbelangt, so finden sich trichter- 
und ohrförmige Schwammkörper mit dicker Wandung und großen, warzenförmig erhöhten Ostien bzw. Postiken 
auf beiden Seiten auch bei den Leiodorella-Arten. Gegen die Annahme auch nur entfernter verwandtschaft- 
licher Beziehungen sprechen aber schon, ganz abgesehen von der grundverschiedenen Organisation der 
Kanalsysteme, die sehr erheblichen Differenzen zwischen den Rhizoklonen von Amphithelion und Leiodorella. 
(Man vergleiche Taf. III, Fig. 1 (Amphithelion) und Taf. II, Fig. 13 (Leiodorella).) Eher ließe sich schon ein 
Zusammenhang mit den Heterothelionidae begründen, etwa vermittelt durch Sporadothelion. (Abbildung der 
Rhizoklone Taf. III, Fig. 4) Am wenigsten anfechtbar schien es mir aber, im Hinblick auf die Eigenart des 
Kanalsystems und der Rhizoklone, Art und Gattung einer eigenen Familie unterzuordnen. 


Familie Heterothelionidae nov. fam. 


Dick- oder dünnwandige, ohr-, blatt-, schüssel-, trichter- oder kreiselförmige Rhizomorina. Außenseite 
mit kleinen nadelstichartigen oder pustulösen Ostien. Innenseite mit großen, warzenförmig erhöhten Postiken. 
Das Kanalsystem im Innern der Wandung ist gut entwickelt, Die kräftigen Rhizoklone sind meist klammer- 


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a Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


118 Klasse Silicea Gray „ 


oder bogenförmig, wenig verästelt, aber mehr oder weniger mit Knötchen und Dornen besetzt. Deckschichten 
fehlen. Als Megasklere Amphioxe, oder ohne Megasklere. Mikrosklere nicht beobachtet. 
Obere Kreide. 


Gattung Heterothelion nov. gen. 

Der dickwandige Schwammkörper bildet mehr oder weniger ausgefüllte, regelmäßige oder randlich 
gelappte Trichter, oder regelmäßige, auch wohl seitlich komprimierte Kreisel mit ebener, vorgewölbter oder 
leicht vertiefter Scheitelfläche. Außenseite mit dicht zusammenstehenden, pustelförmigen oder nadelstichartigen 
Ostien von kurzen Epirhysen. Scheitel (Oberseite) mit großen, zerstreut liegenden, nur umwallten oder warzen- 
förmig erhöhten Postiken, mit denen kräftige, tief in das dichte Skelett eindringende Aporhysen münden. 
Die Rhizoklone sind plump. Schaft klammer- oder bogenförmig, verästelt und mehr oder weniger stark mit 
Knötchen und Dornen besetzt. Besondere Dermalia fehlen. Als Megasklere scheinen kleine Amphioxe vor- 
zukommen. Mikrosklere nicht beobachtet. 


Obere Kreide. 
Genotypische Art: 


Heterothelion cupula Schrm. 
Taf. III, Fig. 2 (Rhizoklone). 
1912. Verruculina cupula Schrm., Kieselsp. I, S. 142 

Seit der Einführung der Art konnte ich das Material erheblich vervollständigen. Dadurch wurde es 
möglich, Variationsbreite und Mutationsrichtung von H. cupula besser zu übersehen. 

In der Quadraten-Kreide treten noch neben ausgefüllt trichterförmigen Gestaltungen mit ohrförmig- 
lappigem Rande regelmäßig oder unregelmäßig kreiselförmige Schwammkörper mit flachem Scheitel auf, die 
ähnliche Formen aus dem Emscher des Sudmerberges fortsetzen und morphologisch den Übergang zu den 
komprimiert-kreiselförmigen Schwammkörpern von Heterothelion angulatum Schrm. bilden. Diese kreisel- 
förmige Varietät bezeichne ich als var. turbinata. In der Pläner-Fazies des Mukronaten-Senons ist sie ver- 
schwunden. Hier dominiert der ausgefüllt-trichterförmige Typus. 

Während die Schwammkörper in der Quadraten-Kreide nur wenig über faustgroß werden, kommen 
im jüngeren Senon trichterförmige Individuen vor, die, nach gut erhaltenen Fragmenten zu urteilen, weit über 
30 cm hoch und am Rande entsprechend weit gewesen sein müssen. 

Die typische Form von Heterothelion cupula ist durch die Kombination einer ausgefüllt-trichterförmigen 
Wandung mit dicht nebeneinander liegenden, mit unbewaffnetem Auge noch recht deutlich erkennbaren Ostien 
vor Verwechslungen mit Arten ähnlicher Form und Größe (Verruculina aurita var. rudis Schrm., der trichter- 
förmigen Varietät von Cryptothelion geminum Schrm.) geschützt. Schwierigkeiten machen kann aber die 
Unterscheidung der kreiselförmigen Varietät und kreiselförmiger Stichophyma- und Jereica-Arten. Zweifel sind 
unter Umständen mit Sicherheit nur durch Skelett-Untersuchung zu beheben. Das Skelett ist ziemlich dicht 
und besteht aus plumpen, klammerartig oder bogenförmig gekrümmten, an den Enden häufig in mehrere 
Äste geteilten und ziemlich stark mit Knötchen und Dornen besetzten Rhizoklonen. Besondere Dermalia habe 
ich nicht beobachtet. 


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Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 119 


Heterothelion angulatum Schrm. 
1912. Verruculina angulata Schrm., Kieselsp. I, S. 143 
Der früheren Beschreibung des Typus dieser besonders durch eine mehr oder weniger starke Kom- 
pression der ursprünglich kreiselförmigen Wandung charakterisierten und auf litorale Ablagerungen beschränkten 
Art habe ich nichts hinzuzufügen. 


Heterothelion angulatum Schrm., var. lobata nov. var. 
Taf. XIV, Fig. 6. 


Die Körperform der nicht ganz faustdicken, nur in einem einzigen aber vortrefflich erhaltenen Exemplar 
vorliegenden. Spongie fällt dermaßen aus dem Rahmen der typischen Gestaltungen, daß eine Abtrennung an- 
gebracht schien. Die Wandung bildet einen plumpen, 2,5—4,5 cm dicken, ungestielten Lappen, dessen durch 
große Postiken als solche gekennzeichnete Scheitelfläche durch wulstige, stellenweise knollig verbreiterte, 
wellig gebogene Ränder gegen die mit kleinen, dicht nebeneinander liegenden Ostien bedeckte Außenseite 
abgesetzt ist. Da zweifellos nur eine Varietät (oder eine aberrante Form?) von Heterothelion angulatum vor- 
liegt, habe ich von der Untersuchung des Skeletts abgesehen. 

Emscher des Sudmerberges (s. s.). 


Heterothelion heimburgense nov. sp. 
Taf. XVI, Fig. 9. — Taf. III, Fig. 3 (Rhizoklone). 


Könnten sich in bezug auf Heterothelion angulatum Bedenken einstellen, ob es zweckmäßig sei, hier 
eine besondere Art oder etwa nur eine litorale Varietät von Heterothelion cupula Schrm. anzunehmen, so sind 
derartige Erwägungen bei H. heimburgense auszuschließen. 

Bei dieser jüngsten Litoralform ist die im Emscher beginnende und durch Herausbildung kreiselförmiger 
oder komprimiert-kreiselförmiger Schwammkörper charakterisierte Abzweigung einer besonderen Reihe in ihrer 
Entwicklung vollkommen zum Abschlusse gelangt. 

Juvenile Stadien von Heterothelion heimburgense sind ziemlich regelmäßig kreiselförmig mit ab- 
gestutztem oder abgerundetem Scheitel. Bei älteren Individuen, namentlich solchen, deren exzentrische 
Wurzelfläche auf seitliche Anwachsung der Spongie deutet, tritt aber die Neigung auf, an der frei wachsenden 
Seite longitudinale Wülste zu bilden. Daß diese Wulstbildung nicht etwa nur individuell vorkommt, sondern 
durch Vererbung der Konstanz genähert wird, zeigen schwache Wülste, die schon bei juvenilen, aber wie die 
sonstige Form zeigt, im Seitenwachstum nicht behinderten Stücken auftreten können. — In den Dimensionen 
steht die Spezies mit 4—8 cm Höhe und Dicke nicht unerheblich hinter H. angulatum zurück. Diese Größen- 
reduktion dürfte zeigen, daß die gesetzmäßige Größenzunahme der jüngeren Mutationen einer Reihe sich in 
das Gegenteil verkehren kann, wenn die Lebensbedingungen ungünstiger werden. 

Die Rhizoklone von H. heimburgense (Taf. III, Fig. 3) stimmen in Form und Größe mit den Rhizoklonen 
abyssischer Individuen von H. cupula Schrm. überein, sind aber vielleicht etwas schwächer mit Warzen besetzt. 

Heterothelion heimburgense scheint eins der letzten Relikte der im Emscher an der Kreide-Küste des 
nördlichen Harzrandes noch so reich entwickelten Spongienfauna zu sein. Wenigstens besteht die in der 


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120 Klasse Silicea Gray 


technischen Hochschule zu Braunschweig liegende, aus alten Zeiten stammende Sammlung von Spongien der 
Heimburg-Mergel, aus welcher das der Bearbeitung zugrunde liegende Material mir durch die Freundlichkeit 
des Herrn Prof. Dr. E. Stolley zuging, fast nur aus Exemplaren dieser einen Art. 

Alter und Fazies: Heimburg-Mergel (s. h.). 


Gattung Sporadothelion nov. gen. 


Der dünn- oder mäßig-dickwandige Schwammkörper bildet ohrförmige Blätter oder unregelmäßige 
Trichter mit geradem, lappigem oder zerschlitztem Rande. Außenseite mit zerstreut oder in kurzen Reihen 
liegenden, pustelförmigen Ostien, welche in ein weitmaschiges Netz unmittelbar unter der Oberfläche liegender 
Kanalanastomosen münden. Innenseite mit größeren und weiter auseinander liegenden Postiken, die mit 
kräftigen verzweigten Aporhysen in Verbindung stehen, welche die Wandung fast ganz durchdringen. Die 
mittelgroßen Rhizoklone sind meist klammer- und bogenförmig und mehr oder weniger mit Knötchen besetzt. 
Endständige Zygome wenig entwickelt. Besondere Dermalia fehlen. Megasklere und Mikroklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 


Genotypische Art: 


Sporadothelion dissipatum nov. nom. 
Taf. II, Fig. 4 (Rhizoklone). 
1883. Verruculina miliaris Hinde, Catal. S. 39, Taf. III, Fig. 3, 3a 


Von vornherein sei bemerkt, daß die Spongie schon äußerlich unschwer an den nicht dicht neben- 
einander, sondern zerstreut oder in kurzen Reihen liegenden, gewöhnlich pustelförmigen Ostien der Außen- 
(Unter-)seite zu erkennen und von den zahlreichen, mit ihr zusammen vorkommenden Arten gleicher Form 
und ähnlicher Innen- (Ober-)seiten-Skulptur (Verruculina aurita Roem. sp., Seliscothon verrucosum Schrm., 
Heterothelion cupula Schrm., Sporadothelion geminum Schrm., Chondriophyllum plicatum Hinde sp.) zu 
unterscheiden ist. — Der kurzgestielte Schwammkörper ist regelmäßig oder unregelmäßig trichterförmig oder 
blattförmig, hat eine plattige, mäßig dicke Wandung und einen abgerundeten Rand, der gerade verlaufen, in 
ohrförmige Lappen geteilt sein kann, oder durch tiefe Einkerbungen fingerförmige Fortsätze bildet. Die Spongie 
ist 3—15 cm hoch, entsprechend ausgebreitet und am Rande 8—10 mm dick. Auf 1 DJcm zähle ich an der 
Außenseite 40—60 Ostien, an der Innenseite 4—6 Postiken, die 1—1,5 mm weit sind. Das Kanalsystem ist 
gut entwickelt. Von den oberflächlich gelegenen Bestandteilen sind an der Innenseite stellenweise verästelte, 
sternförmig um die Postiken gruppierte Aporhysalfurchen erkennbar. An der Außenseite wird nach Beseitigung 
der äußersten, mit Ostien bedeckten Skelettlage ein weitmaschiges Netz von feinen Kanälen sichtbar, deren 
Verlauf im allgemeinen mit der Orientierung der über ihnen liegenden Ostien-Reihen übereinstimmt. Die 
Kommunikation der beiden Systeme erfolgt durch im Inneren der Wandung gelegene Anastomosen. 

Das dichte Skelett besteht aus kräftigen, bogenförmig gekrümmten, wenig verästelten, aber mehr oder 
weniger mit Knötchen besetzten Rhizoklonen. Besondere Dermalia, Megasklere und Mikrosklere habe ich 
nicht beobachtet. 


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Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 121 


Die Spezies scheint in der Quadraten-Kreide zu erlöschen. Wenigstens habe ich sie im Mukronaten- 
Senon nicht auffinden können. 

Hinde identifizierte die Art mit Manon (Cryptothelion) miliare aus den zenomanen Korytzaner Schichten 
von Böhmen (Schillinge). Ich habe ihm hierin nicht folgen können, weil Cryptothelion miliare Roem. sp., 
ganz abgesehen von der großen Verschiedenheit des Alters und der Meeresbecken, u. a. viel dünnwandiger 
(etwa halb so dick) als Cryptothelion dissipatum ist. 

Alter und Fazies: Kalkmergel der Quadraten-Kreide. 

Verbreitung und Vorkommen: Höver (z. s.). 


Sporadothelion dissipatum Schrm., var. angustata nov. var. 
Taf. XV, Fig. 4. 


Das kleine, dem abgebrochenen Stiele einer größeren Spongie ähnliche und darum an den Fundstellen 
leicht übersehbare Schwämmchen ist fingerförmig und mäßig komprimiert. Es ist 8cm lang, ca. 1 cm dick, 
über der Wurzel 1,lcm, am Scheitel 1,7 cm breit. Die eine Breitseite (Innenseite) ist dicht und glatt, und 
zeigt eine Anzahl umwallter, ca. | mm weiter, 3—8 mm auseinander liegender Postiken und wenige, aber 
kräftige Aporhysalfurchen. An der leicht abgeriebenen Außenseite des Originals kommt das weitmaschige Netz 
von Kanalanastomosen, das ich bei der Beschreibung der Stammart geschildert habe, deutlich zum Vorschein. 
Dagegen sind Ostien in der für Sporadothelion bezeichnenden Anordnung nur an einer kleinen Stelle, da aber 
so deutlich erkennbar, daß unter Berücksichtigung der sonstigen Charaktere Zweifel an der Stellung der Spongie 
nicht aufkommen können. 

Quadraten-Senon von Oberg. (1 Exemplar.) 


Sporadothelion miliare Reuss sp. 
1912. Verruculina miliaris Schrm., Kieselsp. I, S. 139 (mit FERNE 


Die beiden meiner früheren Beschreibung zugrunde liegenden Stücke aus dem Scaphiten-Turon von 
Nettlingen bestehen aus Eisenhydroxyd. Bei dieser Erhaltung sind die Skelettstrukturen nicht zu ermitteln. 
Da auch über die Rhizoklone der böhmischen Vorkommnisse nichts Genaueres bekannt ist (Po@ta schreibt nur: 
„Skelett gut erhalten, einzelne Körperchen sehr ästig in Fasern verfilzt*), und mir Material aus der böhmischen 
Kreide nicht zur Verfügung stand, kann ich die Art nur auf Grund der allerdings sehr bezeichnenden Oberflächen- 
Skulpturen, und darum nicht ohne Vorbehalt, zu Cryptothelion stellen. Im übrigen belasse ich es bei meinen 
früheren Angaben. 

Sporadothelion damaecornis Roem. sp. 
1912. Verruculina damaecornis Schr., Kieselsp. I, S. 137 (mit Synonymik). 


Auch von Sporadothelion damaecornis kenne ich nur in Eisenhydroxyd umgewandelte Schwammkörper. 
Darum ist die Gattungsbestimmung nicht ganz sicher. Die weite Gruppierung der Ostien und die Verästelung 
der Wandung, bei der Heterothelion-Art anscheinend das Ergebnis einer gewissen Anlage, die z. B. bisweilen 


auch bei manchen Individuen der genotypischen Art (Sp. dissipatum) in der Zerschlitzung der Wandung in 
Sohrammen, Die Kieselspongien 16 


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122 Klasse Silicea Gray 


schmale und lange Lappen zum Durchbruche kommt, weisen aber in erster Linie auf das Genus Sporadothelion. 
Die Beschreibung der Art habe ich bereits früher gegeben. 


Gattung Cryptothelion nov. gen. 


Der mäßig dickwandige Schwammkörper bildet ohrförmige Lappen und einfache oder durch marginale 
Knospung, seitliche Verwachsung usw. zu Stöckchen vereinigte Trichter mit mehr oder weniger vertiefter 
Scheitelfläche. Außenseite mit kleinen, porenförmigen, dicht nebeneinander liegenden Ostien von feinen 
horizontalen Epirhysen. Innenseite mit großen, zerstreut liegenden, warzenförmigen Postiken von vertikalen 
Aporhysen. Die kräftigen Rhizoklone sind meist bogen- oder klammerförmig, wenig verästelt und mehr oder 
weniger stark mit Knötchen besetzt. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 


Genotypische Art: 


Cryptothelion geminum nov. sp. 
Taf. III, Fig. 5 (Rhizoklone). 


Vor allen anderen Rhizomorinen ist C. geminum ausgezeichnet durch die im Artnamen angedeutete 
Neigung zu einer eigentümlichen Zwillings-Bildung, die, wie gleich bemerkt sein möge, nicht etwa als zufällige 
und vorübergehende Folge besonderer örtlicher Wachstums-Bedingungen aufzufassen ist, sondern vom Quadraten- 
bis in das Mukronaten-Senon konstant bleibt. 


Gewöhnlich entsteht die Individuenmehrzahl, indem eine Seite eines trichterförmigen Mutter- 
schwammes eine lappige Vorstülpung bildet, die an ihrem abgestutzten Scheitel oder an der Innenseite des 
Lappens dann gerade wie die Innenseite des älteren Individuums 0,5—1 mm weite, warzenförmig erhöhte, 
ziemlich gleichmäßig über die Oberfläche verbreitete Postiken trägt (auf 1 LJcm 6—10). (Differentialdiagnostisch, 
phyletisch und zum Verständnis des Kanalsystems wichtig ist, daß der Schwammkörper, der durch die lappigen 
Protuberanzen ohrförmig erscheinen kann, in der ersten Anlage stets ausgefüllt trichterförmig oder kreisel- 
förmig ist.) Neben der eben geschilderten Gestaltung laufen Formen, die aus mehreren kreiselförmigen oder 
ausgefüllt trichterförmigen Individuen bestehen, welche von einer gemeinsamen Basis ausgehen, aber außerdem 
noch durch seitliche Verwachsung zu einem Stöckchen verschmelzen, und andere, die nicht aus unmittelbarer 
Umbildung eines lappigen Fortsatzes der Wandung in einen neuen Schwammkörper, dessen Basis der breite 
Rand des älteren ist, hervorgehen, sondern mit deutlich entwickelter und stark verästelter Wurzel dem Rande 
des Mutterschwammes aufgesetzt sind. Die (nicht pustelartigen) Ostien liegen dicht nebeneinander und sind 
nur unter der Lupe zu unterscheiden. Das Kanalsystem im Inneren der Wandung besteht aus ca. 1 mm weiten 
Aporhysen, welche den Stiel der Länge nach, die Wandung unter Bildung von Verästelungen in Richtung auf 
die Postiken schräg durchziehen. 

Als Epirhysen fungieren die Skelett-Interstitien unter der äußeren Oberfläche. Cr. geminum mißt 
5—10 cm in der Höhe, 8—15 cm in der Breite. Die Wandung ist ca. I cm dick. Die kräftigen Rhizoklone 
sind meist klammer- oder bogenförmig, seltener gestreckt, an den Enden wenig verästelt, aber stellenweise 


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dicht mit Knötchen besetzt. Daneben kommen Kieselkörperchen vor, die dünner und stärker verästelt sind 
(Dermalia?). Megasklere und Mikrosklere habe ich nicht beobachtet. 

Alter und Fazies: Kalkmergel der Quadraten- und Mukronaten-Kreide. 

Verbreitung und Vorkommen: Höver (z. s.), Misburg (s.). 


Cryptothelion geminum Schrm., var. poculum nov. var. 

Während der Typus schon durch die eigentümlichen Zwillingsbildungen vor Verwechslungen geschützt 
ist, kann die spitzglasförmige Varietät mit mehreren Rhizomorinen-Spezies von verschiedener Herkunft im 
Habitus ungefähr übereinstimmen. Die beiden gut erhaltenen Stücke, die ich aufgefunden habe, sind tiefe, 
6 bzw. 15 cm hohe, am Scheitel 6 bzw. ll cm weite, regelmäßige Trichter mit ca. 1 cm dicker Wandung und 
abgerundeten Rändern. Die Außenseite ist durch dicht nebeneinander liegende (nicht pustelartige) Ostien, 
die nur unter der Lupe unterscheidbar sind, feinporös. 

An der Innenseite liegen, ziemlich gleichmäßig verteilt, warzenförmig erhöhte, ca. 1 mm weite Postiken 
(auf 1 [Jcm ca. 8), die bei dem kleineren Exemplar auch auf den Rand übergreifen. Zwischen den Postiken 
ist die Oberfläche der Innenseite mit einem gleichmäßig engmaschigen (von Kanälchen freien) Skelettgewebe 
überzogen, welches auch den Rand bedeckt und sich nur wenig von der feinporösen Oberfläche der Außen- 
seite unterscheidet. Hieran ist die Spongie am sichersten zu erkennen und von Verruculina-, Sporadothelion-, 
Chondriophylium- und Heterothelion-Spezies mit ähnlicher Gestalt und Größe zu unterscheiden. In Zweifelsfällen 
ist natürlich die Untersuchung des Skeletts, welches mit dem Skelett der Stammart übereinstimmt, nicht 
zu umgehen. | 

Alter und Fazies: Kalkmergel der Quadraten-Kreide. 

Verbreitung und Vorkommen: Höver (s. s.). 


Cryptothelion geminum Schrm., var. auriformis nov. var. 

Während der Typus auch bei Individuen, die durch randliche Protuberanzen ohrförmig erscheinen, 
an den basalen Teilen stets kreisel- oder ausgefüllt trichterförmig ist, besitzt diese bis handgroße Varietät eine 
durchgängig plattige (ca. 1 cm dicke) Wandung. An der Innenseite liegen die ziemlich gleichmäßig über die 
Oberfläche verbreiteten, umwallten oder warzenförmig erhöhten Postiken. Die winzigen Ostien an der Außen- 
seite der nur im Mukronaten-Senon von Misburg vorkommenden Form können aber abweichend von den 
Vorkommnissen aus der Quadraten-Kreide auch als winzige, stellenweise gereihte Pustelchen entwickelt sein. 

Dieser pustulöse Charakter der Außenseite, in Verbindung mit den sonstigen morphologischen und 
dimensionalen Eigenheiten könnte auch eine spätere Mutation von Sporadothelion dissipatum Schrm. mit be- 
sonders kleinen Ostien anzeigen. Darum habe ich von verschiedenen Stücken von Sporadothelion dissipatum, 
Cryptothelion geminum und der Varietät Skelett und Kanalsystem besonders eingehend verglichen. Nach den 
Ergebnissen dieser Untersuchung kann es keinem Zweifel unterliegen, daß auch bei Cryptothelion Pustelbildung 
vorkommen kann. Von Sporadothelion-Arten gleicher Gestalt und Größe ist die Cryptothelion-Variation des 
Mukronaten-Senons demnach äußerlich unter Umständen nur durch die sehr viel kleineren (nur unter der Lupe 


erkennbaren) Pusteln zu unterscheiden. Noch wären Verwechslungen mit Seliscothon verrucosum Schrm., 
16* 


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124 Klasse Silicea Gray 


Verruculina aurita Roem. sp. und Chondriophylium plicatum Hinde sp. möglich. Aber schon bei leidlicher 
Erhaltung ist die Cryptothelion-Varietät von der Seliscothon-Art durch die Entwicklung besonderer Ostien und 
die fehlende Radialstruktur der Wandung, von Verruculina aurita durch die kaum halb so dicke Wandung und 
noch kleinere Ostien, von der Chondriophyllum-Art durch eine doppelt so dicke Wandung und viel größere 
Postiken zu unterscheiden. 

Kalkmergel der Mukronaten-Kreide (z. s.). 


Familie Verruculinidae nov. fam. 

Dick- oder dünnwandige, ohr-, pilz-, teller- oder trichterförmige Rhizomorina. Außenseite mit kleinen, 
dicht stehenden, porenartigen oder pustelförmigen Ostien. Innenseite mit großen, zerstreut liegenden und 
warzenförmig erhöhten Postiken. Die kleinen Rhizoklone sind mehr oder weniger verästelt und mit kurzen 
Dornen besetzt. Als Dermalia noch kleinere und stärker verästelte Kieselkörperchen. Megasklere und 
Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 

Gattung Verruculina Zitt. emend. 

Der dickwandige Schwammkörper bildet plattige, lappige, ohr- oder unregelmäßig trichterförmige Aus- 
breitungen. Außenseite mit kleinen, dicht stehenden, poren- oder pustelförmigen Ostien. Innenseite mit großen, 
zerstreut liegenden, warzenförmig erhöhten Postiken. Die Rhizoklone sind klein, mäßig verästelt und mehr 
oder weniger mit kurzen Dornen besetzt. Dermalia, Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 

Für die Gattung Verruculina in der weiten Fassung Zittels, welche ohne Berücksichtigung der tatsächlich 
vorhandenen und großen Skelettverschiedenheiten alle plattigen, ohr-, trichterförmigen usw. Rhizomorinen der 
Kreide umfaßt, die an der Außenseite kleine Ostien, an der Innenseite warzenförmig erhöhte Postiken haben, 
schlage ich eine Einschränkung im Sinne der vorstehenden Umgrenzung des Gattungsbegriffes vor. Als 
genotypische Art würde dann Verruculina aurita Roem. sp. gelten. 

In die Nachbarschaft von Verruculina Zitt. emend. stelle ich auf Grund des Skelettbefundes und der 
sonstigen Organisation noch das neue Genus Chondriophyllium. 

Da die Elementarkörperchen des Stützskeletts der Verruculina- und Chondriophyllum-Arten dimensional 
und morphologisch von den Rhizoklonen aller anderen kretazischen Rhizomorinen mit ähnlicher Ausbildung 
des Kanalsystems und der Körperform abweichen, habe ich die beiden Genera einer neuen Familie Verru- 
culinidae unterstellt. | 

Verruculina aurita Roem. sp. 
Taf. III, Fig. 6 (Rhizoklone). 
1864. Chenendopora aurita Roem., Spong. S. 43, Taf. XVI, Fig. 2 
1912. Verruculina seriatopora Schrm., Kieselsp. I, S. 141 

In meiner früheren Arbeit, wo ich bei den Rhizomorinen noch an Zittels Fassung der Gattungsbegriffe 

festhielt, hatte ich dieser Art in der Annahme, daß Chenendopora aurita Roem. (Sp. S. 43, Taf. XVI, Fig. 2) 


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Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 125 


und Manon seriatoporum Roem. (Kr. S. 3, Taf. I, Fig. 6) beide zur Gattung Verruculina Zitt. zu stellen, dann 
aber Synonyme seien, den älteren Namen (seriatopora) beigelegt. Ich verkannte nicht, daß Roemer, da er ja 
Manon seriatoporum auch in die „Spongitarien* übernommen hat, von der Verschiedenheit der beiden Arten 
überzeugt sein mußte, konnte ihm aber nicht folgen, weil er die Trennung auf zufällige und belanglose 
Verschiedenheiten der äußeren Form gestützt hat. (Ch. aurita soll becher- oder trichterförmig, Ch. aurita ohr- 
förmig sein.) Inzwischen bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß Manon seriatoporum Roem. wohl nur 
mit der S. 92 dieser Arbeit als Seliscothon verrucosum beschriebenen Art ident sein könnte. Da der Beweis 
für diese Annahme aber nicht zu erbringen ist, wenn nicht Roemers Original zu Manon seriatoporum noch 
einmal auftaucht, zähle ich Manon seriatoporum jetzt zu den unsicheren Arten. Dagegen hege ich keinen 
Zweifel, daß die Autorschaft der Spongienart, welche ich hier beschreibe, F. A. Roemer zuzuschreiben ist. 
Roemers Abbildung a. a. O. Taf. XVI, Fig. 2 könnte man allerdings auch noch auf andere Arten aus ver- 
schiedenen Gattungen beziehen. Ein Satz der kurzen Diagnose „der dicke Rand ist namentlich nach außen hin radial 
gefurcht“ trifft aber eine Eigentümlichkeit der Organisation, die bei ähnlich aussehenden Arten anderer Herkunft fehlt. 

Der langgestielte und kräftig bewurzelte Schwammkörper ist unregelmäßig trichter- oder ohrförmig 
und hat eine 1,2—1,5 cm dicke plattige Wandung. Der Rand ist abgerundet und gewöhnlich von starken 
anastomosierenden Aporhysalkanälen durchfurcht. Außenseite mit winzigen (aber mit unbewaffnetem Auge 
noch eben erkennbaren), ziemlich dicht nebeneinander liegenden, auch wohl zu dichten perlschnurartigen 
Reihen gruppierten, poren- oder pustelförmigen Ostien (20—30 auf 0,5 Dem). Innenseite mit großen, 
I—2 mm weiten, warzigen Postiken, die unregelmäßig über die Oberfläche verbreitet sind. Die im Verhältnis 
zu den Dimensionen der Wandung auffallend kleinen Rhizoklone sind mehr oder weniger verästelt und ziemlich 
stark mit kurzen Dornen besetzt. Besondere Dermalia, Megasklere und Mikrosklere habe ich nicht beobachtet. 
Die durchschnittlich 10—15 cm hohe, am Rande ca. 15 cm weite Art kann im Mukronaten-Senon erhebliche 
Größe erreichen. 

Zusammen mit Verruculina aurita kommen vier Arten aus verschiedenen Gattungen vor, die leicht 
mit V. aurita zu verwechseln sind, weil sie dieser Art in Form, Größe und Oberflächen-Skulpturen sehr ähnlich 
sein können. Von diesen Spezies hat aber Seliscothon verrucosum Schrm. eine feinporöse (an abgeriebenen 
Stücken längsgestreifte) Unterseite (ohne erkennbare Ostien). Bei Sporadothelion dissipatum Schrm. liegen 
die Ostien in weit auseinander gezogenen Reihen. Heterothelion cupula Schrm. hat u. a. größere Ostien 
und auch keine plattige, sondern eine ausgefüllt trichterförmige Wandung. Bei Cryptothelion geminum schließ- 
lich sind die Ostien an der Unterseite mit unbewaffnetem Auge nicht unterscheidbar, und die Wandung ist 
dünner. (Hierzu kommen natürlich noch die makroskopisch nicht wahrnehmbaren, z. T. recht großen 
Verschiedenheiten zwischen den Elementarkörperchen der Skelette.) 

Alter und Fazies: Kalkmergel der Quadraten- und Mukronaten-Kreide. 

Verbreitung und Vorkommen: Höver, Misburg. 


Verruculina aurita Roem. sp., var. rudis nov. var. 
Neben den typischen Formen der Verruculina aurita, aber seltener, treten im Mukronaten-Senon von 
Misburg Individuen auf, deren Wandung nicht plattig, sondern ausgefüllt trichterförmig ist. Diese Schwamm- 


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126 Klasse Silicea Gray 


körper können in Gestalt, Größe, Dicke der Wandung und Skulptur der Oberseite vollkommen mit Exemplaren 
von Heterothelion cupula Schrm. übereinstimmen. Bei einer auf rein äußerliche Merkmale basierten Betrachtungs- 
weise würden sie wohl, da nur die Ostien an der Außenseite kleiner sind wie bei Heterothelion cupula, etwa 
als eine feinporige Varietät dieser Art aufgefaßt werden. Daß aber tatsächlich tiefliegende phyletische Ver- 
schiedenheiten zwischen den so überaus ähnlichen Spongien bestehen, beweisen die Rhizoklone der Varietät, 
welche mit den kleinen, verästelten und mit kurzen Zacken besetzten Rhizoklonen der Stammart über- 
einstimmen, während sie von den großen, stark mit Warzen besetzten Rhizoklonen der Heterothelion-Art 
recht erheblich abweichen. Wo eine Skelettuntersuchung untunlich ist, kann man die Varietät der Verruculina 
nur an den feinen, mit unbewaffnetem Auge kaum erkennbaren Ostien der Unterseite von Heterothelion cupula 
unterscheiden. 

Alter und Fazies: Kalkmergel der Mukronaten-Kreide. 

Verbreitung und Vorkommen: Misburg (s.). 


Gattung Chondriophyllum nov. gen. 


Der dünnwandige Schwammkörper bildet blattförmige, lappige, ohr- oder trichterförmige Ausbreitungen. 
Außenseite mit dicht nebeneinander liegenden, poren- oder pustelförmigen Ostien. Innenseite mit zerstreut 
liegenden, warzenförmig erhöhten Postiken. Die Rhizoklone sind sehr klein, mehr oder weniger verästelt und 
mäßig stark mit kurzen Dornen besetzt. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 


Obere Kreide. 
Genotypische Art: 


Chondriophyllum tenue Roem. sp. 
Taf. II, Fig. 13 (Rhizoklone). 
1912. Verruculina Roem. sp., Schrammen, Kieselsp. I, S. 136 (mit Synonymik) 
Meine früheren Zeilen habe ich nur noch durch Angaben über die Rhizoklone abzuschließen. Diese 
sind sehr klein, ziemlich stark verästelt und mit kurzen Dornen besetzt. 


Chondriophyllum plicatum Hinde sp. 
Taf. II, Fig. 9 (Rhizoklone). 
1883. Verruculina plicata Hinde, Catal. S. 36, Taf. IV, Fig. 2 

Nach Hindes guter Abbildung sind große regelmäßig trichterförmige Individuen, die keine stark gefaltete 
Wandung haben, sicher zu erkennen. Bei kleinen und stark gefalteten Stücken kann die Unterscheidung 
dieser Spezies von den anderen Arten schwierig sein. Chondriophyllum tenue Roem. sp. hat dünnere 
Wandungen, doch ist das kein ganz sicheres Unterscheidungsmittel, hat aber auch an der Innenseite kleinere 
und dichter zusammenliegende Wärzchen. Chondriophyllum astraea Hinde sp. unterscheidet sich durch die 
sternförmigen Kanalanastomosen, welche die Postiken umgeben. 

Die 5—7 mm dicke Wandung bildet bis handgroße, lappige, blattförmige, unregelmäßig oder regel- 
mäßig trichterförmige Ausbreitungen. Außenseite mit porenförmigen (pustelförmigen), dicht nebeneinander 
liegenden (unter der Lupe deutlich unterscheidbaren) Ostien. Innenseite mit warzenförmig erhöhten, 0,5 mm 


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Palzeaa) Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


Ordnung Monaxonia F. E. Schulze 127 


weiten, gleichmäßig über die Oberfläche verbreiteten Postiken (ca. 5 auf 1 ÜOcm). Bei guter Erhaltung ist 
die Innenseite mit glatter Deckschicht überzogen, die aus winzigen, stark verästelten Kieselkörperchen besteht. 
Die kleinen Rhizoklone sind wenig verästelt und stellenweise mit kurzen Dornen besetzt. Megasklere und 
Mikrosklere habe ich nicht beobachtet. | 

Wie die Abbildung Taf. II, Fig. 9 zeigt, weichen die Rhizoklone von Ch. plicatum nicht ganz un- 
erheblich von den Rhizoklonen der genotypischen Art, Ch. tenue Roem. sp. (Taf. Il, Fig. 13), ab. Folge- 
richtig wäre darum die Errichtung einer besonderen Gattung gewesen. Ich glaubte aber in diesem Falle bei 
der Fixierung der systematischen Stellung von Ch. plicatum dem, Ch. tenue recht nahe kommenden Habitus 
der Spongie erhöhte Bedeutung beilegen zu dürfen. Eine endgültige Entscheidung wäre hier nur zu treffen, 
wenn es gelingen könnte, bei Ch. plicatum und Ch. tenue die spezielleren Organisationen der Kanalsysteme 
im Inneren der Wandungen zu vergleichen. Das wird aber durch die Erhaltungsbesonderheiten der dünn- 
wandigen Schwammkörper fast unmöglich gemacht. 

Alter und Fazies: Kalkmergel der Quadraten- und Mukronaten-Kreide. Upper Chalk. (Nach Hinde 
auch im Emscher des Sudmerberges.) | 

Verbreitung und Vorkommen: Oberg, Höver, Misburg (z. s.), Flamborough. 


Chondriophyllum astraea Hinde sp. 
1912. Verruculina astraea Schrm., Kieselsp. I, S. 142. 


Familie Amphichondriidae nov. fam. 

Dünnwandige, lappige, ohr- oder trichterförmige Rhizomorina, die auf beiden Seiten kleine, dicht 
nebeneinander liegende, pustelförmige Ostien bzw. Postiken haben. Die sehr kleinen Rhizoklone sind stark 
verästelt und allenthalben mit kleinen Knötchen und Dornen besetzt. Besondere Dermalia fehlen. Megasklere 
und Mikrosklere nicht beobachtet. 


Obere Kreide. 
Gattung Amphichondrium nov. gen. 


Der dünnwandige Schwammkörper bildet lappige, ohr- oder trichterförmige Ausbreitungen. Beide 
Seiten mit kleinen, dicht nebeneinander liegenden, bei guter Erhaltung pustelartig erhöhten Ostien bzw. 
Postiken. Die Rhizoklone sind sehr klein, stark verästelt und mit kurzen Dornen und Knötchen besetzt. 
Besondere Dermalia fehlen. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 

Zittel zog die genotypische Art dieser Gattung, Amphichondrium convolutum Quenst. sp., zu seinem Genus 
Amphithelion. Wie ungemein groß aber in der Tat die Verschiedenheiten zwischen den Elementarkörperchen 
des 'Stützskeletts von Amphichondrium convolutum und anderen von Zittel zu Amphithelion gestellten Arten 
sind, zeigen z. B. die mikrophotographischen Serien-Darstellungen der Rhizoklone von Amphichondrium con- 
volutum (Taf. II, Fig. 12) und von Amphithelion micrommata Roem. sp. (Taf. III, Fig. 1). — Nach der ganzen 


Organisation stehen die Amphichondrien zusammenhangslos unter den anderen Kreide-Rhizomorinen. Aus 


dieser Isolierung ergab sich die Notwendigkeit, eine eigene Familie Amphichondriidae zu errichten. 


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128 Klasse Silicea Gray 


Genotypische Art: 


Amphichondrium convolutum Quenst. sp. 
Taf. II, Fig. 12 (Rhizoklone). 
1912. Verruculina convoluta Quenst. sp., Schrammen, Kieselsp. I, S. 138 (mit Synonymik) 
Eine Ergänzung bedarf meine frühere Beschreibung nur hinsichtlich der Rhizoklone. Diese sind un- 
gewöhnlich klein, stark verästelt und reich mit Knötchen und Dornen besetzt. Besondere Dermalia, Megasklere 
und Mikrosklere habe ich nicht beobachtet. 


Amphichondrium (?) micrommata Roem. sp. 
1912. Verruculina micrommata Roem. sp., Schrammen, Kieselsp. I, S. 139 (mit Synonymik). 
Es ist mir nicht gelungen, von Manon micrommata Roem. ein Stück mit gut erhaltenen Skelett- 
Elementen zu bekommen. Darum kann ich die Spezies nur auf Grund der Oberflächen-Skulpturen und mit 
allem Vorbehalte zu Amphichondrium stellen. 


Familie Chonellidae nov. fam. 


Dünnwandige, ohr-, blatt- oder unregelmäßig trichterförmige Rhizomorina mit feinporöser Außenseite 
und winzigen, zerstreut oder in Gruppen liegenden Postiken. Kanalsystem wohl entwickelt. Die mäßig großen 
Rhizoklone sind meist gestreckt oder bogenförmig, wenig verästelt, aber mehr oder weniger stark mit Knötchen 
und Dornen besetzt. Besondere Dermalia fehlen. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 

Gattung Chonella Zittel 
Abbildung der Skelettelemente Taf. III, Fig. 9. 


Der dünnwandige Schwammkörper ist ohr-, blatt- oder unregelmäßig trichterförmig. Außen- und 
Innenseite sehr feinporös bzw. mit gleichmäßig verbreiteten (nur mit Hilfe der Lupe unterscheidbaren) Ostien 
und Postiken von verzweigten Epi- und Aporhysen. Das engmaschige Skelett besteht aus mäßig großen 
Rhizoklonen, die gestreckt oder bogenförmig, mehr oder weniger stark verästelt und stellenweise mit Knötchen 
besetzt sind. Besondere Dermalia, Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. 

Als genotypische Art hat Zittel Cupulospongia tenuis Roem. bezeichnet. Von den anderen Arten aus 
der nordwestdeutschen Oberkreide, die sich in den „Studien über fossile Spongien“ unter Chonella finden, 
stelle ich Achilleum auriforme Roem. zum Genus Pachyselis (S. 93 dieser Arbeit. Cupulospongia contorta 
Roem. aus dem Varians-Pläner von Langelsheim gehört, da das Skelett nicht bekannt ist, zu den un- 


sicheren Formen. 
Chonella tenuis Roem. sp. 


| Taf. III, Fig. 9. 
1912. Chonella tenuis, Schrammen, Kieselsp. I, S. 161, Taf. XXI, Fig. 6 
Körperform und Kanalsystem wurden bereits in meiner früheren Arbeit charakterisiert. — Das sehr 
engmaschige Skelett besteht aus mäßig großen Rhizoklonen, die meist gestreckt oder bogenförmig, zuweilen 


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aber auch durch Entwicklung längerer Zygome verästelt sind. Achsenteil und Zygome sind stellenweise mit 
Knötchen besetzt. Besondere Dermalia, Megasklere und Mikrosklere habe ich nicht beobachtet. 


Gattung Coscinostoma Schrammen 
Abbildung der Skelettelemente Taf. III, Fig. 8. 

Der dünnwandige Schwammkörper bildet ohr- oder unregelmäßig trichterförmige, kurz- oder lang- 
gestielte Ausbreitungen. Außenseite mit winzigen, dicht nebeneinander liegenden Ostien. Innenseite mit 
sternförmigen, gleichmäßig über die Oberfläche verbreiteten Gruppen von Aporhysal-Furchen, die von ein- 
gesenkten oder auf warzigen Erhebungen liegenden Postiken ausstrahlen. Die kleinen Rhizoklone sind 
gestreckt oder bogenförmig, seltener verästelt. Schaft und Zygome ziemlich stark mit Knötchen und kurzen 
Dornen besetzt. Besondere Dermalia fehlen. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 

Obere Kreide. | 

Früher hatte ich in die Gattung noch eine zweite Art (Coscinostoma auricula, jetzt Trachynotus auri- 
culus S. 113) einbezogen. Die augenfällige Ähnlichkeit der inneren Oberflächen-Skulpturen zwischen der 
genotypischen und der anderen Spezies, welche in erster Linie meine Auffassung bestimmte, beruht aber, wie 
die große Verschiedenartigkeit der Elementar-Körperchen des Skeletts beweist (Taf. Il, Fig. 2; Taf. III, Fig. 8), 
nur auf Analogien in der Entwicklung des Aporhysal-Systems. 


Coscinostoma fragilis Schrammen 
Taf. III, Fig. 8 
1912. Coscinostoma fragilis, Schrammen, Kieselsp. S. 162, Taf. XXI, Fig. 7. 

Die erste Beschreibung von Coscinostoma fragilis habe ich nur noch durch Angaben über das Skelett 
zu vervollständigen. Die Rhizoklone (Taf. Ill, Fig. 8) sind klein, meist gestreckt oder bogenförmig, selten 
mäßig verästelt, aber ziemlich stark mit Knötchen und Dornen besetzt. Besondere Dermalia fehlen. 
Megasklere und Mikrosklere wurden nicht beobachtet. 


Gattung Plinthodermatium Schrammen 
Abbildung der Skelettelemente Taf. III, Fig. 7. 

Der dünnwandige Schwammkörper bildet plattige, ohr- oder blattförmige Ausbreitungen. Außenseite 
mit weitmaschigen Kanal-Anastomosen, welche polsterartige Feldchen einschließen. Innenseite scheinbar dicht. 
Östien und Postiken sehr klein (ohne Lupe nicht erkennbar). Die kleinen Rhizoklone sind meist gestreckt 
oder bogenförmig, wenig verästelt, aber mit langen Zacken oder kurzen Dornen besetzt. Besondere Dermalia 
fehlen. Megasklere und Mikrosklere nicht beobachtet. 


Obere Kreide. | 
Plinthodermatium exile Schrm. 


Taf. II, Fig. 7; Taf. XIV, Fig. 7 
1912. Plinthodermatium exile, Schrammen, Kieselsp. I, S. 158, Taf. XXIII, Fig. 1. 
Es ist mir geglückt, von dieser merkwürdigen und sehr seltenen Art ein größeres Wandungs-Fragment 
zu finden, welches, ein bei Rhizomorinen nicht häufiger Fall, nach Behandlung mit Säurelösung größere Teile 


Schrammen, Die Kieselspongien 17 


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una Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


130 Klasse Silicea Gray 


des Kieselgerüsts beider Oberflächen im Zusammenhange und gut erhalten erkennen läßt. Meine früheren 
Angaben kann ich darum noch vervollständigen. Die Innenseite ist glatt und an der Oberfläche so dicht, 
daß winzigste Postiken nur bei stärkerer Lupen-Vergrößerung erkennbar werden. Die andere Seite, die an 
nicht mit Säure behandelten Stücken wie mit winzigen Plättchen belegt scheint (nicht unähnlich der 
Hexaktinellide Lepidospongia fragilis Schrm.), erhält diese eigentümliche Skulptur durch ziemlich weitmaschige 
Anastomosen oberflächlich gelegener Kanalfurchen, zwischen denen polsterartige Feldchen stehen. Auch an 
dieser Seite sind Ostien nur mit bewaffnetem Auge, und namentlich am Grunde der Furchen erkennbar. 
Die kleinen Rhizoklone sind meist gestreckt, seltener bogenförmig, nur mäßig stark verästelt, aber ziemlich 
reich mit längeren Zacken oder kurzen Dornen mit Knötchen besetzt. Besondere Dermalia fehlen. 
Megasklere und Mikrosklere habe ich nicht beobachtet. 


Ordnung Cryptaxonia nov. 0. 


Silicea mit cryptaxonen (akrepiden) Skelettelementen. Ohne tetraxone, monaxone oder triaxone 
Desme und Dermalia. 

Zur Aufstellung dieser neuen Ordnung der Kieselspongien sehe ich mich veranlaßt, weil die Spongien, 
die zu ihr gehören, weder bei den Triaxonia noch bei den Monaxonia oder Tetraxonia unterzubringen sind. 
Sollas, welcher die einzige lebende Art, Vetulina stalactites ©. Schm., nachuntersucht hat, bezeichnete die 
Elementarkörperchen des Skeletts als akrepid. Ich selber habe tausende von Desmen der fossilen Arten 
untersucht, aber nur in den beiden Sphaeroklonen, die ich Kieselsp. I, Texttafel VII, Fig. 1f u. g darstelle, 
Bildungen entdeckt, die vielleicht als Spuren einer Achsenanlage gedeutet werden könnten, vielleicht aber 
auch nur Zufalls-Phaenomene sind. Die Bezeichnung Cryptaxonia dürfte jedenfalls mit den Tatsachen ganz 
gut zu vereinbaren sein. 

In jeder der drei anderen Ordnungen kommen mehr oder weniger zahlreiche Gruppen mit un- 
verbundenen regulären Skelettformen, und Gruppen mit zu festen Gerüsten verbundenen Desmen vor. Aus 
dieser neuen Ordnung ist dagegen nur ein Gruppenverband bekannt, dessen Elementarkörperchen nach Analogie 
der tetraxonen und monaxonen Silicea mit Desmen durch Zygose zu starren Gerüsten verbunden sind. Das 
sind die Sphaerocladina. 

Gleich den anderen Ordnungen befinden sich auch die Cryptaxonia in der Jetztzeit in starkem Nieder- 
gange. Eine Gruppe erlischt schon im Palaeozoicum (die Astylosporigidae); weitere verschwinden im Jura (Mastosia 
und Lecanella). Eine dritte, zu der die Arten aus der Kreide gehören, ist spätestens im Tertiär ausgestorben. 


Tribus Sphaerocladina Schrammen 


Cryptaxonia, deren Skelettelemente durch Zygose verbundene Sphaeroklone sind. Als Dermalia können 
Phyliotriaen-ähnliche, aber akrepide Kieselscheibchen vorkommen. Die Megasklere der lebenden Art sind 
walzenförmige Amphistronygle. 

Silur bis Jetztzeit. 


Original from 


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Ordnung Cryptaxonia 131 


Bei der Einführung der Sphaerokladinen (Kieselsp. I, S. 169) äußerte ich Zweifel an der Existenz des 
von Rauff als Elementarkörperchen gewisser jurassischer Silicea angesehenen „Didymmoklons“. Ich unter- 
stellte als möglich, daß die von Kolb abgebildeten Didymmoklone von Cylindrophyma durch einen starken 
Klon verbundene Sphaeroklone seien. Inzwischen haben mich eigene Untersuchungen an jurassischen Spongien 
belehrt, daß meine Skepsis wenig berechtigt war. 

Die Sphaerocladina der Kreide gruppieren sich um zwei Stämmchen. Den kleineren Kreis bilden die 
Pachytrachelus-Arten mit verhältnismäßig großen Sphaeroklonen (Taf. VII, Fig. 4, 5) und Phyllotriaen-ähnlichen, 
aber anaxilen Dermalia (Taf. V, Fig. 8). Der größere umfaßt das Genus Macrobrochus und die hierunter auf- 
gestellte Gattung Cryptodesma. Hier sind die Sphaeroklone ziemlich klein (Taf. VII, Fig. 6). 

Im Jura ist die Tribus durch Mastosia Wetzleri Zitt. vertreten. Die Sphaeroklone jener Art unterscheiden 
sich von kretazischen Sphaeroklonen durch schwächere Entwicklung des kugeligen Teils (des Sphaeroms) und 
unregelmäßigere Stellung der Klone. Übrigens erlischt Mastosia bereits vor Beginn der Kreidezeit. 

Die ältesten bekannten Sphaerokladinen sind wohl die silurischen Astylospongiden. Auch bei dieser 
Gruppe scheinen die Sphaerome der Desme’ schwach entwickelt, demnach mehr dem aus dem Jura bekannten 
Typus genähert zu sein. 

Die lebenden Sphaerocladina, welche nur noch durch eine einzige Art repräsentiert werden (Vetulina 
stalactites OÖ. Schm.) und unregelmäßig becherförmige Schwammkörper mit ziemlich dicker Wandung und 
kleinen Ostien und Postiken auf beiden Seiten bilden, haben Desme, deren Klone, abweichend von allen 
fossilen Vorkommnissen, höckerig sein können. Vetuling dürfte eine Reihe abschließen, von der fossile Glieder 
noch nicht entdeckt worden sind. 

Eine unmittelbare phyletische Verknüpfung der aus Silur, Jura!), Kreide und Jetztzeit bekannten 
Sphaerokladinen ist nicht anzunehmen. | 

Als Einteilungsprinzip nehme ich bei der Gliederung der Sphaerocladina, unter Verwertung der bei 
der Untersuchung der Rhizomorina gewonnenen Erkenntnisse, die morphologischen und dimensionalen Ver- 
schiedenheiten zwischen den Sphaeroklonen. Die prä- und postkretazischen Gruppen bleiben vorläufig außer 
Betracht. Alle Sphaerokladinen der Kreide unterstelle ich einer Familie Pachytrachelidae, welche in die beiden 
Unterfamilien Pachytrachelinae und Cryptodesminae zerfällt. Die Definitionen lauten: 


Familie Pachytrachelidae nov. fam. 
Sphaerocladina mit Desmen, deren Sphaerome stark entwickelt sind. Die Klone sind glatt. 
Kreide. 
Unterfamilie Pachytrachelinae nov. subfam. 
Zylindrische Pachytrachelidae mit gleichmäßig über die Oberfläche verbreiteten Ostien von radialen 
Epirhysen, die mit analog orientierten Aporhysen kommunizieren. Die Sphaeroklone sind ziemlich groß. 
Als Dermalia anaxile Kieselplättchen. 


!) Inzwischen habe ich im Weißjura 7 der Heidenheimer Gegend (Alb) auch eine Form (neu) mit dem Skelettypus der 
kretazischen Sphaerocladina entdeckt. 


17* 


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132 Klasse Silicea Gray 


Einzige Gattung: Pachytrachelus Schrm. (Kieselsp. I, S. 170). Desme und Dermalia Taf. V, Fig. 8 
und Taf. VII, Fig. 4 u. 5 dieser Arbeit. 


Unterfamilie Cryptodesminae nov. subfam. 


Sphaeroidale Pachytrachelidae mit über die Oberfläche verbreiteten, von sternförmig angeordneten 
Aporhysen umgebenen Postikengruppen, zwischen denen feine Ostien liegen; oder mit aporhysalen Meridional- 
kanälen, zwischen denen an der Außenseite große Ostien von radialen Epirhysen liegen. Die Sphaeroklone 
sind ziemlich klein. Dermalia unbekannt. | 


Früher beschriebene Gattung: Macrobrochus Schrm. (Kieselsp. I, S. 173). 


Gattung. Cryptodesma nov. gen. 

Sphaeroidale Schwammkörper mit gleichmäßig über die Außenseiten verbreiteten, von sternförmig 
gruppierten Aporhysen umgebenen Postiken und dazwischen liegenden, winzigen Ostien. Das Stützskelett 
besteht aus kleinen Sphaeroklonen mit kräftigen Sphaeromen und glatten Klonen. 

Obere Kreide. 

Cryptodesma globosa Roem. sp. 
Taf. VII, Fig. 6 
1864. Asterospongia globosa F. A. Roemer, Sp. Taf. XIX, Fig. 5, S. 54. 


Der 4,5 cm hohe, 5—6 cm dicke Schwamnfkörper des einzigen Exemplars, welches ich kenne, ist 
kugelig-knollig mit schwach-konkaver Basis. Ob diese, wie es scheint, einen kurzen Stiel entwickelt, ist 
nicht sicher zu unterscheiden, da das stielartige Gebilde von einer Bryozoe überwuchert wird. Die inneren 
Teile des Originals scheinen vollständig verkieselt zu sein. An den peripheren Partien sind aber Skelett und 
Kanalsystem gut erhalten. Mit unbewaffnetem Auge sind nur die kleinen Postiken erkennbar, welche gruppen- 
weise in ca. 2 mm weiten, etwa 0,5 cm auseinander liegenden, über die ganze Oberfläche der Oberseite ver- 
breiteten grubigen Vertiefungen münden und durch Verbindung mit kurzen Aporhysal-Furchen zu sternförmigen 
Gruppen vereinigt werden. Die sehr feinen, nur an mit Säurelösung behandelten Stellen, und unter der Lupe 
erkennbaren Ostien sind ca. 0,5 mm voneinander entfernt und gleichmäßig verbreitet. Das Skelett besteht 
aus kleinen Sphaeroklonen mit stark entwickeltem Sphaerom und glatten Klonen. In bezug auf die Zahl 
der Klone besteht dieselbe Regellosigkeit, welche auch bei Pachytrachelus und Macrobrochus vorhanden ist. 
Andere Nadelformen habe ich nicht beobachtet. 

An der Identität von Cryptodesma globosa mit Asterospongia globosa Roem. sp. ist wohl nicht zu 
zweifeln. Zittel hat Asterospongia globosa seinem Genus Astrobolia unterstellt, kannte aber wahrscheinlich 
das Skelett nicht. | 


Emscher des Sudmerberges (s. s.). 


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Fauna von Glentorf 133 


Die Faunen von Glentorf-Boimstorf, Höver, Kl.-Biewende und Adenstedt-Bülten. 


In früheren Arbeiten hatte ich in der Annahme, daß Griepenkerls langjährige Aufsammlungen die in 
seinem Werk „über die Versteinerungen der senonen Kreide von Königslutter') geschilderten Spongien-Faunen 
von Boimstorf und Glentorf in Braunschweig erschöpfend erfaßt hätten, nur die von dem genannten Autor 
angeführten Arten berücksichtigt. Eigene Sammeltätigkeit an Ort und Stelle hat mich aber inzwischen über- 
zeugt, daß die Zahl der Arten in der Tat weit größer ist und daß auch Griepenkerls Bestimmungen meist 
einer Richtigstellung bedürfen. 

Einfach ist die Bestimmung übrigens nicht, weil die Vorkommnisse total verkieselt sind. Bei diesem 
Erhaltungszustande sind nur die gröberen Skelettstrukturen aufzufinden, sei es mit Hilfe von Dünnschliffen 
oder indem man durch Zertrümmern durchscheinende oder, wo die einbettende Feuersteinmasse glashell ist, 
durchsichtige Splitter gewinnt, welche Skelettreste einschließen. (Gewöhnlich muß man eine größere Anzahl 
derartiger Splitterchen bei durchfallendem Licht untersuchen, bevor man zum Ziel kommt.) Da die ober- 
flächlichen Skelettlagen durch den VerkieselungsprozeßB am meisten verunstaltet werden, sind Dermalia, z. B. 
Phyllotriaene von Discodermiden oder Dichotriaene anderer Tetrakladinen, fast nie nachweisbar; ebensowenig 
Deckgespinste von Hexaktinelliden oder gar Mikroskere. „Neue“ Formen sind darum schwer zu klassifizieren. 
Die ungünstige Skelettbeschaffenheit wird allerdings bis zu einem gewissen Grade durch die in der Regel 
ausgezeichnete Erhaltung des Kanalsystems ausgeglichen. In zweifelhaften Fällen kann aber natürlich nur 
der Skelettnachweis den Ausschlag geben. 

Zittel nahm an, daß die Glentorf-Boimstorfer Spongien umgelagert seien. Er gelangte wohl zu dieser 
Auffassung, weil ihm zur Untersuchung Exemplare zugestellt wurden, welche durch Verwitterung von allen 
Sedimentresten befreit und mehr oder weniger stark abgerieben waren. Solche Stücke machen durchaus den 
Eindruck umgelagerten Materials. Bei örtlichen Aufsammlungen findet man aber die meisten Spongien noch 
mit einem harten kieseligen oder sandigen Überzuge bedeckt, welcher mit dem in der Nähe der Fundstellen 
anstehenden Gestein übereinstimmt. Dieses ist bei Glentorf ein aschgrauer kieseliger Sandmergel, bei 
Boimstorf ein gelblich-grauer oder durch stärkere Beimischung von Glaukonit-Körnchen grünlich-grauer 
Kalkmergel. 

Nach Griepenkerl treten Actinocamax quadratus und Belemnitella mucronata in den Schichten zu- 
sammen auf. Im Profil von Boimstorf (Königslutter S. 10) liegt Go&s Mergelgrube, die alte Boimstorfer 
Fundstelle, in der Quadraten-Kreide.e Zum selben Schichten-Komplex gehört auch Glentorf. 

Im „Rückblick“ (a. a. O. S. 113) zieht Griepenkerl aus der Seltenheit der Cephalopoden und Brachiopoden 
gegenüber der reichen Entwicklung von Zweischalern und Schnecken, und aus dem Vorkommen von Pflanzen- 
resten, den berechtigten Schluß auf ein nicht fernes Ufer der Meeresteile, deren Sedimente die Kreide-Bildungen 
der unmittelbaren Umgebung von Königslutter sind. Griepenkerls weitere Annahme, daß die nur wenige 
km entfernten Spongien-Faunen von Boimstorf und Gilentorf, besonders die Häufigkeit von Lithistiden bei 
Gilentorf, bereits eine bedeutende Meerestiefe anzeigen, bedarf aber der Einschränkung. 


1) Palaeontologische Abhandlungen. Herausgegeben von W. Dames und E. Kayser. Vierter Band. S. 305—418. 


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134 Fauna von Glentorf 


Die Lithistiden der Jetztzeit leben in Tiefen von ca. 30—650 m. Die meisten Arten stammen aus 
150—300 m, der kleinste Teil aus 30—50 m, ein größerer Teil aus 300650 m Tiefe. Wie man sieht, be- 
wegen sich die bathymetrischen Zahlen in nicht unerheblichen Schwankungen. Bei der Beurteilung der Tiefen- 
Verhältnisse früherer Meere ist darum auch nicht das bloße Vorhandensein einer Lithistiden-Fauna, sondern 
die Sonderart dieser Fauna von Bedeutung. Zum Ausdrucke kommt sie in morphologischen Charakteren, 
die alle Faunenmitglieder mehr oder weniger betreffen, und im Auftreten einzelner Formen, welche erfahrungs- 
gemäß eine bestimmte Fazies bevorzugen. Wie der Vergleich typischer Litoral-Faunen, z. B. der untersenonen 
Fauna von Adenstedt-Bülten, wo zahlreiche lithistide Schwämme in Gesellschaft dickschaliger Austern, Massen 
von Bryozoen usw. vorkommen, mit echten subabyssischen Faunen (Oberg, Misburg) zeigt, sind zylindrische 
und langgestielte subabyssische Arten der gleichen Gattung in der Litoral-Fazies durchgängig mehr der 
Kugelform genähert und kurzgestielt. Da solche Formen auch bei Glentorf vorherrschen, ist nur eine mäßige 
Tiefe des urspründlichen Standorts wahrscheinlich. Für geringere Tiefe spricht auch das verhältnismäßig 
häufige Vorkommen von Guettardien, und von Cytoracea- und Lopadophorus-Arten. Diese eigentümlichen, 
in der Jetztzeit nicht mehr vorhandenen Spongien sind durch zahlreiche tiefe Grübchen an der Außenseite des 
Schwammkörpers gekennzeichnet, die vielleicht dem erhöhten Schutz der in ihnen liegenden Einströmungs- 
Öffnungen dienten. In der Kalkmergel-Fazies fehlen diese Arten. In den Litoralablagerungen des Sudmer- 
berges sind sie dagegen ziemlich häufig. 

Boimstorf und Glentorf werden von Griepenkerl, m. E. aber unberechtigt, als faunistische und bathy- 
metrische Äquivalente behandelt. Bei Glentorf liegt eine Lithistiden-Fauna, mit Charakteren litoraler Lebens- 
weise; bei Boimstorf dagegen eine Artengemeinschaft, die meist Hexaktinelliden enthält und dadurch, in 
Übereinstimmung mit der lithologischen Ausbildung der Sedimente, größere Meerestiefe anzeigt. 

Die Aufschlüsse bei Boimstorf sind seit Jahren mit Vegetation bedeckt. In bezug auf diesen Fundpunkt 
kann ich mich darum auch’ jetzt nur auf Griepenkerls Material stützen. Die Felder der Glentorfer Gemarkung 
sind aber immer noch gute Fundstellen'). 

Zunächst bespreche ich Griepenkerls Arten in der von diesem Autor gewählten Reihenfolge; im An- 
schlusse daran das neue Material. 

Die berichtigten Namen sind durch stärkeren Druck hervorgehoben. Die Seitenangaben beziehen sich 
auf Griepenkerls Arbeit. 


S. 15. Seliscothon giganteus Roem. sp. = Seliscothon Mantelli Goldf. sp. — Schrammen, 
Kieselsp. I, S. 165. 

Wie ich früher (Kieselsp. I, S. 167) dargelegt habe, kann F. A. Roemers Cupulospongia gigantea nicht 
zum Genus Seliscothon Zitt. gezogen werden. Wie die Lamellen-Struktur der Wandung zeigt, gehören aber 
die von Griepenkerl untersuchten Fragmente zweifellos zu Seliscothon; nach den abgerundeten Rändern der 
Becher, Trichter usw. zu urteilen, zu Seliscothon Mantelli Goldf. sp. Mir liegen von Gilentorf mehrere 
Exemplare vor, welche an der Innenseite die für jene Art bezeichnende feinporöse Oberflächen-Struktur 





!) Anmerkung während des Drucks. Jetzt leider nicht mehr, da von dem Besitzer der Äcker die auf den Feldern liegenden 
Steine gründlich beseitigt worden sind. 


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Fauna von Glentorf 135 


deutlich erkennen lassen. Die Glentorfer Vorkommnisse sind im allgemeinen dickwandiger als die Formen 
aus den subabyssischen Sedimenten der oberen Kreide, und nicht als flache Trichter oder gestielte Scheiben, 
sondern (wie am Sudmerberge) als becher- und blumentopfförmige Gebilde (testa-florum Quenst.) entwickelt. 


S. 16. Seliscothon marginatum Roem. sp. — Schrammen, Kieselsp. I, S. 166. 
Diese, an dem auffallend breiten und scharfkantig abgesetzten Rande leicht kenntliche Art, welche 
wohl die Litoralform von Seliscothon planum Phill. sp. darstellt, habe ich selber ebenfalls bei Glentorf, aber 
seltener als die vorige Spezies, aufgefunden. 


S. 16. Verruculina marginata Phill. sp. = Heterothelion cupula Schrm. — S. 118 dieser Arbeit. 


Was Phillips eigentlich unter Spongia marginata verstanden hat, konnte selbst Hinde, dem Material 
von Flamborough zur Verfügung stand, nicht ermitteln. Griepenkerls V. marginata ist zweifellos mein 
Heterothelion cupula. Ich habe bei Glentorf mehrere Exemplare gesammelt, welche die auch in der Kalkmergel- 
Fazies vorkommenden Gestaltungen — dickwandige Trichter und unregelmäßige oder regelmäßige Kreisel 
mit mehr oder weniger betonter Scheitelvertiefung — wiederholen. Die bei guter Erhaltung warzenförmig 
erhöhten Postiken sind bei den Glentorfer Vorkommnissen gewöhnlich mehr oder weniger stark abgerieben. 
Die Spezies erreicht bei Glentorf nur geringe Dimensionen (5—10 cm Höhe und Dicke). 


S. 16. Verruculina aurita Roem. sp. — S. 124 dieser Arbeit. 


Griepenkerls Angaben stützen sich auf ein schlecht erhaltenes Exemplar. Auch ich konnte nur ein 
Fragment finden. . 


S. 16. Stichophyma turbinata Roem. sp. = Jereica punctata Goldf. sp. — Schrammen, 
Kieselsp. S. 146. 


Es ist schwer verständlich, wie Griepenkerl die bei Glentorf so häufig vorkommende Jereica punctata 
Goldf. sp. mit Stichophyma turbinata Roem. sp. verwechseln konnte. Eine Verwechslung liegt hier nämlich 
ganz zweifellos vor. Die Postiken der Glentorfer Formen sind allerdings mit ca. 2 mm Weite nicht un- 
erheblich größer, als die der typischen Form vom Sudmerberge, auch etwas weiter gestellt und nicht immer 
auf die zentralen Scheitelteile beschränkt. 


S. 17. Jereica punctata Münster sp. 


Griepenkerl will nur ein Exemplar von dieser Art kennen. Nach dem eben Gesagten kann ich nur 
annehmen, daß das Stück aus der Goöschen Mergelgrube, welches Griepenkerl in der Rentzelmannschen 
Sammlung gesehen hat, besonders gut mit von Griepenkerl verglichenen Stücken vom Sudmerberge über- 
einstimmte. Ich wiederhole, daß Jereica punctata eine der häufigsten Glentorfer Spongien ist. 


S. 17. Coelocorypha tuberculosa Roem. sp. 


Griepenkerl bezieht hier eine schlecht erhaltene Spongie unsicherer Familien- und Gattungszugehörigkeit 
auf eine Art Roemers, deren Darstellung in Wort und Bild der Phantasie den weitesten Spielraum läßt. 


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DONZEUN! Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


136 Fauna von Glentorf 


S. 17. Coelocorypha nidulifera Roem. sp. = Cytoracea nidulifera Roem. sp. — Taf. XV, Fig. 9. 

Diese bei Glentorf verhältnismäßig häufige (nicht, wie Griepenkerl schreibt, sehr seltene) Cytoracea- 
Art beansprucht besonderes Interesse, weil sie für den faziellen Charakter der Ablagerungen bezeichnend ist. 
Cytoraceen mit runden und tiefen Grübchen an der Außenseite sind nämlich anscheinend auf Litoralbildungen 
beschränkt. Bei den Arten der Kalkmergel-Fazies (Cytoracea rimosa Schrm. u. a.) verflachen sich die Grübchen 
oder sie verschwinden gänzlich und werden durch bandartige Felder von Ostien ersetzt. Ihre Funktion ist 
noch nicht aufgeklärt. Sie könnten Einrichtungen darstellen, die einen erhöhten Schutz bestimmter, die 
Nahrungsaufnahme vermittelnder Regionen der Oberfläche bezweckten, indem sie die Ostien an Stellen, welche 
durch Form und Lage besonders geschützt waren, lokalisierten. Sie könnten aber auch einer Vergrößerung 
der Nahrung aufnehmenden Oberfläche gedient haben. Da diese zuerst vom Sudmerberge bekannt gewordene 
Art von Roemer recht schematisch abgebildet worden ist, gebe ich eine genauere Abbildung. 


S. 17. Coelocorypha Janus A. Roem. sp. = Lopadophorus Griepenkerli Schrm. — Schrammen, 
Kieselsp. S. 110. 


Hinsichtlich der Gattungsbestimmung sei bemerkt, daß die Spongie, die Griepenkerl im Auge hatte, 
keine Coelocorypha (aus der Tribus Rhizomorina Zitt.), sondern eine Tetrakladine der Gattung Lopadophorus 
Schrm. ist. Auch die Artbezeichnung mußte geändert werden. (Die von Grieperkerl angezogene Spezies ist 
durch F. A. Roemer vom Sudmerberge beschrieben, aber wenig gut abgebildet worden. Glücklicherweise 
sind die Formeigentümlichkeiten, welche durch ein Postikenfeld im Scheitel, und mehr oder weniger zahl- 
reiche, unregelmäßig grubige Vertiefungen an der Außenseite zum Ausdruck kommen, so prägnant, daß man 
nicht im Zweifel sein kann, was Roemer gemeint hat. Indem Roemer seine Oculispongia Janus so viereckig 
wie einen Tisch zeichnete, und den vermeintlich viereckigen Charakter in der Art-Diagnose noch unterstrich, 
hat er wohl Griepenkerl die in Wirklichkeit gar nicht vorhandene Neigung der Spongie, an der Peripherie 
vier stumpfe Vorsprünge zu bilden, suggeriert.) Lopadophorus Griepenkerli unterscheidet sich von Lopado- 
phorus Janus Roem. sp. durch massigere Gestalt, einen wulstigeren Rand, stärkere Wülste zwischen den 
grubigen Eindrücken und größere Ostien und Postiken. Wie bei den Cytoraceen, steht auch bei Lopado- 
phorus die Ausbildung von Grübchen an der Außenseite des Schwammkörpers in Beziehungen zur Eigenart 


der Fazies. 
S. 18. Scytalia turbinata Roem. sp. — 5.99 dieser Arbeit. 


Wie am Sudmerberge, kommen auch bei Glentorf nur kurz-zylindrische Individuen vor. Häufig, wie 
Griepenkerl angibt, ist die Art bei Glentorf übrigens nicht. 


S. 18. Stachyspongia tuberculosa A. Roem. sp. = Aulosoma radiciformis Phill. sp., 
var. tuberculosa Schrm. — S. 107 dieser Arbeit 


S. 18. Aulaxinia sulcifera Roem. sp. — Schrammen, Kieselsp. S. 78 


S. 19. Siphonia ficus Goldf. = Jerea Griepenkerli Schrm. — Schrammen, Kieselsp. S. 92. 
Die vermeintliche Siphonia ist eine Jerea, sei es, daß man mit Zittel als einzigen Charakter, welcher 


Jerea von Siphonia trennt, das Fehlen eines tiefen Paragasters bei Jerea annimmt, oder nach dem in meiner 


Original from 


2 UNIVERSITY OF MICHIGAN 


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Fauna von Glentorf 137 


früheren Arbeit begründeten Vorschlage die Trennung in erster Linie von Verschiedenheiten der Skelett- 
Ausbildung herleitet. Auch der Artname ist unhaltbar, denn jener Schwamm, den Goldfuß unter dem Namen 
Siphonia ficus unklar beschrieben und wenig gut abgebildet hat, stammt aus dem Turon von Quedlinburg 
und steht zu der Glentorfer Art nur in ganz entfernten Beziehungen. — F. A. Roemers „Spongitarien* ent- 
halten merkwürdigerweise keine Erwähnung dieser auch am Sudmerberge gar nicht selten gewesenen Jerea- 
Art. In den „Versteinerungen des norddeutschen Kreidegebirges“ hat Roemer dagegen die Spongie ziemlich 
deutlich beschrieben. Trotzdem ist der dort gebrauchte Name nicht aufzunehmen, weil er auch turone 
Siphonien (Siphonia im Sinne der älteren Autoren) einbezieht. Die erste und einzige brauchbare Abbildung 
stammt von Quenstedt (Petr. V, Taf. 134, Fig. 22). Darum würde ich die Jereen von Glentorf und vom 
Sudmerberge als Jerea Quenstedti bezeichnen. Da aber dieser Name bereits an eine turone Spezies vergeben 
ist, schlage ich die Bezeichnung Jerea Griepenkerli vor. Quenstedts Abbildung übertreibt etwas die Größe 
der Ostien. Nur unter einer schwachen Lupe sieht die Oberfläche der Außenseite wie an der Abbildung aus. 
Dem unbewaffneten Auge erscheinen aber die runden, in der Größe verschiedenen, unregelmäßig verbreiteten 
Ostien etwas kleiner und näher zusammengerückt. Die feine Punktierung der zwischen den Ostien liegenden 
Oberflächen-Partien, welche durch die bei Jerea (im Gegensatze zu Siphonia) ziemlich weiten Skelettmaschen 
und die dicken Polster der Zygome hervorgerufen wird, ist nur durch die Lupe auflösbar. Über Körperform, 
Kanalsystem und Erhaltung hat sich Griepenkerl ausführlich ausgesprochen. 


S. 19. Taf. II (XXXV), Fig. 5a—c. Siphonia incrassata Goldf. = Phylliodermia incrassata 
Griepenkerl sp. 


Die Ermittlung der Gattungszugehörigkeit machte einige Schwierigkeiten, weil an allen Stücken, die 
ich untersuchen konnte, die aus Phyllotriaenen bestehende Deckschicht abgerieben oder durch den Verkieselungs- 
Prozeß bis zur Unkenntlichkeit umgewandelt ist. Nachdem es aber erst gelungen war, im Skelett die großen 
warzigen Tetraklone von Phyllodermia aufzufinden, bestätigte auch der Bau des Kanalsystems den Zusammen- 
hang dieser Glentorfer Art mit Phyllodermia antiqua Schrm. Diese in der Quadraten-Kreide von Oberg und 
Höver vorkommende Spezies produziert gewöhnlich unregelmäßig geformte Schwammkörper. Ich konnte 
aber in meiner früheren Arbeit (Kieselsp. I, Taf. VIN, Fig. 1, 2) auch ein Individuum abbilden, welches in der 
äußeren Form, in den Dimensionen, im Bau des Kanalsystems und in der Oberflächen-Struktur (unter der 
Deckschicht) mit den regelmäßig birnförmigen Exemplaren von Glentorf übereinstimmt. Griepenkerls Ab- 
bildungen sind sehr gut. Die Oberfläche des Fig. 5a abgebildeten Exemplars scheint stark abgerieben zu 
sein, denn die großen, unregelmäßig über die Außenseite verbreiteten Kanalmündungen sind offenbar bereits 
Querschnitte größerer Aporhysen. Bei gut erhaltenen Exemplaren ist die Oberfläche, gleich der Oberfläche 
der hierunter genannten Varietät, feinporös oder nur mit winzigen, unregelmäßig angeordneten Ostien bedeckt. 
— Goldfuß kann nicht als Autor gelten. Aus früher dargelegten Gründen verschwindet seine Siphonia in- 


crassata besser aus der Literatur. 
Schrammen, Die Kieselspongien 18 


BE n Original from 
N Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


138 Fauna von Glentorf 


S. 19. Taf I (XXXIV), Fig. 1, 2, 3. Siphonia coronata Griepenkerl = Siphonia incrassata 
Griepenkerl, var. coronata nov. var. 

Griepenkerls ausführliche Beschreibung muß ich nur in bezug auf die Zahl der Scheitel-Höcker 
berichtigen. Selbstverständlich sind es nicht 4, 6 oder 8. Die Zahl ermangelt vielmehr jeder Gesetzmäßigkeit. 
— Griepenkerls Abbildungen geben ein gutes Bild von der nach dem Grade der Abreibung verschiedenen 
Oberflächen-Struktur. 

Diese Varietät von Phyllodermia incrassata und die an einer anderen Stelle dieser Arbeit (S. 50) be- 
schriebene Phyliodermia spinosa aus dem Mukronaten-Senon von Misburg halte ich für nahe Verwandte. Die 
fragilen spitz-kegelförmigen Fortsätze des Scheitelrandes und die langen Stacheln der Unterseite von Phyllo- 
dermia spinosa sind bei var. coronata erst schwach durch rundliche Höcker angedeutet. Meist treten diese 
nur am Scheitelrande auf. Es gibt aber auch Individuen, bei denen sie sich als sanft gerundete Rippen oder 
isolierte Buckel über die Außenseite verbreiten. 

Da die Bestimmung Glentorfer Spongien nach dem Skelettbau einige Übung und Erfahrung voraus- 
setzt, möchte ich darauf hinweisen, daß die Phyllodermien von der gleich gestalteten Jerea Griepenkerli auch 
an den Verschiedenheiten der Oberflächenstrukturen zu unterscheiden sind. Die Jerea hat ca. I mm weite, 
deutlich erkennbare Ostien, während die ÖOstien der Phyllodermien feinsten Nadelstichen vergleichbar sind. 


S. 20. Taf. II (XXXV]), Fig. 3. Siphonia ovalis Griepenkerl 
Die Bezeichnung ovalis ist etwas irreführend. Zylindrische Exemplare sind nach meinen Beobachtungen 
häufiger. Die Unterscheidung dieser Art von rippenlosen Individuen der Siphonia sexplicata Griepenkerl kann 
Schwierigkeiten machen, zumal die Außenseiten abgeriebener Stücke in bezug auf Größe und Anordnung der 
Ostien ungefähr übereinstimmen. Wenn aber der Länge nach zersprungene Stücke, wie oft bei Glentorf, vor- 
liegen, so daß die Paragaster-Oberfläche erkennbar wird, ist Siphonia ovalis leicht an den kleineren Postiken 
zu erkennen. 


S. 20. Taf. I (XXXVI), Fig. 1, 2. Siphonia sexplicata Roem. —= Siphonia sexplicata Griepenkerl 
Der Artname ist unglücklich gewählt, denn von einer zahlenmäßigen Entwicklung der Falten kann 
keine Rede sein. Übrigens ist es nicht wahrscheinlich, daß diese Art mit Roemers Jerea sexplicata aus der 
Quadraten-Kreide von Ilsenburg ident ist. Die Ilsenburger Art hat kein tiefes Paragaster; an der Oberfläche 
der Außenseite auch nicht die großen, ca. | mm weiten Ostien der Glentorfer Spezies, die unregelmäßig über 
die Außenseite verteilt sind. (Roemers Jerea sexplicata dürfte eine Jereica sein) Man beachte, daß Griepen- 
kerl die Art in halber nat. Gr. abgebildet hat. Ein Hinweis fehlt. 


S. 21. Taf. IV (XXXVI), Fig. 1—5. Polyjerea pyriformis Roem. = Polyjerea pyriformis Griepenkerl. — 
Schrammen, Kieselsp. S. 85 
F. A. Roemers Polyjerea pyriformis aus den Iisenburg-Mergeln ist wahrscheinlich eine Homalodora. 
Das bezeugen Form und Oberflächenstruktur. Erst Griepenkerl hat gute Abbildungen und eine eingehende 
Schilderung der formenreichen und bei Glentorf nicht seltenen Spongie gegeben. Darum ist die Autorschaft 
auch ihm, und nicht Roemer beizulegen. 


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aa Goügle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


Fauna von Glentorf 139 


Die Art scheint auf die Glentorfer Fazies der Quadraten-Kreide beschränkt zu sein. Diese schwer 
erklärliche Isolierung hat mich wiederholt veranlaßt, das bei den Glentorfer Spongien nicht ganz leicht zu 
beurteilende Skelett nachzuprüfen. Ich konnte mich nämlich von dem Gedanken nicht frei machen, daß 
Polyjerea eine Megamorine sei, weil sie im Habitus und im Bau des Kanalsystems ganz auffällig mit gewissen 
Homalodora-Arten übereinstimmt. Da ich aber immer wieder nur Skelettelemente fand, die als Tetraklone zu 
deuten sind, zweifle ich nicht mehr im geringsten daran, daß Polyjerea pyriformis eine Tetrakladine ist, die 
bislang weder aus älteren noch aus jüngeren Schichten bekannt wurde. 


S. 21. Astrocladia subramosa Roem. sp. — Schrammen, Kieselsp. S. 111 


Die vertikale Verbreitung dieser Art geht vom Emscher bis in das Mukronaten-Senon; die horizontale 


« 


durch alle Fazies der nordwestdeutschen Oberkreide. 


S. 22. Craticularia Beaumonti Reuss sp. = Craticularia Roemeri Schrm. — Schrammen, 
Kieselsp. S. 233 


Craticularia Beaumonti Reuss aus dem Cenoman von Bilin in Böhmen stimmt mit der Gientorfer 
Craticularia, die unzweifelhaft ident mit Cribrospongia Beaumonti A. Roem. vom Sudmerberge ist, nicht 
überein. Darum habe ich schon früher die Bezeichnung Craticularia Roemeri aufgenommen. 

Während die vorstehenden Spongienarten, mit Ausnahme von Aulaxinia sulcifera Roem. sp. und des 
Rentzelmannschen Exemplars von Jereica punctata Goldf. sp., auf den Feldern 2 km W von Gilentorf vor- 
kommen und fast alle zu Silicea-Gruppen mit Desmen gehören, stammen die Hexaktinelliden, die Griepenkerl 
aus der Kreide von Königslutter namhaft macht, bis auf die dickwandige Craticularia Roemeri aus Go&s 
Mergelgrube, 1 km W Boimstorf. Griepenkerl nennt von diesem Fundpunkte folgende Arten: 


S. 22. Leptophragma Murchisoni Goldf. sp. — Schrammen, Kieselsp. S. 235 
Diese leicht kenntliche Art ist nach Griepenkerl bei Boimstorf immer nur in Bruchstücken von 
schlechter Erhaltung anzutreffen, aber häufig. 


S. 22. Pleurostoma radiata Roem. sp. — Schrammen, Kieselsp. S. 238 
Die an den Bireitseiten „nach oben ausstrahlenden Ostienreihen“ beweisen, daß Griepenkerls 
Exemplar tatsächlich ein Pleurostoma, und keine, mit Pleurostoma zu verwechselnde Pleurope lacumosa 
Roem. sp. var. 


S. 22. Coscinopora infundibuliformis Goldf. sp. — Schrammen, Kieselsp. S. 293 
Auch diese weit verbreitete und leicht erkennbare Art hat Griepenkerl schwerlich verkannt. 


S. 23. Ophrystoma micrommata Roem. sp. = Seliscothon verrucosum Schrm. 


Das in der technischen Hochschule zu Braunschweig aufbewahrte Original Griepenkerls gehört wahr- 


scheinlich zu Seliscothon verrucosum Schrm. 
18* 


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140 Fauna von Glentorf 


S. 23. Plocoscyphia annulata Roem. 
Früher (Kieselsp. II, S.301) habe ich diese Spezies von Oberg, Misburg usw. als Plocoscyphia centuncula 
beschrieben. Da ich mich inzwischen überzeugen konnte, daß Roemers Original zu Pl. annulata (von Abhlten) 
mit meinen Belegstücken von Pl. centuncula übereinstimmt, hat der ältere Name den Vorrang. 


S. 23. Becksia Soekelandi Schlüter, — Schrammen, Kieselsp. S. 297 
Griepenkerl erinnert daran, daß Schlüter diese Art als Zonenführer der Quadraten-Kreide aufgestellt 
habe. In der westfälischen Kreide mag das berechtigt gewesen sein. Im niedersächsischen Kreidegebiete 
geht es schon deshalb nicht an, weil Becksia Soekelandi hier bereits in den Tonen der Granulaten-Kreide 
floriert, in der Kalkmergel-Fazies der Quadraten-Kreide aber fast fehlt. — Wie eine Anzahl anderer Hexakti- 
nelliden, z. B. Coeloptychium lobatum Goldf., scheint Becksia Soekelandi geringere Meerestiefen bevorzugt 
zu haben, die etwa mit der unteren Verbreitungsgrenze der Gastropoden (als Masse) zusammenfallen. Dem- 
nach findet sie sich bei uns hauptsächlich in Sedimenten, die durch gröbere mineralische Beimengungen als 
Absätze küstennaher Meeresteile von geringer Tiefe charakterisiert sind. Hierzu gehören auch die Boimstorfer 
Mergel. — Daß die Organisation von Becksia Soekelandi geringeren Tiefen angepaßt war, scheint mir schon 
aus der, im Verhältnis zu den sonstigen Dimensionen des Schwammkörpers, ungemein starken Entwicklung 

der Wurzel hervorzugehen. 
S. 24. Coeloptychium agaricoides Goldf. — Schrammen, Kieselsp. S. 330 

S. 24. Coeloptychium lobatum Goldf. — Schrammen, Kieselsp. S. 328 
Von den beiden durch Zittel unterschiedenen Variations-Extremen, einerseits weiter Trichter der Ober- 
seite, schmaler Rand und breite, vom oberen Rande an dichotome Falten, andererseits enger Trichter und 
sehr breiter Rand, dessen Falten sich erst in der Nähe des Unterrandes vergabeln, kommt nach Griepenkerl 


die erste Form bei Boimstorf nicht selten vor. 


S. 24. Coeloptychium incisum Roem. — Schrammen, Kieselsp. S. 330 

Die Art steht nicht, wie Griepenkerl annimmt, zwischen Coel. agaricoides und Coel. lobatum, sonder, 
wie Zittel schon längere Zeit vor Griepenkerls Veröffentlichung nachgewiesen hatte, in unmittelbarer Nähe 
von Coel. deciminum Roem., dessen Jugendstadium sie wahrscheinlich ist. 

Bei Boimstorf habe ich, wie schon gesagt, eigene Aufsammlungen nicht vornehmen können. Bei 
Glentorf habe ich aber noch die folgenden, von Griepenkerl nicht erwähnten und z. T. neuen Arten 
sammeln können. 

Homalodora ficus Schrm. — Schrammen, Kieselsp. S. 60 


Homalodora plana Schrm. — Schrammen, Kieselsp. S. 59 
Nachdem ich jahrelang vergeblich nach Megamorinen gesucht hatte, ist es mir schließlich geglückt, 
von diesen beiden Arten je ein Exemplar aufzufinden. 
Heterothelion angulatum Schrm. — S. 119 dieser Arbeit 
Von dieser früher nur vom Sudmerberge bekannten Spezies, die durch die abgestutzte (nicht trichter- 
oder muldenförmig vertiefte) Scheitelfläche, und eine Kompression des kreiselförmigen Schwammkörpers 


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Fauna von Glentorf 141 


gekennzeichnet ist, fand ich ein gut erhaltenes Stück von ca. 4cm Höhe, 5 cm Breite und 2—2,5 cm Dicke. 
Leicht abweichend vom Sudmerberger-Typus liegen die mit unbewaffnetem Auge noch deutlich erkennbaren 
Ostien nicht überall gleichmäßig dicht nebeneinander, sondern sie sind stellenweise um ihren Durchmesser 


oder noch weiter voneinander entfernt. Die Postiken sind ca. Il mm weit. 


Heterothelion cupula Schrm., var. impressa nov. var. 

Der unregelmäßig kreiselförmige Schwammkörper besitzt an der Außenseite winzige, mit unbewaffnetem 
Auge noch eben erkennbare Ostien, die dicht nebeneinander liegend, gleichmäßig über die Oberfläche ver- 
breitet sind; an der Oberseite ziemlich große, nämlich 1I—1,5 mm weite, um das Doppelte ihres Durchmessers 
oder weniger weit auseinander liegende und über den ganzen Scheitel verbreitete Postiken. An der Außen- 
seite liegen mehr oder weniger zahlreiche, rundliche, wie mit der Fingerspitze eingetupfte Gruben. Diese 
Bildungen stellen aber nicht, wie bei den Genera Cytoracea und Lopadophorus, Differenzierungen dar, durch 
welche die Ostien auf bestimmte Partien der Oberfläche lokalisiert werden. Sie sind vielmehr hinsichtlich 
ihrer Entstehung und Funktion noch zu deuten. Zufällige Einwirkungen von Fremdkörpern sind wohl aus- 
zuschließen, weil es unerklärlich wäre, warum gerade nur die eine Art hiervon betroffen wurde. 


Jereica polystoma Roem. sp. — Schrammen, Kieselsp. S. 147 

Diese walzen- oder zylinderförmige Spezies ist bei Glentorf nicht selten, und an den zahlreichen, 
großen runden Postiken, die im abgestutzten Scheitel münden, leicht zu erkennen. Wenn der Länge nach 
zersprungene Stücke vorliegen, die häufiger sind als intakte Exemplare, wird die Erkennung auch durch die 
gebündelten Vertikalaporhysen erleichtert, welche den Schwammkörper durchziehen. Mittelgroße Individuen 
sind etwa 15 cm lang und 6—8 cm dick. Der lange, wurzelartig verzweigte Stiel, den die in der Kalkmergel- 
Fazies vorkommenden Exemplare haben, reduziert sich bei den Glentorfer Stücken auf einen kurzen, am Ende 
verbreiterten Stumpf. 

Pachyselis auriformis Roem. sp. — 5. 94 dieser Arbeit 
Ein etwa handtellergroßes, gut erhaltenes Fragment, dessen Dicke ca. 1 cm beträgt, stimmt völlig 


überein mit den Vorkommnissen vom Sudmerberge. 


Cytoracea costata Schrm. — Schrammen, Kieselsp. S. 155 
Das Glentorfer Stück paßt recht gut zu der‘ Schilderung, die ich früher von dieser, sonst nur noch 


am Sudmerberge vorkommenden Art gegeben habe. 


Cytoracea nidulifera Roem. sp., var. gleba nov. var. — Taf. XIV, Fig. 5 
Der 4—6 cm dicke Schwammkörper des einzigen vorliegenden Exemplars bildet einen kartoffelförmigen 
Knollen, dessen Außenseite über 20, unregelmäßig verteilte, 4—15 mm weite, bis 0,5 cm tiefe, napfförmige 
Gruben trägt. Ihre scharfkantig gegen die Oberfläche abgesetzten Mündungen sind meist rundlich. Nur wo 
mehrere nebeneinander liegende Gruben zu einer einzigen verschmelzen, sind die Umrisse in die Länge ge- 
zogen. Die sichtbaren Teile des Kanalsystems beschränken sich auf feine und wenig zahlreiche, geschlängelte 
Aporhysalfurchen, die an der Oberfläche unregelmäßige Anastomosen zwischen den Gruben bilden. 


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142 Fauna von Glentorf 


Aulosoma bulbosa nov. sp. — Taf. XV, Fig. 6 

Die äußerst seltene Spongie (das Original ist Unicum) stimmt im inneren Kanalsystem und in der 
rauhen Oberflächenstruktur mit Aulosoma radiciformis Phill. sp. und den Varietäten dieser Spezies überein. 
Durchaus eigenartig ist aber die starke Skulptur der Außenseite. Hier entwickelt der dickwandige Schwamm- 
körper kleinfingerdicke Wülste, die sich mehrfach teilen können und mit rundlichen oder abgestutzten, nach 
oben und außen gerichteten Fortsätzen endigen. Das röhrenförmige Paragaster ist ca. 1 cm weit. — Man 
kann im Zweifel sein, ob die Art besser bei Stachyspongia Zitt. oder Aulosoma Schrm. unterzubringen sei. 
Ich habe mich für Aulosoma entschieden, weil die Skulptur der Stachyspongien auf der Entwicklung kegel- 
förmiger Stacheln beruht. 

Pachinion familiare Roem. sp. — Schrammen, Kieselsp. S. 68 

Die generische Bestimmung des aufgefundenen Fragments ist gesichert durch den Nachweis der an 
einer Bruchfläche deutlich erkennbaren, großwarzigen Dikranoklone. Stellenweise ist auch die glatte und 
dichte Deckschicht erhalten. — Faunistisch ist das Belegstück von Interesse, weil es zur Litoralform des 
Pachinion-Kreises gehört. Pachinion scriptum Roem. sp., die subabyssische und in der Kalkmergel-Fazies der 
Quadraten-Kreide so häufige Art, scheint bei Glentorf nicht vorzukommen. 


Pachinion familiare Roem. sp., var. confluens Schrm. 

Das faustdicke Original ist nur durch zahlreiche (7) rundliche, 3—4 mm weite Paragaster-Mündungen, 
die 2—3 cm auseinander liegen, als Stock gekennzeichnet. Im übrigen verschmelzen die Individuen zu einem 
vollkommen einheitlichen, länglichen Knollen von geringer Höhe. Wo die lappige Basis in den unteren Teil 
des Schwammkörpers übergeht, sind Reste der Deckschicht erkennbar. Die großwarzigen Dikranoklone des 
Stützskeletts sind ebenfalls z. T. gut erhalten. 


Phymatella bulbosa Zitt. — Schrammen, Kieselsp. S. 75 
Phymatellen sind bei Glentorf selten und schlecht erhalten. Mit einiger Sicherheit habe ich nur diese, 
auch am Sudmerberge vorkommende Art erkennen können. 


Turonia constricta Zitt. — Schrammen, Kieselsp. S. 87 
Bei Glentorf sehr selten. (1 gut erhaltenes Exemplar.) 


Eustrobilus callosus Schrm. — Schrammen, Kieselsp. S. 103 
Die Art ist gekennzeichnet durch einen regelmäßig kreiselförmigen Schwammkörper mit abgeflachtem 
Scheitel. Sie unterscheidet sich, abgesehen von Skelett und Kanalsystem, von den kreiselförmigen Jereen 
der Griepenkerli-Gruppe und den ähnlich geformten Phyllodermien durch das tief eingesenkte, röhrenförmige 
Paragaster. Vor Verwechslungen mit Jugendformen der Scytalia turbinata Roem. sp. schützt unter Umständen 
nur die Skelett-Untersuchung. Das recht gut erhaltene Belegstück ist (ohne Wurzel) 7,5 cm hoch und am 


Scheitel ca. 6 cm dick. : 
Thecosiphonia excavata nov. sp. — Taf. XVII, Fig. 6 


Der etwa faustgroße Stock besteht aus mehreren, von einer gemeinsamen Basis ausgehenden, seitlich 
verschmolzenen, in der Scheitelgegend aber durch seichte Furchen getrennten, dick-zylindrischen oder birn- 


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Fauna von Glentorf 143 


förmigen Individuen. In den Scheiteln liegen grubige Paragaster mit zahlreichen, ca. | mm weiten, etwa um 
ihren Durchmesser voneinander entfernten Postiken. Außenseite mit rundlichen, 0,5—1 mm weiten, unregelmäßig 
über die Oberfläche verteilten Ostien und (an abgeriebenen Stellen) kräftigen Aporhysal-Furchen. Von der 
dicken gerunzelten Deckschicht, welche bei anderen Thecosiphonia-Arten den größten Teil der Außenseite 
überziehen kann, sind am Original zu dieser neuen Spezies nur in der Gegend der Basis kleinere Teile im 
Zusammenhange erhalten. Die für Thecosiphonia bezeichnenden dicken Polster der Zygome sind unter der 


Lupe gut erkennbar. 
Cladodermia morchella nov. sp. — Taf. XV, Fig. 1, 2 


Die etwa faustgroße Spongie ist eine Miniatur-Ausgabe der armlangen Cladodermia gigas Schrm. aus 
dem Mukronaten-Senon von Misburg. Wie jene entwickelt sie an der Außenseite zahlreiche, durch tiefe 
Furchen getrennte Longitudinal-Rippen, welche wellig verlaufen und die ausgesprochene Ähnlichkeit des 
Schwammes mit einer Morchel hervorrufen. Während die Entwicklung des Kanalsysterns an der Außenseite 
wenig erkennbar ist, weil die Oberfläche stellenweise leicht abgerieben oder durch Verkieselung verunstaltet 
ist, zeigt eine Bruchfläche, welche den Schwammkörper der Länge nach halbiert, die inneren Kanäle mit 
großer Deutlichkeit. Man sieht im Scheitel die mäßig tief eingesenkte (ca. 2 cm weite, 2,5 cm tiefe) Paragaster- 
Grube, auf deren Wandung zahlreiche rundliche, dicht nebeneinander liegende Postiken von ca. 1—1,5 mm 
Weite münden. Die zu den Postiken gehörigen Aporhysen erscheinen als bis 2 mm breite, dicht nebeneinander 
liegende Furchen, die in der Mitte des Schwammes senkrecht von unten nach oben, sonst strahlenförmig von 
außen nach innen verlaufen. Da am Belegstücke die basalen Teile fehlen, ist die Frage, ob die Spongie 
gestielt war oder, wie ich annehmen möchte, auf breiter Basis ruhte, noch zu klären. 


Procaliapsis clavata Hinde sp. — Schrammen, Kieselsp. S. 108 
Von dieser, auch in der Quadraten-Kreide von Oberg und Höver vorkommenden, übrigens ziemlich 
seltenen Art habe ich bei Glentorf ein gut erhaltenes Exemplar gefunden. 


Procaliapsis subglobosa nov. sp. 

Die große Zahl der durch die Eigenart der Fazies bedingten Formkonvergenzen und der eigentümliche 
Erhaltungszustand des Glentorfer Materials bereiten der Bestimmung, wie schon einmal hervorgehoben wurde, 
mancherlei Schwierigkeiten. So ist es wahrscheinlich, daß man diese kugelige, apfel- oder eiförmige Procaliapsis- 
Art für eine Jugendform ähnlich gestalteter Siphonien, Jereen, Phyllodermien usw. gehalten haben wird. Auch 
mir selber wurde die Stellung der Art erst klar, als ich die mit Ringwülsten versehenen Tetraklone auffand, die 
in Verbindung mit dem Bau des Kanalsystems eine neue Procaliapsis anzeigten. Der abgestutzte oder ab- 
gerundete Scheitel trägt zahlreiche (bis 50 und mehr), ziemlich dicht nebeneinander liegende, ca. 1 mm weite 
Postiken. An der Oberfläche der Außenseite liegen in fast gleichen, 3—4 mm betragenden Abständen kleine, 
nämlich 0,5 mm weite, kreisrunde und gleichgroße Ostien. Manche Stücke haben im Scheitel eine seichte 
Mulde. Sie sind dann schwer von juvenilen Individuen der Phyliodermia incrassata zu unterscheiden. (Die 
Ostien sind bei dieser Art aber nicht gleichgroß und auch nicht mit Abständen über die Oberfläche verteilt.) 
Procaliapsis subglobosa bleibt klein. Mittelgroße Exemplare sind nur 3—5 cm hoch und dick. Der Stiel ist 
wenig entwickelt. 


ENTER Mn Original from 
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Fauna von Gilentorf 


144 


Procaliapsis gemina nov. sp. — Taf. XII, Fig. 3 
Als sehr seltene Vorkommnisse findet man auf den Glentorfer Feldern sphäroidale, bis kinderfaust- 
große Stöckchen, die nur durch zwei napfförmige Paragaster und durch kräftig entwickelte Aporhysalfurchen, 
die von den Paragastern ausstrahlen, anzeigen, daß sie aus mehreren (gewöhnlich 2) seitlich verschmolzenen 
Individuen bestehen. Außenseite mit runden, gleichmäßig verbreiteten, wenige mm voneinander entfernten 


Ostien. Im Paragaster zahlreiche kleine, dicht nebeneinander liegende Postiken. 


Guettardia sp. 

Die zierlichen Arten dieser leicht kenntlichen Gattung kommen in Litoral-Ablagerungen der oberen 
Kreide nicht selten vor (Sudmerberg, Adenstedt, Bülten usw.). Eine sichere Bestimmung ist aber nur möglich, 
wenn Größe und Anordnung der Ostien und Postiken festzustellen sind. Gewöhnlich, und auch bei den Guettardien, 
die ich bei Glentorf gefunden habe, ist das aber nicht möglich, weil nur die kompakten, aber wenig differen- 
zierten basalen Teile erhalten bleiben, während das fragile, für die Systematik jedoch wichtige Vorderteil fehlt. 
Wahrscheinlich gehören die Glentorfer Vorkommnisse zu jener Art, die auch am Sudmerberge vorkommt. 

Die Verteilung der Arten von Glentorf und von Boimstorf auf die Ordnungen und Familen der Silicea 


ergibt sich aus der folgenden Liste: 


Fauna von Glentorf 
O. Triaxonia F. E.S8. 

U. O. Hexasterophora F.E. S. 
Fam. Craticulariidae Rauff. 
Craticularia Roemeri Schrin. 
Fam. Leptophragmidae Schrm. 
Gusettardia sp. 


O. Tetraxonia F, E.S8. 
Tribus Tetracladina Zitt. 
Fam. Phymatellidae Schrm. 

Phymatella bulbosa Zitt. 

Thecosiphonia excavata Schrm. 

Polyjerea pyriformis Griepenkerl 

Turonia constricta Zitt. 

Jerea Griepenkerli Schrm. 

Siphonia sexplicata Griepenkerl 
; ovalis Griepenkerl 


Fam. Discodermiidae Schrm. 
Phyllodermia incrassata Griepenkerl sp. 


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27 |— 


,‚ var. coronata Schrm. 


Cladodermia morchella Schrm. 
Eustrobilus callosus Schrm. 
Fam. Phymaraphiniidae Schrm. 
Procaliapsis clavata Hinde sp. 
ö subglobosa Schrm. 
; gemina Schrm. 
Lopadophorus Griepenkerli Schrm. 
Fam. Astrocladiidae Schrm. 
Astrocladia subramosa Roem. sp. 
Tribus Megamorina Zitt. 
Fam. Dorydermidae Schrm. 
Homalodora ficus Schrm. 
, plana Schrm. 
Tribus Dicranocladina Schrm. 
Fam. Pachinionidae Schrm. 
Pachinion familiare Roem. sp. 
,‚ var. confluens Schrm. 


Ordnung Monaxonia F, E. 8. 
Tribus Rhizomorina Zitt. 
Fam. Seliscothonidae Schrm. 

Seliscothon Mantelli Goldf. sp. 


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Fauna von Glentorf. — Fauna von Höver 


Seliscothon marginatum Roem. sp- 
. verrucosum Schrm. 
Pachyselis auriformis Roem. sp. 


Fam. Jereicidae Schrm. 

Jereica punctata Goldf. sp. 
„ . polystoma Roem. sp. 

Scytalia turbinata Roem. sp. 


Fam. Cytoraceidae Schrm. 
Cytoracea costata Schrm. 
: nidulifera Roem. sp. 
,‚ var. gleba Schrm. 


Fam. Aulosomidae Schrm. 
Aulosoma bulbosa Schrm. 


Aulosoma radiciformis Phill. sp., var. tuberculosa Schrm. 


Fam. Heterothelionidae Schrm. 
Heterothelion cupula Schrm. 
E 2 »„ , var. impressa Schrm. 
; angulata Schrm. 
Fam. Verruculinidae Schrm. 


Verruculina aurita Schrm. 


145. 


Fauna von Boimstorf (aus Go&s- EUER) 

O. Triaxonia F. E. & 

Fam. Coscinoporidae Schrm, 
Coscinopora infundibuliformis Goldf. sp. 
Fam. Leptophragmidae Schrm. 
Leptophragma Murchisoni Goldf. sp. 

Pleurostoma radiata Roem. sp. 

Fam. Becksidae Schrm. 
Becksia Soekelandi Schlüter 
Plocoscyphia annulata Roem. sp. 

Fam. Coeloptychidae Zitt. 
Coeloptychium agaricoides Goldf. sp. 
. lobatum Goldf. 


. incisum Roem. 


O. Tetraxonia F. E.8. 
Fam. Phymatellidae Schrm. 
Aulaxinia sulcifera Roem. sp. 


O. Monaxonia F. E.8. 
Fam. Jereicidae Schrm. 
Jereica punctata Goldf. sp. 


Monaxonia und Tetraxonia werden von Glentorf nur durch Familien mit Desmen nachgewiesen. Das 


ist aber keineswegs durch die ursprüngliche Zusammensetzung der Fauna, sondern nur durch ihre eigenartige- 
Erhaltung bedingt. Die sicherlich vorhanden gewesenen Tetraxonia und Monaxonia mit unverbundenen 
Skelettelementen, wie z. B. die Propachastrellidae, Geodiidae, Stellettidae, Theneidae, Desmacidonidae usw., 
sind nicht mehr nachweisbar, weil die nach dem Absterben des Tierkörpers zu losen Aggregaten zusammen- 
sinkenden Nadelhaufen morphologisch vollkommen indifferent wurden. Selbst dem aufmerksamsten Auge 
bleiben solche Gebilde verborgen. Auch die Liste von Boimstorf gibt wohl nur ein recht lückenhaftes Bild 
der wirklichen Hexaktinelliden-Fauna. 

Wenn ich bei .einer vorsichtigen Schätzung des ursprünglichen Umfanges der Gilentorf-Boimstorfer 
Spongien-Faunen die Ergebnisse meiner Untersuchungen des Oberger Kreide-Areals als Anhaltspunkte nehme, 
so finde ich, daß die tatsächlich aufgefundenen Arten höchstens 30-40 °/, der ursprünglich im Becken von 
Königslutter vorhanden gewesenen ausmachen können. Dieses Verhältnisses muß man sich bewußt sein, 
wenn andere Faunen beurteilt werden sollen, die in bezug auf den Erhaltungszustand der Spongien analoge 
Erscheinungen darbieten. —. . 

Fauna von Höver. An die Stelle früher reicher, jetzt vollkommen vergangener Fundpunkte der 


Quadraten-Kreide — ich nenne nur Oberg — sind seit einer Reihe von Jahren die Steinbrüche der Zementfabrik 


Schrammen., Die Kieselspongien 19 


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146 Fauna von Höver 


in Höver bei Hannover getreten. Die spongienführenden Plänerbänke jener Aufschlüsse folgen unmittelbar den 
Tonen des Granulaten-Senons. Sie enthalten nicht selten Actinocamax quadratus, aber noch keine Belemni- 
tellen, sind demnach als ältere Quadraten-Kreide zu deuten. Lithologisch und faunistisch ist die Quadraten- 
Kreide von Höver den Oberger Mergeln, die aber etwas jünger sind, äquivalent. 

Soweit die beispiellos reiche Fauna von Oberg überhaupt noch einer Ergänzung bedurfte, geschieht 
es durch das bei Höver gesammelte Material. In dem ausgedehnten Steinbruche, in dem Spongien übrigens 
keineswegs häufig sind, konnte ich nämlich auch zahlreiche gut erhaltene Rhizomorinen auffinden, die in der 
verhältnismäßig sehr kleinen Mergelgrube bei Oberg, gegenüber tetraxonen Silicea mit Desmen, und nament- 
lich Hexaktinelliden, nur schwach in Erscheinung traten. Höver und Oberg vereinigen sich jetzt zum Bilde 
einer mesozoischen Spongienfauna, welche auf der Erde nicht ihresgleichen hat. 

Daß die Schichten von Höver eine noch viel reichere Hexaktinelliden-Fauna verbergen, wie nach- 
gewiesen werden konnte, zeigt u. a. der glückliche Fund eines Exemplars der sehr seltenen Regadrella Petri 
Jacobi Schrm. aus der Familie Euplectellidae, zu welcher auch die zierliche lebende Euplectella aspergillum 
gehört, und eines Exemplars von Pleurochorium Schulzei Schrm. Sicherlich würden auch die Chonelasmen, 
Euretiden, Periphragellen, Tretodictyiden usw., die ich von Oberg beschrieben habe, bei Höver zum Vorschein 
kommen, wenn alle Erhaltungsbedingungen, von denen der Nachweis jener überaus zarten Gebilde abhängig 
ist, erfüllt wären. 

Bei den Schwammkörpern, welche man bei Höver auffindet, sind Gestalt und Oberflächenstruktur ge- 
wöhnlich sehr gut erhalten. Die inneren Teile sind aber häufiger durch Verkalkung oder Verkiesung unkenntlich 
gemacht. Gut erhaltene Skelettreste lassen sich fast in allen Fällen nachweisen. Dagegen gelingt es nur 
selten, Hexaktinelliden-Gerüste durch Behandlung mit Säure-Lösung in toto zu erhalten. Isolierte Megasklere 
von Silicea mit unverbundenen Skelettelementen, und Mikrosklere, habe ich nicht auffinden können. 

Die neuen Spezies usw. von Höver werden an anderen Stellen dieser Arbeit gewürdigt. Ich begnüge 
mich darum hier mit einer zusammenfassenden Übersicht sämtlicher Arten. 

Spongien-Fauna der Quadraten-Kreide | Fam. Polyblastidiidae Schrm. 
von Höver Polyblastidium racaemosum Smith sp. 


Ordnung Triaxonia F. E.S8. Ä Fam. Actinocyclidae Schrm. 


| Actinocyclus mirus Schrm. 
Unt. Ord. Hexasterophora F.E. S. 


Fam. Microblastidiidae Schrm. 
Tribus Lyssacinaria Zitt. emend. Microblastidium decurrens Schrm. 


Fam. Euplectellidae Ijima Fam. Sporadosciniidae Schrm. 
Regadrella Petri Jacobi Schrm. Sporadoscinia venosa Roem. sp. 
Tribus Lychniscaria Schrm. . micrommata Roem. sp. 
Fam. Ventriculitidae Zitt. Leiostracosia Brandesi Schrm. 
Ventriculites stellatus Schrm. Fam. Callodictyonidae Schrm. 
: cylindratus Schrm. Pleurope lacunosa Roem. sp. 
Rhizopoterion solidum Schrm. Marshallia tortuosa Roem. sp. 


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Fam. Becksiidae Schrm. 
Becksia Soekelandi Schlüter 
Cyclostigma acinosa Schrm. 
Fam. Camerospongiidae Schrm. 
Cameroptychium serotinum Schrm. 
Cystispongia monostoma Schrm. 
Tremabolites megastoma Roem. sp. 
Phalacrus flosculus Schrm. 
Fam. Coeloptychiidae Zitt. 
Coeloptychium deciminum Roem. 
si sulciferum Roem. 
Tribus Uncinataria F.E.S. 
Fam. Aphrocallistidae F.E.S. 
Aphrocallistes alveolites Roem. sp. 


Incert. trib. 
Fam. Leptophragmidae Schrm. 
Leptophragma pusilla Schrm. 

; micropora Schrm. 
Pleurostoma radiata Roem. sp. 
Guettardia Stümpeli Schrm. 

Fam. Pleurothyrisidae Schrm. 
Pleurochorium Schulzei Schrm. 


Ordnung Tetraxonia F. E. 8. 
Tribus Astrophora Lendenteld 
Fam. Stellettidae Sollas 
Stolleya microtulipa Schrm. 
Fam. ? 
Propachastrella primaeva Zitt. sp. 
Tribus Ophirhabdophora Schrm. 
Fam. Ophiraphididae Schrm. 


Ophiraphidites infundibuliformis Schrm. 


Tribus Tetracladina Zitt. 
Fam. Phymatellidae Schrm. 
Phymatella bullata Schrm. 

ä tuberosa Quenst. sp. 

: sphaeroides Schrm. 


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Fauna von Höver 


147 


Aulaxinia sulcifera Roem. sp, 

Craterella tuberosa Schrm. 

Turonia variabilis Michelin sp. 
E constricta Zitt. 

Siphonia tubulosa Roem. sp. 
Callopegma acaulis Zitt. 

Fam. Discodermiidae Schrm. 
Phyliodermia antiqua Schrm. 
Rhagadinia rimosa Roem. sp. 
Leiophyllum panniculosum Schrm. 
Fam. Phymaraphiniidae Schrm. 

Phymaraphinia infundibuliformis Schrm. 
Cycloclema compressa Hinde sp. 
Procaliapsis clavata Hinde sp. 

„...  ceretacea Schrm. 

Fam. Astrocladiidae 
Astrocladia subramosa Roem. sp. 
Fam. Plinthosellidae Schrm. 

Plinthosella squamosa Zitt. 
. gleba Schrm. 

Fam. Dactylotidae Schrm. 

Dactylotus micropelta Schrm. 
Fam. Acrochordoniidae Schrm. 

Acrochordonia ramosa Schrm. 

2 auricula Schrm. 
Tribus Helomorina Schrm. 
Fam. Isoraphiniidae Schrm. 
Pachycothon giganteum Schrm. 
Tribus Megamorina Zitt. 

Fam. Dorydermidae Schrm. 

Doryderma Roemeri Hinde sp. 

Amphilectella piriformis Schrm. 

Homalodora ramosa Mant. sp. 

= plana Schrm. 
. ficus Schrm. 

Fam. Heterostiniidae Schrm. 


Heterostinia obliqua Benett sp. 
19* 


Original from 


UNIVERSITY OF MICHIGAN 


148 Fauna von Höver. -—- Fauna von Biewende 





Tribus Dicranocladina Schrm. Fam. Leiodorellidae Schrm. 

Fam. Pachinionidae Schrm. Amphistomium aequabile Schrm. 
Pachinion scriptum Roem. sp. ; spinatum Schrm. 
Procorallistes polymorphus Schrm. | Fam. Amphithelionidae Schrm. 
Phalangium scytaliforme Schrm. | Amphithelion macrommata Roem. sp. 
Ordnung Monaxonia F. E.S. | Fam. Heterothelionidae Schrm. 

Tribus Rhizomorina Zitt. Heterothelion cupula Schrm. 

Fam. Seliscothonidae Schrm. | Sporadothelion dissipatum Schrm. 

Seliscothon planum Phill. sp. Cryptothelion geminum Schrm. | 
| : Mantelli Goldf. sp. ; : „ , var. poculum Schrm. 

Rhabdotum columna Schrm. | s 5 „  , var. auriformis Schrm. 

Fam. Jereicidae Schrm. Fam. Verruculinidae Schrm. 





Stichophyma multiformis Roem. sp. 
Scytalia turbinata Roem. sp. 


Verruculina aurita Roem. sp. 

Chondriophyllum tenue Roem. sp. 
Fam. Lophiophoridae Schrm. „ plicatum Hinde sp. 
Pachysalax processifera Schrm. Fam. Amphichondriidae Schrm. 


n sinuosa Schrm. Amphichondrium convolutum Quenst. sp. 


Fam. Aulosomidae Schrm. Fam. Chonellidae Schrm. 


Chonella tenuis Roem. sp. 


” ” n„  , var. annulata Schrm. Coscinostoma fragilis Schrm. 


E ; „ „var. tuberculosa Schrm. 
_ Fam. Leiochoniidae Schrm. Ordnung Cryptazonia Schrm. 


Leiochonia cryptoporosa Schrm. 


| 
| 
| 

Aulosoma radiciformis Phill. sp. 
Fam. Pachytrachelidae Schrm. 
Ä 


Pseudoscytalia fastigiata Lee sp. Pachytrachelus conicus Schrm. 


Fauna von Kl.-Biewende. Mit Höver etwa gleichaltrig ist die Quadraten-Kreide von Kl.-Biewende 
in Braunschweig. Etwas jünger sind die Mergel bei Gr.-Biewende und zwischen den Dörfern Remmlingen, 
Wittmar und Sottmar. Wollemann!) hat die Senonschichten dieser Gegend eingehend untersucht und fest- 
gestellt, daß in den höheren Lagen des heute verlassenen Steinbruches bei Gr.-Biewende bereits Belemnitellen 
vorkommen, die im Steinbruche von Kl.-Biewende noch fehlen. 

Zwecks Überprüfung der Angaben Wollemanns, die sich auf Spongien beziehen, habe ich die Fund- 
stellen wiederholt besucht. Das gesammelte Material ermöglicht, einige Bestimmungen Wollemanns zu berichtigen 
und die Artenliste dieses Autors nicht unwesentlich zu vergrößern. Wollemann gewann seinerzeit die Fossilien 
durch Grabungen. Leichter und mindestens ebensogut kommt man zum Ziel, wenn man im Frühjahre oder 
Herbst die Felder in der Umgebung der Aufschlüsse und die von den Landleuten zusammengelesenen Stein- 
haufen durchsucht. 


1!) Die Fauna des Senons von Biewende bei Wolfenbüttel. Jahrbuch der königl. preuß. geologischen Landesanstalt für 1900. 


Original from 


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Fauna von Biewende. -— Fauna von Adenstedt-Bülten 149 


Wollemann beurteilt die Erhaltung der Biewender Fossilien m. E. etwas zu abfällig. Ich schließe 
mich in dieser Beziehung lieber Zittels höherer Einschätzung an, wenn ich auch zugeben muß, daß Biewende 
mit Höver oder gar mit Oberg nicht zu vergleichen ist. Immerhin wird man bei den Biewender Stücken 
selten vergeblich nach bestimmbaren Skelettresten suchen. | 

Folgende Arten dürfte Wollemann richtig angesprochen haben: Aphrocallistes alveolites Roem. sp., 
Becksia Sökelandi Schlüter, Coscinopora infundibuliformis Goldf. sp., Coeloptychium agaricoides Goldf., 
Coeloptychium lobatum Goldf., Aulaxinia sulcifera Roem. sp., Aulosoma radiciformis Phill. sp., var. annulata 
Schrm. (= Scytalia annulata Wollemann) und Verruculina aurita Roem. sp. 

Die Megamorine, welche Wollemann als Doryderma ramosa Mant. sp. bezeichnet hat, ist zweifellos 
das bei Kl.-Biewende ziemlich häufige Doryderma Roemeri Hinde. Wollemanns Seliscothon marginatum 
Roem. sp. ist meine Leiochonia cryptoporosa (eine Leitform der Quadraten-Kreide). Verruculina marginata 
(Phill.) Wollemann = Heterothelion cupula Schrm.; Amphithelion miliare (Reuss) Wollemann = Amphichon- 
drium convolutum Quenst. sp.; Astrocladia verrucosa (Roem.) Wollemann = Myrmeciophytum verrucosum 
Roem. sp.; Leptophragma Murchisoni (Goldf.) Wollemann = Leptophragma micropora Schrm. 

Bei Kl.-Biewende habe ich noch folgende Arten, die Wollemann nicht nennt, auffinden können: 
Pleuropyge plana Schrm., Lepidospongia rugosa Schlüter, Napaea striata Schrm., Polyblastidium racaemosum 
T. Smith sp., Sporadoscinia micrommata Roem. sp., Phymatella bulbosa Zitt., Phymatella tuberosa Quenst. sp., 
Phymatella sphaeroides Schrm., Craterella auricula Schrm., Turonia constricta Zitt., Rhagadinia rimosa Roem. 
sp., Acrochordonia auricula Schrm., Pachinion scriptum Roem. sp., Procorallistes polymorphus Schrm., Chonella 
tenuis Roem. sp. 

Die Ablagerungen der Biewender Gegend nehmen lithologisch eine Mittelstellung zwischen den Plänern 
und Kalkmergeln des Obersenons von Oberg, Höver, Misburg usw. und den sandigen Mergein von Glentorf- 
Boimstorf ein. Ihr faunistischer Charakter ist mehr subabyssisch als litoral. | 

Fauna von Adenstedt-Bülten. Den Abschluß dieser Arbeit möge eine Ergänzung früherer An- 
gaben über die Spongien aus dem Granulaten-Senon von Adenstedt-Bülten bilden. Die dortigen Eisenstein- 
gruben gehören in bezug auf Ausdehnung der Aufschlüsse und Häufigkeit von Spongienresten mit zu den 
großartigsten Fundpunkten, die bekannt sind. Leider sind die Schwämme in den weitaus meisten Fällen. ganz 
ungewöhnlich schlecht erhalten. Aus diesem Grunde konnte ich auch zuerst von Adenstedt-Bülten nur einige 
wenige Arten namhaft machen. Wenn ich jetzt die Liste so weit vervollständigen kann, daß das Verhältnis, 
in dem diese untersenone Fauna zu den älteren und jüngeren Spongien-Faunen der Oberkreide steht, einiger- 
maßen geklärt ist, so ist das nur durch intensive Sammeltätigkeit und eine gewisse Verschwendung der heute 
leider so kostbaren Salzsäure möglich geworden. 

Die meisten Bültener Spongien haben einen sandigen Überzug, der durch manuelle Präparation, ohne 
Beschädigung der Oberfläche der Schwammkörper, kaum zu beseitigen ist. Am leichtesten erhält man 
brauchbares Material, wenn man die Stücke jahrelang in humusreicher Erde verwittern läßt. Schneller kommt 
man zum Ziel, indem man mit Schaber und Bürste die gröbsten Sedimentreste beseitigt und mit Säure 
nachhilft. Ä ' 


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150 Fauna von Adenstedt-Bülten 


Da die Vorkommnisse im Inneren meist verkalkt sind, ist das Kanalsystem nur schwer oder gar nicht 
zu ermitteln. Auch die Skeletterhaltung läßt gewöhnlich viel zu wünschen übrig. So habe ich Hexaktinelliden 
mit leidlich erhaltenem Gerüst überhaupt nicht auffinden können. Das ist namentlich deshalb bedauerlich, 
weil anscheinend noch einige unbekannte Formen bei Bülten vorkommen. Von den tetraxonen und monaxonen 
Silicea mit Desmen sind Megamorinen noch am leichtesten zu bestimmen, weil die Megaklone, auch wenn 
sie z. T. verkalkt sind, infolge ihrer Größe schon unter einer schwachen Lupe erkennbar werden. Bei 
Tetrakladinen findet man zuweilen auch Skeletteile im Zusammenhange. Zur Bestimmung wird ein Teil des 
Objekts mit Säure aufgelöst, der Atzrückstand vorsichtig entsäuert und geschlemmt und unmittelbar in Wasser 
untersucht. Bei einiger Erfahrung ist übrigens ein Teil der. Funde, z. B. Phymatellen, Dorydermiden und 
Jereica-Arten, schon nach der Form des Schwammkörpers oder nach Besonderheiten des Kanalsystems zu 
klassifizieren. 

Beim Sammeln bleibt nur übrig, den Rucksack so voll wie möglich zu packen und zu Hause Stück 
für Stück auf die Skeletterhaltung zu prüfen. Wenn schließlich 2—3 brauchbare Exemplare übrig bleiben, 
hat man immer noch Glück gehabt. 

Auffallend häufig sind verschwemmte Desmen von Megamorinen. Man kann kaum ein Gesteinsstück 
unter die Lupe nehmen, welches nicht Megaklone enthält. Auch die zierlichen Guettardien sind so häufig 
daß man die Adenstedt-Bültener Schichten geradezu die Guettardien-Fazies des Untersenons nennen kann. 

Wenn nicht schon die Menge dickschaliger Muscheln und die Anwesenheit von Kalkalgen und Kalk- 
schwämmen den Beweis lieferten, daß die Bültener Sedimente in geringer Tiefe abgesetzt wurden, so würde 
man durch die morphologischen Eigentümlichkeiten der Spongien zu dieser Erkenntnis geführt werden. 
Sphäroidale Schwammkörper überwiegen. Die Wurzeln sind fast niemals lang und verzweigt, wie in den 
subabyssischen Fazies, sondern kurz und lappig verbreitert. Außerdem treten in den Guettardien, Cytoraceen 
und Lopadophoren Elemente auf, die auch anderweitig (Sudmerberg, Gilentorf) in geringer Tiefe und in 
Küstennähe gebildete Ablagerungen begleiten. | 

Der Gesamtcharakter der Adenstedt-Bültener Spongienfauna entspricht durchaus dem erdgeschichtlichen 
Alter und der lithologischen Ausbildung der Schichten. Einerseits setzt Adenstedt-Bülten die vom Sudmer- 
berge bekannte und ältere Litoralfauna fort. Andererseits sind Erscheinungen vorhanden, die in der Quadraten- 
Kreide von Gilentorf wiederkehren. 

Ich beschreibe noch kurz einige neue Formen und gebe im Anschlusse daran eine Liste sämtlicher Arten. 


Coelophylium marginatum nov. gen., nov. sp. 


Der etwa faustgroße gestielte Schwammkörper ist ohrförmig und hat eine ca. 1,5 cm dicke Wandung 
mit abgestutztem Rande. Innere und äußere Oberfläche mit winzigen (nadelstichartigen), gleichmäßig ver- 
breiteten, 1—2 mm voneinander entfernten Ostien bzw. Postiken. Das (am Original stellenweise sehr gut 
erhaltene) Stützskelett ist sehr engmaschig und besteht aus kleinen Tetraklonen mit kugelig aufgeblähten oder 
ringförmig verdickten Klonen. Die (wahrscheinlich phyllotriänen) Dermalia habe ich nicht auffinden können. 

Der Skelettbau ver&eist Coelophyllum marginatum in die nächste Nachbarschaft von Procaliapsis Schrm. 


Original from 
UNIVERSITY_OF MICHIGAN 


Digitized », Google 


Le 


Fauna von Adenstedt-Bülten 151 


Polyproctus tuberosus nov. gen., nov. Sp. 

Der ca. 5 cm hohe, ca. 10cm breite Schwammkörper bildet einen in der Vertikale leicht komprimierten, 
ungestielten Knollen. Rand und Scheitelfläche mit zahlreichen (ca. 25), 0,5—1 cm weiten, napfförmigen 
Grübchen, zwischen denen engmaschige Kanalanastomosen liegen. Die Unterseite ist stellenweise mit Deck- 
schicht überzogen, deren Bestandteile aber nicht zu isolieren waren. Das gut erhaltene Stützskelett besteht 
aus ziemlich großen Tetraklonen mit glatten oder nur schwach mit Warzen besetzten Zygomen. 

Ich unterstelle die Art auf Grund des Skelettbefundes den Discodermiidae, aber mit einigem Vorbehalt, 
da die Dermalia nicht bekannt sind. 





Spongien-Fauna der Granulaten-Kreide Gigantodesma aurita Schrm. 
von Adenstedt-Bülten Pachypoterion Koeneni Schrm. 
Ordnung Triaxonia F. ES. Fam. Pachinionidae Schrm. 
Fam. Becksidae Schrm. Pachinion familiare Roem. sp. 
Plocoscyphia annulata Roem. sp. | Ordnung Monaxonia F. E. 8. 
Fam. Leptophragmidae Schrm. “ Fam. Seliscothonidae Schrm. 
_  Guettardia bis- alata Schrm. Seliscothon planum Phill. sp. 
Fam. Stichmaptycidae Schrm. ” Mantelli Goldf. sp. 
Stichmaptyx alatus Schrm. ” pingue Schrm. 
Pachyselis auriformis Roem. sp. 
Ordnung Tetraxonia F. E. 8. Fam. Jereicidae Schrm. 
Fam. Phymatellidae Schrm. Jereica punctata Goldf. sp. 
Phymatella bulbosa Zitt. . s : ,‚ var. turbo Schrm. 
z tuberosa Quenst. sp. „ excavata Schrm. 
Jerea Griepenkerli Schrm. Scytalia turbinata Roem. sp. 
Fam. Discodermiidae Schrm. Fam. Cytoraceidae Schrm. 
Polyproctus tuberosus Schrm. Cytoracea nidulifera Roem. sp. 


Fam. Phymaraphiniidae Schrm. Fam. Aulosomidae Schrm. 


Coelophylium marginatum Schrm. Aulosoma radiciformis Phill. sp. 


Lopadophorus Janus Roem. sp. | Fam. Chonellidae Schrm. 


Fam. Dorydermidae Schrm. Chonella tenuis Roem. sp. 


Doryderma Roemeri Hinde Ordnung Cryptaxonia Schrm. 
Homalodora ramosa Mant. sp. Fam. Pachytrachelidae Schrm. 
= ficus Schrm. Macrobrochus emscheris Schrm. 


Laie n Original from 
Pe Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


152 Tafelerklärungen 


Erklärung von Tafell 


Familie Jereicidae Schrammen 


9 Seite 
Fig. 1. Jereica polystoma Roem. sp. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone) . . . . 2 2 2 2 22.02.86 
Fig. 2. Stichophyma multiformis Bronn sp. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone) . . . . : 2.22.2..9 
Fig. 3. Scytalia turbinata Roem. sp. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone) . . . 2. 2 2 2 222.088 

Familie Seliscothonidae Schrammen 
Fig. 4. Seliscothon verrucosum Schrm. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone) . . . . 2 2 2220.09 
Fig. 5. Seliscothon verrucosum Schrm. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone und Dermalia) . . . .»..:.. 92 
Fig. 6. Seliscothon planum Phill. sp. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone und Megasklere) . . . .. . 9 
Fig. 7. Sellscothon Mantelli Goldf. sp. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone) . - . . 2 2 22.2....9 
Fig. 8. Pachyselis auriformis Roem. sp. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone) . . . . 2 2 222.08 
Fig. 9. Platychonia compressa Kolb aus Weißjura 7 von Sozenhausen (Rhizoklone) . -. -. . 2: 2: 2 2 nn nn nn. 94 
Fig. 10. Rhabdotum columna Schrm. aus dem Quadraten-Senon von Höver (Rhizoklone) . . . . . ee ee 
Sämtliche Figuren in 22facher Vergrößerung nach bei auffallendem Licht angefertigten een 
Aufnahmen des Verfassers. (Mit achromatischem Objektiv 00 und komplanatischem Okular 5 von R. Winkel) 
Erklärung von Tafel Il 
Familie Oncophoridae Schrammen 
Fig. 1. Oncophora maeandrina Schrm. aus dem Emscher des Sudmerberges (Rhizoklone) . . . » . 2 220... 12 
Familie Trachynotidae Schrammen 
Fig. 2 und 3. Tiachynoluse aürleniie Schrm. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone und Dermala) . . . . 112 
Familie Cytoraceidae Schrammen 
Fig. 4. Cytoracea costata var. alata Schrm. aus dem Emscher des Sudmerberges (Rhizoklone) . . » : 222... 10 
Fig. 5. Cytoracea turbinata var. rimosa Schrm. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone) . . . . » 0: 105 
Fig. 6. Cnemidiastrum variabile Kolb aus Weißjura e von Heuchstetten (Rhizoklone) . ». » » 2 2 2 nn nme 104 
Fig. 7. Cnewidiastrum variabile Kolb aus Weißjura e von Heuchstetten (Rhizoklone) . . » . 22 nr nnnenon 104 
Fig. 8. Cytoracea costata Schrm. aus dem Emscher des Sudmerberges (Rhizoklone) . . . 22 22m e nenn 108 
Familie Verruculinidae Schrammen 
Fig. 9. Chondriophylium plicatum Hinde sp. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone) . . . 2.2... 126 
Familie Aulosomatidae Schrammen 
Fig. 10. Aulosoma radiciformis Phill. sp. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone und Megasklere) . . . - - 106 
Familie Lophiophoridae Schrammen 
Fig. 11. Lophiophora sgulcata Schrammen aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone und Dermalia) . . . -» - 101 
Fig. 12. Pachysalax sinuosa Schrm. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone und Dermalia) . . . . ...- 103 
Familie Leiodorellidae Schrammen 
Fig. 13. Amphistomium aequabile Schrm. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone) . . . » ee. 115 
Fig. 14. Leiodorella tubata Quenst. sp. aus Weißjura = von Sontheim (Rhizoklone) . . . . 2... re 8 


Fig. 7a u. b und Fig. 8a u. b in 58facher Vergrößerung nach bei durchfallendem Licht, alle anderen Figuren 
in 22 facher Vergrößerung nach bei auffallendem Licht angefertigten mikrophotographischen Aufnahmen des Verfassers. 


Original from 


Digitized by Google - UNIVERSITY OF MICHIGAN 


Fig. 


Fig. 
Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 
Fig. 


Fig. 


Fig. 
Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 
Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 


Fig. 
Fig. 


Fig. 
Fig. 
Fig. 


Fig. 
Fig. 
Fig. 
Fig. 


Tafelerklärungen 


Erklärung von Tafel Ill 


Familie Amphithelionidae Schrammen 
l. Amphithelilon macrommata Roem. sp. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone) . 


Familie Heterothelionidae Schrammen 
Heterothelion cupula Schrm. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone) 
Heterothelion heimburgense Schrm. aus den Heimburg-Mergeln (Rhizoklone) . 
Sporadothelion dissipatum Schrm. aus dem Quadraten-Senon von Höver (Rhizoklone) . 
Cryptothelion geminum Schrm. aus dem Quadraten-Senon von Höver (Rhizoklone) . 


ne 


Familie Verruculinidae Schrammen 
6. Verruculina aurita Roem. sp. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone) 


Familie Chonellidae Schrammen 
7.  Piinthodermatlum exile Schrm. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone) 
8. Coscinostoma fragilis Schrm. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone) 
9. Chonella tenuls Roem. sp. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone) . 


Familie Leiochoniidae Schrammen 


10. Leiochonia cryptoporosa Schrm. aus dem Quadraten-Senon von Oberg (Rhizoklone) 
il. Pseudoscytalia terebrata Phill. sp. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone) 


Familie Amphichondriidae Schrammen 
12. Amphichondrium convolutum Quenst. sp. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone) . 


Familie Verruculinidae Schrammen 
13. Chondriophylium tenue Roem. sp. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (Rhizoklone) 


Sämtliche Figuren in 22facher Vergrößerung nach bei auffallendem Licht angefertigten mikrophotographischen 
Aufnahmen des Verfassers. (Mit achromatischem Objektiv 00 und komplanatischem Okular 5 von R. Winkel) 


Erklärung von Taf. IV 


(Mikrosklere und Megasklere von Monaxonia) 
1—9. Sigme 
10—13. Diancister 
14. Psellium 
15a, b, c und Fig. 16a, b. Chele (ieochele) 
17. Tox . 
18. Discaster 
19—23. Dornige Mikrorhabde 
24, 25. Korynaster 
26, 27. Krikamphloxe . 
28. Geringeltes Diaktin ä 
29—32. Spathidorhabde (Spathamphloxe) 
33—36. Tylostyle 
37. Amphityl . 
38—4l. Style . 
42—45. Amphistrongyle 


Fig. 4647. Amphioxe 


Scohrammen, Die Kieselspongien 20 


tar in Original from 
BOZEN Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


153 


Seite 
117 


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129 
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128 


126 


70 
7 
71 
71 
7ı 
71 
71 
71 
71 


12 
72 
72 
173 
73 
72 


154. Tafelerklärungen 


Beite 
Fig. 48; ‚Domipes. -Amphlox . 0 5 = 0 u we Vo ee 12 
Fig. 49, 50. Amphitome . . . ae ee a en Se Zt ae ae ae Ar en ar ee ee 
Fig. 51, 52. Tylostyle mit demizen Köpfen be a ihr ehe re a uBe He re ae ae a date Zr Ärdt  e eee, e er e 72 
Fig. 53. Dorniges Amphistrongyl . 2: 000 73 
Fig. 54—56. Domige Style. . . . . 2 i Br ; En a 73 
Die Fig. 18, 23, 30, 40 und 44 gebildeten Ski stammen aus der use: von ar alle 
anderen aus Ortmannia-Knollen der Mukronaten-Kreide von Misburg. — Sämtliche Figuren in 58facher Vergrößerung 
nach bei durchfallendem Licht angefertigten mikrophotographischen Aufnahmen des Verfassers. (Mit Apochromat 
25 mm und komplanatischem Okular 5 von R. Winkel.) 
Erklärung von Tafel V 
Familie Plinthosellidae Schrammen 
Fig. 1. Plinthosella gleba Schrm., Dermalia X 11 (Mukronaten-Senon von Misbug) . » 2: 2 2 m nn nn 57 
Familie Pachinionidae Schrammen 
Fig. 2. Pachinion scriptum Roem. sp., Rhizoklonide aus der Deckschicht X 22 (Quadraten-Senon von Oberg) . . . . .. 65 
Familie Macandrewiidae Schrammen | 
Fig. 3. Dermales Kieselscheibchen einer Macandsewia (aff. ornata Sollas) X 58 (Mukronaten-Senon von Misburg) . . . . . 65 
Familie Coscinospongiidae Lendenfeld emend. Schrammen 
Fig. 4. Dermales Dichotriaen einer Coscinospongia (aff. C. nolitangere ©. Schm.) X 29 (Quadraten-Senon von Oberg) . . . 65 
Ä Familie Heterostiniidae Schrammen 
Fig. 5. Gigantodesma aurita Schrm., dermale Dichotriaene X 11 (Mukronaten-Senon von Misbug) . . . 2. 2 2 2 20. 62 
Familie Neopeltidae Sollas 
Fig. 6. Dermalscheibchen einer Neopelta X 58 (Mukronaten-Senon von Misbug) . 2: 22m Kon nn 85 
Familie Lophiophoridae Schrammen 
Fig. 7. Lophiophora sulcata Schrm., Dermalia X 58 (Mukronaten-Senon von Misburg) . . . » 2 2 2222200. 10 
Familie Pachytrachelidae Schrammen 
Fig. 8. Pachytrachelus exspectatus Schrm., dermales Kieselplättchen X 58 (Quadraten-Senon von Misburg) . . . .» 2... 31 
Familie Phymaraphiniidae Schrammen 
Fig. 9. Stelidium vermiculare Schrm., dermale Phyllotriaene X 22 (Mukronaten-Senon von Misburg) . . . . 2. 2 2 2... 50 
| Familie Dactylotidae Schrammen 
Fig. 10. Dactylotus auriculus Schrm., Phyllotriaen und Reste von Rhizokloniden aus der Deckschicht X 58 (Mukronaten-Senon 
VO MISDUIR) = 40... 0-00. a ne ee ee Te ee ee 08 


Familie Discodermiidae Schrammen 
Fig. 11. Cladodermia colossea Schrm., Rhizoklonide (und ein Phyllotriaen) aus der Deckschicht X 22 (Mukro.-Senon von Misburg) 51 


Fig. 12. Ciadodermia colossea Schrm., dermale Phyliotriaene X 11 (Misburg) . a 51 

Fig. 13. Rhagadinia rimosa Roem. sp. var. elongata Schrm., dermale Phylliotriaene X 11 Mukronsien Senon:s von 1 Misburg) 53 

Fig. 14. Phyliodermia spinosa Schrm., dermale Phylliotriaene X 11 (Mukronaten-Senon von Misburg) 50 
Dermalia von Tetraxoniern aus Ortmannia-Knollen | | 

Fig. 15. Dichotriaene X 11; Fig. 16. Trichotriaen X 58; Fig. 17—20. Phyllotrlaene X 2... 2 2 2 200 e. 74 


Sämtliche Figuren nach mikrophotographischen Aufnahmen des Verfassers. (Fig. 3, 4, 7, 8, 10 und 16 bei 
durchfallendem, alle anderen bei auffallendem Licht.) 


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Tafelerklärungen 


Erklärung von Tafel VI 
Familie Megarhizidae Schrammen 


Megarhiza dubia Schrm., Megarhizoklone und Amphioxe X 22 (Mukronaten-Senon von Misburg) . 


Familie Acanthastrellidae Schrammen 
Acanthastrella panniculosa Schrm., dornige Chelotrope und Triaene X 11 (Mukronaten-Senon von Misburg) . 


Familie Calthropellidae Lendenfeld oder Pachastrellidae Sollas emend. Lendenfeld 
Propachastrella primaeva Zitt. sp., desmoide Chelotrope X 11 (Mukronaten-Senon von Misburg) . 


Familie Phymaraphiniidae Schrammen 
Stelidium vermiculare Schrm., Tetraklone X 22 (Mukronaten-Senon von Misburg) 


Familie Astrocladiidae Schrammen 
Astrocladia nitida Schrm., Tetraklone X 22 (Mukronaten-Senon von Misburg) . 
Microdendron confluens Schrm., Tetraklone X 22 (Mukronaten-Senon von Misburg) . 


Familie Isoraphiniidae Schrammen | 
Pachycothon giganteum Schrm., Heloklone und dermales Dichotriaen X 11 (Quadraten-Senon von Oberg) 


Familie Dorydermidae Schrammen 
Amphilectella erecta Schrm., Megaklone X 11 (Mukronaten-Senon von Misburg) . 
Homalodora plana Schrm., Megaklone X 11 (Quadraten-Senon von Oberg) ; 
Homalodora tuberosa var. capitata Schrm., Megaklone und dermale Dichotriaene X 11 Mükshatdn Een von Misburg) 


Familie Heterostiniidae Schrammen 
Heterostinia lobata Schrm., Megaklone X 11 (Mukronaten-Senon von Misburg) 
Gigantodesma aurita Schrm., Megaklone X 11 (Mukronaten-Senon von Misburg) 


Familie Pachinionidae Schrammen 
Obere Reihe: Phalangium cylindratum Schrammen, Dikranoklone und dermale Dichotriaene X 22. Untere Reihe: 
Pachinion scriptum Roem. sp., Dikranoklone und Rhizoklonide X 22 (Mukronaten-Senon von Misburg) 
Dicranocladina unsicherer Stellung 
Gelasinophorus Reitemeyeri Schrm., Dikranoklone X 22. Fig. 14a. Dikranoklon x 58 (Emscher des Sudmerberges) 
Leiohyphe solitaria Schrm., Dikranoklone X 22 (Emscher des Sudmerberges) . Irre Sans er Dr Die 
Sämtliche Figuren nach mikrophotographischen Aufnahmen des Verfassers. (Figur 14a bei durchfallendem, alle 
anderen bei auffallendem Lichte.) 


Erklärung von Tafel VI] 


Familie Acanthastrellidae Schrammen 
Acanthastrella panniculosa Schrm., dornige Chelotrope und Triaene (Mukronaten-Senon von Misburg) 
Familie Scolioraphisidae Schrammen 


Scolioraphis cerebriformis Zitt., Scoliorhabde (Sudmerberg) ee ca 
Scolioraphis anastomans Zitt., Scoliorhabde (Mukronaten-Senon von Misburg) . 


Familie Pachytrachelidae Schrammen 
Pachytrachelus exspectatus Schrm., Sphaeroklone im Zusammenhang (Quadraten-Senon von Misburg) 
Pachytrachelus exspectatus Schrm., ein Sphaeroclon (Misburg) 5 
Cryptodesma globosa Roem. sp., Sphaeroklone (Emscher des Sodneibergen". 


Megasklere von Tetraxoniern 


7-9. Anatriaene (Mukronaten-Senon von Misburg) 


10, 


Promesotriaen (Quadraten-Senon von Oberg) 


ll, 12. Protriaene (Mukronaten-Senon von Misburg) 2 
13, 14, 15. Triaktine von Plakiniden (Fig. 13 von Oberg, Fig. 14 und 15 aus dem Mikronaien: Seren von Misburg) 


16, 17. Diaktine von Plakiniden (Mukronaten-Senon von Misburg) 


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156 Tafelerklärungen 


Fig, 18, 19. Dornige Triaktine (Quadraten-Senon von Oberg) . 
Fig. 20. Dormniges Diaktin (Quadraten-Senon von Oberg) 
Fig. 21. Dorniges Chelotrop (Quadraten-Senon von Oberg) 


Mikrosklere von Tetraxoniern 

Fig. 22—25. Sterraster (Fig. 22, 23 von Oberg, 24, 25 von Misburg, Mukronaten-Senon) 
Fig. 26. Rhax (Oberg) be de 
Fig. 27, 28. Metaster (Fig. 27 Mukrönaten-Senon von Misburg, 28 von "Oberg). 
Fig. 29. Metaster (und kleines Dichotriaen) aus dem Mukronaten-Senon von Misburg . 2 
Fig. 30—38. Sphaeraster (Euaster, Oxyaster, Pycnaster). Fig. 34 von Oberg, alle anderen aus dem Makröniten Schon“ von Misburg 
Fig. 39. Anomalaster aus dem Quadraten-Senon von Oberg 
Fig. 40. Phalangaster (Mukronaten-Senon von Misburg) . 
Fig. 41. Cricophalangaster (Mukronaten-Senon von Misburg) 
Fig. 42. Cricophalangaster (Mukronaten-Senon von Misburg) 
Fig. 43. Pinakid (Quadraten-Senon von Oberg) . ; 

Sämtliche Abbildungen nach bei durchfallendem Licht angeterigten nlkrophotographischen Aufnähnien des 

Verfassers. Figur 7, 8, 9 und 11 in 29facher, alle anderen in 58facher Vergrößerung. 


Erklärung von Tafel VIII 


(Megasklere von tetraxonen Silicea) 
Familie Stellettidae Sollas 


Fig. 1. Langschäftige Dichotriaene aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (aus Ortmannia-Knollen) . : 
Fig. 2. Stolleya ornatissima Schrm. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg. Dichotriaene (aus Ortmannia-Knollen) . 
Fig. 3. Stolleya ornatissima Schrm. aus dem Quadraten-Senon von Oberg. (Die 3 kleineren Dichotriaene) . 

Fig. 4. Langschäftige Dichotriaene aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (aus Ortmannia-Knollen) . 

Fig. 5. Stolleya florida Schrm. aus dem Quadraten-Senon von Oberg. Dichotriaene . 

Fig. 6. Stolleya microtulipa Schrm. aus dem Quadraten-Senon von Oberg. Dichotriaene 

Fig. 7. Dichotriaene aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (aus Ortmannia-Knollen) . 

Fig. 8. Langschäftige Protriaene aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (aus Ortmannia-Knollen) 

Fig. 9. Langschäftige Protriaene aus dem Quadraten-Senon von Oberg . 


Familie Calthropellidae Lendenfeld oder Familie Pachastrellidae Sollas emend. Lendenfeld 
Fig. 10. Propachastrella primaeva Zitt. sp. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg. Dermale Dichotriaene, kleine Chelotrope 
und Amphioxe j 
Fig. 11. Propachastrella primaeva Zur. sp. aus eu Mikronsten Serien von Misburg. Chelotrope a Triaene i 
? Familie Theneidae Sollas 
Fig. 12. Kurzschäftige Protriaene aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (aus Ortmannia-Knollen) . 
? Familie Ophiraphididae Schrammen 

Fig. 13. Kurzschäftige Protriaene aus dem Mukronaten-Senon von Misburg (aus Ortmannia-Knollen) . EG 

Sämtliche Figuren in I1facher Vergrößerung nach bei anffallendem Licht angefertigten älkröphotegtapiischen 
Aufnahmen des Verfassers. (Mit achromatischem Objektiv 00 und komplanatischem Okular 3 von R. Winkel.) 


Erklärung von Tafel IX 


Megasklere von tetraxonen Silicea 
Familie Tethydae Lendenfeld 

Fig. 1. Tetillopsis longitridens Schrm. aus dem Quadraten-Senon von Oberg. Protriaene und Amphioxe 
? Familie Stellettidae Sollas 

Fig. 2. Protriaene. Mukronaten-Senon von Misburg. (Aus Ortmannia-Knollen) . 


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Fig. 


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Tafelerklärungen 


Familie Theneidae Sollas 


3.  Theneopsis Steinmanni Zitt. sp. aus dem Quadraten-Senon von Oberg. Amphioxe und Anatriaene . 
4.  Theneopsis nn Zitt. sp. aus der Quadraten-Kreide von Oberg. Orthotrisaene . 


Familie Geodiidae Sollas 
5.  Geodiopsis cretacea Schrm. aus dem Quadraten-Senon von Oberg. Protriaene 


Familien Stellettidae Sollas, Theneidae Lendenfeld oder Geodiidae Sollas 
6a u. 6b. Langschäftige Dichotriaene. Fig. 6a nach Megaskleren von Oberg, 6b von Misburg u 
7—10. Protriaene, Orthotriaene und Anatriaen. Fig. 7, 9 u. 10 aus dem Quadraten-Senon von Oberg; Fig. 5 aus dem 
Mukronaten-Senon von Misburg. (Aus Ortmannia-Knollen) 


Megasklere von erloschenen Monaxonia- und Tetraxonia-Gruppen 
ll.  Atractophora armata Schrm. aus dem Mukronaten-Senon von Misburg. (Amphioxe) 
12. Cricodichotriaene und Trachelotriaene aus dem Quadraten-Senon von Oberg . 
13.  Cricostyle aus dem Quadraten-Senon von Oberg . 


. 14.  Cricoprotrisene, Cricostyle und Protriaene aus dem Mukronaien'sängn von Misburg. (Ortmannia-Knollen) 
Fig. 


15.  Trachelotriaene aus dem Mukronaten-Senon von Misburg. (Ortmannia-Knollen) . Ei 
Sämtliche Figuren in Ilfacher Vergrößerung nach bei auffallendem Licht angefertigten Hlkronhotderanklschen 
Aufnahmen des Verfassers. (Mit achromatischem Objektiv 00 und komplanatischem Okular 3 von R. Winkel) 


Erklärung von Tafel X 


(Megasklere und Mikrosklere von Hexaktinelliden) 


1, 2, 3, 5. Schaftstücke von Basalia (Ankernadeln) „Iyssaciner“ Hexaktinelliden. (Quadraten-Senon von Oberg, X 58) 

4. Strahl-Fragment eines großdornigen hypodermalen Pentaktins. (Mukronaten-Senon von Misburg, X 58). 

6. Fragment der dornigen Hülle eines hypodermalen Pentaktins. (Mukronaten-Senon von Misburg, X 58). ; 

7—12. Basalia und untere Enden von Basalia. (Fig. 7, 8, 9, 12 von Misburg; n 10, 11 von Oberg; Fig. 12: x 11, 
alle anderen X 58) ä 

13. Hypodermale Pentaktine mit ziatien: Strahlen. (Mukronaten-Senon. von nn Misburg, x m. = 

14. Strahl-Fragment eines kleindornigen hypodermalen Pentaktins. (Mukronaten-Senon von Misburg, X 8). 

15—18. Principalia (Hexaktine) von „Iyssacinen“ Hexaktinelliden. (Fig. 15 u. 18 von Misburg, X 29; Fig. 16 u. 17 eben- 
falls: von :Misburg,: X 11) 3-3. u Aa u. we ee a ei en RR a 

19 u. 20. Dornige dermale Pentaktine. (Fig. 19 aus dem  Quadraten-Senon von Oberg, Fig. 20 aus dem Mukronaten- 
Senon von Misburg, beide X 58) . . . » kn Ares 

21. Tetraktin mit dornigen Enden. Makronhien- Schon: von Misburg, x 58) 

22 u. 23. Diaktine. (Mukronaten-Senon von Misburg, X. 58) 

24. Dorniges Diaktin. (Quadraten-Senon von Oberg, X. 87) 

25 u. 26. Scopulae. (Quadraten-Senon von Oberg, X 87) 

27. Florula. (Mukronaten-Senon von Misburg, X 58) . 

28 u. 29. Scopulae. (Mukronaten-Senon von Misburg, X 58) . i 

30—35. Pinulae. (Fig. 30, 33, 34 aus dem Quadraten-Senon von Oberg; Fig. 31, 32, 35 aus den Mukronalen Sn 
von Misburg. Fig. 34: x 29, alle anderen X 58) a a ee een de ze 

Sämtliche Figuren nach mikrophotographischen Aufnalimen des Verlaers (Fig. 12, 13, 16, 17 bei auf- 

fallendem, alle anderen bei durchfallendem Licht.) 


Erklärung von Tafel XI 


(Mikrosklere von Hexaktinelliden) 


1—28. Amphidiske (Makramphidiske) aus der oberen Kreide. (Fig. 8, 11, 12, 16, 17, 21, 22, 24 u. 27 aus dem Quadraten- 
Senon von Oberg; alle anderen aus Ortmannia-Knollen des Mukronaten-Senons von Misburg) 


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158 Tafelerklärungen 


Fig. 29—34. Hemidiske. (Fig. 29 u. 33 aus Ortmannia-Knollen des Mukronaten-Senons von Misburg; Fig. 31, 32, 34 aus ne 
| dem Quadraten-Senon von Oberg) - - 2: 2 2: 2m m nn ren } 
Fig. 35. Discohexaster aus dem Quadraten-Senon von Oberg. Aergiößerung einer von Dr. Ortmann aeachen Aufriahime) : 22 
Fig. 36. Vier Discohexaster mit zentraler kugeliger Verdickung; aus Ortmannia-Knollen des Mukronaten-Senons von Misburg . 22 
Fig. 37. ?Strahl eines sehr großen Discohexasters aus dem Mukronaten-Senon von Misbug . -. . : 2 2 2 2 2 20. 22 
Fig. 38. Discohexaster aus dem Quadraten-Senon von Oberg . a ee eg 22 
Fig. 39. Parenchymales Discohexaktin aus dem a von Oberg . . . . . 22 
Fig. 40—52. Clavulae und Clavul-ähnliche Mikrosklere (Clavulide). (Fig. 40, 41, 44, 46, 9, 50 aus anal von 
Misburg; Fig. 42, 43, 47, 51, 52 aus dem Quadraten-Senon von Oberg) . . . ; 23 
Figur 35 in etwa 100facher Vergrößerung. Alle anderen Figuren in 58facher Vergrößerung nach bei dürch: 
fallendem Licht angefertigten mikrophotographischen Aufnahmen des Verfassers. (Mit Apochromat 25 mm und 
komplanatischem Okular 5 von R. Winkel.) 
Erklärung von Tafel XII 
Fig. 1. Gigantodesma aurita n. sp., Mukronaten-Senon von Misbug . . 2 2: 0m nn 62 
Fig. 2. Atractophora armata n. sp., Mukronaten-Senon von Misbug . . >: 2: m nn 76 
Fig. 3. Procaliapsis gemina n. sp., Quadraten-Senon von Glentorf . . . m m rennen. 144 
Fig. 4. Stelidium vermiculare n. sp., Mukronaten-Senon von Misburg . . » 2: : 2: 2m nn ih 
Fig. 5. Astrocladia nitida n. sp., Mukronaten-Senon von Misbug . . 2: 2: 2: 2m nn 56 
Fig. 6. Dactylotus auricularis n. sp., Mukronaten-Senon von Misbug . . » : 2: 2: m Er rennen iB 
Fig. 7. Heterostinia lobata n. sp., Mukronaten-Senon von Misburg - - - : : 2 2 m m m nn nn rn. 62 
Alle Figuren in natürlicher Größe. 
Erklärung von Tafel XIII 
Fig. 1. Pycnogaster texturatus n. sp., Quadraten-Senon von Oberg; natürliche Größe . » > 2: 0 nn een 31 
Fig. 2. Pycnogaster texturatus n. sp., Quadraten-Senon von Oberg; Diktyonalgerüst X8 . . 2 2 2 2 2 nn nee. 8l 
Fig. 3. Farreopsis diffusa n. sp., Mukronaten-Senon von Misburg; Diktyonalgerüst X 14. : 2 2m un ho nn 30 
Fig. 4. Orthodiscus fragilis n. sp., Mukronaten-Senon von Misburg; Oberfläche der Oberseite X 4 . . 2: 2 2 2 00a 26 
Fig. 5. Pachypegma macrostoma n. sp., Quadraten-Senon von Oberg; Außenseite in natürlicher Größe . . . : 2 20. 32 
Fig. 6. Pachypegma macrostoma n. sp., Quadraten-Senon von Oberg; Oberfläche der Außenseite X4 . . . 2 222 .2...8 
Fig. 7. Plinthosella gleba n. sp., Mukronaten-Senon von Misburg; natürliche Größe . . . . . 97 
Fig. 8. Axinella cretacea n. sp., Mukronaten-Senon von Misburg; Megasklere (Style und ielönmige Strongyle) X 58, Aueh 
fallendes: Licht u a: 2. 0 ee ee ee ee ee ee 328 
Erklärung von Tafel XIV 
Fig. 1. Ventriculites successor n. sp., aus dem Mukronaten-Senon von Misburg; Innenseite . . 2 2 2m nn 25 
Fig. 2. Cladodermia colossea Schrm., aus dem Mukronaten-Senon von Misburg . » 2: 2: 0 nn nn en ol 
Fig. 3. Mastophorus arboreus n. sp., aus dem Mukronaten-Senon von Misbug . . 2 2: non 94 
Fig. 4. Cladodermia gigas n. sp., aus dem Mukronaten-Senon von Misbug . . : 2: 2m nn 92 
Fig. 5. Cytoracea nidulifera Roem. sp., var. gleba nov. var., aus dem Quadraten Senon von Glentorf . . » 2. 2 22.00.14 
Fig. 6. Heterothelion angulatum Schrm., var. lobata nov. var., aus dem Emscher des Sudmerberges . . . . » . .2...2.....119 
Fig. 7. Plinthodermatium exile Schrm., aus dem Mukronaten-Senon von Misburg; Außenseite (Korrosions-Präparat) . . . . 129 


Fig. 4 in '/, nat. Gr., die anderen in ®/, nat. Größe. 


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PO) Goögle UNIVERSITY OF MICHIGAN 


Fig. 
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Fig. 10. 


Fig. 11. 


Fig. 
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Fig. 
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Tafelerklärungen 


Erklärung von Tafel XV 


Cladodermia melo n. sp., aus dem Quadraten-Senon von Gilentorf; Außenseite 
Cladodermia melo n. sp., aus dem Quadraten-Senon von Gilentorf; Längsschnitt . 


Sporadothelion dissipatum Schrm., var. angustata nov. var., aus dem Quadraten-Senon von Oberg 


Pseudoscytalia fastigiata Lee sp., aus dem Quadraten-Senon von Höver 
Paraspelaeum obductum n. sp., aus dem Mukronaten-Senon von Misburg 


Aulosoma bulbosa n. sp., aus dem Quadraten-Senon von Gilentorf 


Seliscothon verrucosum n. sp., aus dem Mukronaten-Senon von Misburg 
Leiophylium panniculosum n. sp., aus dem Quadraten-Senon von Höver . 
Cytoracea nidulifera Roem. sp., aus dem Quadraten-Senon von Gilentorf 
Amphistomium aequabile n. sp., aus dem Mukronaten-Senon von Misburg . 
Amphilectella erecta n. sp., aus dem Mukronaten-Senon von Misburg 

Fig. 11 in */, nat. Gr., die anderen in ®/, nat. Größe. 


Erklärung von Tafel XVI 


Orthodiscus fragilis n. sp., aus dem Mukronaten-Senon von Misburg; Außenseite 
Orthodiscus fragilis n. sp., aus dem Mukronaten-Senon von Misburg; Innenseite . 


Rhabdotum columna n. sp., aus dem Quadraten-Senon von Höver . 
Lophiophora sulcata n. sp., aus dem Mukronaten-Senon von Misburg . Ko 
Phyliodermia antiqua Schrm., var. secata nov. var., aus dem Quadraten-Senon von Misburg 


Polyrhipidium crista-galli n. sp., aus dem Emscher des Sudmerberges 


Ortmannia colligens n. sp., aus dem Mukronaten-Senon von Misburg 


Pachysalax sinuosa n. sp., aus dem Mukronaten-Senon von Misburg . 


Heterothelion heimburgense n. sp., aus den Heimburg-Mergeln . a de 
Chenendopora fungiformis Lamx. sp., var. angustata nov. var., aus dem MilionstenSendn von Misburg 


Alle Figuren in ®/, nat. Größe. 


Erklärung von Tafel XVII 
Lophiophora incrustans n. sp., aus dem Mukronaten-Senon von Misburg 
Cytoracea costata Schrm., var. alata nov. var., aus dem Emscher des Sudmerberges . 
Phyliodermia spinosa n. sp., aus dem Mukronaten-Senon aus Misburg . 


Leiohyphe solitaria n. sp., aus dem Emscher des Sudmerberges . 
Trachynotus auriculus n. sp., aus dem Mukronaten-Senon von Misburg 
Thecosiphonia excavata n. sp., aus dem Quadraten-Senon von Glentorf 


Astrolemma semiglobosa n. sp., aus dem Emscher des Sudmerberges . 
Loboptychium concavum n. sp., aus dem Mukronaten-Senon von Misburg 


Alle Figuren in ®/, nat. Größe. 


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Schrammen, Kieselspongien d. oberen Kreide v. Nordwestdeutschland Tafel I 





Lichtdruck von Albert Frisch, Berlin W 35 Verlag von Gebrüder Borntraeger, Leipzig 


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Schrammen, Kieselspongien d. oberen Kreide v. Nordwestdeuischland Ä Tafel Il 


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Schrammen, Kieselspongien d. oberen Kreide v. Nordwestdeutschland Tafel Il 


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Schrammen, Kieselspongien d. oberen Kreide v. Nordwestdeutschland Tafel IV 





Lichtdruck von Albert Frisch, Berlin W 35 Verlag von Gebrüder Borntraeger, Leipzig . 


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Schrammen, Kieselspongien d. oberen Kreide v. Nordwestdeutschland Tafel V 





Lichtdruck von Albert Frisch, Berlin W 35 Verlag von Gebrüder Borntraeger, Leipzig 


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Schrammen, Kieselspongien d. oberen Kreide v. Nordwestdeutschland Tafel VI 





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Schrammen, Kieselspongien d. oberen Kreide v. Nordwestdeutschland 


Tafel VII 





Lichtdruck von Albert Frisch. Berlin W 35 Verlag von Gebrüder Borntraeger, Leipzig 


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Schrammen, Kieselspongien d. oberen Kreide v. Nordwestdeutschland Tafel VII. 





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Schrammen, Kieselspongien d. oberen Kreide v. Nordwestdeutschland Tafel IX 





Lichtdruck von Albert Frisch. Berlin W 35 Verlag von Gebrüder Borniraeger, Leipzig 


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Schrammen, Kieselspongien d. oberen Kreide v. Nordwestdeutschland Tafel X 





Lichtdruck von Albert Frisch, Berlin W 35 Verlag von Gebrüder Borniraeger, Leipzig 


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Schrammen, Kieselspongien d. oberen Kreide v. Nordwestdeutschland Tafel XI 





Lichtdruck von Albert Frisch. Berlin W 55 Verlag von Gebrüder Borntraeger, Leipzig 


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Schrammen, Kieselspongien d. oberen Kreide v. Nordwestdeutschland Tafel Xll 


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Schrammen, Kırselspongien d. oberen Kreide v. Nordwesideutschland 


Lichidruck von Albert Irisch, Berlin W 5 


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Tafel Xi 





Verlag von Gebrüder Borntravgyr. Leipzig 


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Tafel XIV 


Nordwestdeutschland 


Schrammen, Kieselspongien d. oberen Kreide v. 


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Verlag von Gebrüder Borntraeger, Leipzig 


Lichtdruck von Albert Frisch, Berlin W 55 


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Schrammen, Kieselspongien d. oberen Kreide v. Nordwestdeutschland Tafel XV 





Lichtidruck von Albert Frisch. Berlin W 55 Verlag von Gebrüder Borntraeger, Leipzig 


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Lichtdruck von Alberı Frisch. Berlin W 35 


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Tafel XVI 


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Verlag von Gebrüder Borntraeger, Leipzig 


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Schramm. Kissispongen d oberen Kreide v. Nordwestdeutschland Tafel XVII 





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| Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin W 35 





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onographien zur Geologie und Palaeontologie, herausgegeben von Professor 
. Dr. W. Soergel-Tübingen. | | 
Serie I Heft 1: Die Ichthyosaurier des Lias und ihre Zusammenhänge von Professor Dr. F. Frhr. v. Huene, 


Mit 22 Tafeln. (VII u. 114 S.) 1922. In Quartformat. Geh. Goldmark 36.— 

Serie II Heft 1: Der Buntsandstein des badischen Schwarzwalds und seine Labyrinthodonten von Professor 
| Dr. E.Wepfer. Mit 1 Textfig. u. 18 Taf. (VIIlu. 1018.) 1923 Geh. Goldmark 24.— 
Heft 2: Der mittlere Jura im Hinterland von Daresalaam von Dr. E. Hennig, a. o. Professor a. d. Univ. 
Tübingen. Mit zahlreichen Tafeln, Unter der Presse 


Fortschritte der Geologie und Palaeontologie, hnerausg. von Prof. Dr. W. Soergel-Tübingen. 


Heft 1: Das Batholithenproblem von Professor Dr. Hans Cloos-Breslau. Mit 24 Figuren im Text. 
| IV u. 80 8.) 1923 | | Geh. Goldmark 3.— 
Heft 2: Die Stämme der Reptilien von Dr. Baron Nopcsa. Mit6 Taf. (IVu.210S.) 1923 Geh. Goldmark 15.— 
Heft 3: Die Gliederung der Erdrinde von Dr. $. v. Bubnoff, Privatdozenten a. d. Univ. Breslau. Mit 
20 Figuren im Text. (IV u. 848.) 1923 Geh. Goldmark 5.40 

Heft 4:; Angewandte Paläontologie und Geologie der Flachseegesteine und das Erzlager von Salzgitter 
von Dr. J. Weigelt, Privatdozenten an der Univ. Halle a. d.S. Mit 74 Figuren u. 14 Tafeln. 

(IV u. 128 S.) 1923 | Geh. Goldmark 6.75 

Heft 5: Diluviale Flußverlegungen und Krustenbewegungen von Dr. W. Soergel, Professor an d. Univ. 
| Tübingen. Mit 10 Taf. u. 28 Fig. im Text. (VIII u. 388 5.) 1923 Geh. Goldmark 18.— 
Heft 6: Die tertiären Landoberflächen in Thüringen von Dr. B. von Freyberg, Privatdozenten a. d. Univ. 
Halle a.d.S. Mit 1 Tafel und 19 Figuren im Text. (IV u. 778.) 1923 Geh. Goldmark 4.50 

Heft 7: Das Devon in Schlesien und das Alter der Sudetenfaltung von Dr. E. Bederke, Privatdozenten 
an.d. Univ. Breslau. Mit 1 geol. Karte, 1 Textabbildung und 5 Abbildungen auf 2 Tafeln, 


| (VI u. 50 5.) 1924 } Unter der Presse 
Heft 8: Paläobiologische Betrachtungen über die fossile Pflanzenwelt von Professor Dr. W. Gothan. 
| Mit zahlreichen Textabbildungen. T Unter der Presse 


Heft 9: Die Schollen der norddeutschen Moräne in ihrer Bedeutung für die diluvialen Krustenbewegungen 
| von Dr. Georg Petersen, Privatdozenten a. d. Universität Kiel. Mit 1 Textabb. und 1 Tafel. 


In Vorbereitung befinden sich: | ' Unter der Presse 


Die mitteldeutschen Steinkohlen von Professor Dr. J. Weigelt, Privatdozenten an der Univ. Halle a.d. 8. 
- Magnetische Messungen im Flachland von Dr. Fr. Schuh, Privatdozenten an der Universität Rostock. 
. Der Fiysch am'Nordrand der Alpen von Dr. M. Richter, Privatdozenten an der Universität Bonn. 


Die oben angegebenen Preise der „Monographien“ und der „Fortschritte“ sind Vorzugspreise, die nur bei Abnahme 
von mindestens vier Heften Gülligkeit haben, Beim Kauf einzelner Hefte erhöht sich der Preis um 337, %- 


| Allgemeine Palaeontologie. Geologische Fragen in biologischer Betrachtung von Geh. Re- 


gierungsrat Professor Dr. Johannes Walther, Direktor des Geologischen Institutes der Universität 


| . Halle (Saale). Teil I—IIIl. (X u. 548 5.) 1919 Geh. Goldmark 33.— 
Die Fossilisation von Dr. W. Deecke, o. Professor der Geologie und Paläontologie an der Universität 
Freiburg i. Br. (VIII u. 216 5.) 1923 Geh. Goldmark 12.— 


Phytopaläontologie und Geologie von Dr. w. Deecke. (IV u. 97 5.) 1922' Geh. Goldmark 4.50 


Palaeozoologisches Praktikum von Protessor Dr. Ernst Frhr. Stromer von Reichenbach. Mit 
6 Textabbildungen. (VII u. 104.5.) 1920 Leicht kart. Goldmark” 3.— 


Palaeobotanisches Praktikum von Get. Bergrat Professor Dr. H. Potonie und Professor 


Dr. W. Gothan. Mit je einem Beitrag von Dr. J..Stoller und A. Franke. Mit 14 Textabbildungen. 
(VIH u. 1528.) 1913 | Geb. Goldmark 6.— 


Lehrbuch der Palaeobotanik mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse des Geologen 
von Geh. Bergrat Professor Dr. H. Potonie. Zweite Auflage, nach dem Tode des Verfassers bearbeitet 


von Professor Dr, W. Gothan, Dozent an der Technischen Hochschule Charlottenburg. Mit 326 Text- 
abbildungen. (VII u. 573 S.) 1922 (seb. Goldmark 33.— 


Ausführliche Verlagsverzeichnisse kostenfrei 





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